Betonschiffe und "Transporterflotte Speer"
- Deichgraf (†)
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Betonschiffe und "Transporterflotte Speer"
Während des WW2 wurden aus mehrerlei Gründen Betonschiffe hergestellt. Meines Wissens nach war keines der Schiffe länger als 50 m. Zumindest einige dieser Schiffe sollte zur "Transporterflotte Speer" gehören, u.a. das Motorschiff "Treue", das heute als Museumsschiff in Bremen liegt.
Hat jemand darüber hinausgehende Informationen zur "Transporterflotte Speer" und zum Thema "Bau und Einsatz von Betonschiffen"?
Hat jemand darüber hinausgehende Informationen zur "Transporterflotte Speer" und zum Thema "Bau und Einsatz von Betonschiffen"?
Bis dann
Deichgraf
Deichgraf
moin jürgen,
soweit ich mich erinnere steht/stand im deutschen schifffahrtsmuseum (sind die drei "f" so eigentlich richtig ) bremerhaven ein betonrumpf....hatte glaube ich in etwa die größe einer schute...und eine erstaunlich geringe wandstärke...nur so als hinweis
Holger
ps: guckst du hier.... http://www.ms-treue.de/
(oder kanntest du diese site schon??)
soweit ich mich erinnere steht/stand im deutschen schifffahrtsmuseum (sind die drei "f" so eigentlich richtig ) bremerhaven ein betonrumpf....hatte glaube ich in etwa die größe einer schute...und eine erstaunlich geringe wandstärke...nur so als hinweis
Holger
ps: guckst du hier.... http://www.ms-treue.de/
(oder kanntest du diese site schon??)
Moin erstmal!
Im Lübecker Klughafen liegt noch ein komplettes Betonschiff und wird als Disco genutzt. Bis vor ca. 8 Jahren lag das Teil direkt am Holstentor und nannte sich Riverboat. Nach einem Besitzerwechsel erfolgte die Verlegung und ein Namenswechsel (leider weiß ich nicht mehr, wie sich der Kahn heute nennt).
Gruß
Lacky
Im Lübecker Klughafen liegt noch ein komplettes Betonschiff und wird als Disco genutzt. Bis vor ca. 8 Jahren lag das Teil direkt am Holstentor und nannte sich Riverboat. Nach einem Besitzerwechsel erfolgte die Verlegung und ein Namenswechsel (leider weiß ich nicht mehr, wie sich der Kahn heute nennt).
Gruß
Lacky
Mut ist oft ein Mangel an Einsicht, während Feigheit nicht selten auf guten Informationen beruht - Sir Peter Ustinov
Betonschiff Capella in Rostock
Auch wenn die Bremer behaupten, ihre MS Treue wäre das letzte seiner Art:
eines liegt noch in Rostock, auch wenn es mehr nach Beton aussieht und nicht so schön (?) bunt ist.
http://home.t-online.de/home/Nautikclub ... apella.htm
Und soweit ich mich erinnern kann, soll irgentwo in der Wismarer Bucht noch ein Rumpf zumindest bei Niedrigwasser sichtbar sein.
eines liegt noch in Rostock, auch wenn es mehr nach Beton aussieht und nicht so schön (?) bunt ist.
http://home.t-online.de/home/Nautikclub ... apella.htm
Und soweit ich mich erinnern kann, soll irgentwo in der Wismarer Bucht noch ein Rumpf zumindest bei Niedrigwasser sichtbar sein.
Betonschiff Wismar
Moin erstmal.
Das Betonschiff in der Wismar-Bucht liegt noch da.
Leider verrottet es immer stärker, da es auch so halbwegs abgesoffen ist.
Wenn man Richtung Insel Poel fährt, kann man es vom Ufer aus sehen.
Bis denne
Das Betonschiff in der Wismar-Bucht liegt noch da.
Leider verrottet es immer stärker, da es auch so halbwegs abgesoffen ist.
Wenn man Richtung Insel Poel fährt, kann man es vom Ufer aus sehen.
Bis denne
- Deichgraf (†)
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Moin
zumindest 2 weitere Wracks von Betonschuten in der Nähe von Kiel kann ich beisteuern. Ein Wrack liegt ca.100 meter vom Badestrand des Kieler Vorortes kitzeberg gut erkennbar im flachen Wasser (ca 1.50-2 meter wassertiefe) Das Wrack besteht aber nur noch aus Trümmerns, sie bei flachem Wasser vom Ufer aus erkennbar sind.
Das andere Wrack liegt in der Eckernförder Bucht (Südseite vor dem Ort Hohenhain) in 9 Meter Wassertiefe und ragt bis auf 2 Meter unter die Wasseroberfläche. Leider etwa 400-500 Meter vom Ufer und auch für Taucher nicht leicht zu finden.
Wenn jemand etwas über diese betonschuten weiß?? ich wäre interessiert an details...
Volker
zumindest 2 weitere Wracks von Betonschuten in der Nähe von Kiel kann ich beisteuern. Ein Wrack liegt ca.100 meter vom Badestrand des Kieler Vorortes kitzeberg gut erkennbar im flachen Wasser (ca 1.50-2 meter wassertiefe) Das Wrack besteht aber nur noch aus Trümmerns, sie bei flachem Wasser vom Ufer aus erkennbar sind.
Das andere Wrack liegt in der Eckernförder Bucht (Südseite vor dem Ort Hohenhain) in 9 Meter Wassertiefe und ragt bis auf 2 Meter unter die Wasseroberfläche. Leider etwa 400-500 Meter vom Ufer und auch für Taucher nicht leicht zu finden.
Wenn jemand etwas über diese betonschuten weiß?? ich wäre interessiert an details...
Volker
Ich hab was zu Betonschiffen...
Tach auch,
erst ein Mal nur ein Hinweis auf die tatsächlich schwimmenden Betonschiffe. Im "Köhlers Flottenkalender" waren mehrere Artikel hierüber verfasst. Ich muss meine Bände dazu durch forsten und einen Text dazu verfassen. Es kann jedoch ein paar Tage dauern, also einfach mal hier 'reinschauen und nicht verzweifeln.
Peter
erst ein Mal nur ein Hinweis auf die tatsächlich schwimmenden Betonschiffe. Im "Köhlers Flottenkalender" waren mehrere Artikel hierüber verfasst. Ich muss meine Bände dazu durch forsten und einen Text dazu verfassen. Es kann jedoch ein paar Tage dauern, also einfach mal hier 'reinschauen und nicht verzweifeln.
Peter
Tach auch,
Hier nun der erste Versuch über die Betonschiffe zu informieren. Ich habe versucht den nicht abgeschriebenen Text so zu „Papier“ zu bringen, dass er verständlich ist, scannen war leider nicht möglich. Teilweise habe ich den Text kräftig gekürzt, weil er rein schiffbauliche Daten enthält. Leider ist die Vorlage lückenhaft so dass sich hier noch einige Fragen auf tun. Ich werde versuchen noch mehr heraus zu bekommen, auch über die Schiffe die an der mecklenburgischen Küste lagen.
Betonschiffe aus deutscher Fertigung
Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde die Versorgung mit Rohstoffen für die Industrie mit jedem Moment angespannter. Ähnlich war es auch in der Zeit von 1914 – 1918. Viele der damals getroffenen Maßnahmen wurden jetzt aufgearbeitet und auch umgesetzt.
Unter anderem hatten einige Schiffbaufachleute zu der Zeit den Plan, den fehlenden Schiffsraum durch Neubauten aus Beton zu beschaffen. Es ging um eine mögliche Einsparung von etwa 60 % des Schiffbaustahls, um die Reduzierung der Arbeitsstunden und auch die Schaffung von Werftkapazität. Der Plan wurde zwar in die Tat umgesetzt brachte aber nicht die erhofften Ergebnisse.
Aufgrund dieser negativen Erfahrungen wurde 1938 der neu vorgeschlagene Betonschiffbau vorerst abgelehnt. Erst 1940 richtete das Reichsamt für Wirtschaftsausbau eine Versuchsstelle in Nussdorf bei Wien ein. Daraufhin wurde dann 1942 der Betonschiffbau in größerem Umfang für ein Tanker-Programm der Mineralölabteilung des Reichswirtschaftsministeriums aufgenommen.
Zwischen den Kriegen wurden immer wieder zaghaften Versuche unternommen, den herkömmlichen Stahlschiffbau durch Betonkonstruktionen zu ersetzen. Ein Ergebnis dieser Versuche ist der Eisenbetonschlepper des Schifffahrtsmuseums in Bremerhaven. Dieses Schiffchen diente hauptsächlich der Erforschung der Weiterleitung von den Schwingungen der Maschine auf den Schiffskörper. Der Motor war ein 25 PS starker Zweizylinder-Glühkopfmotor. Dieses Versuchsobjekt versah seinen Dienst rund 30 Jahre zur vollsten Zufriedenheit.
Die Schalenbauweise System Zeiß-Dywag (Anm. vielleicht Dywidag?) hatte im Stahlbetonbau eine längere Entwicklung hinter sich. Begonnen hatte dies mit dem Bau bekannter Planetariumskuppeln. Voraussetzung für diese Bauweise war dass die einzelnen Schalen durch die Aussteifungen frei von Biegungsmomenten gehalten wurden und ihre Beanspruchungen vorwiegend durch Druck und Zug in ihrer Fläche hervorgerufen wurden. Obwohl diese Bauweise große Gewichtseinsparungen gegenüber der Spantenbauweise erbrachte, war das Schiffskörpergewicht immer noch erheblich schwerer als beim herkömmlichen Eisenschiff. Es gelang jedoch in Zusammenarbeit mit den „Ost- und Mitteldeutschen Zementwerken“ aus den geeigneten Tonsorten ein Betonzuschlagmaterial in Form von Kies zu brennen, dessen Einzelkorn innen porös und außen mit einer wasserdichten, gesinterten Hülle versehen war. Durch die geringere Wichte dieses Korns ergab sich eine Gewichtsersparnis von rund 600 kg/m³ Beton.
Einen nicht unerheblichen Gewinn an Wirtschaftlichkeit versprach man sich durch die Herabsetzung des Reibungswiderstandes der Schiffswände. Erreicht wurde dieses durch die Anwendung einer strömungstechnisch günstigen Schiffsform und einer glatt verarbeiteten Außenhaut, die mit Hartputz versehen wurde, der zusätzlich noch geschliffen wurde. Dieser gehärtete Putz verhinderte außerdem zu fast 100 % den zu Leistungsabfall führenden Bewuchs.
Der größte Teil der im Krieg gebauten Betonschiffe waren Schalenkonstruktionen. Die Schiffe wurden kieloben gebaut und zu Wasser gelassen. Durch einseitige Lenzung oder mit einem Schwimmkran wurden sie dann aufgerichtet. Dieses Verfahren wurde bei Schiffen bis zu 6500 Tonnen Verdrängung erfolgreich angewendet.
Nach den Plänen des im Juli 1942 gebildeten Sonderausschusses Betonschiffbau des Haupthauschusses Schiffbau sollte die Flotte der Betonschiffe wie folgt aussehen:
1. Motortankschiffe von 3770 t Tragfähigkeit für die Hochseeschifffahrt
2. Dampffrachtschiffe von 3650 t Tragfähigkeit für die Hochseeschifffahrt
3. Flusskähne von 1000 t Tragfähigkeit für die Binnenschifffahrt
4. Küstenmotorschiffe (Kümos) von 300 t Tragfähigkeit für die Küstenschifffahrt
Da die Werften nicht mit diesem Bauprogramm betraut werden konnte, wurde die „Schalenbau K.G. Dr. Erich Lübbert“ gegründet, die den Auftrag für den Bau aller Schiffe übernahm. Im Auftrag dieser Gesellschaft führte die Firma „Dykerhoff & Widmann“ die Konstruktion und den Bau der Betonrümpfe durch. Der Bau fand grundsätzlich unter Aufsicht des „Germanischen Lloyd“ für den Bereich des Schiffbaus sowie einem Sachverständigen für Fragen des Stahlbetons statt.
Die Bauplätze für die obigen Typen 1 und 2 entstanden in Rügenwalde um Unterlauf der Wipper sowie in Varna/Bulgarien, der für den Schiffstyp 3 -mit vorgesehenem Fahrtgebiet Rhein und Donau- in Neuß/Rhein bzw. Neusatz/Donau und schließlich für den (Haupt-)Typ 4 in Ostswine/Ostsee, Larvik/Norwegen und Rotterdam in den Niederlanden.
RÜGENWALDE
In Rügenwalde nutzte man vorhandene Molen aus um die Baugrube vor der Ostsee zu schützen. Auf dem sandigen Westufer der Wipper wurde 1942 mit dem Bau der ersten Grube begonnen. Der gesamte Schiffskörper wurde auf 2 m hohen Böcken gefertigt. Erforderlich war dieses für die druckfeste Abdichtung der Luken und Maschinenschächte für die spätere Aufrichtung. Die Baunummer I wurde im Juni 1943 zu Wasser gelassen und wurde nach Stettin zur Endausrüstung geschleppt. Zum Ende dieses Baus wurde bereits mit dem Ausheben der zweiten Grube begonnen.
Schwierigkeiten bereitete auf dieser Werft der Antransport der Baumaterialien. Sämtliche Baustoffe mussten sehr umständlich per Bahn und anschließend per Binnenschiff zum Bauplatz transportiert werden.
Im Laufe des Jahres 1944 wurden auf dieser Werft zwei weitere Schiffe des Typs 2 zu Wasser gelassen und auch dort ausgerüstet. Hierzu wurde in Rügenwalde ein mehr provisorischer Liegeplatz eingerichtet, begünstig jedoch durch Bahnanschluss und einer vorhanden Maschinenfabrik. Arbeitskräfte mussten durch ein Kriegsgefangenlager gestellt werden.
Ein außer der Reihe gefertigtes Boot wurde ausgiebigen Sprengversuchen bis hin zum Knicken des Schiffsrumpfes unterzogen. Die dabei erwiesene Festigkeit stand der der Stahlschiffe in nichts nach.
In Rügenwalde wurden noch zwei weitere Schiffe des Typs 2 fertiggestellt, zwei halbfertige Rümpfe wurden nach 1945 gesprengt. Die fertigen Schiffe wurden von der sowjetischen Armee fortgeschafft. Über den Verbleib ist nichts bekannt.
Dieser Schiffstyp hatte eine Tragfähigkeit von 3650 t bei einer Verdrängung von 6570 t. Er hatte zwei tragende Decks, der Aufbau bestand aus Leichtbeton. Eine achtern liegende Dampfmaschine verlieh dem Schiff eine Dienstgeschwindigkeit von 10,5 kn. Die Länge betrug 90 m, die Breite 15 und der Tiefgang 6,5 m.
ANDERE BAUPLÄTZE
Ein weiteres Bauvorhaben betraf Fluss-Güterkähne mit einer Tragfähigkeit von 1160 t bei einer Länge von 80 m, einer Breite von 9,55 m und einem Tiefgang von 1,55 m.
Das wichtigste Bauvorhaben war die Fertigung kleiner Motor-Frachtschiffe für die Küstenfahrt. Die Schiffe waren 40,5 m lang, 7 m breit und hatten einen Tiefgang 2,87 m. Die Verdrängung betrug 627 t, die Tragfähigkeit 337 t. Verbaut wurden hier 18 m³ Schwerbeton sowie 78 m³ Leichtbeton mit einem gesamten Gewicht von 225 t. Das Schiff hatte zwei Laderäume. Die achtern liegende Maschine leistete 200 PS und verlieh dem Schiff eine Geschwindigkeit von 8 kn.
In Rotterdam wurden auf sechs Bauplätzen auf einer Kaimauer regelmäßig zwei Schiffsrümpfe pro Monat, insgesamt 24 Stück im Taktverfahren gebaut. Die Rümpfe wurden durch zwei Schwimmkräne ins Wasser gesetzt und dort durch einseitigen Hub gedreht. Die Ausrüstung erfolgte auf kleineren holländischen Werften. Neun von ihnen wurden schließlich in Dienst gestellt, über deren Verbleib aber nichts bekannt ist.
In Larvik wurden zwölf Rümpfe hergestellt, aber mangels Ausrüstungskapazität nicht vollendet. Sie sind nach Kriegsende mangels Interesse gesprengt worden. Das anfallende Material wurde beim Hafenbau verwendet.
DAS ENDE
Beim Herannahen der sowjetischen Armee Ende April 1945 wurden die fahrbereiten Beton-Schiffe aus dem Osten zu kleinen Gruppen mit anderen Schiffen in Richtung Westen in Marsch gesetzt. Schiffe ohne Maschine wurden nach Lübeck geschleppt.
Einem kleinen Verband der sich auf dem Weg aus der östlichen Ostsee nach Kiel befand, schlossen sich drei Betonschiffe auf dem Weg nach Schleswig-Holstein an. Dieser Verband wurde nachts durch einen Tieffliegerangriff aus einander gerissen, Ausfälle gab es jedoch nicht, alle Fahrzeuge trafen in Lübeck ein. Etliche hundert Flüchtlinge wurden auf dieser Reise transportiert. Die Betonschiffe lagen einige Monate im Lübecker Zollhafen, eine kurze Zeit auch in Lübeck-Gutmund. Nach dem die englische Besatzungsmacht kein Interesse an den „schwimmenden Steinen“ hatte, wurden sie an verschiedene Reedereien verkauft und teilweise sofort in Fahrt genommen. Diese kleine Schiffe sollten die ersten Vertreter der neuen deutschen Handelsflotte nach dem Zusammenbruch sein. Die Fahrzeuge sind lange auf der Ost- und Nordsee unterwegs gewesen.
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Peter
Hier nun der erste Versuch über die Betonschiffe zu informieren. Ich habe versucht den nicht abgeschriebenen Text so zu „Papier“ zu bringen, dass er verständlich ist, scannen war leider nicht möglich. Teilweise habe ich den Text kräftig gekürzt, weil er rein schiffbauliche Daten enthält. Leider ist die Vorlage lückenhaft so dass sich hier noch einige Fragen auf tun. Ich werde versuchen noch mehr heraus zu bekommen, auch über die Schiffe die an der mecklenburgischen Küste lagen.
Betonschiffe aus deutscher Fertigung
Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde die Versorgung mit Rohstoffen für die Industrie mit jedem Moment angespannter. Ähnlich war es auch in der Zeit von 1914 – 1918. Viele der damals getroffenen Maßnahmen wurden jetzt aufgearbeitet und auch umgesetzt.
Unter anderem hatten einige Schiffbaufachleute zu der Zeit den Plan, den fehlenden Schiffsraum durch Neubauten aus Beton zu beschaffen. Es ging um eine mögliche Einsparung von etwa 60 % des Schiffbaustahls, um die Reduzierung der Arbeitsstunden und auch die Schaffung von Werftkapazität. Der Plan wurde zwar in die Tat umgesetzt brachte aber nicht die erhofften Ergebnisse.
Aufgrund dieser negativen Erfahrungen wurde 1938 der neu vorgeschlagene Betonschiffbau vorerst abgelehnt. Erst 1940 richtete das Reichsamt für Wirtschaftsausbau eine Versuchsstelle in Nussdorf bei Wien ein. Daraufhin wurde dann 1942 der Betonschiffbau in größerem Umfang für ein Tanker-Programm der Mineralölabteilung des Reichswirtschaftsministeriums aufgenommen.
Zwischen den Kriegen wurden immer wieder zaghaften Versuche unternommen, den herkömmlichen Stahlschiffbau durch Betonkonstruktionen zu ersetzen. Ein Ergebnis dieser Versuche ist der Eisenbetonschlepper des Schifffahrtsmuseums in Bremerhaven. Dieses Schiffchen diente hauptsächlich der Erforschung der Weiterleitung von den Schwingungen der Maschine auf den Schiffskörper. Der Motor war ein 25 PS starker Zweizylinder-Glühkopfmotor. Dieses Versuchsobjekt versah seinen Dienst rund 30 Jahre zur vollsten Zufriedenheit.
Die Schalenbauweise System Zeiß-Dywag (Anm. vielleicht Dywidag?) hatte im Stahlbetonbau eine längere Entwicklung hinter sich. Begonnen hatte dies mit dem Bau bekannter Planetariumskuppeln. Voraussetzung für diese Bauweise war dass die einzelnen Schalen durch die Aussteifungen frei von Biegungsmomenten gehalten wurden und ihre Beanspruchungen vorwiegend durch Druck und Zug in ihrer Fläche hervorgerufen wurden. Obwohl diese Bauweise große Gewichtseinsparungen gegenüber der Spantenbauweise erbrachte, war das Schiffskörpergewicht immer noch erheblich schwerer als beim herkömmlichen Eisenschiff. Es gelang jedoch in Zusammenarbeit mit den „Ost- und Mitteldeutschen Zementwerken“ aus den geeigneten Tonsorten ein Betonzuschlagmaterial in Form von Kies zu brennen, dessen Einzelkorn innen porös und außen mit einer wasserdichten, gesinterten Hülle versehen war. Durch die geringere Wichte dieses Korns ergab sich eine Gewichtsersparnis von rund 600 kg/m³ Beton.
Einen nicht unerheblichen Gewinn an Wirtschaftlichkeit versprach man sich durch die Herabsetzung des Reibungswiderstandes der Schiffswände. Erreicht wurde dieses durch die Anwendung einer strömungstechnisch günstigen Schiffsform und einer glatt verarbeiteten Außenhaut, die mit Hartputz versehen wurde, der zusätzlich noch geschliffen wurde. Dieser gehärtete Putz verhinderte außerdem zu fast 100 % den zu Leistungsabfall führenden Bewuchs.
Der größte Teil der im Krieg gebauten Betonschiffe waren Schalenkonstruktionen. Die Schiffe wurden kieloben gebaut und zu Wasser gelassen. Durch einseitige Lenzung oder mit einem Schwimmkran wurden sie dann aufgerichtet. Dieses Verfahren wurde bei Schiffen bis zu 6500 Tonnen Verdrängung erfolgreich angewendet.
Nach den Plänen des im Juli 1942 gebildeten Sonderausschusses Betonschiffbau des Haupthauschusses Schiffbau sollte die Flotte der Betonschiffe wie folgt aussehen:
1. Motortankschiffe von 3770 t Tragfähigkeit für die Hochseeschifffahrt
2. Dampffrachtschiffe von 3650 t Tragfähigkeit für die Hochseeschifffahrt
3. Flusskähne von 1000 t Tragfähigkeit für die Binnenschifffahrt
4. Küstenmotorschiffe (Kümos) von 300 t Tragfähigkeit für die Küstenschifffahrt
Da die Werften nicht mit diesem Bauprogramm betraut werden konnte, wurde die „Schalenbau K.G. Dr. Erich Lübbert“ gegründet, die den Auftrag für den Bau aller Schiffe übernahm. Im Auftrag dieser Gesellschaft führte die Firma „Dykerhoff & Widmann“ die Konstruktion und den Bau der Betonrümpfe durch. Der Bau fand grundsätzlich unter Aufsicht des „Germanischen Lloyd“ für den Bereich des Schiffbaus sowie einem Sachverständigen für Fragen des Stahlbetons statt.
Die Bauplätze für die obigen Typen 1 und 2 entstanden in Rügenwalde um Unterlauf der Wipper sowie in Varna/Bulgarien, der für den Schiffstyp 3 -mit vorgesehenem Fahrtgebiet Rhein und Donau- in Neuß/Rhein bzw. Neusatz/Donau und schließlich für den (Haupt-)Typ 4 in Ostswine/Ostsee, Larvik/Norwegen und Rotterdam in den Niederlanden.
RÜGENWALDE
In Rügenwalde nutzte man vorhandene Molen aus um die Baugrube vor der Ostsee zu schützen. Auf dem sandigen Westufer der Wipper wurde 1942 mit dem Bau der ersten Grube begonnen. Der gesamte Schiffskörper wurde auf 2 m hohen Böcken gefertigt. Erforderlich war dieses für die druckfeste Abdichtung der Luken und Maschinenschächte für die spätere Aufrichtung. Die Baunummer I wurde im Juni 1943 zu Wasser gelassen und wurde nach Stettin zur Endausrüstung geschleppt. Zum Ende dieses Baus wurde bereits mit dem Ausheben der zweiten Grube begonnen.
Schwierigkeiten bereitete auf dieser Werft der Antransport der Baumaterialien. Sämtliche Baustoffe mussten sehr umständlich per Bahn und anschließend per Binnenschiff zum Bauplatz transportiert werden.
Im Laufe des Jahres 1944 wurden auf dieser Werft zwei weitere Schiffe des Typs 2 zu Wasser gelassen und auch dort ausgerüstet. Hierzu wurde in Rügenwalde ein mehr provisorischer Liegeplatz eingerichtet, begünstig jedoch durch Bahnanschluss und einer vorhanden Maschinenfabrik. Arbeitskräfte mussten durch ein Kriegsgefangenlager gestellt werden.
Ein außer der Reihe gefertigtes Boot wurde ausgiebigen Sprengversuchen bis hin zum Knicken des Schiffsrumpfes unterzogen. Die dabei erwiesene Festigkeit stand der der Stahlschiffe in nichts nach.
In Rügenwalde wurden noch zwei weitere Schiffe des Typs 2 fertiggestellt, zwei halbfertige Rümpfe wurden nach 1945 gesprengt. Die fertigen Schiffe wurden von der sowjetischen Armee fortgeschafft. Über den Verbleib ist nichts bekannt.
Dieser Schiffstyp hatte eine Tragfähigkeit von 3650 t bei einer Verdrängung von 6570 t. Er hatte zwei tragende Decks, der Aufbau bestand aus Leichtbeton. Eine achtern liegende Dampfmaschine verlieh dem Schiff eine Dienstgeschwindigkeit von 10,5 kn. Die Länge betrug 90 m, die Breite 15 und der Tiefgang 6,5 m.
ANDERE BAUPLÄTZE
Ein weiteres Bauvorhaben betraf Fluss-Güterkähne mit einer Tragfähigkeit von 1160 t bei einer Länge von 80 m, einer Breite von 9,55 m und einem Tiefgang von 1,55 m.
Das wichtigste Bauvorhaben war die Fertigung kleiner Motor-Frachtschiffe für die Küstenfahrt. Die Schiffe waren 40,5 m lang, 7 m breit und hatten einen Tiefgang 2,87 m. Die Verdrängung betrug 627 t, die Tragfähigkeit 337 t. Verbaut wurden hier 18 m³ Schwerbeton sowie 78 m³ Leichtbeton mit einem gesamten Gewicht von 225 t. Das Schiff hatte zwei Laderäume. Die achtern liegende Maschine leistete 200 PS und verlieh dem Schiff eine Geschwindigkeit von 8 kn.
In Rotterdam wurden auf sechs Bauplätzen auf einer Kaimauer regelmäßig zwei Schiffsrümpfe pro Monat, insgesamt 24 Stück im Taktverfahren gebaut. Die Rümpfe wurden durch zwei Schwimmkräne ins Wasser gesetzt und dort durch einseitigen Hub gedreht. Die Ausrüstung erfolgte auf kleineren holländischen Werften. Neun von ihnen wurden schließlich in Dienst gestellt, über deren Verbleib aber nichts bekannt ist.
In Larvik wurden zwölf Rümpfe hergestellt, aber mangels Ausrüstungskapazität nicht vollendet. Sie sind nach Kriegsende mangels Interesse gesprengt worden. Das anfallende Material wurde beim Hafenbau verwendet.
DAS ENDE
Beim Herannahen der sowjetischen Armee Ende April 1945 wurden die fahrbereiten Beton-Schiffe aus dem Osten zu kleinen Gruppen mit anderen Schiffen in Richtung Westen in Marsch gesetzt. Schiffe ohne Maschine wurden nach Lübeck geschleppt.
Einem kleinen Verband der sich auf dem Weg aus der östlichen Ostsee nach Kiel befand, schlossen sich drei Betonschiffe auf dem Weg nach Schleswig-Holstein an. Dieser Verband wurde nachts durch einen Tieffliegerangriff aus einander gerissen, Ausfälle gab es jedoch nicht, alle Fahrzeuge trafen in Lübeck ein. Etliche hundert Flüchtlinge wurden auf dieser Reise transportiert. Die Betonschiffe lagen einige Monate im Lübecker Zollhafen, eine kurze Zeit auch in Lübeck-Gutmund. Nach dem die englische Besatzungsmacht kein Interesse an den „schwimmenden Steinen“ hatte, wurden sie an verschiedene Reedereien verkauft und teilweise sofort in Fahrt genommen. Diese kleine Schiffe sollten die ersten Vertreter der neuen deutschen Handelsflotte nach dem Zusammenbruch sein. Die Fahrzeuge sind lange auf der Ost- und Nordsee unterwegs gewesen.
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Peter