Autobahn Hamburg - Lübeck als Sammestelle für Fahrzeuge nach dem Krieg

Verkehrsgeschichte - Straßen, Autobahnen und sonstige Straßenverkehrs-Bauwerke
vonBommel
Forenuser
Beiträge: 7
Registriert: 08.01.2013 14:46
Ort/Region: Hamburg

Autobahn Hamburg - Lübeck als Sammestelle für Fahrzeuge nach

Beitrag von vonBommel » 09.01.2013 23:16

Hallo,
mein angeheirateter englischer "Onkel" hat damals die Fahrzeuge, die Deutschland als Reparationszahlungen an England zahlen muste, von der A1 in den Hamburger Hafen "gefahren".
Ich möchte Euch anbieten eure Fragen an meinen Onkel weiterzuleiten, ich würde es gut finden wenn Ihr mir die Fragen als PM schicken könntet.

Ich werde die Fragen hier Sammeln und diesen Text dann jeweils auf die neuen Fragen und Antworten anpassen.

MfG
vonBommel
Zuletzt geändert von vonBommel am 09.01.2013 23:19, insgesamt 1-mal geändert.

vonBommel
Forenuser
Beiträge: 7
Registriert: 08.01.2013 14:46
Ort/Region: Hamburg

Beitrag von vonBommel » 09.01.2013 23:17

:megawut: P L A T Z H A L T E R :megawut:

Kaserne
Forenuser
Beiträge: 79
Registriert: 18.01.2010 11:16
Ort/Region: Hamburg
Kontaktdaten:

Beitrag von Kaserne » 10.01.2013 23:34

Moin,

nun bin ich verbüfft :?: Denn wo sollen deutsche Beutefahrzeuge 1945 in Mengen hergekommen sein? Die meisten deutschen Fahrzeuge sind wohl in Rußland "entsorgt" worden.

So wie Zeitzeugen berichten, z.B. seinerzeit mein Vater standen dort "ausländische" Fahrzeuge auf der Autbahn.
Unter dem Link http://www.baor-locations.org/17VehCoyRASC.aspx.html ist detailiert aufgeführt, in welcher Menge wohin später die Fahrzeuge abschoben worden sind. Evtl ist das gemeint, Fahrzeuge in den Hafen fahren?
Grüße
Thomas

1974 Gefreiter, 1982 Meister, 2001 Opa
Für was hätte ich dann ein Abi gebraucht?

petzolde
Forenuser
Beiträge: 2103
Registriert: 05.09.2004 14:03
Ort/Region: Münster

Beitrag von petzolde » 11.01.2013 00:05

Nur zum Vergleich und zur Orientierung:
Wie viele (Ketten-) Panzer hat die Bundeswehr heute ?
Und wie viele Rad-Fahrzeuge (PKW, LKW, ggf auch Krad) ?
gruß EP

hollihh
Forenuser
Beiträge: 1443
Registriert: 12.09.2005 20:53
Ort/Region: Hamburg

Beitrag von hollihh » 11.01.2013 00:57

Moin,

das sehe ich genauso - es geht wohl mehr um den eigenen (britischen und US) Krempel..
Ich denke mal die "Reste" dürften den Bestand von 80.000 (von soviel Fahrzeugen war in einem anderen Beitrag die Rede) kaum mehr erreicht haben..

Das ROAC (Royal Army Ordonance Corps), eine Nachschub- und Instandsetzungseinheut, hatte den Auftrag, die Fahrzeuge der Besatzungsmächte abzuwickeln.
75 Meilen zwischen Sottrum und Bad Oldesloe wurden im Mai 46 genutzt.
Wenn ich es richtig verstanden habe, waren es im Dezember 46 knapp 51.000 Fahrzeuge, von denen im Dez 47 die Hälfte abgewickelt war..

vonBommel
Forenuser
Beiträge: 7
Registriert: 08.01.2013 14:46
Ort/Region: Hamburg

Re: Autobahn Hamburg - Lübeck als Sammestelle für Fahrzeuge

Beitrag von vonBommel » 12.01.2013 01:55

vonBommel hat geschrieben: Ich werde die Fragen hier Sammeln und diesen Text dann jeweils auf die neuen Fragen und Antworten anpassen.
Leider kann ich meinen Beitrag nicht editieren :schimpf:

Somit muß ich nun leider die Fragen und Antworten hier aufschreiben.

Folgende Fragen wurden/habe ich meinem Onkel gestellt:

- wie viele Fahrzeuge standen auf der A1 ?
- was für Fahrzeuge standen auf der A1 ?
- von wo bis wo standen die Fahrzeuge ?
- wie haben die Fahrzeuge auf der A1 gestanden (sortiert?, in einer / zweier / dreier Reihe)?
- wo im Hamburger Hafen wurden sie verladen ?
- wie viele Schiffe haben den Hafen täglich verlassen ?
- wo sind die Fahrzeuge ausgeladen worden ?
- wie hieß deine Einheit die das gemacht hat und hat nur deine Einheit die Fahrzeuge von der Autobahn geholt ?
- wann habt "ihr" angefangen und wann wart "ihr" fertig ?
- sind auch von Lübeck schiffe gefahren ?
- hast Du Fotos von der A1?

Die Antworten lauten wie folgt: (in Aufsatzform)

Ich war von 1947 bis 1950 in der Litzmann Kaserne in Hamburg Horn stationiert, ich war in der 1 4 3 Tansit Vehicle Kompanie.
Als ich 1947 nach Hamburg kam waren schon viele Panzer und LKW nach England verschifft worden, als ich Hamburg 1950 verlassen muste sind immer noch Panzer und LKW nach England gebracht worden. Die Offiziere sprachen davon das es wohl an die 80.000 Fahrzeuge sein werden wenn alle weg geschafft worden sind. Auch zu meiner Zeit wurden immer noch neue alte Panzer, Fahrzeuge und Geräte gebracht, z.B. aus Celle oder Soltau. Die Fahrzeuge sind aus allen "unseren" besetzten Gebieten gekommen und es waren fast ausschließlich Militärfahrzeuge. Es waren aber nicht nur deutsche sondern auch englische, russische, französische usw. "Wir" haben ALLES nach England gebracht was man gebrauchen oder einschmelzen konnte. Die Panzer und Waffen wurden eingeschmolzen, die funktionstüchtigen LKW an Speditionen in England verkauft. Es waren immer die drei gleichen Schiffe die für den Transport von Hamburg nach Tilbury zuständig waren; die Empire Celtic, die Empire Baltic und von dem Dritten habe ich den Namen vergessen. Die Schiffe haben auf der Veddel am Togokai gelegen, wir haben die Fahrzeuge von der Stoltenstraße über die Sievekingsalle, Hammer Landstraße und Berliner Tor zur Veddel gebracht. Ich habe an einem Tag 2-3 Fahrzeuge zur Veddel bringen können. Auf ein Schiff gingen 40 bis 50 Panzer und ein paar LKW und PKW. Die Schiffe waren meist mehrere Tage unterwegs und sind mit neuen Panzern und Material für uns wiedergekommen. Einige kleinere und leichtere englische Panzer, die noch selber fahren konnten, haben wir zum Güterbahnhof nach Wandsbek gebracht, die sind mit dem Zug nach Belgien oder Holland gebracht worden (glaube ich). Die Fahrzeuge haben in drei Zweierreihen auf der eingezäunten Autobahn gestanden. Wir haben die Fahrzeuge schräg im Fischgräten"muster" in ca. 500m langen Zweierreihen aufgestellt, dann haben wir eine Lücke gelassen damit wir nicht ganz bis nach Lübeck fahren musten um zu drehen. Wir haben den Autobahnabschnit 0-15km als "Verladezone" genutzt, für die Abschnitte 15-30km usw. waren andere Einheiten zuständig, diese haben die Fahrzeuge jeweils durch "ihren" Abschnitt Transportiert. Wenn wir Wache gehen musten, hatten wir immer 24 Stunden Schichten und jeder hatte ca. einen Kilometer abzulaufen, danach hatten wir 48h frei. Je weiter du am Ende laufen mustest um so gefährlicher war der Dienst. Wir hatten immer Angst das man uns Überfallen würde und uns die Waffen klauen würde. Es waren keine Deutschen vor den wir Angst hatten, es waren die ..... und die ......, eigentlich Verbündete aber es waren wohl eher ehemalige Kriegsgefangene als ordentliche Soldaten. Mir ist aber nie etwas passiert oder erzählt worden das was passiert ist, zu mindestens nicht auf der Wache. Wir habe uns oft bei der Arbeit mit den Fahrzeugen verletzt, weil wir mit einfachen Mitteln versucht haben die Fahrzeuge zu bewegen. Einmal haben wir ein dickes Kantholz genommen und versucht einen Panzer mit einem anderen Panzer zu schieben, dabei ist das Holz gebrochen und der Kammerad zwischen den Panzern eingeklemmt worden.


n. HL Mitte n. HH
]./ \........\ /....../ \.[
]./ \........\ /....../ \.[
]./ \........\ /....../ \.[
]./ \........\ /....../ \.[
]./ \........\ /....../ \.[
]./ \........\ /....../ \.[
]./ \........\ /....../ \.[
]./ \........\ /....../ \.[
]./ \........\ /....../ \.[
]./ \........\ /....../ \.[
]./ \........\ /....../ \.[
]./ \........\ /....../ \.[
]./ \........\ /....../ \.[
]./ \........\ /....../ \.[
].........................[
].........................[
].........................[
]./ \........\ /....../ \.[
]./ \........\ /....../ \.[
]./ \........\ /....../ \.[
]./ \........\ /....../ \.[
]./ \........\ /....../ \.[
]./ \........\ /....../ \.[
]./ \........\ /....../ \.[
]./ \........\ /....../ \.[
]./ \........\ /....../ \.[
]./ \........\ /....../ \.[
]./ \........\ /....../ \.[
]./ \........\ /....../ \.[
]./ \........\ /....../ \.[
]./ \........\ /....../ \.[
].........................[
].........................[
].........................[

Benutzeravatar
MikeG
Administrator
Beiträge: 8755
Registriert: 07.05.2002 14:38
Ort/Region: Bispingen
Kontaktdaten:

Beitrag von MikeG » 12.01.2013 02:18

Moin!

Herzlichen Dank - das hört sich doch schon sehr, sehr interessant an!

Mich würde die ganz exakte Bezeichnung der Einheit noch sehr interessieren - die genannte schein nicht komplett, es fehlt die überordnete Einheit, zu der diese Kompanie gehörte. Ideal wäre die vollständige, hierarchische Einordnung. Mit dieser wäre eine Suche im britischen Nationalarchiv in Kew relativ erfolgversprechend - die meisten Militärakten sind dort nicht thematisch, sondern über die Einheit (bzw. übergeordnete Dienststellen) auffindbar.

Mike

vonBommel
Forenuser
Beiträge: 7
Registriert: 08.01.2013 14:46
Ort/Region: Hamburg

Beitrag von vonBommel » 13.01.2013 02:37

MikeG hat geschrieben:Moin!

Mich würde die ganz exakte Bezeichnung der Einheit noch sehr interessieren - die genannte schein nicht komplett, es fehlt die überordnete Einheit, zu der diese Kompanie gehörte.
Mike
Hallo Mike,
hier die original Antwort von meinem Onkel:

Von 1947 bis September 1949 17 Vehicle Battalion. 175 Transit Vehicle Coy RAOC. BAOR dann Sept 1949 bis Sept 1950 14 Veh.Battalion. 143 Transit Vehicle Coy. RAOC ( Royal Army Ordnance Corps ) BAOR. The RASC Royal Army Service Corps, war nur fur der Kaserne zu benutzen fur truppen transportieren und lebensmittel holen usw. vielleicht 40 –50 soldaten.

Güße

hollihh
Forenuser
Beiträge: 1443
Registriert: 12.09.2005 20:53
Ort/Region: Hamburg

Beitrag von hollihh » 13.01.2013 22:16

Moin,

das steht eigentlich alles in dem Link von Kaserne drin... :mrgreen:

Gruß

Holli

Benutzeravatar
FW.200 Condor
Forenuser
Beiträge: 103
Registriert: 03.03.2004 23:41
Ort/Region: bei Hamburg

Beutefahrzeuge nach dem Krieg

Beitrag von FW.200 Condor » 21.01.2013 00:28

Moin moin,
Es hatte wohl doch bedeutende Mengen an Beutefahrzeugen bei Kriegsende gegeben. Unter www.luftfahrtspuren.de/kaki.htm wird ein Fahrzeugpark erwähnt, in dem unter britischer Kontrolle ca. 20.000 Beutefahrzeuge angesammelt wurden. Ein kleinformatiges Luftbild davon ist auch zu sehen. Diese wurden auf dem vormaligen Fliegerhorst Kaltenkirchen verwahrt. Der Fahrzeugpark wurde dann bis 1950 wieder völlig aufgelöst. Was aus den Fahrzeugen wurde, steht dort leider nicht.
Gruß,

FW200 >Condor<

Antworten