Interessante Funde im BA-Findmittelverzeichnis

Depots, Tanklager, Munitionsniederlagen, Versorgungs- und Nachschub-Infrastruktur des Militärs
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MikeG
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Interessante Funde im BA-Findmittelverzeichnis

Beitrag von MikeG » 11.04.2007 20:06

Moin!

Beim Stöbern im Findmittelfundus des Bundesarchivs stieß ich auf ein paar Sachen:

Für den Anfang: Interessant zu unserem Dauerbrenner „Unterirdische Flugplätze“ ist
BW 1 / 24810 Untertageanlagen zur Lagerung von Flugzeugen und Vorräten


BW 1/83508 und 83509: Erprobungsstelle Pionier Gebirgsplatz Reiteralpe, Erprobungsstelle 52 der Bundeswehr - Oberjettenberg - Bandfolge: Reiteralpe, Erprobungsstelle 52 der Bundeswehr für Pionier- und allgemeines Truppengerät, Untertageversuchsanlage.- Baumaßnahmen

Was für eine „Untertageversuchsanlage“?


BW 1 / 30146: Engter.- Neubau eines Unterkunftsbereiches für das Untertage-Spezialdepot der Luftwaffe "Schmittenhöhe"

„Untertage Spezialdepot“? Was ist denn da so speziell?


BW 1 / 29484 Datzeroth, Mischdepot "Untere Wied".- Errichtung eines unterirdischen Depots im Naturpark Rhein-Westerwald
und
BW 1 / 29507 Nassau.- Planung eines unterirdischen Mischdepots "Lahn" im Naturpark Nassau ( Mühlbachtal )

Datzeroth? Nassau? Was ist bzw. war da bitte?


BW 1 / 32933 Hörre bei Raumland, ehemalige Schiefergrube.- Ausbau zu einem unterirdischem Betriebsstoffdepot (POL) 1962-1967

Das ist was für Leif ...


Disclaomer: Nein, Rick, ich habe dies wirklich nicht gepostet, um Dich „unverfänglich zu motivieren“, wirklich nicht! Ich war eigentlich generell auf der Suche nach „verdächtig klingenden“ Akten, die eben nicht in Freiburg liegen (z.B. BMI) und bin beim Suchen halt auch auf diese gestoßen.

Mike

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Red Baron
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Re: Interessante Funde im BA-Findmittelverzeichnis

Beitrag von Red Baron » 12.04.2007 07:24

MikeG hat geschrieben:Moin!

BW 1/83508 und 83509: Erprobungsstelle Pionier Gebirgsplatz Reiteralpe, Erprobungsstelle 52 der Bundeswehr - Oberjettenberg - Bandfolge: Reiteralpe, Erprobungsstelle 52 der Bundeswehr für Pionier- und allgemeines Truppengerät, Untertageversuchsanlage.- Baumaßnahmen

Was für eine „Untertageversuchsanlage“?

Mike
Ein wesentlicher Meilenstein in der Entwicklung der WTD 52 war der Bau des Infrastrukturabschnitts Untertage-Anlage. Seinerzeit waren die Planungen der Bundeswehr danach ausgerichtet, nur unterirdische Depots zu errichten, die Luftangriffen widerstehen müssen. Der bei der WTD 52 vorhandene Gebirgsstock bot sich an, ein kleines Musterdepot zu errichten, um neue Bautechnologien und -prinzipien zu erproben. Im Laufe der Jahre wurde das Stollensystem durch neue Sprengstollen, Sonderprüfstände und Druckstoß-Simulatoren mehrfach erweitert. Baubeginn war 1962.

Der Large Blast Simulator (LBS) ist ein 110 m langer Tunnel mit einem Querschnitt von ca. 75 m². Er nutzt 100 mit Druckluft aufgefüllte Stahlflaschen am Tunnelende zur Generierung eines Luftstoßes und simuliert die Blastwirkung von konventionellen und nuklearen Waffen. Aufgrund seiner Abmessungen können im LBS viele Waffensysteme im Originalmaßstab hinsichtlich ihrer Verwundbarkeit getestet und evaluiert werden.

Gruss

Andreas

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Beitrag von Björn » 12.04.2007 13:00

Red Baron hat ja schon einen groben Überblick gegeben. Auf der Homepage des BWB bzw. der WTD 52 kann man noch mehrere Antworten finden. Auch die außerhalb (im Tal) und oberhalb (auf der Reiteralpe) liegenden Bereiche sind sehr interessant. Verbunden ist das ganz durch eine bundeswehr-eigene Seilbahn. Ich hatte mal die Gelegenheit, einen kleinen (eher winzigen) Einblick in die drei (zählt man die Rheinmetall-Liegenschaft dazu sind es vier) Bereiche zu nehmen.

Die Reiteralpe dient darüber hinaus auch als Hochgebirgsübungsplatz für die deutschen Gebirgsjäger und als gemeinsames Ausbildungszentrum für Bundeswehr und Bergwacht und andere Organisationen (SAR-Ausbildung, Lawinensprengung, usw...).

Wenn alles nicht so furchtbar aktiv und geheim wäre, könnte man glatt einen eigenen Thread zu Oberjettenberg aufmachen. Aber hütet euch davor :-))

HW (†)
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Beitrag von HW (†) » 12.04.2007 18:19

Datzeroth/Wied liegt ungefähr ostwärts von Königswinter am Rhein, hier ist mir aber nichts bekannt, außer einen Mob-Stützpunkt bei Bierth, zwischen Hennef und Eitorf.

Nassau an der Lahn, kenne ich, auch hier ist mir nichts bekannt. allerdings sind mir vor ca. 30 Jahren dort große Schieferberge aufgefallen, so als ob ein Gebirge ausgehöhlt wurde, aber wenn hier wirklich etwas war, dann wäre das bis heute bekannt. Der Mühlbach kommt von Richtung Süden = Nastätten und fließt in die Lahn. In grober Richtung ist das ehem. MunDp Dachsenhausen und das jetzt aufgegebene Materialdepot Gemmerich.

Schmittenhöhe gibt es auch bei Koblenz = Standortübungsplatz mit 2 Schießstandanlagen, 1 Materialdepot, 1 Betriebsstoffdepot, 1 Munitionsdepot, Hubschrauberlandeplatz etc., aber ich glaube, hier ist Mechernich in der Eifel gemeint, da soll es auch eine Schmittenhöhe geben und es gibt eine Untertageanlage, ehem. Luftwaffenversorgungsregiment 8.

Datzenroth und Nassau vermute ich nur "Planung".

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kuhlmac
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Re: Interessante Funde im BA-Findmittelverzeichnis

Beitrag von kuhlmac » 12.04.2007 18:38

MikeG hat geschrieben:Moin!

BW 1/83508 und 83509: Erprobungsstelle Pionier Gebirgsplatz Reiteralpe, Erprobungsstelle 52 der Bundeswehr - Oberjettenberg - Bandfolge: Reiteralpe, Erprobungsstelle 52 der Bundeswehr für Pionier- und allgemeines Truppengerät, Untertageversuchsanlage.- Baumaßnahmen

Was für eine „Untertageversuchsanlage“?

Mike
Im Grunde wurde alles schon soweit erklärt, aber ergänzend dazu sei noch erwähnt, dass es hier im Ruhrgebiet prinzipiell auch sowas gibt, d.h. man testet die besonderen Untertageverhältnisse, Haltbarkeit, Stollenprofil, Abstützung, alles unter großer Hitze und besonderen Drücken / Umweltbedingungen. Ggf. hat man da auch abgekuckt?
In solch einem Lehrstollen war ich mal mit der Grundschule (!) und da wird es einem schon ganz anders, schon damals war vieles von außen steuerbar, vor allem die Bewetterung, was ja ganz wichtig ist!

HW (†)
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Beitrag von HW (†) » 12.04.2007 18:50

Zu Datzenroth ist mir noch eingefallen, es liegt ja in der Nähe von Rengsdorf/Westerwald und in Rengsdorf ist die G 2/A 2 Schule der Bundeswehr 1956 aufgestellt worden und zwar im Haus Rheinhöhe (später dann in Bad Ems - Einzug Oktober 1958 - als Schule für Nachrichtenwesen der Bundeswehr 01.04.1959) . Rengsdorf war also für sehr kurze Zeit Bundeswehrstandort. Ggf. war im Bereich Rengsdorf bzw. Datzenroth noch mehr geplant..
Das Material aus dem S 4 Bereich der Schule in Bad Ems wurde ab April 1965 auf einer Insel in der Lahn, die mit Sicherheitszaun und Stacheldraht gesichert war, gelagert. In Nievern und Arzbach, alles in der Nähe von Bad Ems, hat es weitere Liegenschaften der Schule gegeben, die aber 1976 aufgegeben wurden. Und Nassau ist ja auch in der Nähe.

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