Gerüchte um Altlast / Sondermülldeponie Münchehagen

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Gast

Gerüchte um Altlast / Sondermülldeponie Münchehagen

Beitrag von Gast » 19.01.2006 18:33

Vielleicht kann sich hier jemand an die Altlast bzw. Sondermülldeponie Münchehagen erinnern oder weiss irgendjemand etwas davon ?

Die Deponie Münchehagen geriet in die Schlagzeilen und weitete sich in den 80ern und 90ern zum Skandal aus, da dort offensichtlich Stoffe eingelagert wurden, für die nie eine offizielle Genehmigung ausgesprochen wurde. Dort sind Chemieabfälle in flüssiger, fester und pastöser Form, in sogenannten Poldern zwischen 6 - 20m Tiefe, eingelagert worden, die zum Teil hochtoxisch sind. So z.B. Säuren, Laugen, Vinylchlorid, Sulfide Stoffe und auch 2,3,7,8 TCDD - Dioxin etc. Später gab es das grosse Fischsterben in der Ils, einem kleinen Flüsschen in der Nähe der Deponie. Auch ein ganzer Buchenhain an der Deponie ist abgestorben. Ursache dafür waren durchs Grundwasser ausgeschwemmte Toxine.
Irgendwann in den 80ern wurden in Münchehagen die höchsten Dioxinkonzentration festgestellt, die je gemessen wurden.
1976 passierte das Unglück in Seveso: http://de.wikipedia.org/wiki/Sevesoungl%C3%BCck. Nach den entsprechenden Kontaminierungsmassnahmen in Seveso sind einige Fässer mit abgetragenem Material verschwunden. Man vermutet, dass einige der Fässer auf dunklem Wege in diesem Deponiekörper gelandet sind.

Ab 1998 wurde damit begonnen den Deponiekörper mit einer undurchlässigen Schlitzwand zu umschliessen und Oberflächig abzudecken. Diese Massnahme wurde im Jahr 2001 abgeschlossen. Bis 2001 existierte die ALS - "Altlastensanierungsgesellschaft". Die Betriebsgebäude sind immer noch vorhanden, aber nicht mehr in Betrieb und das Gelände ist verlassen und eingezäunt. Selbst die Schwarz / Weiss - Schleuse ist noch da (Dekontaminierungsbereich). Also eigentlich ein "Lost Place", der immer noch da ist...

Ich selbst bin an dieser Sicherungsmassnahme beteiligt gewesen, da dort Verfahren zum Einsatz kamen, die auch in der Bohrindustrie verwendet werden. Ich kann mich sehr gut daran erinnern, wie wir dort teils unter schwersten Bedingungen (Schwere Schutzanzüge, Druckluftbeatmung etc.) arbeiten mussten, da das Gefährdungspotenzial sehr hoch war. Man musste Dekontaminiert werden, sobald man den sog. Schwarzbereich verlassen wollte, ebenso Fahrzeuge usw. Der TÜV hat die Dekontaminierungsmassnahmen überwacht und persönlich hat man unter ärztlicher Beobachtung gestanden.

Wir haben einige Geschichten dort zu hören bekommen und aus diesem Grunde interessiert es mich, ob jemand evtl. etwas über den Sachverhalt mit den Fässern aus Seveso weiss ? Oder kennt jemand ggf. noch weitere Geschichten ?

Ich such noch ein paar Bilder raus...


Falls jemand auf die Idee kommen sollte das Gelände zu sichtigen:
Ich rate davon ab das Gelände zu betreten, da vom Deponiekörper möglicherweise immer noch eine Gesundheitsgefährdung ausgehen kann.

Grüsse

petzolde
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Beitrag von petzolde » 19.01.2006 18:51

Jaja, war damals ein gewaltiges Projekt. Aber Hamburg-Georgswerder nicht minder, dort wurde - wenn die Informationen stimmen - mehrere hundert Mio DM/Euro vergraben. Zu der Zeit war "Altlasten-Euphorie" und gleichzeitig dafür auch viel Geld vorhanden. Ob das immer effizient eingesetzt wurde, kann man lange diskutieren.
Was mit den Seveso-Fässern wirklich passiert ist, läßt sich wohl nicht mehr klären. Und es scheint, daß auch keiner das wirklich will.

Grundsätzlich aber interessantes Thema:
Was hat man auf solchen Deponien nach Ende der Erdarbeiten an Einrichtungen zurückgelassen?
Will man das irgendwann wieder verwenden?
Oder war es nur kostengünstiger, die Dinge im sowieso eingezäunten Areal einfach stehen zu lassen?

gruß EP

Gast

Beitrag von Gast » 19.01.2006 23:21

petzolde hat geschrieben:Was hat man auf solchen Deponien nach Ende der Erdarbeiten an Einrichtungen zurückgelassen?
Will man das irgendwann wieder verwenden?
Oder war es nur kostengünstiger, die Dinge im sowieso eingezäunten Areal einfach stehen zu lassen?

gruß EP
Zurückgelassen wurden die Gebäude weitestgehend alle. Die Wache an der Zufahrt. Das Haupttor sowie das Dekontaminationshäuschen und die Fahrzeug - dekontaminationsanlage. Da wurden die Fahrzeuge unter Atemschutz gründlichst abgekärchert bevor sie wieder auf die Strasse durften. Das Medizinalgebäude steht auch noch.

Ich nehme an, dass es dort einfach aus Kostengründen belassen wurde.

Anbei Bilder von den Schutzanzügen und ein Luftbild !

Gruss
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Marek
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Re: Gerüchte um Altlast / Sondermülldeponie Münchehagen

Beitrag von Marek » 22.01.2006 22:56

ollo hat geschrieben:Nach den entsprechenden Kontaminierungsmassnahmen in Seveso sind einige Fässer mit abgetragenem Material verschwunden. Man vermutet, dass einige der Fässer auf dunklem Wege in diesem Deponiekörper gelandet sind.
Aus wikipedia:
"Die deutsche Bundesregierung beauftragte nach erfolgloser Suche den Top-Agenten Werner Mauss mit der Recherche nach dem Verbleib der Fässer. Am 19. Mai 1983 wurden die Fässer schließlich in einem ehemaligen Schlachthof im nordfranzösischen Dorf Anquilcourt-le-Sart gefunden und in die französische Kaserne Sissone gebracht."

Gast

Re: Gerüchte um Altlast / Sondermülldeponie Münchehagen

Beitrag von Gast » 24.01.2006 13:49

Marek hat geschrieben:
ollo hat geschrieben:Nach den entsprechenden Kontaminierungsmassnahmen in Seveso sind einige Fässer mit abgetragenem Material verschwunden. Man vermutet, dass einige der Fässer auf dunklem Wege in diesem Deponiekörper gelandet sind.
Aus wikipedia:
"Die deutsche Bundesregierung beauftragte nach erfolgloser Suche den Top-Agenten Werner Mauss mit der Recherche nach dem Verbleib der Fässer. Am 19. Mai 1983 wurden die Fässer schließlich in einem ehemaligen Schlachthof im nordfranzösischen Dorf Anquilcourt-le-Sart gefunden und in die französische Kaserne Sissone gebracht."
Prima ! Danke für die Info. Sind alle Fässer aufgefunden worden ?

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