Schnellbootwracks als wellenbrecher bei Rügen

Zivile und sonstige Bauten mit geschichtlichem Hintergrund und deutlichem Bezug zu den Fachthemen, die jedoch nicht eindeutig zuzuordnen sind
bitti
Forenuser
Beiträge: 259
Registriert: 06.11.2005 21:08
Ort/Region: Bernau

Beitrag von bitti » 14.09.2006 18:44

Hm, also das Luftbild bringt mich jetzt wirklich ins Grübeln, denn nach offiziellen Aufzeichnung haban ga rnciht so viele Schnellboote überlebt wie dort zu sehen sind. Sehr interessant ...

Hier mal einige Daten zu den Booten:

Beschreibung, Daten

Beschreibung

Ab 1957 wurde aus der damaligen Sowjetunion eine Serie von insgesamt 27 Torpedoschnellbooten vom Projekt 183 übernommen.

Die ersten 9 Boote wurden am 5. November 1957 in Parow übernommen. Weitere 5 Boote folgten 1958, die restlichen 13 Boote wurden 1960 übergeben.

Sie waren als reine Gleitboote konziopiert und aus Holz gefertigt. Die Seitenwände und die Rückwand des Fahrstandes hatten einen Panzerstahlschutz.

Der hölzerne Bootskörper machte eine aufwendige Instandsetzung notwendig. Zum Austrocknen und zur Ausbesserung des Unterwasseranstriches mussten die Boote jährlich aufgeslippt werden. So gab es neben dem allgemeinen Winterslip auch einen jährlichen Sommerslip.

Die Motoren (4 Motoren) der Antriebsanlage hatten ihren Ursprung im Panzermotor W-2, der auch im T 34 zum Einsatz kam. Der Vortrieb mit 4 Propellern ergab eine Höchstfahrt von 45 sm/h bei guten Manövriereigenschaften.

Die TS-Boote waren außerordentlich seetüchtig, sie konnten praktisch bei jedem Wetter eingesetzt werden. Allerdings war der Torpedoeinsatz nur bis See 3 möglich.

Die Boote waren in der Lage Minen zu legen und Wasserbomben zu werfen. Außerdem verfügten sie über eine Nebelanlage.

Die 1957/1958 übernommenen Boote verfügten zunächst über die Funkmeßanlage "Sarnitza". Die anderen Boote wurden mit der Funkmeßstation "Reja" ausgerüstet, was bei den "älteren" Booten dann auch erfolgte.

Daten

Deplacement: 67 t
Länge: 25,4 m
Breite: 6,24 m
Tiefgang: 1,24 m

Geschwindigkeit: 45 sm/h
Besatzung: 14 Mann

Bewaffnung: 2 Torpedorohre 533 mm, 2 x 25 mm-Doppellafette, Wasserbombem, Minen.

bitti

bitti
Forenuser
Beiträge: 259
Registriert: 06.11.2005 21:08
Ort/Region: Bernau

Beitrag von bitti » 14.09.2006 18:57

Boote und Verbleib

Ab 1967 begann die Außerdienststellung der Boote, die am 21. Oktober 1970 abgeschlossen war.
Es wurden aber nicht alle Boote sofort abgebrochen.

Zwei Boote wurden zu schnellen Rettungsbooten umgebaut, zwei weitere wurden als Zielschiffe genutzt, drei Boote fanden ohne Torpedorohre Verwendung bei der 6. Grenzbrigade Küste und ein Boot diente als V-41 Erprobungszwecken. 1969 wurden drei Boote nach Tansania verkauft.
Die Boote FIETE SCHULZE und WOLFGANG THIESS wurden nach der Außerdienststellung im Aussehen den Schnellbooten des Typs "S 39" der Kriegsmarine angepasst und dienten als "Darsteller" im Film "Rottenknechte".
Zwei Wracks lagen über Jahre sichtbar bei Dranske im Bodden und dienten der Forellenzucht.

Die Bootsnamen wurden 1961 vergeben.

Daten: Name, letzte Bordnummer, Dienstzeit, Verbeib

JULIUS ADLER 822; 08.10.1957 - 01.11.1967, abgebrochen

EDGAR ANDRÈ S-21, 08.10.1957 - 31.05.1968, zuletzt Schulboot, danach Umbau zum Zielboot Z-84, 1971 abgebrochen

RUDOLF BREITSCHEID 842; 08.10.1957 - 14.10.1968, danach Umbau zum Rettungsboot R-71, 1971 abgebrochen

RUDI ARNDT 824, 08.10.1957 - 01.11.1967,

HERBERT BALZER 825, 08.10.1957 - 01.11.1967, abgebrochen

WILLI BÄNSCH 844, 08.10.1957 - 14.10.1968, 31.08.1968 nach Kollision gesunken (7 Tote), gehoben und abgbrochen

BERNHARD BÄSTLEIN 827, 19.10.1957 - 01.11.1967, Verkauf Tansania

ARTUR BECKER 828, 19.10.1957 - 01.11.1967, Verkauf Tansania

FRITZ BEHN 841, 19.10.1957 - 14.10.1968, Umbau zum Zielboot Z-36, 1971 abgebrochen

HANS BEIMLER 862, 30.10.1958 - 01.11.1967, Umbau zum Grenzboot G-81, 1971 abgebrochen

HANS COPPI 863, 30.10.1958 - 01.11.1967; Verkauf Tansania

HANNO GÜNTHER 846, 30.10.1958 - 14.10.1968; Umbau zum Grenzboot G-82; 1971 abgebrochen

FRITZ HECKERT
866, 30.10.1958 - 01.11.1967; Verkauf Tansania

ADAM KUCKHOFF
845, 30.10.1958 - 14.10.1968, abgebrochen

ARVID HARNACK 821, 07.09.1960 - 04.08.1970, abgebrochen

BRUNO KÜHN 822, 07.09.1960 - 04.08.1970, abgebrochen

ERICH KUTTNER 824, 07.09.1960 - 16.10.1969, danach Umbau zum Rettungsboot R-72, 1975 abgebrochen

HEINZ KAPELLE 823, 07.09.1960 - 12.10.1970, abgebrochen

FRITZ LESCH 825, 07.09.1960 - 10.10.1969, Umbau erprobungsboot V-41, 1973 abgebrochen

WILHELM LEUSCHNER 824, 07.09.1960 - 21.10.1970, abgebrochen

FRITZ RIEDEL 825, 07.09.1960 - 21.10.1970, abgebrochen

JOSEF RÖMER 829, 07.09.1960 - 10.10.1969, abgebrochen

MAX ROSCHER, 843; 07.09.1960 - 14.10.1968, Umbau Grenzboot G-83, 1971 abgebrochen

FIETE SCHULZE 863, 07.09.1960 - 31.07.1969; ex. WILLI SACHSE, Verwendung bei Deharbeiten, abgebrochen

ANTON SAEFKOW 826, 07.09.1960 - 05.09.1970, abgbrochen

ERNST SCHNELLER, 864, 07.09.1960 - 20.01.1969, abgebrochen

WOLFGANG THIES 866, 07.09.1960 - 31.07.1969, Verwendung bei Dreharbeiten, abgebrochen

bitti
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.

bitti
Forenuser
Beiträge: 259
Registriert: 06.11.2005 21:08
Ort/Region: Bernau

Beitrag von bitti » 14.09.2006 19:13

[quote="Volkiwolf"]Halli Hallo,


Wie mir ihr Onkel mitteilte, soll der Übergang nach Bug tag und nacht vom BGS gesichert sein und man könne nur über´s Wasser dorthin gelangen. Soweit mir bekannt, ist Bug aber kein Sperrgebiet mehr, also warum sollte der BGS dort absperren, oder habe ich da was verpasst?

Könnt ihr mir vielleicht helfen?

quote]

Ist zwar ein wenig säät aber nur soviel dazu: Der Südbug gehört zum Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft. Der Nordbug sollte mit einer großen Ferienanlage bebaut werden, die alten NVA und Seeflieger Objekte sollten abgerissen werden, was zum Teil auch passiert ist. Der gesamte Bug darf nur im Rahmen geführter Wanderungen betreten werden.

bitti

Benutzeravatar
Volkiwolf
Forenuser
Beiträge: 155
Registriert: 28.04.2005 17:07
Ort/Region: 2000 Hamburg 72

Beitrag von Volkiwolf » 15.09.2006 13:21

Hi Bitti,

danke trotzdem für die Info! Ich war auch zwischenzeitlich schon dort, habe aber keine Führung mitgemacht und auf Bug selbst war ich auch nicht, eben aus dem Grund, dass man nur mit Führung hin darf.
Abwasser ist ´ne Sache, die unbedingt geklärt werden muss.

Benutzeravatar
Michael aus G
Forenuser
Beiträge: 466
Registriert: 01.03.2003 21:44
Ort/Region: OTH

Beitrag von Michael aus G » 15.09.2006 17:36

Volkiwolf hat geschrieben:Wie mir ihr Onkel mitteilte, soll der Übergang nach Bug tag und nacht vom BGS gesichert sein und man könne nur über´s Wasser dorthin gelangen. Soweit mir bekannt, ist Bug aber kein Sperrgebiet mehr, also warum sollte der BGS dort absperren, oder habe ich da was verpasst?
Aber du weist doch, Atomtest und so... . ::ironie::
Gib mir genügend Schubkraft und ich bringe dir ein Klavier zu fliegen!

Biedermann (†)

Beitrag von Biedermann (†) » 17.09.2006 17:44

Also bis neulich war da "offiziell" nichts, jetzt sind dort "plötzlich"

1 Angelkutter, 3 Torpedoschnellboote und 1 Fischkutter.

Jedenfalls wenn man nach den Bekanntmachungen für Seefahrer geht.(Nr.: 96/06, 98/06, 99/06, 100/06, 101/06, alle datiert 05.09.06) :shocked:

Kann mal jemand auf den Karten 162/1621 schauen, ob da bisher schon einige der Boote verzeichnet waren?
Bei GoogleEarth sieht es ja so aus als ob es wirklich 13 Fahrzeuge sind, wie oben geschrieben, aber nur bei fünf (die fünf aus den BfS?) scheint etwas herauszuschauen (die mit den hellen (=trockenen) Rumpfteilen).

Grüße
Ingo

Benutzeravatar
Leif
Forenuser
Beiträge: 2804
Registriert: 12.05.2002 23:27
Ort/Region: Kiel

Beitrag von Leif » 17.09.2006 22:25

Hallo,
es kann einfach sein, dass ein Peilboot drübergeschickt wurde vom WSA Stralsund oder direkt BSH. Die BfS stammt von dem WSA Stralsund. Zu finden unter www.elwis.de Evtl. kann ich morgen mal in die Karte schauen.

Viele Grüße,
Leif

Gast

Beitrag von Gast » 18.09.2006 17:41

Moin, prima Fotos.
Als ich 1990 auf Rügen war, sahen die Schiffe allerdings noch besser aus :) Ortsansässige (Fischer) meinten, das seien russische. Kann ja aber auch sein, dass das nicht stimmt. Habe damals leider kein Bild davon gemacht.

muhns

bitti
Forenuser
Beiträge: 259
Registriert: 06.11.2005 21:08
Ort/Region: Bernau

Beitrag von bitti » 19.09.2006 19:50

MUHNS hat geschrieben:Moin, prima Fotos.
Als ich 1990 auf Rügen war, sahen die Schiffe allerdings noch besser aus :) Ortsansässige (Fischer) meinten, das seien russische. Kann ja aber auch sein, dass das nicht stimmt. Habe damals leider kein Bild davon gemacht.

muhns
Womit sie auch Recht hatten die Fischer ...

bitti

Benutzeravatar
Volkiwolf
Forenuser
Beiträge: 155
Registriert: 28.04.2005 17:07
Ort/Region: 2000 Hamburg 72

Beitrag von Volkiwolf » 11.05.2009 14:44

Leif hat geschrieben:Hallo,
es kann einfach sein, dass ein Peilboot drübergeschickt wurde vom WSA Stralsund oder direkt BSH. Die BfS stammt von dem WSA Stralsund. Zu finden unter www.elwis.de Evtl. kann ich morgen mal in die Karte schauen.

Viele Grüße,
Leif
Tag zusammen,

da das Thema ja noch nicht "vom Tisch" ist, dachte ich, ich frag mal nach ob sich schon Neuigkeiten ergeben haben?!

Ferner bezweifel ich mal, dass ein Peilboot "drüber" geschickt wurde, denn das Gewässer ist wirklich nicht tief an dieser stelle, denn sonst würden die anderen Wracks nicht noch immer aus dem Wasser ragen und das wenn ich mir das bei GE so anschaue, liegen die ja nahezu auf einem Haufen?! :-)

Ende Mai bin ich wohl mal wieder vor Ort, dann gibts auch wieder aktuelle Fotos. :-)

Grüße
Marc
Abwasser ist ´ne Sache, die unbedingt geklärt werden muss.

Antworten