Bunker von Landesregierungen!

Zivile bzw. nicht-militärische Schutzbauwerke und Anlagen des Kalten Krieges
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TimoL
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Beitrag von TimoL » 08.12.2008 21:31

Die Anlage(n) in Wadern sind es :-)
Die Anlage unter der Schule müsste eigentlich ähnlich wie der in Lindewitt aufgebaut sein...
"Die einen kennen mich, die anderen können mich!"
- Konrad Adenauer (1876-1967), erster Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland 1949-1963 -

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Bobbele
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Beitrag von Bobbele » 15.01.2009 11:48

Hallo zusammen,

die Fotos von Wadern sind jetzt online:

http://ausweichsitz.de/php/fotos/index. ... g+Saarland


Viele Grüße
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Boris

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Baum
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Beitrag von Baum » 15.01.2009 12:51

Hallo,

also für meine Begriffe (ganz persönliche Meinung) ist es mehr als makaber (wie im Text bezeichnet) derartige Bauwerke unter Schulen zu errichten. Ich halte es - sorry - für fast pervers. Unten sitzen die "Wichtigen" oder die, die sich dafür halten (meist wohl schon ältere Jahrgänge) und oben wird der Schulbetrieb zur Tarnung so lange wie möglich aufrechterhalten, bis dann diese "Zukunft der Länder" beim Atomschlag irgendwann verdampft.

Baum

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Bobbele
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Beitrag von Bobbele » 15.01.2009 13:40

Baum hat geschrieben:Hallo,

also für meine Begriffe (ganz persönliche Meinung) ist es mehr als makaber (wie im Text bezeichnet) derartige Bauwerke unter Schulen zu errichten. Ich halte es - sorry - für fast pervers. Unten sitzen die "Wichtigen" oder die, die sich dafür halten (meist wohl schon ältere Jahrgänge) und oben wird der Schulbetrieb zur Tarnung so lange wie möglich aufrechterhalten, bis dann diese "Zukunft der Länder" beim Atomschlag irgendwann verdampft.

Baum
Um da noch einen drauf zu setzen: Der ehemalige Ausweichsitz der Landesregierung NRW befindet sich ca. 50-100 m neben einem "Kinderheim" mit über 100 Dauergästen. Dieses Kinderheim hatte auch seine Funktion als Notfallzentrum im Atomkriegsspiel in Verbindung mit der Bunkeranlage. Der Träger und Eigentümer ist sogar ein katholisches Salvatorianer-Kloster.

Der Grund sich für Schulen zu entscheiden, war sicherlich neben den geologischen und geographischen Gesichtspunkten, die Geheimhaltungpflicht. Auf dem Baustellenschild schrieb man Schulneubau und ob da ein paar Kellerräume mehr drangebaut wurden interessierte keinen und bekam keiner mit. Und schwuppdiwupp war der Ausweichsitz unbemerkt in der Erde verschwunden.

Ferner die Grundbesitzverhältnisse. Während man bei der Dienstelle Marienthal lange mit ungeklärten Besitzverhältnissen, ja sogar uralten Bergrechten zu kämpfen hatte, stehen Schulen ja sowieso auf öffentlichen Grund und somit entfiel dieses ungeliebte Kapitel.

Als letzten Grund und da sind sie alle gleich ist das liebe "Geld". Das eben genannte Kinderheim zum Beispiel befand sich bis Anfang der siebziger Jahre in einem erbärmlichem Zustand. Gebäudeteile konnten zeitweise gar nicht genutzt werden und die Fenster waren teilweise mit Brettern vernagelt. Wie duch ein Wunder konnte man in den siebzigern dann das ganze Heim incl. Schwimmbadneubau großzügig sanieren. Woher das Geld wohl kam? So kann ich mir vorstellen, daß sowaohl beim Schulneubau in Lindewitt, als auch in Wadern auf dem Baustellenschild stand: " Schulneubau mit Unterstützung des Landes...." Da sagt kein Stadtkämmerer nein, noch nicht einmal die Kirche.

Mit Makaber oder Perversität hat das für mich in diesen speziellen Fällen in keinster Weise zu tun. Pervers ist der Glaube an das danach. Wo die Leute verdampft wären, in Bonn oder im Ahrtal wäre bei dem zu erwartenden nuklearem Fiasko letztlich egal gewesen.

Viele Grüße
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Boris

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Herr Auer
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Beitrag von Herr Auer » 15.01.2009 13:58

Moin !
Ich denke, die Frage ist nicht :
Wären da Kinder verdampft ?
Die Frage müßte heißen :
Wo wären die Kiddys im Kriegsfalle, sorry, im V-Falle gewesen ?
Jedenfalls nicht in der Schule !
Hätte es einen Überraschungsangriff mit breitem A-Waffeneinsatz gegeben,
wäre hier eh alles umgegraben worden - egal, wo da wer auch gerade gewesen wäre...!
Schulbetrieb hätte im klassischen Kriegsfalle eh nicht mehr stattgefunden und
somit hätten Schulen leergestanden.
Es geht dabei ja nicht nur um die unterirdische Bunkeranlage,
die gesamte Schule bildet dabei die Ausweiche und somit hätte man die
oberirdischen Bauten auch dringend benötigt !
Schüler hätten da nur den "Regierungsbetrieb" gestört.....
Gruß aus HH
Hamburg von unten : www.unter-hamburg.de

Baum
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Beitrag von Baum » 15.01.2009 14:45

hallo,

also dass bei einem Überraschungsangriff alles verdampft wäre ist nachvollziehbar. Das Makaber hab ich dem Text entnommen, das pervers ist meine rein persönliche Meinung als Familienvater.
Aber bei einem normalen Spannungs-/V-Fall wäre sicher auch weiterhin Unterricht abgehalten worden, siehe auch WK II und wenn auch nur aus Tarnungsgründen vielleicht.
In meinen Augen paßt hier - themenübergreifend - einiges nicht zusammen (und daher wäre es vielleicht gut, dies vom eigentlichen thread abzutrennen).
Wir gehen hier immer von einer gewissen "Vorlaufzeit" im Spannungsfall aus. Auf der anderen Seite wird in einem MZA-Beitrag eine Übung beschrieben, bei der quasi von jetzt auf nachher die Tiefggarage von Autos geräumt wird um die Betten aufzubauen.
Das ist für mich nicht nachvollziehbar.
Die MZA müßte im Spannungsfall doch eigentlich leer und aufgerüstet sein für den Fall der Fälle. Hier noch Fahrzeuge rauszuschleppen ist doch absurd. Genauso müßten doch U-Bahnzüge als Schlafgelegenheiten schon im Vorbereitungsfall bereit stehen und nicht erst beim Sirenengeheul eingefahren werden.
Genauso wäre es doch auch mit den Ausweichsitzen gewesen, die wären doch auch nicht auf den letzten Drücker belegt worden (lass mich gerne eines Besseren belehren). Inwieweit die Schule - so sie bspw. nicht als HKH genutzt werden sollte - notwendig für den Bunker war erschließt sich mir jetzt auf die Schnelle nicht, da Belegung m.E. ja sicher nicht erst in letzter Sekunde erfolgte.
Gibt es überhaupt irgendwelche Quellen etc., ab wann diese Ausweichsitze denn belegt worden wären?

Also bitte, wenn es nicht so recht zum Thema paßt, abtrennen!

Baum

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Beitrag von Herr Auer » 15.01.2009 15:10

Du hast ja durchaus Recht !
Die ursprünglichen Planungen gingen ja auch von einer "Aufwärmphase" des Kalten Krieges aus.
In den 60ern durchaus realistisch, ist es in den 80ern eigentlich Schnee von gestern gewesen.
Die Berlin-Blockade und die Kuba-Krise werden vermutlich ein bisschen
das "Drehbuch" für eine kommende Auseinandersetzung und damit auch
für die Planungen des Zivilschutzes dargestellt haben.
Dank neuerer und schnellerer Waffensysteme ist diese Bedrohungsituation und somit
auch die ehemaligen Planungen ad absurdum geführt worden.
Gegen eine anfliegende Interkontinentalrakete ist kein Kraut gewachsen,
innerhalb von knappen 10 Minuten hätte man hier gerade mal die Sirenen zum Laufen bekommen !
Die Situation läßt sich allerdings keineswegs mit den Kampfhandlungen des Zweiten Weltkrieges vergleichen -
innerhalb 48 Stunden wäre die Sache spätestens erledigt gewesen - für uns !
Somit hat man sich in den Planungen auf die ersten 6 - 12 Monate vor einer angenommenen Auseinandersetzung konzentriert.
Für die Lehrer gab es auch schon einen Verwendungszweck, die hätten nämlich bei der Versorgung und
Evakuierung der Bevölkerung helfen sollen .....
Gruß nochmal
Hamburg von unten : www.unter-hamburg.de

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Beitrag von Bobbele » 15.01.2009 15:49

Also die Ausweichsitze, zumindest die, die fertig gestellt waren, waren doch ständig Einsatzbereit. Lebensmittel und Kosmetika wurden in regelmäßigen Abständen ausgetauscht. Bundeskonserven halten sich ja zehn Jahre lang. Also konnten diese kurzfristig sofort bezogen werden. Bei einer MZA, die z. Bsp. als Parkhaus genutzt wird bedarf es doch schon einiges an Vorlaufzeit. Ich habe zum Bsp. bei der MZA in MG-Rheydt nirgends ein hinweis gelesen, daß die Autos bei ABC-Alarm sofort aus der Garage zu entfernen sind. :mrgreen:

Spaß bei Seite, aber das kommt so denke ich immer auf die Anlage an.

Bei der Anlage in NRW ist auf dem Bunkergelände, neben dem Zugang ein Einfamilienhaus, wo der Bunkerwärter, so will ich ihn mal nennen, wohnte un bei Alarmgebung innerhalb von noch nicht mal fünf Minuten in der Anlage war. In Lindewitt und Wadern denke ich mal wird es auch in unmittelbarer Nähe Personen gegeben haben, die für die Anlage zuständig waren, und noch vor der Politpromminenz einrücken mußten, vielleicht die Hausmeister der Schulen? Ich denke auch, daß der Schulbetrieb in der heißesten Phase eingestellt worden wäre, aber was macht man, wie in NRW mit einem ganzen Kinderheim?

Viele Grüße
Viele Grüße

Boris

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SuR
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Beitrag von SuR » 15.01.2009 16:10

Zur benötigten Zeitspanne mal folgende Info. Sie stammt aus den Protokollen des Nationalen Sicherheitsrats der DDR und betrifft die NATO-Übung Wintex/Cimex 1987 (http://www.bundesarchiv.de/fb_daofind/Z ... /index.htm, Seite 98)
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
LG,
SuR

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Beitrag von TimoL » 15.01.2009 17:32

Oh Mann... :x

Zuerst einmal, einen Ausweichsitz mit einer Schule zu "kombinieren" hatte immer finanzielle Hintergründe.
Eine Tarnung konnte man dabei komplett vergessen (siehe Dienststelle Lindewitt) !!!

Kleines Beispiel (auch von der Dienststelle Lindewitt):
Die jährlichen Übungen fanden immer während der Schulzeit statt.
Der Ministerpräsident und seine Minister kamen mit Hubschraubern angereist; landeten auf den Sportplätzen.
Die Staatssekretäre kamen mit ihren Limosinen angereist, standen ganz offen auf dem Schulparkplatz. Also die Autos mit "SH-Kennzeichen".
Zur Dienststelle Lindewitt gehört auch ein sogenannter "Kleiner Landtag".
Vom regelmäßigen Zusammenbruch des Telefonnetzes und den BGS-Wachen mal ganz zu schweigen...

In der Dienststelle Lindewitt waren zu keinem Zeitpunkt Lebensmittel eingelagert !
Lediglich ein kleiner Vorrat von EPA-Rationen war im Schutzbauwerk eingelagert.
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