Eisenbahnverbindung über den Reschenpass
„Planungen für die Reschenbahn liefen gegen Beginn dieses Jahrhunderts, teilweise sogar als Teilstück einer neuen Alpenmagistrale Augsburg-Mailand (Fernpass, Landeck, Reschen, unter dem Stilfser Joch bis Sondrio), die allerdings gegenüber anderen existierenden oder geplanten Alpenquerungen den Nachteil dreier Auf- und Abstiege (verlorene Steigung) gehabt hätte. Dennoch spukt diese Idee, so erfreulich sie auch vom touristischen Aspekt sein mag, vereinzelt heute herum. Aber selbst (oder gerade?) bei einer moderneren Trassierung mit Basistunneln, was zu einem absurd hohen Tunnelanteil führen würde, erscheint das Projekt immer stärker der Alternative eines potentiellen Splügen-Basistunnels unterlegen, zusätzlich zu den völlig untauglichen und daher neu anzulegenden nördlichen Zulaufstrecken.
Weiters war damals ein Anschluss in Tösens an das rhätische Schmalspurnetz, das sich ja auf seiner Engadinlinie bis Scuol/Tarasp erstreckt (und dort nur wegen des Ersten Weltkriegs stecken blieb), geplant. Ein weiterer Anschluss an das rhätische Schmalspurnetz war auf der anderen, südlichen Reschenseite über den Ofenpass (Ofenbergbahn) angedacht, hierbei wäre Mals mit Zernez verbunden worden.
Jedenfalls war die Planung für das Kernstück über den Reschen (Reschenscheideckbahn) recht realistisch (Hauptbahn, eingleisig, min. Radius 250 m, max. Steigung 25 Promille), und die 1906 eröffnete Vinschgaubahn bis Mals hält sich an diese Vorgaben.
Schwierigkeiten machte die Trassierung der beiden Rampen (vom Inntal hinauf nach Nauders sowie die Malser Haide vom Reschensee herunter bis Mals), so dass sich der Weiterbau verzögerte. Im Gegensatz zur Nordrampe hat die Malser Haide keine allzu "raue" Topographie, ist aber der klassische Fall einer "geneigten Ebene", die weiter Serpentinen und Kehrschleifen bedurft hätte.
Erst im ersten Weltkrieg machte man sich aus strategischen Gründen (Versorgung der Ortlerfront) verstärkt an den Weiterbau, auch unter Einsatz von Kriegsgefangenen. Es entstanden ein Verbindungsgleis vom Bahnhof Landeck bis ins Stadtzentrum, der Tunneldurchstich durch den Schlossberg, und ein Großteil der Trassierung im weiteren oberen Inntal.
Heute noch sichtbare eisenbahnarchäologische Relikte:
Parkplatz in Landeck direkt am östl. Innufer (gepl. Stadtbahnhof), abgemauerte Trasse direkt am Innufer, Durchlas durch die Inn-Straßenbrücke, und Portal des Schlossbergtunnels. Im weiteren Inntal sind wiederholt hohe Dämme sichtbar sowie Brückenfundamente für mehrere Innquerungen. Der Beginn der Nordrampe wurde bis Tösens zurückgenommen, um die Trassierung zu erleichtern.
Nach der Teilung Tirols bestand freilich kein Interesse mehr an der Fertigstellung, obwohl Österreich laut Friedensvertrag sogar dazu verpflichtet gewesen wäre! (als Reparationsleistung) Erst im zweiten Weltkrieg erfolgte ein zweiter Anlauf unter deutscher Planung, um die bombardierte Brennerbahn zu entlasten. Nun allerdings, wie viele NS-Projekte, unter weitestgehendem Realitätsverlust und ohne jeden zivilen Nutzen:
Normalspurbahn von Landeck nun direkt bis zur Kajetansbrücke (die Trasse wurde fast fertig gestellt und die ersten 5 km Gleis gelegt), dort Umladung auf eine Standseilbahn (sic!) bis Nauders, und von dort eine elektrifizierte (sic!) Schmalspurbahn (sic!) über den Reschen und in Bögen die Malser Haide herab bis Mals, wo zum dritten Mal hätte umgeladen werden müssen. Auch dies wurde nicht fertig gestellt (wäre heute eh unter Garantie nicht mehr in Betrieb), als Fußpunkt der Standseilbahn ist heute noch ein riesiger, sinnloser Betonklotz sichtbar, der wie eine hässliche Kröte in der Uferwiese neben der Kajetansbrücke hockt.
Vermutlich endgültig wurde das Reschenbahn-Projekt begraben, als die ÖBB die fast fertige Inntal-Trasse für den Bau der heutigen Schnellstraße von Landeck Richtung Reschen abtrat. (die alte Straße lief teilw. am westlichen Innufer).
Dennoch ist der Gedanke der Fern-Ortler-Bahn nicht totzukriegen und taucht, wie schon oben geschrieben, regelmäßig wieder auf. Den mit Abstand absurdesten Hinweis zu diesem Thema erhielt ich mit der Mitteilung, im "Buch III" eines extrem umstrittenen Weltverschörungstheoretikers und Ufologen, das sich mit Weltkriegsvisionen befasst, finde sich die Prophezeiung eines Simon Alois Maaß ("der alte Fließer Pfarrer") aus dem 18. Jhd. (?!), dass man drei mal versuchen werde, über den Reschen eine Eisenbahn zu bauen, und jedes Mal würde bei Baubeginn Krieg ausbrechen.
Abgesehen davon, dass ich solch Gespinne nicht weiter kommentieren mag (außer dass darin offenbar verkannt wird, dass in den zwei bisherigen Fällen der Krieg erst die Ursache für den Weiterbau war), so ist es doch ein Anzeichen dafür, dass dieses ewig unvollendete Bahnprojekt allmählich ins Reich des Mystischen abzudriften scheint....“
Anmerkung:
Der zitierte Text stammen von der URL:
http://www.op.dlr.de/FF-DR/dr_fs/staff/ ... nbahn.html (Zugriff am 14.05.2003) die leider schon seit einiger Zeit nicht mehr erreichbar ist.
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