Die Hamburger Schwebebahn

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Käptn Blaubär
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Die Hamburger Schwebebahn

Beitrag von Käptn Blaubär » 19.08.2002 22:59

Moin!

Da das Thema Hamburger Schwebebahn wohl doch größeres Interesse findet, hier nun dazu ein eigenes Thema.

Zur Sache:
In den 1890er Jahren wurde klar, daß in Hamburg ein leistungsfähiges Nahverkehrsmittel fehlte, um die Menschen aus den Wohngebieten zu den Arbeitsplätzen im Hafen zu befördern. Zu dieser Zeit gab es im wesentlichen nur die Vorortzüge der Preussischen Staatsbahnen und die elektrische Straßenbahn. Um die Jahrhundertwende wurden drei verschiedene Lösungen vorgeschlagen und diskutiert:

1. eine erhebliche Erweiterung des Straßenbahnnetzes, was im Innenstadtbereich nur durch eine Linienführung in Tunnels möglich gewesen wäre ("Unterpflasterstraßenbahn").
2. eine normalspurige, elektrische Hoch- und Untergrundbahn nach dem Vorbild der gerade in Berlin fertiggestellten U-Bahn.
3. eine Schwebebahn nach dem Vorbild der ebenfalls gerade eröffneten Bahn Barmen-Elberfeld (heute Wuppertal).

Die erste Variante wurde nicht weiter verfolgt, die zweite wurde von der Bürgerschaft abgelehnt, weil die Betreibergesellschaft aus Siemens & Halske und AEG eine neunzigjährige Konzessionsdauer forderte. So bat der Senat 1902 die "Continentale Gesellschaft für elektrische Unternehmungen" - die Erbauerin der Schwebebahn in Elberfeld/Barmen - um ein auf Hamburg abgestimmtes Konzept einer Schwebebahn. Dieses wurde 1903 vorgelegt und war bereits sehr detailliert ausgearbeitet. Es gab sehr konkrete Planungen nicht nur für den Streckenverlauf, sondern auch für die Gestaltung der Bahnhöfe, der Gleisanlagen und der Fahrzeuge sowie für die technische Umsetzung. Das vollständige Konzept ist unter diesem, von dwarslöper gefundenen (vielen Dank!! :) ) und an anderer Stelle schon geposteten link abrufbar:

http://www.schwebebahnmuseum.de/schw_hh/

Noch im Jahre 1903 wurde das Schwebebahnkonzept dann allerdings von der Bürgerschaft doch noch endgültig abgelehnt. Statt dessen wurde der Vorschlag einer Hoch- und Untergrundbahn wieder aufgegriffen, es wurde eine Ausschreibung vorgenommen, zu der dann aber nur ein einziges Angebot, wiederum von Siemens & Halske/AEG, einging. Diese bauten dann auch die bekannte Hochbahn-Ringlinie, die 1912 in Betrieb ging.

Obwohl ich zu diesem Thema inzwischen einige Informationen gefunden habe, bleibt noch vieles unklar. Insbesondere interessiert mich:
1. Aus welchen Gründen/mit welcher offiziellen Begründung wurde das Schwebebahnkonzept von der Stadt Hamburg dann doch noch abgelehnt?
2. Gab es noch für andere Städte Schwebebahnplanungen? In dem o.g. virtuellen Schwebebahnmuseum gibt es auch ein entsprechendes Konzept für Berlin. Gab es noch Planungen für andere Städte? Tatsächlich ist ja die Schwebebahn in Wuppertal dann doch weltweit einzigartig geblieben.
Ich würde mich freuen, wenn dazu jemand neue Informationen besteuern könnte.

In diesem Zusammenhang empfohlen sei die Ausstellung "90 Jahre Hamburger U-Bahn", die zur Zeit im Museum der Arbeit in Hamburg gezeigt wird (gerade bis zum 13.10.02 verlängert und wirklich sehenswert). Dort und im zugehörigen Katalog gibt es auch Informationen zur Schwebebahn.

Zum Schuß hier noch einige Darstellungen aus der oben erwähnten Schwebebahnplanung für Hamburg. Während die erste Abbildung der Schwebebahn über dem Herrengrabenfleet schon hin und wieder mal in verschiedenen Veröffentlichungen zu sehen ist, waren mir die anderen Zeichnungen, wie überhaupt die Existenz einer derart detaillierten Planung, bisher völlig unbekannt.

Michael
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Wolfgang (†)
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Beitrag von Wolfgang (†) » 20.08.2002 10:53

Moin,


wenn ich mir so die Zeichnungen anschaue...Haltestelle Reeperbahn und die
"Normal Haltestelle" stelle ich emense Übereinstimmung mit der Wuppertaler Schwebebahn fest.Aber wie Du schon schreibst wurde der Wuppertaler entwurf als Vorbild genommen.
Das System wurde entwickelt und erprobt von dem Kölner Ingenieur Eugen Lange:idea: Er begann mit seiner Arbeit im Jahre 1893 und erlangte 1899 Patente für seine Erfindung. Das Erprobungsgelände befand sich in Köln-Deutz.1901 wurde dann in Wuppertal zwischen Barmen und Elberfeld das erste Teilstück in Betrieb genommen.Auch heute sind manche Bahnhöfe der Wuppertalerbahn noch genauso wie auf Deinen Zeichnungen.Schade das es sowas in Hamburg im großen nicht gab.Werde aber noch versuchen etwas über deine Fragen herrauszufinden.


Gruß
Wolfgang :!: :!:

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klaushh (†)
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Ablehnung Schwebebahn Hamburg

Beitrag von klaushh (†) » 20.08.2002 11:46

Moin!
Ich würde mal ins Staatsarchiv in Hamburg gehen:
Staatsarchiv Hamburg
Kattunbleiche 19
22041 Hamburg
Tel.: 428 31 3200
Fax: 428 31 3201
Internet über http://hamburg.de

Eigentlich sind die recht gut sortiert und haben "fast zu allem" was.
Da der fragliche Bereich zeitlich und inhaltlich eng umgrenzt ist, dürfte Material -sofern vorhanden- nicht allzu schwer zu finden sein.
Gruß
Klaus

grisu704

Beitrag von grisu704 » 09.12.2003 23:23

Wolfgang hat geschrieben:Haltestelle Reeperbahn und die
"Normal Haltestelle" stelle ich emense Übereinstimmung mit der Wuppertaler Schwebebahn fest.Aber wie Du schon schreibst wurde der Wuppertaler entwurf als Vorbild genommen.
Das System wurde entwickelt und erprobt von dem Kölner Ingenieur Eugen Lange:idea: Er begann mit seiner Arbeit im Jahre 1893 und erlangte 1899 Patente für seine Erfindung. Das Erprobungsgelände befand sich in Köln-Deutz.1901 wurde dann in Wuppertal zwischen Barmen und Elberfeld das erste Teilstück in Betrieb genommen.
Hallo,

wenngleich der Thread schon recht alt ist - hier ein Link zu wdr.de über den Ursprungsort der Wuppertaler Schwebebahn als Kölner Schwebebahn, der vermutlich bald auch ein Lost Place sein wird :cry: http://www.wdr.de/themen/verkehr/schien ... eckt.jhtml

Viele schwebende Grüße,

Grisu

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Käptn Blaubär
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Beitrag von Käptn Blaubär » 10.12.2003 00:13

Moin!

Vielen Dank für den Hinweis - sehr interessant! :)
HIER gibt´s die Pressemitteilung des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege. Fotos gibt´s da auch.

Schönen Gruß
Michael
Das Leben ist kurz, behauptet man.
Ansichtssache, sage ich. Die einen sind kurz, die anderen sind lang, und manche sind mittel.
Außerdem hatte ich noch dreizehneinhalb andere davon.
(Walter Moers, Die 13 ½ Leben des Käpt´n Blaubär)

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EricZ
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Erste Schwebebahn in Köln

Beitrag von EricZ » 11.12.2003 21:45

Moin,

heute in der FAZ, Feuilleton, S. 37:

"Wo der stahlharte Drache schlüpfte: Die Schwebebahn fuhr zuerst in Köln"

1893 wurde auf der schäl Sick, die rechtsrheinische Seite Köln, die bei den Römer als Barbarenland galt und auf der die Wiege der Motorisierung stand (Daimler und Maybach arbeiteten hier als Technische Direktoren auf einem Industriegeländein zwischen Deutz und Mülheim in der Motorenfabrik Nikolaus August Ottos) die erste 300m lange Teststrecke für eine Schwebebahn gebaut.

Erfunden und entwickelt hatte sie übrigens der Ingenieur und Zuckerfabrikant Langen.

http://www.pfeifer-langen.de/

Hier gibts weiteres zu diesem Thema:

http://www.wdr.de/themen/verkehr/schien ... eckt.jhtml
And I'm hovering like a fly, waiting for the windshield on the freeway...

Claus P.
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Hamburger Schwebebahn

Beitrag von Claus P. » 11.01.2004 18:14

Wollte nur beipflichten. Hamburg hatte eine Schwebebahn,
Das war zur Verkehrsausstellung 1973 od. 1974.
Sie fuhr von den Messehallen bis zum Heiligengeistfeld- zwar nur ein paar hundert Meter aber sie war praktisch schon ein Vorläufer zum Transrapit. Eigentlich sollte sie den Standort beibehalten aber einige Anwohner störte sie und so wurde sie nach der Verkehrsausstellung leider wieder abgebaut !

Gruß Claus

master
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Beitrag von master » 11.01.2004 22:45

hallo,

es war 1979

zitat:
"Erstes Personen befördernde Magnetbahnfahrzeug war der TR 04, dem der TR 05 im öffentlichen Einsatz der Internationalen Verkehrsausstellung Hamburg IVA 1979 folgte."

quelle:
www.magnetbahn-bayern.de/fahrzeuge.html

mfg
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Re: Hamburger Schwebebahn

Beitrag von Wolfgang (†) » 12.01.2004 21:21

Claus P. hat geschrieben:Wollte nur beipflichten. Hamburg hatte eine Schwebebahn,
Das war zur Verkehrsausstellung 1973 od. 1974.
Sie fuhr von den Messehallen bis zum Heiligengeistfeld- zwar nur ein paar hundert Meter aber sie war praktisch schon ein Vorläufer zum Transrapit. Eigentlich sollte sie den Standort beibehalten aber einige Anwohner störte sie und so wurde sie nach der Verkehrsausstellung leider wieder abgebaut !

Gruß Claus
Hallo Claus

hier ist die Hamburger Schwebebahn auch Thema gewesen:
http://www.geschichtsspuren.de/forum/vi ... &&start=10


Gruß aus Soest
wolfgang
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." (Albert Schweizer)

CHARON

Hamburger Schwebebahnen

Beitrag von CHARON » 03.05.2004 19:25

Guten Tag.

Hier noch einige Angaben zur Hamurger Schwebebahn:

Das Ding hieß "C-Bahn" und wurde bis etwa 1985 von der Hamburger Firma Hamburg-Consalt betreut und später abgewickelt.Hamburg-Consalt ist eine 100%ige HHA-Tochter und hat die "Schienenaktivitäten"der HHA im Ausland betreut.Das macht Hamburg-Consalt wohl noch heute.Über dieses Schienensystem gibt es noch bei der Uni Dresden was zu lesen.Die Internetadresse kann ich noch nicht einfügen.So weit sind meine Computerkenntnisse noch nicht.Weiter zur C-Bahn Das Ding ist als Art Cabinentaxisystem konzipiert gewesen.MBB und DEMAG war wohl dabei.Es war vielleicht für seine Zeit , 1979 , zu weit.Der damalige Projektleiter lebt meines Wissens noch.Einer seiner engsten Mitarbeiter ist (vom Alter her) noch bei der HHA.

Gruß von Charon

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