Alte 8.8 Flakbatterie Sehestedt Wesermarsch

Luftverteidigung durch Flak und andere Fliegerabwehr, Scheinwerferstellungen, Scheinanlagen und ähnliche Objekte
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janne
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Alte 8.8 Flakbatterie Sehestedt Wesermarsch

Beitrag von janne » 03.07.2023 23:40

Moin zusammen,
bei einer Radtour durch Butjardingen fand ich zufällig eine massive Betonformation.
Da Privatgelände und Handykamera gibt es zunächst nur mäßig gute Fotos.
Zunächst war ich mir unsicher, wobei es sich dabei handeln könnte. Es waren massive Betonwände, keine Decke, ein Eingangsdurchlass und Sprengtrümmer zu erkennen.
Nach näherer Betrachtung schien mir die Annahme am plausibelsten, dass sich um eine betonierte Flakstellung handeln könnte.
Greve schreibt zur Flakbatterie Sehestedt von einer 300 Meter vom Meer entfernten Stellung mit 8.8er Geschützen. Als Höhenangabe zum Deich gibt er das Sehestedter Moor an.
Wir sprechen hier also nicht von der 10.5er Batterie auf den verbunkerten Flakhochständen, sondern von dem Vorgänger.
Greve beschreibt die Batterie allerdings als feldmäßig. Das widerspricht dem massiven Beton.
Bei Bing Maps lässt sich erkennen, dass es nördlich noch eine zweite Formation gegeben hat.

https://www.bing.com/maps?osid=812506d2 ... orm=S00027

Auch in der Timeline von Google Earth sind beide Bettungen erkennbar.

53°26'53.60" N 8°19'17.14" O

Vermutlich lagen die dritte und vierte Bettung rechts davon in dem Wäldchen. Eventuell sind diese noch unter den Bäumen vorhanden.

Viele Grüße
Jan
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Re: Alte 8.8 Flakbatterie Sehestedt Wesermarsch

Beitrag von niemandsland » 04.07.2023 13:35

Moin Janne,

schöner Fund. Ich habe jedoch meine Zweifel an Deiner Flak-Stellungs-Theorie.

Dazu:
1.) auch wenn die Aufnahme aus einiger Entfernung mit dem Handy geschossen wurde: mir erscheint die Öffnung zum hinein- und herausfahren eines Geschützes zu klein.
2.) waren zwei Flak-Stellungen in der Nähe.
3.) gibt es bisher keine Hinweise auf diese Stellung. Sie ist in Karten nicht enthalten; über die Stellung wurde nicht berichtet.

Entweder wir haben es mit einem kleinen Kaliber zutun < 8,8cm oder und das würde vielleicht erklären, warum die Stellung in entsprechenden Karten nicht auftaucht, es handelt sich möglicherweise um was anderes. Mein erster Gedanke heute morgen ging in Richtung FuMG/FuMO. Sicher ich kann mich irren. Aber ich habe gewisse Zweifel.

Andererseits sieht es auf dem Luftbild (google) so aus, als wenn sich unten rechts etwas aus Beton befindet.

Vielleicht wäre es eine gute Idee sich vor Ort mal zu erkunden ?!?

Gruß aus Hannover,
Guido Janthor
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Re: Alte 8.8 Flakbatterie Sehestedt Wesermarsch

Beitrag von niemandsland » 04.07.2023 15:01

Moin,

hier noch mal ein Kartenausschnitt [basierend auf Open Street Maps (OMS) !].
2023-07-04_Jadebusen__Stellungen_der_schweren_Flak__mit_UFO.jpg
Zur Erklärung:
oben (1. rote Punkt): Batterie Seefeld (5x 10,5 cm Batterie der M.Fla.Abt. 222, UGru Vareler Hafen)
mitte (2. rote Punkt): UFO
unten (3. rote Punkt): Batterie (Norder-)Schweiburg (5x 10,5 cm Batterie der M.Fla.Abt. 222, UGru Vareler Hafen)

Für eine schwere Flak-Batterie der Marine ist mir der Abstand zur nächsten Batterie (Seefeld) einfach zu nah beieinander.
Wie gesagt... kann mich irren. Nur ich finde irgendwie: das passt nicht! Nur meine Meinung.

Gruß aus Hannover,
Guido Janthor
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Re: Alte 8.8 Flakbatterie Sehestedt Wesermarsch

Beitrag von niemandsland » 04.07.2023 15:33

Moin,

noch ein Nachtrag...

Die Batterien Seefeld und Schweiburg liegen 7,8 km auseinander. Der Abstand von Seefeld zum "UFO" beträgt rund 1,5 km.

Von der schwimmenden Flak-Batterie Medusa (beim Leuchturm Arngast) nach Seefeld waren es ~ 9 km; nach Schweiburg ~ 11 km.
Zusammen bildeteten die Batterien ein schönes Dreieck. Was im übrigen für diverse Batterien entlang des Jadebusen gilt.

Zufall ???

Die 10,5 cm Flak S.K. C/32 L mit oder ohne 8,8cm M.P.L C/32 D(?= Deckenschutzschild = Schildkrötenpanzer) erreichte eine Schußhöhe von ~10 km und eine Schußweite von ~15 km.

Hier wurde eine Überschneidung der einzelnen Wirkkreise der Feuerstellungen erzielt, was sehr wahrscheinlich angestrebt war.

Meiner persönlichen Meinung nach macht eine weitere Batterie (UFO) in 1,5 km Entfernung zur Seefeld Batterie nicht wirklich Sinn.

Soweit...

Gruß aus Hannover,
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Re: Alte 8.8 Flakbatterie Sehestedt Wesermarsch

Beitrag von niemandsland » 04.07.2023 15:53

Korrektur

4 (!), nicht 5 Flak-Geschütze.

Bei meinem Beitrag mit zusätzlichen Informationen zu den Batterien, hab ich bei den Bettungen einen Fehler gemacht. :-)
Ich hab zu sehr in Richtung Luftwaffe gedacht, mit der ich mich mehr befasse. Die Befehlsstelle liegt bei der Marine innerhalb der Batterie (hatten wir schon anderswo) und daher sind es keine 5, sondern nur 4 (!!!) Geschütze. Sorry.

Gruß aus Hannover,
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Re: Alte 8.8 Flakbatterie Sehestedt Wesermarsch

Beitrag von janne » 04.07.2023 21:02

Moin Guido,
ich glaube da ist eine Unklarheit.
Die Batterien haben nicht parallel existiert. Sie waren die Vorläufer der 10.5er Geschütztürme.
Gestern hatte ich das Buch " Die Luftabwehr im Abschnitt Wilhelmshaven von 1939-1945" leider nicht zur Hand.
Greve schreibt:
...Schon im September und Oktober 1939 trafen insgesamt 5 komplett ausgerüstete schwere Flakbatterien in Wilhelmshaven ein. ...
Die Batterien Seefeld und Schweiburg, beide mit je vier 8,8 cm Flakgeschützen ausgerüstet, bauten ihre Feldstellungen im Schweiburger Moor und bei der Schweiburger Mühle auf dem Weideland ca. 200 Meter vom Seedeich entfernt. ..."
Schweiburger Moor ist das schwimmende Moor vor dem Deich. Auch 200m vom Seedeich passt exakt.

Die Schweiburger Mühle befand sich zwischen Schweiburg und Südschweiburg direkt am Deich.
Diese Mühle war einst ein Wahrzeichen für die Schifffahrt
Mann nannte diese Mühle Schweiburger Mühle, obwohl sie nicht in Schweiburg stand, ihr Standort war direkt am Deichfuß zwischen Schweiburg und Süd-Schweiburg.
NWZ 15.02.2014
Das dürfte dann die Batterie Schweiburg gewesen sein.

https://goo.gl/maps/o6oCMuVu4TCiosfS7

Weiter in Greve:
...Der Bau der gaplanten Bunkerbatterie Schweiburg begann im Frühjahr 1941...
Diese 10,5er Batterie dürfte dann die alte abgelöst haben.

Soviel zu dem, was ich den Quellen entnehmen kann.
Was die Bilder angeht, gebe ich dir recht. Das ganze scheint etwas unterdimensioniert.
Auf dem Luftbildern von Earth und Bing ist aber zu erkennen, das sich ein exakt gleiches und oben offenes Konstrukt weiter nördlich befand. Scheinbar damals leicht erdangeböscht. Auf den Bildern ist nicht zu erkenne, dass weiter nördlich Stroh gelagert ist. Darunter müsste Objekt 2 liegen... Das spricht doch gegen Funkmess, Generator etc.

Wenn ich wieder dort bin geht es mit Spiegelreflex los und es wird vor Ort gefragt.
Ich bin echt gespannnt!

Viele Grüße
jan

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Re: Alte 8.8 Flakbatterie Sehestedt Wesermarsch

Beitrag von janne » 04.07.2023 21:16

Hier die Lage der 8,8er Batterien. Die Mühle ist in den Messtischblättern noch verzeichnet.
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Re: Alte 8.8 Flakbatterie Sehestedt Wesermarsch

Beitrag von janne » 04.07.2023 21:49

Und noch etwas überlesen:
Die neue Bunkerbatterie Seefeld wurde im Augustgroden direkt hinter dem Seedeich errichtet. Etwa baugleich und mit gleicher Bewaffnung meldete die Batterie Ende März 1942 ihre Gefechtsbereitschaft.

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Re: Alte 8.8 Flakbatterie Sehestedt Wesermarsch

Beitrag von niemandsland » 05.07.2023 08:12

Hallo Janne,

erstmal Danke für Deine Ausführungen. Gut, manchmal macht es vielleicht doch Sinn, in Bücher zu schauen. ;-)
Insbesondere wenn man sie hat. :-) Ich hatte hier 2020 oder 2021 mit Luftbildern gearbeitet. Soweit erinnere ich mich noch.

Das Kuriosum bleibt aber: für ein 8,8cm Flak-Geschütz sind die Öffnungen viel zu klein.
Was ich mir bei dem Hintergrund vorstellen könnte, das nachdem die neue Batterie einsatzbereit war, hier doch etwas anderes "installiert" wurde. Eine Anpassung des Splitterschutzes, also der Bettung macht nur Sinn, wenn etwas "neues" hier eingezogen ist.
Hmmm... Hätte man sich für eine Scheinbatterie so viel Mühe gemacht? Nur so ein Gedanke. Nein, mir ist nichts von einer Scheinbatterie bekannt. Oder hat vielleicht der Grundstücksbesitzer nach dem Krieg Veränderungen vorgenommen???

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Re: Alte 8.8 Flakbatterie Sehestedt Wesermarsch

Beitrag von niemandsland » 10.07.2023 15:18

janne hat geschrieben: 03.07.2023 23:40 Greve schreibt zur Flakbatterie Sehestedt von einer 300 Meter vom Meer entfernten Stellung mit 8.8er Geschützen. Als Höhenangabe zum Deich gibt er das Sehestedter Moor an.
Hallo Jan,

mit hat die Geschichte mit der Flak-Bettung keine Ruhe gelassen, und ich habe in meinen digitalen Akten nach entsprechenden Zeichnungen gesucht. Dabei bin ich heute fündig geworden.

Wenn man von der Zeichnung die eine Niesche entfernt, bleibt ein etwa 70-80 cm breiter Durchgang. Die Einfahrt befindet (befand?) sich direkt auf der gegenüberliegenden Seite.

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