Reaktivierung nach dem Kalten Krieg stillgelegter Objekte

Militärische Objekte und Anlagen ab 1945
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turul
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Re: Reaktivierung nach dem Kalten Krieg stillgelegter Objekte

Beitrag von turul » 17.11.2023 10:38

Die letzte mir bekannte Aussage zum Thema „Eisenbahnpioniere“ stammt aus dem Jahre 1988. Damals hieß es in der HDv 100/500 – „Das Heer in der militärischen Landesverteidigung“ im Hinblick auf die Wiederherstellung von Eisenbahnbrücken dazu:
„Nr. 1115. Für die Wiederherstellung von Brücken ist der Träger der Bau-/ Unterhal-tungslast - im Regelfall die Deutsche Bundesbahn - verantwortlich ...
Nr. 1116. Pioniere des Territorialheeres sind nicht für die Wiederherstellung von Ei-senbahnbrücken ausgebildet und ausgerüstet. Ihre Aufgabe kann nur sein, den Trä-ger der Bau-/Unterhaltungslast bei der Wiederherstellung zu unterstützen, wenn die Aufrechterhaltung des Eisenbahnverklehrs auf bestimmten Eisenbahntransportlinien von militärischer Bedeutung ist.
Ausweichübergangsstellen für den Eisenbahnverkehr können mit militärischen Über-gangsmitteln nicht eingerichtet oder betrieben werden.“

Ergänzung von mir: Die Pioniere des Feldheeres waren / sind erst recht nicht für die Instandsetzung von Eisenbahnbrücken ausgebildet, sie hatten ganz andere Aufga-ben.

Das Wiederherstellen von Eisenbahnlinien war in AUSNAHMEFÄLLEN eine Aufgabe für die Pionierbataillone / Pionierregimenter der WBK (HDv 281/100, Die Bataillone der Pioniertruppe). Nähere Vorschriften dazu gab es nicht. Die in den frühen 1960er Jahren als Entwurf für die Eisenbahnpioniere vorhandenen Vorschriften (HDv 288/6 bzw. 289/200 - Eisenbahnbau) wurden nicht fortgeführt.

Ich glaube nicht, das sich daran bis heute etwas geändert hat.


Bis Ende 1979 existieren im Rahmen der damaligen Pionierlehrtruppen schwache Eisenbahnpionierkräfte, die sich wie folgt entwickelten:

Eisenbahn-Pioniere der Bundeswehr

Eisenbahn-Lehr- und Versuchskompanie

Aufgestellt im März 1959 in München aus Teilen folgender, bereits seit 1956 bestehender, Kompanien:
-3./Pionier-Lehr-Bataillon (schwere Pionier-Kompanie)
-5./Pionier-Lehr-Bataillon (SE-Brücken-Kompanie)
-6./Pionier-Lehr-Bataillon (Pionier-Geräte-Kompanie)

Die Kompanie untersteht von März 1959 bis September 1961 direkt dem Pionier-Lehrregiment (München), von September 1961 bis September 1971 dem "Spezial-Pionier-Lehr- und Versuchs-Bataillon" (München), dieses wiederum dem Pionier-Lehr-Regiment.

Anfang 1964: Verlegung der Kompanie nach KRAILLING bei München, dort befindet sich auch der Gedenkstein für die Eisenbahntruppen der bayerischen Armee.

Oktober 1971: Umbenennung in
2./Spezial-Pionier-Lehr- und Versuchs-Bataillon 870

das Spez.-Pi.-Lehr- u. Versuchs-Btl 870 untersteht weiterhin dem Pi-Lehr-Rgt.

April 1974: Umbennung in
Pionier-Lehr- und Versuchskompanie 872

diese Kompanie ist jetzt direkt dem Pionier-Lehr- und Versuchs-Regiment 87 unter-stellt.

Oktober 1979: Auflösung der Kompanie, damit Ende eigenständiger Eisenbahnpioniere in der Bundeswehr. Das Personal und Teile des Materials kommen zum neuaufgestellten Pionier-Ausbildungszentrum 851 in KRAILLING.

Die Beseitigung von Schäden an Eisenbahntransportlinien war Aufgabe der schweren Pionierregimenter des Territorialheeres (waren bestimmten Wehrbereichskommandos unterstellt) bzw. ab 1980 Aufgabe der daraus aufgestellten Pionierkommandos der Territorialkommandos.
(Käser, Pioniere, S. 73)

Literatur:
- Anweiler / Pahlkötter: Fahrzeuge, Spezialgerät der Eisenbahn- und SE-Brückenpioniere der Bundeswehr 1959 – 1979 (Fahrzeugtypenkatalog der Bundes-wehr – Spezial 04) 2022.
- Bachmann, Bernd: Pioniere der Bundeswehr 1955-1985. Chronik einer Truppengat-tung. Friedberg 1985.
- Käser, Gustav / Schulze, E.: Pioniere des deutschen Heeres 1955 - 2000. Chronik einer Truppengattung. Stuttgart 2000.
- Labenski, Klaus: Kann die Bundeswehr auf die Aufstellung von Eisenbahntruppen verzichten? Jahresarbeit Führungsakademie der Bundeswehr Hamburg, Hamburg 1965.
- Michatsch, Klaus: Die Pioniere des Territorialheeres in der militärischen Landesver-teidigung, In: Soldat und Technik 4/1981, S. 190 – 193, hier S. 191.
- Stauffenberg, Berthold Graf von: Kann die Bundeswehr auf die Aufstellung von Ei-senbahntruppen verzichten? Jahresarbeit Führungsakademie der Bundeswehr Ham-burg, Hamburg 1965.
- HDv 289/200. - Eisenbahnbau (nur Entwurf)

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Re: Reaktivierung nach dem Kalten Krieg stillgelegter Objekte

Beitrag von DE80 » 20.11.2023 09:59

In Sachen der Lazarettzüge wurde ich von einem Bekannten auf einen aktuellen Artikel vom 17.11. im Handelsblatt hingewiesen:

https://www.handelsblatt.com/politik/de ... 07630.html

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Re: Reaktivierung nach dem Kalten Krieg stillgelegter Objekte

Beitrag von Ceeya » 25.12.2023 18:50

Weiß nicht, ob das hier so reinpasst, aber die Bw reaktiviert das LogBtl 471, Das Btl soll nach einer temp. Stationierung in Camp Fallingbostel-Oerbke, nach Bautzen verlegt werden.

https://www.tag24.de/nachrichten/region ... en-3047437

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Re: Reaktivierung nach dem Kalten Krieg stillgelegter Objekte

Beitrag von bettika » 19.04.2024 20:04

Hallo,
Ein aufgegebene Fähigkeit der Bundeswehr soll reaktiviert werde, die Heeresflugabwehr. Als Standort ist Lüneburg im Gespräch
https://defence-network.com/lueneburg-n ... lugabwehr/
Da kommt nur die Theodor-Körner-Kaserne in Frage, die soll baulich n einem maroden Zustsnd sein,

Grüsse
Beate
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Re: Reaktivierung nach dem Kalten Krieg stillgelegter Objekte

Beitrag von EPmuc » 20.04.2024 21:56

Grundsätzlich eine lange überfällige Entscheidung. Ob Lüneburg das Richtige ist, sei mal dahingestellt.
Gruß, Eugen
Heute ist das Morgen vor dem Du dich gestern gefürchtet hast.

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Re: Reaktivierung nach dem Kalten Krieg stillgelegter Objekte

Beitrag von cebulon66 » 21.04.2024 17:05

Merkwürdig, alle Quellen im Netz beziehen sich (nur) auf "cpm Defence Network";
die normalerweise gut informierte lokale "Landeszeitung (LZ)" hat dazu bisher nichts vermeldet.

Und ja, die TKK ist stark sanierungsbedürftig;

Schlagzeile: https://www.landeszeitung.de/lokales/lu ... YG27Q.html

Habe mal reingeschaut, demnach hieß es am 08.02.2024:
"Eine Kaserne verfällt" ... es fehlen schlichtweg Unterbringungsmöglichkeiten in der Kaserne, weil rund 50 Prozent der Gebäude als unbewohnbar gelten u.a. wegen mangelndem Brandschutz, gesperrter Sanitärräume, veralteter Elektrik, fehlender Fluchtwege.
Die Gebäude sollten längst abgerissen und durch Neubauten ersetzt sein, doch die Planung verzögert sich ständig.
2019 war der Baubeginn für 2024 geplant, dann für 2029, nun für 2031; jetzt sei man sogar schon bei April 2033(!) .
Geplant ist auch ein sogenanntes "Trio-Gebäude".
Das Mannschaftsheim ist schon seit 2016 geschlossen, die Truppenküche entspricht nicht mehr den Standards und auch das (ausserhalb gelegene) Casino weist Brandschutzmängel auf. Alle drei Einrichtungen sollen künftig in dem neuen Gebäude zusammengefasst werden. Der Baubeginn ist allerdings auch hier erst in einigen Jahren vorgesehen.

Fazit: schlichtweg eine "Katastrophe" ... :thumbdown: ... aber irgendwie seit Jahren/Jahrzehnten auch "typisch Bundeswehr"

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Re: Reaktivierung nach dem Kalten Krieg stillgelegter Objekte

Beitrag von bettika » 21.04.2024 18:08

Hallo,
Die schleppende Sanierung der TKK war Thema einer Anfrage im Landtag 2023
https://www.landtag-niedersachsen.de/dr ... -02926.pdf
Der Investionsstau bei den Gebäuden der BW Liegenschaften ist immer wieder Thema der Jahresberichte der Wehrbeauftragten.
Waren früher die Ursache das fehlende Geld, ist es heute der Personalmangel bei den Bauverwaltungen der Länder und den Baufirmen, die das umsetzen sollen.

Grüsse
Beate
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Re: Reaktivierung nach dem Kalten Krieg stillgelegter Objekte

Beitrag von cebulon66 » 24.04.2024 21:50

In der Landeszeitung (Lüneburg) ist heute einen größeren´r Artikel zur Stationierung der neuen Heeresflugabwehr in LG zu lesen.
Viel "blabla. Kernaussagen:
... Bis 2028, so die aktuellen Planungen, soll die Aufstellung des neuen Truppenteils erfolgen.
... 25 Millionen Euro will die Bundeswehr deshalb alleine in Unterkunftsgebäude investieren. Das Problem: Es fehlen Ingenieure, Architekten und Baufirmen.

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Re: Reaktivierung nach dem Kalten Krieg stillgelegter Objekte

Beitrag von DE80 » 25.04.2024 10:16

Lüneburg soll nur der "Initial-Aufstellungsort" sein, zumindest laut des Blogs von Thomas Wiegold.

Alles Weitere muss anscheinend noch ausgearbeitet werden - Zeithorizont anscheinend bis 2030:

https://augengeradeaus.net/2024/04/die- ... wartungen/

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Re: Reaktivierung nach dem Kalten Krieg stillgelegter Objekte

Beitrag von bettika » 25.04.2024 13:33

Hallo,
cpm Defence Network hat einer weiteren Arttikel veröffentlicht
Wie ein Sprecher des Heeres auf Nachfrage von cpm Defence Network mitteilte, hat sich die Bundeswehr bei der Neu- bzw. Wiederaufstellung der Heeresflugabwehrtruppe für den Standort Lüneburg entschieden.
....
Nach zwei Jahren Untersuchung durch Kommando Heer und Kommando Luftwaffe, wie dieser Transfer auszusehen habe, führt die Entscheidung nun zu einer „sequentiellen“ Aufstellung einer Heeresflugabwehrtruppe bis 2028 am Standort in Lüneburg, „da dort die benötigte Infrastruktur für erste Kräfte zur Verfügung stehen“, wie der Sprecher des Heeres gegenüber cpm Defence Network ausführt.
https://defence-network.com/lueneburg-n ... lugabwehr/
Was ist der Unterschied zwischen einem "sequentiellen" und einem "Intialaufstellungsort" ?
Grüsse
Beate
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