Panzergraben bei Windeby

Militärische Objekte und Anlagen des 2. Weltkriegs (und 1933-1945)
longwood
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Panzergraben bei Windeby

Beitrag von longwood » 13.01.2011 16:14

Hallo,

ich habe in älteren Ausgaben der "Eckernförder Zeitung" gestöbert und mit Datum vom 5. Mai 1950 folgenden Bericht gefunden, den ich wortgetreu wiedergebe...

"Windeby. In monatelanger Arbeit geht jetzt die Einebnung des 3500 m langen, etwa 3 m tiefen und 3 - 4 m breiten ursprünglichen Panzergrabens ihrer Beendigung entgegen. Dadurch wurde nicht weniger als 6500 qm Ackerland wiedergewonnen. Leider mussten dabei auch die Drainagen vernichtet werden, die neu gelegt werden müssen. Bei den Arbeiten, die als Notstandsarbeiten ausgeführt wurden, fanden 30 Arbeitskräfte Beschäftigung. Zum Abschluss der Feier ist eine bescheidene Feier in Goosefeld geplant."

Nun meine Frage: Ist jemanden von der damaligen Existenz eines Panzergrabens bekannt? Ich kann mir eigentlich nicht denken, dass dort aus Gründen der Verteidigung ein derartiger Graben errichtet wurde. Aber ich lasse mich gern belehren...

Noch ein Hinweis für Ortsunkundige: Windeby liegt südwestlich von Eckernförde am Windebyer Noor und an der Bundesstraße 203 nach Rendsburg.

Gruß aus dem Kreis Rendsburg-Eckernförde

longwood

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Leif
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Beitrag von Leif » 13.01.2011 18:24

Hallo,

ich habe kurz vor Weihnachten von einer Bekannten aus Dannewerk ebenbfalls die Information erhalten, dass dort ein Panzergraben gewesen sein soll. Es müsste sich um den Entwässerungsgraben handeln, der sich im Moränengrund von Thyraburg nordöstlich Richtung Autobahn zieht. Vor Ort wird immer vom Panzergraben gesprochen.
Mir ist der Sinn eines Panzergrabens weder hier noch bei Eckernförde klar.

Viele Grüße,
Leif

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nordfriese
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why not?

Beitrag von nordfriese » 13.01.2011 22:51

Moin!

Ich könnte mir vorstellen, dass dieser "Panzergraben" vielleicht
doch ein Panzergraben war.

Zum Ende des Krieges war ein Husum-Schleswig-Riegel geplant?!
Wo dieser "Riegel" auch immer verlief, geplant oder ausgeführt
wurde, sei jetzt mal aussenvorgestellt.

Wenn man sich einen solchen Riegel mal vorstellt, dann sollte er
ja mit Sicherheit ein Vorrücken in Richtung Norden/Süden
vereiteln/aufhalten.

Die Schlei wäre mit Pontonbrücken mit Sicherheit zu überbrücken
gewesen, die Eckernförder Bucht jedoch nur erschwert.

Warum also keinen Panzergraben zwischen Eckernförde (also auch
im Bereich Windeby) und dem Bereich Fleckeby/Schlei ziehen und
dann von Schleswig weiter nach Husum ziehen?

Nur so ne Idee...

Gruss
Rolf

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Godeke
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Beitrag von Godeke » 14.01.2011 06:59

Hallo :-) ,

es sollte wohl als typische " 5 nach 12"-Aktion noch eine West-Ost-Riegelstellung Eckernförde-Schleswig-Husum gebaut werden, dabei hat man auch noch Stellungen am bzw. im Danewerk angelegt. In Husum sollte dann der "Friesenwall" in Richtung Niebüll sich anschließen. Über Einzelabschnitte und Rudimente ist die ganze Sache aber nicht hinausgekommen. Meine Oma hat erzählt, sie sei mit anderen Anwohnern Schleswigs und mit Schulklassen dienstverpflichtet gewesen, dort mit Spaten und Schaufel aufzutauchen und zu buddeln. Allerdings habe das ales nicht sehr lange gedauert...

Mein Wissen habe ich außer aus der Erinnerung auch noch aus Publikationen zu den KZ-Außenstellen Husum und Ladelund sowie einem Buch über dasnewerk, das ich mir in "Danewerk-Museum" gekauft habe. Dort gibt es auch inder laufenden Ausstellung Bilder und Texte dazu.
...und jetzt noch mal schnell zu www.thw-lueneburg.de , der aktuellen Seite mit News aus der wunderbaren Welt des Helfens!

OWW
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Beitrag von OWW » 14.01.2011 08:51

Moin,

der Danewerk-Panzergraben gehörte auf jeden Fall zu einem der Ost-West-Riegel im Rahmen des Baus des Friesenwalls 1944/45. Aber ich kann den Panzergraben von Windeby da irgendwie nicht ein- bzw. zuordnen. War der ev. eine lokale Aktion zum Schutze von Eckernförde ?

Gruß
OWW

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Beitrag von OWW » 18.01.2011 12:03

Moin,

kennt Jemand die genaue Lage des Panzergrabens von Windeby. Eventuell hilft das ja weiter ?
Gruß
Oliver

longwood
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Beitrag von longwood » 20.03.2011 11:24

Hallo,

im „Heimatkundlichen Jahrbuch für den Kreis Segeberg“ (46. Jahrgang 2010) befindet sich u. a. ein (hoch-) interessanter Beitrag unter der Überschrift „Kriegsende in Schleswig-Holstein“ von Herrn Wilhelm Sager.

In diesem Beitrag ist eine Karte mit der Bezeichnung „Ausgebaute Stellungen im Wehrkreis X (Übersicht)“ mit der Quellenbezeichnung Bundesarchiv / Militärarchiv abgedruckt, die ich natürlich aus urheberrechtlichen Gründen hier nicht einstellen kann.

Demnach sollte der sog. „Friesenwall“ entlang der Nordseeküste von Dänemark bis zur niederländischen Grenze errichtet werden.

Etwa 10 km landeinwärts sollte ein zweites Stellungssystem errichtet werden; und zwar

- die sog. „Grenzstellung“ parallel zur deutsch-dänischen Grenze

- der sog. „Husum-Schleswig-Riegel“, in der das altehrwürdige Dannewerk einbezogen werden sollte

- die sog. „Schlei-Stellung“ als Verlängerung des „Husum-Schleswig-Riegels“ bis zur Ostsee bei Schleimünde

- die sog. „Nord-Ostsee-Kanal-Stellung“ entlang des gleichnamigen Kanals.

Diese Stellungen sollten mit Geschütz- und Bunkerstellungen versehen werden und – wenn nötig – durch Panzergräben von etwa fünf Meter Breite und bis zu vier Meter Tiefe geschützt werden.

Wie allgemein bekannt, wurde nur ein Teil des „Friesenwalls“ zwischen Husum und Bredstedt (teil-) realisiert; am Bau waren neben Angehörigen der Wehrmacht und des RAD auch Kriegsgefangene und KZ-Häftlingen sowie freiwillige und zwangsverpflichtete Bewohner der Gegend beteiligt.

Ob tatsächlich ein Panzergraben bei Windeby (Großraum Eckernförde) vorhanden war, ist somit noch nicht bewiesen (oder hat die „Journalistische Freiheit“ im Bericht der Eckernförder Zeitung“ vom 05. Mai 1950 – zitiert in meinem Anfangsbeitrag vom 13. Januar 2011 - „zugeschlagen“?).

Viele Grüße aus dem Kreis Rendsburg-Eckernförde

longwood

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Beitrag von Coniurator » 22.03.2011 13:39

Hallo longwood,

das ganze Thema gibt es hier im Forum bereits parallel an anderer Stelle.
Dort findest du auch entsprechende Dokumente.
viewtopic.php?t=12136

Viele Grüße in den Norden

Martin

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Beitrag von OWW » 22.03.2011 15:05

Moin,

aber alle Hinweise und Beiträge zum Friesenwall passen örtlich nicht auf das Grabenstück bei Windeby !

Gruß
OWW

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Beitrag von Coniurator » 22.03.2011 15:50

Ich nochmal,
in diesem Zusammenhang möchte darauf hinweisen, dass der Begriff "Friesenwall" aus dem Volksmund stammt und eigentlich nur ein Überbegriff für den "Befehl über Ausbau der deutschen Bucht" ist (Weisung für die Kriegführung Nr.62). Darunter fallen auch die von longwood erwähnten Riegelstellungen.
Dies wird auch deutlich, wenn man sich die dazu im Forum (Link siehe oben) eingestellten Unterlagen ansieht.
Ein Bezug zu dem Graben bei Windeby stellt sich aus der (Übersichts-)Karte dieser Stellungen dar. Dort tangiert die sog. Nord-Ost-Kanal-Stellung die Gegend bei Windeby.

Viele Grüße
Martin

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