Bunkerverbindungsbahn im Raum Trier

Militärische Objekte und Anlagen des 2. Weltkriegs (und 1933-1945)
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Mercator

Bunkerverbindungsbahn im Raum Trier

Beitrag von Mercator » 19.06.2010 09:25

Hallo,

bei Fisch in der Verbandsgemeinde Saarburg/Rheinland-Pfalz sind noch einige Betonklötze zu sehen, welche die Basis für eine kleine Talbrücke im dortigen Bereich bilden sollten, über die eine Bunkerverbindungsbahn geplant war. Hier ein Link mit Foto:

http://www.roscheiderhof.de/umgebung/westw.html

Ein genauer Verlauf der geplanten, aber nie fertiggestellten Trasse ist mir zumindest nicht bekannt.

Damit im Zusammenhang steht möglicherweise eine Bahn, die, unweit von der Mündung der Saar in die Mosel, bei dem Ort Wasserliesch, vor dem WK II erbaut wurde.

Auf der offiziellen Seite der Ortsgemeinde Wasserliesch an der Mosel www.wasserliesch.de ist ein umfassender geschichtlicher Abriss über die Entwicklung der Eisenbahn in und um den Ort dargestellt. U.a. wird auch eine Kleinbahn in Richtung des Ortes Tawern erwähnt:

"Wegen der zunehmenden internatio­nalen Spannungen rechnete man vor Beginn des Zwei­ten Weltkrieges mit einem Angriff der Franzosen von Westen her. Um die grenznahe Bevöl­kerung zu schützen, evakuierten die Behörden im September 1939 nach Ausbruch des Krie­ges die Einwohner von Wasserliesch und brachten sie in unterschiedliche Gegenden ganz Deutschlands. Da der Frankreichfeldzug erst einmal siegreich verlaufen war, konnten die Leute schon ab Juli 1940 wieder zurückkehren.

Während der 10monatigen Abwesenheitszeit der Bewohner hatte die „Organisation Todt“ – eine militärisch organisierte Bautruppe, die dem Reichsminister für Bewaffnung und Munition unterstand – in Wasserliesch hinter der Reiniger Brücke ein Anschlussgleis verlegt, das mit einer Weiche von einem der Streckengleise der Obermoselbahn abzweigte. Es verlief paral­lel zur Bahn hinter den heutigen Wohnhäusern der Straße „In der Zehnt“ entlang bis zur „Polenbrücke“. Von dem Anschlussgleis zweigten über einige Weichen mehrere Lade- und Rangiergleise ab.

Die Anlage bildete zusammen mit einem System von Schmalspurgleisen und Weichen, La­gerschuppen und Mannschaftsbaracken einen Feldbahn-Bahnhof. Von ihm aus führte ein Gleis an der Granahöhe vorbei über den „Sandweg“ bis nach Tawern und darüber hinaus. Außerdem hatte man unterhalb der Granahöhe zwei Offiziersbaracken mit Vorgärten und kiesbedeckten Wegen, abgegrenzt mit Zäunen aus Birkenstämmen, errichtet. Der Trinkwas­serversorgung diente ein neben der Polenbrücke angelegter Brunnen, dessen Wasser man in einen Hochbehälter im Wald in der Nähe des Granadenkmals pumpte. Die innerhalb kür­zester Zeit erbaute umfangreiche Anlage war als Umschlagplatz für Nachschubgüter vorge­sehen. Sie wurden mit der Schmalspurbahn auf den Saargau befördert, um einen eventuel­len dort ent­stehenden Frontabschnitt mit Material zu versorgen. Mehrere Schmalspur-Dampflokomoti­ven und eine Vielzahl von Güterwagen bildeten den Fahrzeugbestand.

Die Anlage hatte, kaum fertig gestellt, schon wieder ausgedient, denn die erwartete Front war gar nicht erst entstanden. So wurde alles bereits im Jahr der Fertigstellung von der Or­ganisation Todt wieder abgebaut. Offensichtlich sind über diese Anlage tatsächlich umfang­reiche Militärguttransporte durchgeführt worden, denn man benötigte mehrere Monate, um das Militärgut und die Anlage selbst auf normale Eisenbahnwaggons zu verladen und wieder abzutransportieren.

Nachdem alles weggeschafft worden war, richtete die Organisation Todt den ursprünglichen Zustand des Geländes wieder her – das landwirtschaftlich genutzte Gebiet konnte wieder bebaut werden. Den vor dem Bau der Anlage parallel zur Bahntrasse zwischen der Reiniger- und der Polenbrücke verlaufenden Feldweg richtete man jedoch nicht wieder her. Dessen Zufahrtsrampe blieb ungenutzt liegen; sie führt immer noch von der Polenbrücke aus hinun­ter und endet heute neben der Bahnstrecke im Nichts."

Ich finde das eine sehr interessante Sache. Vielleicht weiß jemand mehr darüber?

Beste Grüße

Mercator

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