Tanklager der Bw in Neumünster (Schleswig-Holstein)

Depots, Tanklager, Munitionsniederlagen, Versorgungs- und Nachschub-Infrastruktur des Militärs
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TimoL
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Beitrag von TimoL » 08.03.2010 19:24

Ich habe den Ausschnitt von redsea, bzw. ein aktuelles Luftbild des besagten Gebietes, noch einmal mit den Luftbildern von 1944 und 1945 verglichen.

Ergebnis:
Keine Hinweise auf ein Tanklager, nur eine freie Fläche mit einem langgestreckten Gebäude, das zur Eisengießerei gehörte und der Bahnanschluss zur selbigen.

Auch der Altlastenbericht weißt für das Gebiet kein Tanklager oder eine ähnliche Einrichtung auf.

Allerdings befanden sich in der Nähe von longwood beschriebenen Gebiet bis Ende der 20er Jahre / Anfang der 30er Jahre die Sickerfelder der Textil- und Lederfabriken.
Nach dem Zweiten Weltkrieg begann man mit der Drainage des restlichen Areals (begonnen wurde schon Anfang der 30er Jahre, aber wegen dem Bau der Hindenburg-Kaserne und dem Kriegsausbruch wurde das Großprojekt Industrieabwasserkanalisation abgebrochen).
Dazu wurden auch zwei unterirdische Sammelbecken mit Pumpstation gebaut.

Möglich das es bei der Anlage im Nachredder um eines dieser Sammelbecken gehandelt haben könnte.
Dazu passt auch die Angabe, dass die Anlage Ende der 60er Jahre/ Anfang der 70er Jahre abgerissen wurde, da zu diesem Zeitpunkt mit der Bebaung des Gebietes Robert-Koch-Straße begonnen wurde.

@longwood:
Könnte es auch sein das Du das unterirdische Betriebsstoff-Lager (Öle, Farbe, Lacke, usw.) in der Sedanstraße meinst ?
Das bestand nämlich aus 14 (kleinen) unterirdischen Tanks.
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Beitrag von longwood » 08.03.2010 20:33

Hallo TimoL,

leider muss ich noch einmal "nerven" - ich bin nach wie vor der Meinung, dass auf der jetzt freien Fläche das Tanklager der Bundeswehr war. Soweit ich mich erinnere, war es dem Versorgungsbataillon 186 in der Sick-Kaserne unterstellt.

Bei der Übernahme des Lagers durch die Bundeswehr - etwa um 1962 - hatte ich die Elektroinstallation erneuert. Die Verlegung der Erdkabel hatte damals die Firma Ress aus Neumünster-Wittorf bzw. Wittorfer Straße in Neumüsnter durchgeführt mit einem "Ahlmann" (Schwenkschaufler der Firma Ahlmann aus Büdelsdorf; damals von der Technik her eine "Weltneuheit" - heute "Schnee von gestern").

Ich kann mich noch an einige Begebenheiten in dem Tanklager erinnern; an eine aber besonders:

Das Wachgebäude wurde mit einer "altertümlichen" Ofenheizung beheizt; der Rauch wurde seitlich durch ein Blechrohr abgeführt. Als alle Renovierungsarbeiten im Auftrage der Standortverwaltung beendet waren, erfolgte - bevor die Anlage an die Truppe übergeben wurde - die behördliche Abnahme.

Der Vertreter der Berufsfeuerwehr fiel fast in Ohnmacht, als er den qualmenden Schornstein sah. Er riss ihn eigenhändig aus der Wand heraus und warf ihn zu Boden. Einige Zeit später habe ich dann in dem Wachgebäude eine Elektroheizung inststalliert.

Soweit ich mich erinnere, wurde das Gelände tagsüber von "Schwarzen Husaren" und nachts von Soldaten der Bundeswehr bewacht. "Schwarze Husaren" nannten wir damals das zivile Wachpersonal, das meist aus Rentnern bestand und schwarz eingefärbte Uniformen der Feuerwehr - die ausgesondert waren - trug.

Wenn ich noch in Neumünster wohnen würde, würde ich zum Katasteramt gehen und mir die Flurstücksnummer/n geben lassen und dann versuchen, beim Grundbuchamt des Amtsgerichtes die Eigentümer der Vergangenheit zu erfahren. Aber soweit ich informiert bin, muss hierzu ein berechtigtes Interesse nachgewiesen werden. Und das wird bei Hobbyforschern schwer sein... ...wenn ich noch im Berufsleben stehen würde, würde ich die Sache schon hinbekommen, da ich mit Grundstücksangelegenheiten beschäftigt war.

longwood

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Beitrag von TimoL » 08.03.2010 21:14

Ich kann nur das sagen was auf den entsprechenden Luftbildern zu sehen ist (ich habe in der Zwischenzeit auch noch mal ein luftbild aus den späten 50er Jahren mit den Angaben verglichen), und in den entsprechenden Altlasten- und Standortlisten aufgeführt ist...

Mal ganz davon abgesehen macht es meines Erachtens auch gar keinen Sinn direkt in unmittelbarer Nähe von einer Eisengießerei, einer Gasleitung, einem Fernmeldeamt und in bewohnten Gebiet ein Tanklager für Treibstoffe zu errichten...

Ach ja, das Versorgungsbataillon 186 war in der ehemaligen Scholtz-Kaserne... ;)
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Beitrag von longwood » 08.03.2010 21:22

Hallo TimoL,

vielen Dank für die schnelle Antwort.

Warum das Tanklager "verschwand", schreibe ich den den nächsten Tagen.

Nebenbei bemerkt: In der Scholtz-Kaserne war m. E. das Panzerbataillon 184 stationiert.

Gruß

longwood

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Beitrag von TimoL » 08.03.2010 21:39

In der Scholtz-Kaserne befanden sich zwischen 1957 und 1998:

- Panzerjägerbataillon 3 (1957 bis 1959),
- Panzerbataillon 184 (ab 1959 bis 1992),
- Versorgungsbataillon 186 (bis zur Auflösung 1972),
- Fahrschulgruppe Neumünster 2,
- Materialausstattung Sanitätsbereich 11/14 (bis 1994),
- Nachschubkompanie 7/ 6,
- Nachschubbataillon 6,
- Sanitätszentrum 107 (bis 1992),
- Zahnarztgruppe 107/ 2 (bis 1998),
- Reservelazarett 6144 (1969 bis 1992)
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Bundeswehrtanklager Neumünster

Beitrag von Rex Danny » 08.03.2010 22:01

Hallo, Leute !

Ich wage mich jetzt mal etwas weiter aus dem Fenster und behaupte, daß Ihr alle falsch liegt.

Das gesuchte Bundeswehrtanklager war im Krusenhofer Weg in der Gemeinde Wasbek. Es befand sich 280 Meter westlich der Gemarkungsgrenze zu Neumünster, 370 Meter östlich der A7 und 660 Meter nördlich der B430. Über dieses kleine Tanklager bin ich Ende der 80er/ Anfang der 90er Jahre gestolpert, als ich die Kasernen in Neumünster abgefahren bin und dabei von der Bundesstr. 430 aus diese Liegenschaft sah. Ich bin also langsam dran vorbeigefahren (war ja noch aktiv) und konnte schön auf dem kleinen Gelände stehende Bundeswehr-Tanklaster erkennen.

Meines Wissens dürfte die offizielle Bezeichnung "Brigadebetriebsstoffgrundvorratslager" gewesen sein und dieses kleine Tanklager war dem Nachschubbataillon 6 unterstellt gewesen. Das genaue Schließungsdatum ist mir nicht bekannt, könnte aber wohl um 1992 herum liegen.

Ich habe meinem Beitrag ein Bild aus Google Earth sowie ein KMZ-File der Örtlichkeit beigefügt.

Sollte ich auch falsch liegen, korrigiert mich bitte, aber ich bin mir sehr sicher, daß es sich hierbei um das von Longwood gesuchte Bundeswehrtanklager handelt.

Grüße4,


Rex Danny
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Beitrag von TimoL » 08.03.2010 23:49

@Rex Danny:
GENAU das Tanklager meinte ich auch die ganze Zeit !


Es unterstand als Brigadebetriebsstoffgrundvorratslager der Nachschubkompanie 180 (vorher Versorgungsbataillon 186) wurde 1997 geschlossen (das weiß ich deswegen so genau, weil eine meiner Ex-Freundinnen direkt neben dem Tanklager ihre Pferde stehen hatte).
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Beitrag von longwood » 09.03.2010 09:54

Hallo TimoL, hallo Rex Danny,

vielen Dank für die Antworten. Aber ich behaupte weiterhin, dass am Nachtredder auch ein (Tank-) Lager war.

Fairerweise muss ich aber zugeben, dass der von mir gewählte Begriff "Tanklager" evtl. "überdimensioniert" ist; auf jeden Fall war dort mindestens ein großer Erdtank vorhanden, aus dem kleinere Tankfahrzeuge und 20-Liter-Treibstoffkanister ("Jerrycan") betankt wurden. Es war wohl eher ein Betriebsstofflager...

"Beweis":

Als ehemaliger "guter Beamter" (Eigenurteil!!!) bewahre ich alle Unterlagen auf und fertige von jedem Schreiben noch eine Kopie und von dieser Kopie noch (mindesten) eine Sicherheitskopie.

Aber jetzt Spaß beiseite...

In meinen Unterlagen haben ich noch sog. "Kasernenausweise" gefunden, der an Personen von Privatfirmen ausgegeben wurde, die in militärischen Liegenschaften arbeiteten.

Der mir noch vorliegende Ausweis ist auszugsweise wie folgt beschriftet:

"Ausweis Nr. 32 zum Betreten des BrVP BstF Neumünster", an anderer Stelle steht "...BrstF / Br VP..."; wobei es sich m. E. bei "BstF / BrstF" um den selben Begriff handelt, aber ein Tippfehler vorliegt.

Die Abkürzungen kann ich leider nicht deuten, dürften aber dem Fachmann keine Schwierigkeiten bedeuten...

Der Ausweis wurde am 28. Februar 1962 ausgestellt und am 30. September 1962 verlängert. Ausgestellt - laut Stempelabdruck - von der 1. Kompanie des Versorgungsbataillons 186.

Also behaupte ich weiterhin "ganz kühn", dass Anfang Februar 1962 die ehemalige Liegenschaft der Wehrmacht von der Bundeswehr übernommen und instandgesetzt wurde. Damals sprachen wir nur vom (ehemaligen) "FLAK-Beständelager"der Wehrmacht.

Bleibt zu hoffen, dass ein ehemaliger Angehöriger des Versorgungsbataillons 186 dieses Forum liest und sich meldet...

In Kürze - da jetzt mein "Zeilen- / Buchstabensoll" erfüllt ist - berichte ich vom "Verschwinden" des Lagers am Nachtredder... ....ich hoffe lediglich, dass ich keinen Forumsteilnehmer mit meinen Ausführungen langweile.

longwood

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Beitrag von TimoL » 09.03.2010 10:43

Zuerst einmal ein kleier Nachtrag zum ehemaligen Brigadebetriebsstoffgrundvorratslager im Krusenhofweg:

Die Anlage existierte schon während des Zweiten Weltkrieges, bzw. ab 1937.
Sie diente als Betriebsstoff- und provisorisches Tanklager (Bereitstellungstanklager) für den Militärflugplatz.
Es bestand aus mehreren halberdversenkten erdüberdeckten Tanks und Behältern, die in den 60er Jahren durch vollständig erdversenke ersetzt wurden.

longwood schreibt, dass die Anlage als ehemalige Wehrmachtsanlage 1962 an die Bundeswehr übergeben wurde.
Von wem wurde sie übergeben ?

Die Engländer können es jedenfalls nicht mehr gewesen sein.
Die haben bereits schon im Jahre 1958 die letzten Wehrmachtsanlagen und -einrichtungen in Neumünster freigegeben und an die Bundeswehr, dem Bundesvermögensamt oder die Stadt Neumünster übergeben.

Die letzten Übergaben an die Bundeswehr durch die Engländer waren im Jahre 1958 die Hindenburg-Kaserne und das Tanklager im Krusenhofweg.

Das ehemalige Gerätelager im Stoverbergkamp kam Anfang der 60er Jahre durch das Bundesvermögensamt hinzu, die Geländeaufkäufe und Neubaumaßnahmen in der heutigen Justus-von-Liebig- und Max-Eyth-Straße zwischen 1958 und 1972.
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Beitrag von longwood » 09.03.2010 11:00

Hallo TimoL,

vielen Dank für die schnelle Antwort.

Ganz in Kürze, da ich kurz "in die Stadt" muss: "Übergeben" ist von mir wahrscheinlich der falsche Ausdruck; es müsste eher "in Betrieb genommen", "aktiviert" o. ä heißen.

Ob die Engländer dort stationiert waren, ist mir nicht bekannt; ist aber durchaus denkbar (zumindest in der unmittelbaren Nachkriegszeit).

Übrigens:

Die damaligen Instandsetzungsarbeiten an der elektrischen Anlage hatte die bekannte und immer noch existierende Firma Otto Specht (Großflecken 32, Neumünster) ausgeführt, bei der ich meine Lehrzeit (heute: Ausbildungszeit) verbracht habe. Bei dem Betriebsstofflager im Jahre 1962 war ich aber überwiegend "Alleinkämpfer" und wurde lediglich vom "großen Meister" ab und zu kontrolliert.

Gruß

longwood

PS: Nun habe ich wieder mehr geschrieben als ich eigentlich wollte... ...demnächst folgt mein Bericht über das "Verschwinden" des Lagers...

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