Atomreaktoren als Waffe

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hollihh
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Beitrag von hollihh » 12.01.2009 19:54

Harald hat geschrieben:Ein fliegender Reaktor wäre einer Atombombe auf jedem Fall vorzuziehen....
:megawut:

Selbst die Amerikaner haben die Idiotie des Pluto Projektes eingesehen - in Schwaben scheint sich das noch nicht rumgesprochen zu haben

Harald

Beitrag von Harald » 12.01.2009 21:03

Die besonderen Eigenschaften des fliegenden Reaktors wären aber, daß er schon Unheil verbreitet, wenn er über dem Gebiet fliegt!

Im Übrigen befürworte ich ja nicht derartige Waffen, könnte mir aber gut vorstellen, daß man mit dem Ende des Projekts Pluto nicht alle einschlägigen Arbeiten zu den Akten gelegt hat!
Schließlich hat eine nichtexplosive Neutronenwaffe Eigenschaften, die kein anderes Waffensystem hat. Was in der Richtung wirklich geforscht wurde ( und wird) dürfte wohl immer noch als "Top Secret" gelten. Schließlich würde der Beweis, daß derartige Waffen existieren und erprobt werden, massivste Proteste nach sich ziehen!

Im Übrigen wurde meines Wissens nach auch an Atomflugzeugen mit abgeschirmten Reaktor gearbeitet. Solche Flugzeuge, die auch bemannt sein können, hätten wie der "Pluto" den Vorteil sehr langer Flugzeit. Ein atomar angetriebenes Überschallflugzeug mit Staustrahlantrieb wäre ein idealer Aufklärer, denn er könnte - im Unterschied zu Satelliten, die auf genau berechenbaren Bahnen fliegen - unvermittelt auftauchen und seine Mission erfüllen.

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Beitrag von brun » 13.01.2009 14:41

So absurd ist das Thema aber nicht, wenn man mal davon absieht, dass die Verstrahlung als Waffe benutzt werden sollte.

ATOM-Antriebe wurden erfolgreich getestet, z.B. in der UdSSR: http://www.astronautix.com/engines/rd0410.htm

Und in 1980 hatten auch die USA schon lange betriebsfähige Nuklearantriebe entwickelt (NERVA und PHOEBUS) und sogar getestet:

http://www.bernd-leitenberger.de/nuklea ... iebe.shtml

Da die Reaktoren meistens Wasserstoff erhitzten und zum Antrieb nutzten, würden vor allem Beobachter verstrahlt werden die sich genau dort befinden wo der radioaktive Wasserstroff hingeblasen wird. Bei einem schwebenden Flugkörper wäre die Strahlung kein großes Problem für die Piloten des Hubschraubers, so lange er über das Ding bleibt und nicht durch den Wasserstoffstrahl fliegt. Auf dem Boden könnte die Strahlungsbelastung aber erheblich sein.

Genauso wäre es mit der Elektronik: die baut man über dem Reaktorschutzschild ein, denn der Reaktor ist natürlich nach oben und seitlich geschützt, und ist nur nach unten geöffnet.

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Beitrag von sjwhn » 13.01.2009 15:49

hollihh hat geschrieben:Selbst die Amerikaner haben die Idiotie des Pluto Projektes eingesehen - in Schwaben scheint sich das noch nicht rumgesprochen zu haben
*räusper* - also bitte...

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Beitrag von hollihh » 13.01.2009 15:57

Na gut - die Amerikaner haben's auch nicht wirklich eingesehen :mrgreen:

Harald

Beitrag von Harald » 13.01.2009 15:59

Nun ja, auch der Zwischenfall mit Betty Cash ist ja schon vor über 28 Jahren passiert...

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Beitrag von Krakau » 13.01.2009 18:33

brun hat geschrieben:Da die Reaktoren meistens Wasserstoff erhitzten und zum Antrieb nutzten, würden vor allem Beobachter verstrahlt werden die sich genau dort befinden wo der radioaktive Wasserstroff hingeblasen wird.
Moin!

Moment mal ! :shocked:

Nur weil der Wasserstoff die Reaktorzone durchquert, durch die Spaltungs- und Zerfallsprozesse erwärmt und auch ein bisschen mit a-,b-,g- Strahlen bestrahlt wird, wird er doch lange noch nicht selbst radioaktiv !

Wie sonst lässt sich die Dekontamination z.B. beim Betreten einer MZA erklären? :holy:

Was also problematisch ist, ist nicht der Wasserstoff, sondern ggf. aus dem Reaktor ungewollt austretende Zerfallsstoffe, bzw. das ungewollte Ausblasen von Kernbrennstoff oder das Verlassen der Strahlung aus dem Kern (nicht unbedingt durch die Düse). Damit ist die zielgerichtete Be- oder Verstrahlung hinfällig...

Also muss man bei diesem Thema 2 Dinge unterscheiden:

1. Wie auch immer zum fliegen gebrachte Reaktoren, die gewollt Strahlung abgeben (Waffe)
2. Nukleare Antriebe für Flugmaschinen (Raketen oder Triebwerke)

Bei ersteren ist ionisierende Strahlung erwünscht (zumindest Zeitweise), bei letzterem ist austretende Strahlung ziemlich unerwünscht!

Gruß
Thomas

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Beitrag von sjwhn » 13.01.2009 20:14

Krakau hat geschrieben:Also muss man bei diesem Thema 2 Dinge unterscheiden:

1. Wie auch immer zum fliegen gebrachte Reaktoren, die gewollt Strahlung abgeben (Waffe)
2. Nukleare Antriebe für Flugmaschinen (Raketen oder Triebwerke)

Bei ersteren ist ionisierende Strahlung erwünscht (zumindest Zeitweise), bei letzterem ist austretende Strahlung ziemlich unerwünscht!
Hallo zusammen,

diese Gliederung hätte ich auch vorgeschlagen.

Hier ein Zitat aus http://www.bernd-leitenberger.de über NERVA: "Bis zum Jahr 1966 hatte man die Brenndauer bis zu der Dauer gesteigert, die man für eine Marsmission brauchte: 1 Stunde."

Im Bereich der Erdanziehungskraft benötigt man permanenten Schub, um den erforderlichen Auftrieb herzustellen, damit das Fluggerät nicht abstürzt. Nukleare Triebwerke sind offenbar primär für Weltraummissionen entwickelt worden, bei denen das Fluggerät im Bereich außerhalb der Erdanziehungskraft einen Impuls erhält und dann in dessen Richtung weitertreibt. Für Flugantriebe a la Düsentriebwerk reicht das sicher nicht, zumal (ebenfalls Leitenberger) das Verhältnis von EIgengewicht zu Schub sehr viel ungünstiger ist als bei einem chemischen (Raketen-)Antrieb.

Deshalb glaube ich, dass was auch immer 1980 gesehen wurde, bestenfalls ein zum Fliegen gebrachter Reaktor war.

Grüße

Stefan (der Schwabe, so schlau wie ein Amerikaner)

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Beitrag von Krakau » 13.01.2009 23:08

Moin!

Anbei noch mal ein paar weiterführende Informationen zum Projekt Pluto :

Auf Youtube gibts eine Doku (Discovery Channel von 1997)
Teil 1/5:

Ein etwas ausführlicherer Text als bei WP:
http://www.merkle.com/pluto/pluto.html

...und da ist dann auch von dem "Fallout" Problem die Rede:
In addition to gamma and neutron radiation from the unshielded reactor, Pluto's nuclear ramjet would spew fission fragments out in its exhaust as it flew by.
Mit anderen Worten: Der Reaktor war eine ziemlich Dreckschleuder, weil er ungewollt Spaltprodukte zusammen mit der erhitzen Luft abgab. Außerdem war er laut und langsam - ICBM und SLBM waren / sind einfach effektiver und auf dem Weg zum Ziel etwas "sauberer".

Gruß
Thomas

Johan

Beitrag von Johan » 14.01.2009 16:01

Ich habe zwar jetzt nicht ganz verstanden, wie ein atomarer Senkrechtstarter funktionieren soll - aber ich möchte mal Zweifel daran anmelden, dass man einen Reaktor dadurch in die Luft kriegt, dass er nach unten Neutronen (Alpha-Strahlung?) und Gamma-Strahlung emittiert.

Und auch die Geschichte vom "radioaktiven Wasserstoff" halte ich für seltsam. Klar, wenn man Wasserstoff mit, beispielsweise, Deuterium- oder Tritiumkernen hat und die zufällig gerade dann zerfallen oder wenn die Kerne elektronisch angeregt sind, dann kann der Wasserstoff auch Strahlung emittieren. Aber meiner Schätzung nach wäre die nur bei Wasserstoff-Isotopen im radioaktiven Bereich (für alles andere müsste ich nachrechnen).

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