Moin!
@Historisches Soest
Danke für das Einstellen! Das ist das Empfangsgebäude in dem die Funkerfassung betrieben
wurde. Bitte mehr...
Leider kenne ich den Artikel in der "Soester Zeitschrift" nicht. Ich habe einmal die mir
vorliegenden Unterlagen ausgewertet:
Die "Marinefunkstelle (MFS) Mitte" in Berwicke wurde am 1.10.35 in Dienst gestellt.
Das Schild, das auf dem angehängten Bild zu sehen ist, wurde im Frühjahr 1937 angebracht.
Die MFS bestand lediglich aus einer Baracke, die mit einer Heizungsanlage, Kücheneinrich-
tung und Notstromaggregat ausgestattet war.
Zu Beginn hatte die kleine Einheit nur 5 Funkempfänger, die unterschiedliche Frequenzbe-
reiche abdecken konnten. Neben den Masten für die Empfangsantenne hatte die Anlage noch
eine Goniometerpeilanlage (Kreuzrahmenpeiler von Telefunken) und einen Langwellen-Adcock-
Peiler.
Für die Anfangszeit, mit einer Besatzungsstärke von etwa 20 Mann, war die Baracke betriebs-
und unterkunftsmässig gross genug, zumal einige Soldaten (Verheiratete/Ortsansässige) "Heim-
schläfer" waren.
Da das Oberkommando der Kriegsmarine (OKM) in Berlin grössere Erwartungen hatte, waren
mehr Empfangsplätze und auch mehr Personal erforderlich. Die Baracke in Berwicke war in
allen Belangen zu klein. Im Sommer '36 wurde im Bereich von Soest eine Probeerfassung
durchgeführt. Die besten Ergebnisse wurden im Bereich zwischen heutiger Arnsberger Strasse
und dem Deiringser Weg, also im Bereich der heutigen Emdenstrasse, erzielt. Das Land wurde
abgekauft und Ende '36 wurde mit dem Bau begonnen.
Frühjahr 1938 erfolgte der grosse Umzug von Berwicke nach Soest an die Emdenstrasse. Dort
gab es das Betriebsgebäude, ein Wohngebäude mit Garagen und ein Wohnhaus für den Oberfunk-
meister und den Maschinenmeister, das ausserhalb der Umzäunung lag (Auf dem angehängten
Bild "MPHS Soest - vorne" (MPHS = Marinepeilhauptstelle) von links nach rechts). Das Wohnhaus
ist rechts im Hintergrund zu sehen. Rechts neben der Tür am Wohngebäude ist der bekannte
Adler zu erkennen. Darunter war der Schriftzug "MNO Mitte". (MNO = Marinenachrichtenoffizier)
Nach dem Umzug wurde die Besatzung auf 60-70 Mann "hochgeschraubt".
Auch hier gab es einen Goniometerpeiler (mitumgezogen aus Berwicke?). 200 m westlich des
Empfangsgeäudes stand ein Langwellen-Adcock-Peiler. Ende '38/Anfang '39 wurde der erste
Kurzwellen-Adcock in Betrieb genommen. Er befand sich innerhalb des Geländes, wobei das
Peilgerät unterirdisch in einem kleinen "Bunker" untergebracht war.
SES hat ein sehr schönes Bild solch eines "Bunkerrests" aus Hjörring auf seiner Seite:
http://www.gyges.dk/MPHS%20Hjoerring,%20Skibsby.htm "Foundation for KW 4 U 80 excavated"
Anfang des 2. Weltkrieges wurde noch ein zweiter Kurzwellen-Adcock ausserhalb des Geländes
errichtet. Dies dürfte der bei Bettina gegenüber sein.
Erster Dienstellenleiter in Berwicke war vom 1.10.35 bis 31.3.36 der Oberfunkmeister
Wilhelm Muhr. Am 1.4.36 übernahm Kptlt. Achim Teubner die Stelle des Marinenachrichten-
offiziers (Dienststellenleiter). Kptlt. Teubner hatte mit seinen Anregungen und Vor-
schlägen massgeblichen Anteil an der neuen Anlage an der Emdenstrasse beigetragen. Am
1.10.38 wurde Kptlt. Teubner zum OKM nach Berlin versetzt und Kptlt. Wilhelm Budde über-
nahm die Dienststelle. Er leitete die Dienststelle bis Anfang April 1940. Abgelöst wurde
Budde durch Kptlt. Herrmann. Dieser leitete die Dienststelle bis zur Kapitulation der
französischen Streitkräfte. Da er die MPHS Brest aufbauen sollte, wurde er von KKpt. Meier
abgelöst. Aus gesundheitlichen Gründen wurde KKpt. Meier im April 1942 entlassen und durch
KKpt. Schulze-Pantien ersetzt. Anfang April 1944 fand die letzte Ablösung statt. Kptlt.
Plochmann (vorher MPHS Athen) übernahm bis Kriegsende die Dienststelle.
Angehängt ist auch das Foto "MPHS Soest - hinten" der Anlage "von hinten", also vom Sport-
platz aus. Auf Befehl "von oben" wurden die Schafe zur Tarnung auf den Sportplatz getrieben,
was bei den Soldaten natürlich nicht gern gesehen wurde, da sie dort Sport und Infanterie-
dienst machen sollten. Oberhalb des "X" steht der Goniometerpeiler. Er sieht so gross aus,
weil in der Verlängerung der Sichtlinie dahinter einer der grossen Emfangsantennenmasten
steht.
Die Inbetriebnahme von neuen B-Stellen (Funk
beobachtungs
-Stellen) in den besetzten Gebieten
erforderte zahlreiches Personal. Daher wurde Personal von den B-Stellen in Deutschland
abgezogen. Um diese Lücke zu schliessen, wurde weibliches Personal als Funker ausgebildet.
Am 1.3.43 wurde die II. Nachrichten-Helferinnen-Ausbildungsabteilung in Wyk/Föhr ins Leben
gerufen. In drei Monaten erhielten die Helferinnen ihre "Grundausbildung" als Funker.
Anschliessend wurden sie in der MPHS "Süd" in Langenargen praktisch in den B-Dienst einge-
wiesen und anschliessend auf die weiteren B-Stellen verteilt. Auch in Soest tauchten dann
Helferinnen auf.
Nach dem Kriegstagebuch der Abt. Funkaufklärung im OKM wurde die Einheit am 12.4.45 auf
Befehl des OKM aufgelöst. Am 16.4.45 traf ein Teil der MPHS Soest in Stärke von einem
Offizier, zwei Beamten und 22 Unteroffizieren und Mannschaften in Neumünster per LKW-
Transport ein. Nach Meldung Transportleiters (Lt. Schleck) sind die Marinehelferinnen
gemäss Befehl in Marsch gesetzt worden. (Ich weiss aber leider nicht wohin.) Über das
Restkommando der MPHS mit dem Chef, einem Offizier und 11 Unteroffizier und Mannschaften
war ihm nichts bekannt. Er vermutete, dass sie in Soest verblieben sind.
Meine Unterlage sagt aus, dass "Anfang April '45 die Dieststelle mit transportablem Gerät
und (einigem, wenigen?) Personal nach Thale im Harz verlegt. Das Personal wurde von Thale
aus auf die noch intakten B-Stellen verteilt." Das Gerät wurde meiner Meinung nach im Marine-
nachrichtenarsenal Thale eingelagert. Das Personal verlegte jedoch mehrheitlich direkt nach
Neumünster.
Die für die Neuaufstellung von B-Stellen zuständige "MPHS mot. II" machte in Soest noch
kurz Station. Nach der Errichtung der MPHS Reval, dem anschliessenden Aufbau der MPHS
Bordeaux und deren Ausweichstelle in einem Chateau bei Nersac, zog sich die Einheit nach
Soest zurück. Die Fahrzeuge wurden in Soest am Sportplatz (heute Jahnstadion) bei der
Jugendherberge abgestellt. Die Jugendherberge soll hier auch als Unterkunft genutzt worden
sein. Ankunft in Soest war der 20.8.1944. Die Einheit verblieb bis Oktober 1944 in Soest
und wurde dann, aufgrund von Treibstoffknappheit, per Bahntransort nach Neumünster (zur
dortigen MPHS?) verladen.
Gruss aus NF!
Rolf
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