Korridor durch Polen 1920-39

Zivile und sonstige Bauten mit geschichtlichem Hintergrund und deutlichem Bezug zu den Fachthemen, die jedoch nicht eindeutig zuzuordnen sind
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Gast

Korridor durch Polen 1920-39

Beitrag von Gast » 31.05.2005 19:50

Hallo,
meine Mutter Erzählte mir das sie als junges Mädchen mit der Bahn oft nach Ostpreussen gefahren ist. Sie fuhren durch den sog. Korridor vom damaligen "Reichsgebiet" durch Polen nach Ostpreussen (damals auch Deutsch!) So richtig mit Zollabfertigung und so weiter. Während der Fahrt durch Polen wurden sogar die Fenster verhängt. Kommt mir ein bisschen so vor wie in meiner Kindheit die Transitstrecke durch die DDR.
Über Google u.s.w. hab ich nichts gefunden.
Kennt jemand den Streckenverlauf von damals; an Fotos ist ja wohl nicht zu denken?
Grüße aus Niederbayern
Michael

petzolde
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Beitrag von petzolde » 01.06.2005 03:05

Soweit ich mich erinnere, folgende Korridorstrecken:
a) Berlin-Frankfurt/Oder-Posen-Thorn-Allenstein
b) Berlin-Küstrin-Schneidemühl-Dirschau-Elbing-Königsberg.
Vergleiche mit dem DDR-Transit sind durchaus zulässig, aber auch mit den österreichischen Korridorverkehren:
- Salzburg-Rosenheim(D)-Kufstein,
- Reutte-Garmisch(D)-Innsbruck
- Innsbruck-Franzensfeste(Italien)-Osttirol
- Burgenland-Sopron(Ungarn)-Burgenland,
die praktisch bis zum EU-Beitritt Österreichs bestanden haben, sogar mit Abschließen der Wagentüren !! (was im DDR-Transit nicht erfolgte).
Hitler forderte übrigens auch eine Korridor-Autobahn durch Polen nach Ostpreussen, mit deren Bau begonnen wurde, ohne daß man dann Polen noch fragte: Berlin-Stettin-Bad Freienwalde wurde weitgehend fertig und ist heute befahrbar. Freienwalde-Dirschau-Elbing ist im Bau bzw. in Erdarbeiten stecken geblieben, Elbing-Königsberg wurde einseitig fertig. Googeln unter "Berlinka" hilft weiter.
gruß EP

Harald

Wie war das mit dem Straßenverkehr?

Beitrag von Harald » 01.06.2005 11:39

Wie war das vor 1939 mit dem Straßenverkehr zwischen Ostpreußen und dem ehemaligen deutschen Reich? Mußten Krafftfahrer, wie in der früheren DDR auch bestimmte dedizierte Transitstrecken benutzen? Gab es spezielle Transitvisa?

steini

Straßenverkehr durch den Korridor 1937

Beitrag von steini » 04.06.2005 18:36

Hallo!

Für den Straßenverkehr zwischen dem Deutschen Reich und Ostpreußen durch Polen und Danzig wurden im November 1937 folgende Straßen festgelegt:

1.) Lauenburg i.P. - Rheda - Danzig - Käsemark - Tiegenhof - Einlage
2.) Lauenburg i.P. - Rheda - Danzig - Dirschau (Tczew) - Marienburg
3.) Schlochau - Konitz (Chojnice) - Pr. Stargard (Starogard) - Dirschau (Tczew) - Neuteich - Einlage
4) Schlochau - Konitz (Chojnice) - Pr. Stargard (Starogard) - Dirschau (Tczew) - Marienburg
5) Schneidemühl - Schmilau (Jeziorki) - Wirsitz (Wyrzysk) - Nakel (Naklo) - Bromberg (Bydgoszcz) - Fordon - Thorn (Torun) - Schönsee (Kowalewo) - Strasburg (Brodnica) - Neumark (Nowe Miasto) - Samplawa - Rodzonne - Deutsch Eylau
6) Schwiebus - Tirschtiegel - Neustadt (Lwowek) - Pinne (Pniewy) - Posen (Poznan) - Gnesen (Gniezno) - Thorn (Torun) - Schönsee (Kowalewo) - Strasburg (Brodnica) - Neumark (Nowe Miasto) - Samplawa - Rodzonne - Deutsch Eylau
7) Freyhan - Zduny - Krotoschin (Krotoszyn) - Koschmin (Kozmin) - Jarotschin (Jarocin) - Miloslaw - Wreschen (Wrzesnia) - Gnesen (Gniezno) - Thorn (Torun) - Schönsee (Kowalewo) - Strasburg (Brodnica) - Neumark (Nowe Miasto) - Samplawa - Rodzonne - Deutsch Eylau

Diese Trassen galten für deutsche Fahrzeuge ohne internationale Papiere (Zulassung und Führerschein), die mit internationalen Papieren konnten sich ohne Einschränkungen bewegen. Für die Fahrt durch Polen war ein Nationalpass mit Visum notwendig.

Dirk

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Lacky
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Beitrag von Lacky » 05.06.2005 09:44

Ich habe mich dunkel an einen Artikel in dem Buch "Schatten der Eisenbahngeschichte" aus dem Ritzau-Verlag erinnert und nochmal nachgelesen.

Am 1.Mai 1925 entgleiste der D4 Eydtkuhnen - Berlin auf dem Streckenabschnitt Pr.-Stargard und Swaroschin und kostete an die 30 Menschenleben und zahlreiche Verletzte.
Der Unterhalt der Strecke oblag der Polnischen Staatsbahn, die Lokomotiven der Deutschen Reichsbahn wurden auf dem Korridor-Abschnitt mit polnischen Personalen besetzt, das Zugpersonal Zugführer/Schaffner war allerdings DR-Personal. Eben diese DR-Personale, die die Strecke regelmäßig befuhren, sagten aus, daß sich der Zustand der Gleise in einem erbärmlichen Zustand befunden haben soll, da für Polen diese Strecken eigentlich uninteressant waren und finanzielle Mittel für Reperaturen nicht zur Verfügung gestellt wurden. Offiziele Unglücksursache war überhöhte Geschwindigkeit, was von deutscher Seite allerdings erheblich bezweifelt worden ist.

In dem Buch ist auch eine Abbildung von dem Unglück, was ich aber lieber aus Gründen des Copyrights nicht einstelle ;)

Lacky
Mut ist oft ein Mangel an Einsicht, während Feigheit nicht selten auf guten Informationen beruht - Sir Peter Ustinov

Harald

Beitrag von Harald » 06.06.2005 15:23

Wie war die Regelung für den Straßenverkehr zwischen den deutschen Reich und Ostpreußen vor 1937?

steini

Bahnverkehr

Beitrag von steini » 26.06.2005 23:18


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