Sperren in der Oberpfalz

Vorbereitete Sperren, Sperranlagen und zugehörige Infrastruktur
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redbull32
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Sperren in der Oberpfalz

Beitrag von redbull32 » 29.08.2023 13:19

Guten Tag Liebes Forum

Beim letzten Mal hat meine Anfrage super funktioniert mal sehen ob ich diesem auch weiter komme danke eurer Hilfe!

Ich komme aus der Oberpfalz und hat mich das letzte Mal mit der Frage beschäftigt wo wäre der WSP nach Bayern einmarschiert (das habe ich jetzt geklärt  )

Nun kommen ich zur frage es gibt auf Bayerns (Oberpfalz)Straßen 100derte sperren die Teil zurück gebaut sind teils unter Denkmal Schutz stehen (seite sperranlagen ist mir sehr gut bekannt :-) )

Daher suche ich einen Kontakt zu einem ehemaligen wallmeister der mir die ganze Sache vielleicht näher erklären kann und vielleicht auch erzählen kann WAS WÄRE WIE WANN PASSIERT

Vielleicht finden wir sogar die Möglichkeit einer Vorort Besichtigung? (weiß jemand wo so eine Möglichkeit besteht?)

Ich danke euch

Beste grüße aus Bayern

Kev ::radioaktiv:: :-) :jump:

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turul
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Re: Sperren in der Oberpfalz

Beitrag von turul » 29.08.2023 20:27

Was meinst Du mit
"mir die ganze Sache vielleicht näher erklären kann und vielleicht auch erzählen kann WAS WÄRE WIE WANN PASSIERT"??

Meinst Du damit
- wer die Sperren lädt / zündfertig macht / schließt / zündet?
- wer die Sperren sichert?
- wer dort wie unter Nutzung der SPerren verteidigt?
- wo die Sperrmittel lagerten?
- wie lange es dauert, die Sperren zu laden bzw. zu schließen?

redbull32
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Re: Sperren in der Oberpfalz

Beitrag von redbull32 » 30.08.2023 11:52

Hallo turul

Ja genau das wären so fragen die mich kitzeln

am Ende geht’s um den ganzen Prozess

:-) ::radioaktiv::

Grüße

kev

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turul
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Re: Sperren in der Oberpfalz

Beitrag von turul » 30.08.2023 19:25

Vorbemerkung:

Wir reden jetzt hier nur über baulich vorbereitete Sperren, also vor allem Straßensprengschächte, Fallkörpersperren, vorbereitete Brückensprengungen und Steckschachtsperren. Für zusätzlich angelegte feldmäßige Sperren, Wurfminensperren, Verlegeminensperren usw. gelten teilweise andere Regeln.

1. Laden und Zündfertigmachen dieser vorbereiteten Sperren war grundsätzlich Aufgabe der Pioniere. Ein Schließen von Sperrgassen (Minengassen) kam bei diesen Sperranlagen nicht vor. Sie waren entweder offen oder ausgelöst/geschlossen.
Dazu wurden die Brigade-Pionierkompanien und die Divisions-Pionierbataillone eingesetzt.
Bei Steckschachtsperren konnten auch Teile der Kampftruppe unter Anleitung der Pioniere eingesetzt werden.

2. Der Zündtrupp wurde fast immer von den Pionieren gestellt. In Ausnahmefällen konnten auch Soldaten der Kampftruppe mit Sprengberechtigung eingesetzt werden

3. Sicherung und natürlich erst die spätere Verteidigung der Sperren war Sache der Kampftruppe. Jede Division erstellte dazu einen Sperrplan, in dem die vorbereiteten Sperranlagen genauso aufgenommen wurden, wie zusätzlich anzulegende weitere Sperren bis hin zu Baumsperren oder Panzerabwehrrichtminen. Diese Sperrpläne wurden dann bis auf die Ebene der Kampftruppenbataillone umgesetzt. Ich füge ein Muster für einen Sperrplan bei. Original-Sperrpläne kann ich hier leider nicht beifügen, weil zu groß. Im Bundesarchiv sind aber einige Sperrpläne als Digitalisat verfügbar, z.B. für die 12. Panzerdivision. PDF mit Auflistung der Archivsignaturen füge ich ebenfalls bei.

4. Die Sprengmittel für die vorbereiteten Sperren waren entweder in Sperrmittelhäusern ausgelagert oder befanden sich Munitionsdepots bzw. Standortmunitionsniederlagen. Im günstigsten Fall standen dort mit der Munition beladene 1,5 t Einachs-Anhänger bereit, die nur noch an die Pionierfahrzeuge angehängt werden musste. In den meisten Fällen mussten jedoch die Sprengmittel auf die Transportfahrzeuge verladen werden. Neben den Gruppenfahrzeugen der Pioniere standen dazu in den Pionierkompanien auch noch Kampfmittel-Lkw zur Verfügung.
Die Profilträger für Steckschachtsperren lagern meistens in entsprechenden Behältern / Gebäuden in der Nähe der Sperre.

5. Zeitbedarf
Sprengschachtanlage mit drei Schächten: 1 Gruppe etwa 2 Stunden (nur für das Laden und Zündfertigmachen, ohne den Zeitbedarf für den Transport der Sprengmunition zur Sperre). Im Winter bei verschneiten oder zugefrorenen Sprengschächten oder vereisten Froschklappen für die Zündleitungen konnte das erheblich länger dauern. Das war gerade im Oberpfälzer Wald / Bayerischen Wald ein echtes Problem, kann ich aus eigener Erfahrung sagen.

Steckschachtsperre: 2 Gruppen etwa 2 Stunden.
Auch hier konnten bei den vielen Deckeln der Steckschächte im Winter erhebliche Probleme auftreten.

Fallkörpersperre: Zündfertigmachen durch 2 Pioniere in etwa 5 Minuten

Brückensprengungen: keine festen Richtwerte, hing von der Bauart der Brücke und der Art der Sprengung ab (Vorbereitete Sprengkammern und Art des Zugangs zu diesen Kammern oder Einsatz von Schneidladungen)

Grabensperren: auch keine allgemeinen Richtwerte, hing von der Straßenbreite und den Zugangsmöglichkeiten zur Sprengstelle ab.
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redbull32
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Re: Sperren in der Oberpfalz

Beitrag von redbull32 » 05.09.2023 21:47

Vielen Dank für deinen Beitrag !

Sehr spannend der Zeitaufwand ist enorm ! Alleine in Regensburg ( meine Gegend) die Brücken und Straßen in der Umgebung (sind mir alle bekannt )

Ist bekannt ob hier atomminen geplant waren?

Ich weiß dieninfo ist geheim aber es kann ja sein das einer was gehört hat :lol:

Beste Grüße aus Bayern

Kev

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Re: Sperren in der Oberpfalz

Beitrag von turul » 06.09.2023 15:11

Generell kann man sagen:

Es gab KEINE festen Kernminenschächte. Die bestehenden Sprengschächte waren für TNT.

Die ADMs waren primär für fixe Bauwerke vorgesehen, große Brücken usw. und in Ausnahmefällen, um z.B.an einer Enge eine Straße sehr wirksam zu sperren, z.B.bei Gebirgspässen. Es gab z.B. bereits in den 1950er Jahren Planung für den Einsatz auch von ADM in Tirol und Norditalien (siehe dazu: Krüger, Dieter : Brennender Enzian: die Operationsplanung der NATO für Österreich und Norditalien 1951 bis 1960 (Einzelschriften zur Militärgeschichte 46), Freiburg 2010.)

Natürlich kann man eine ADM auch in einen Sprengschacht packen, aber zugängliche Planungen dafür gab es nicht.

Es gab bei jedem Korps innerhalb des Pionierkommandos einen sog. Bohrzug, der auch Sprengschächte hätte anlegen können.

Die Bundesregierung und auch die Bundeswehr an sich hielten den Einsatz von atomaren Sperrmitteln (ADM - Atomic Demolition Munition)
im Gegensatz zu den USA für kaum verantwortbar. Es gab daher deutscherseits auch keine Planungen in dieser Hinsicht.
Ich füge dazu einen Aufsatz zu diesem Thema aus den Vierteljahresheften für Zeitgeschichte bei.

Für die Oberpfalz, wie für Bayern insgesamt, gibt es dazu keine freigegebenen Planungen.
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Re: Sperren in der Oberpfalz

Beitrag von redbull32 » 11.09.2023 11:30

Vielen Dank für die Info!

::radioaktiv::

Beste Grüße kev

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