Umzäuntes Gelände mit Gebäuden und Kameras im Segeberger Forst

Militärische Objekte und Anlagen ab 1945
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TimoL
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Beitrag von TimoL » 26.07.2015 19:21

Hier, ich hoffe das genügt:

1) arko Werk

2) Pelz Werk

3) Grondfos Werk

4) ehemalige Sprengstofffabrik Porr
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- Konrad Adenauer (1876-1967), erster Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland 1949-1963 -

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Wastl
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Beitrag von Wastl » 03.08.2015 10:23

Danke dir!
Ich sehe mal zu dass ich demnächst die Hunderunde dort drehe und mal gucke ob es eins der Gebäude war, welches ich damals gesehen hatte.

Viele Grüße!

Bunkerbob
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Sprengstofffabrik

Beitrag von Bunkerbob » 23.10.2015 10:33

Moin Timo,
Du schriebst (schrubst?) / hast geschrieben:
TimoL hat geschrieben: 4) ehemalige Sprengstofffabrik Porr
Für eine Sprengstofffabrik (ach schön, dass man jetzt nicht nur Sauerstoffflasche mit drei "f" schreiben darf) ist das von Dir markierte Objekt ja recht klein.
Was war denn da, eine Niederlassung von Karl Porr (den kenne ich dem Namen nach als Sprengmeister der Nachkriegszeit und auch aus der Kampfmittelbergung)?

Gruß
Robert

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bettika
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Beitrag von bettika » 23.10.2015 12:03

Hallo Robert,
Karl Porr hat in Schleswig-Holstein deutliche Spuren hinterlassen :mrgreen:

Die ,K. Porr Sprengstoff-Großhandels GmbH, Hamburgarbeite in Schleswig-Holstein Anfang der 50'er Jahre eng mit der staatlichen Munitionsräumgruppe zusammen.
In der MUNA Boostedt wurden Kampfmittel aus ganz Schleswig-Holstein delaboriert . Dabei wurde Sprengstoff aus Kampfmittel aufbereitet, konditioniert und zu "Spezialladungen" verarbeitet. Porr entwickelte eine wassergekühlte Bombensäge und betrieb eine Sprengstoffumschmelzanlage. Ob die 1953 geplante TNT-Reinigungs und -Abfülanlage noch in Betrieb gingen, ist nicht bekannt.
Die Porr GmbH wurde Mitte der 50'er Jahre in 2 GmbHs (Boostedt-werk GmbH und Sprengstoff-Bearbeitungs GmbH) umstrukturiert. 1955 übernahm die staatliche Räumgruppe in Boostedt wieder die Delaborierung alleine.

Ab 1952 wurde die Porr GmbH im ehem. Marinemunitionsdepot Jägersberg, auch dort neben der staatlichen Räumgruppe, mit der Bergung und Delaborierung von Wehrmachtsmunition von den Briten beauftragt. 3 Explosionsunfälle 1953-1954 führten zum Einstellen des Delaborierbetriebes und Übernahme des Betriebsgeländes durch den MRD.

In welcher Form Karl Porr auch in Wahlstedt aktiv war, weiß sicher TimoL.

Grüße
Beate
„Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.“ George Santayana

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TimoL
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Beitrag von TimoL » 09.06.2016 20:20

Zuerst:
Die TNT-Reinigungs und -Abfülanlage wurde in Boostedt nicht mehr in Betrieb genommen.
1953 zeichente sich schon ganz langsam eine mögliche militärische Wiedernutzung der ehemaligen MUNA Boostedt ab.

Nach der Schließung seines Werks in Boostedt, und der Zahlung einer mehr als angemessenen Entschädigung durch die Bundeswehr, zog Karl Porr um 1957 in das ehemalige Marine-Artillerie-Arsenal Fahrenkrug-Wahlstedt.

Dort experimentierte er zuerst in einem ehemaligen Munitionsarbeitshaus, das er ebenfalls als Entschädigung von der Bundesvermögensstelle bekommen hatte, mit neuartigen Sprengstoffen.

Im Jahre 1962 pachtete Porr von der IVG (Industrieverwaltungsgesellschaft mbH) den hintersten Teil des Depotbereiches des ehemaligen Marine-Artillerie-Arsenal Fahrenkrug-Wahlstedt und beantragte noch im selben Jahr eine Konzession zur Herstellung und Lagerung von Sprengstoffen.

Das besondere an dem Areal war: hier befanden sich noch vier unzerstörte und intakte Munitionshäuser.

Bevor jedoch mit der geplanten Sprengstofffertigung und -produktion begonnen werden konnte, mussten als erstes die Trümmer von den umliegenden gesprengten Munitionshäusern geräumt und geschliffen werden, um Platz für die geplanten Fertigungs- und Produktionsgebäude zu schaffen. Nachdem alle Trümmer beseitigt und geschliffen waren, wurde am Ostrand des Geländes ein ca. 3 Meter hoher, halbkreisförmiger Erdwall aufgeschüttet, der als Schutzwall dienen sollte. Davor wurden die Fertigungs- und Produktionsgebäude errichtet, die der Sprengstoffherstellung dienen sollten.

Die Gebäude der Sprengstofffertigung und -produktion wurden Sicherheitsgründen aus Leichtbetonteilen gebaut und mit großen Fenstern versehen, damit sich der Druck und herumfliegende Trümmerteile im Falle einer Explosion schneller und besser ausbreiten und verteilen konnten.

Zusätzlich wurden noch ein kleines Verwaltungs- und Bürogebäude, sowie ein „Sozialgebäude“, in dem sich Duschen, Toiletten, Wasch- und Aufenthaltsräume für die Beschäftigten befanden, eine Werkstatt, Lagergebäude für Verpackungen, Sprengstofffertigungsmittel, usw. und einige Feuerlöschschuppen.

Nachdem die drei Munitionshäuser instandgesetzt, im Eingangsbereich verstärkt wurden und das gesamte Areal mit einem 4 Meter hohen Zaun eingefriedet worden war, begann im Jahre 1964 die Produktion des Industriesprengstoffes „Porrit“, dem neuen, von Karl Porr entwickelten Sprengstoff.

Ab dem Jahr 1970 wurden unter Verwendung von entlaborierten Composin B auch die Industriesprengstoffe „Ammonex P“ und „Ammonit P“ im Werk Wahlstedt hergestellt.

Ursprünglich war eine Produktionsmenge von 1.200 jato angestrebt, maximal wurde allerdings zu Spitzenzeiten lediglich eine Menge von 600 jato erreicht. Die Anzahl der Beschäftigten des Werks Wahlstedt schwankte zwischen 5 und 60 Personen.

Im Jahre 1980 wurde das Werk Wahlstedt von der „Haniel Sprengtechnik (Westspreng)“ übernommen und die Sprengstoffproduktion im Werk Wahlstedt eingestellt.

Die ehemaligen Gebäude der Sprengstofffertigung und -produktion sowie die drei Lagerbunker wurden jedoch bis zum Ablauf des Pachtvertrages mit der IVG als Lager der „Haniel Sprengtechnik (Westspreng)“ weitergenutzt.

Nach Ablauf des Pachtvertrages zum Ende des Wirtschaftsjahres 1992 ging das Gelände in Eigentum des Landwirtschaftsministeriums Schleswig-Holstein über.

Aber erst sechs Jahre später, im Jahre 1998, wurden sämtliche Gebäude, bis auf die drei Munitionshäuser, auf Geheiß des Landwirtschaftsministeriums abgerissen, geschliffen, das Gelände anschließend eingeebnet und planiert und dem Forstamt Segeberg übergeben, und ist seitdem ein Teil des Staatsforstes Buchholz.
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