Bunker in Bielefelder Innenstadt

Luftschutzbunker, zivile Bunkeranlagen und Schutzbauwerke des 2. Weltkriegs
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Hedonism

Beitrag von Hedonism » 12.09.2007 11:18

Ja, Bilder mache ich nachher, wie versprochen. Hatte ich gestern keinen Bock mehr zu. *hust*

Übrigens ist mir erst hier beim Lesen des Forums aufgefallen, das wohl wirklich nur der überbaute Teil des Bunkers zu unserem Keller gehört. Wie der nichtüberbaute Teil betreten werden kann, muss ich mal nachher herausfinden.

Alte technische Anlagen habe ich noch nicht entdecken können, es sind aber diverse Lüftungsschächte nach draussen zu sehne und eine alte Toilettenanlage ist auch zu erahnen. Wäre prima, wenn man mir mal genaer beschreibt, was an technischen Anlagen vorhanden oder interessant sein könnte, da ich in dem Thema noch noob bin, aber gerne wissbegierig suchen würde.

Die genaue Lage des Luftschutzstollens kenne ich auch nicht, werde mich nachher aber auch mal umsehen vor Ort und morgen halt im Archiv suchen, wo der genau sein soll. Aber das eine Bild hier im Forum sollte hilfreich sein zum Auffinden des Eingangs (so er denn nicht wirklich komplett zugeschüttet ist, denn das Haus mit dem demolierten Dachstuhl kenne ich glaub ich.

Solong...
Hedo

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redsea
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Beitrag von redsea » 12.09.2007 11:50

Also das Haus steht ja noch und die Leute kommen die Schubertstrasse herunter. Der Stollen müßte sich also entweder unterhalb des Cafe's befunden haben, das Gelände dort ist zugänglich, oder aber links in der Umgebung des Partplatzes (gegenüber des Cafe's). Der Hang sieht dort auch danach aus, als wenn er sich auch dort befunden haben könnte. Nur ist auch dort leider alles zugewachsen und dahinter liegen private Gärten.

Gruß redsea

Hedonism

Beitrag von Hedonism » 12.09.2007 15:39

Also ich hab das mal mit diversen Kollegen diskutiert mit dem Bunker im Berg. Wir sind und inzwiswchen recht sicher, das auf dem Bild das Haus Schubertstrasse 1 zu sehen ist. Somit wäre der Stolleneingang an der Parkläche schräg gegenüber Haus Lessingstrasse 15.
(Ich hab die drei Punkte im Attachment mal rot umkringelt.)

Könnte aber auch alternativ möglich sein, das der Stollen unten in der Strasse "Am Sparrenberg" (Nähe "Ambrassador") ist und es eine Verbindung zu den Kasematten im Sparrenberg unter der Sparrenburg gibt. Versucht ein Kollege zu klären...

Hedo

P.S. Bild 1 ist von 2005, Bild 2 vom 1939
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Beitrag von redsea » 12.09.2007 18:45

Hedonism hat geschrieben:(...) Wir sind und inzwiswchen recht sicher, das auf dem Bild das Haus Schubertstrasse 1 zu sehen ist. (...)
Hallo Hedonism,

das ist korrekt, es ist das Haus Schubertsrasse 1, dass damals dem Bielefelder Justizrat Semler gehörte. Zum Vergleich hänge ich das alte Foto nochmal mit an, so wie ein aktuelles Foto aus der selben Perspektive.

Ich hatte das alte Foto bisher unter dem Aspekt betrachtet, dass die Leute die Schubertstrasse herunter kommen. Doch schaut man es sich genauer an, so gehen sie die Schubertstrasse hoch. Das bedeutet, dass der Stollen wie Du richtig vermutest vor dem Haus Schubertstrasse 1 lag, also dort wo heute die Parkflächen beginnen bzw. noch davor. Allerdings steht dort heute ein haus, direkt am Hang, mag also wirklich sein, dass der Stolleneingang kpl. überschüttet worden ist.

Gruß redsea
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Hedonism

Beitrag von Hedonism » 13.09.2007 17:51

Geiles Bild redsea, hätte ich gestern auch machen können, wenn meine Akkus nicht alle leer gewesen wären. ^^

So, ich war also gestern mal da, denn es ist ja gleich um die Ecke bei mir. Die Eigentümerin des Hauses Schubertsrasse 1 war wenig komunikativ und zeigte null Interessse an einem ausgedruckten Foto von ihrem Haus, was ich natürlich dabei hatte. Ob ich in den Garten darf, konnte ich beim ca. 30 Sekunden dauernden Gespräch auch nicht mehr fragen. Allerdings auf meine Aussage hin "Ihre Doppelgarage steht auf oder vor einem Bunkereingang aus dem 2. Weltkrieg." kam eine schnippische Antwort "Nicht wirklich!", die sich auch im nachhinein als richtig herausstellte. ;o)

Um Frau Dr. beim nächsten Besuch milder zu stimmen, werde ich vielleicht mal einen Kaktus kaufen...

Nach dieser erlittenen Vollpleite bei Frau Dr. J. pirschte ich mich mal am Haus Lessingstrasse 42 bis zur Eingangstür vor. Die Hausecke ist ja auf readsea's unteren Attachment zu sehen...
Geklingelt, wohl Niemand da. Als ich mutiger Weise das Gartentor öffnete (man geht ja nicht mal so in fremde Gärten (jedenfalls nicht in dieser Nobelgegend!)), stand plötzlich ein Mann vor dem Haus. "Was machen sie hier?" Verdutzt ich: "Ohm, ich suche einen Bunker!" Nee klar, das war wohl der blödeste Satz zum Start eines guten Gesprächs... Aber immerhin entschuldigte er sich bei mir mit seiner Erkältung und verschwand recht wortkarg wieder in seinem Haus. Keinen Plan ob ich nochmals klingeln werde...

Heut habe ich dann mal mit dem Leiter des Bauamts telefoniert, der mir netter Weise einen Scann zumailte. Ob ich den hier veröffentlichen darf, entzieht sich meiner Kenntniss, aber ich mach es einfach mal, weil ich ihn euch nicht vorenthalten mag.

Also, wie man sieht steht das Haus Lessingstrasse 42 definitiv mindestens auf dem Eingang zum Bunkerstollen. Später heute Abend werde ich euch noch ein paar weiter informationen posten, denn ich mag im Hellen noch Fotos von Luftschutzbunker II (Burgstrasse/Rosenstrasse) machen, auf dessen Oberfläche ich grad bekanntlich sitze. ^^

Solong...
Hedo
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Hedonism

Beitrag von Hedonism » 14.09.2007 18:17

So, ich mal wieder...
Stadtarchiv Bielefeld ist übrigens s e h r s e h r geil! ;o)
4.1.4. Luftschutzbunker

Sicherer als in öffentlichen Luftschutzräumen und befestigten Deckungsgräben war die Bevölkerung in den seit November 1940 in Bielefeld erbauten Bunkern untergebracht. Auf in der Regel drei Ebenen konnten außerdem viel mehr Menschen aufgenommen werden als in den öffentlichen Luftschutzräumen. Seit dem 12. November 1940 baute das städtische Hochbauamt an der Stadtheiderstraße den "Luftschutzbunker 1 " (LSB 1). Er sollte insgesamt 464 Personen fassen. Parallel dazu errichtete dieses Amt unter Regierungsbaurat Petri einen zweiten Bunker am Rosenhof/Burgstraße (LSB 2) für etwa 400 Personen. An der Bünderstraße entstand LSB 4. Der erste Spatenstich für diesen Schutzbau fand am 1 . Dezember 1940 statt. Die Erdarbeiten waren im April 1941 beendet. Danach blieben die Bauarbeiten wegen der Fertigstellung der Bunker 1 und 2 liegen.

Am 10. Oktober 1940 ordnete Hitler ein sofort durchzuführendes Luftschutzprogramm an. In 58 ausgewählten Städten sollte eine Reihe bombensicherer Bunker und Deckungsgräben errichtet werten. Bielefeld war einer von 23 Luftschutzorten allein im Luftgau Vl.

Auf Anweisung des Luftgaukommandos vorn 15. November 1940 mußte in jedem der 23 Luftschutzorte des Sofortprogramms der Bau eines bombensicheren Operationsraums inklusive 200 Krankenbetten angeordnet werden In Bielefeld entstand so der "Operationsbunker" (LSB 3) in der Ölmühlenstraße. Auf 1 427,08 Quadratmetern errichtete man ein von dicken Betonwände umgebenes, komplettes Krankenhaus mit Operationssälen und anderen medizinischen Einrichtungen.` Das bombensichere Gebäude wurde an das bereits bestehende städtische Krankenhaus angebaut. Ebenfalls aus den Mitteln des sogenannten "Luftschutz-Führerprogramms" wurde unter dem Bahnhofsvorplatz der Bahnhofsbunker errichtet (LSB 5). Er war zunächst ausschließlich für den Schutz der Bahnreisenden gedacht.

Ein weiterer Bunker entstand am Löllmannshof (LSB 6) für die 373 Bewohner aus den 181 Häusern der Straßen Detmolder Straße 528-481, Löllmannshof 1-30, Am Hellweg 267-310, An den Gehren und Am alten Dreisch. Sie sollten die 69 privaten Luftschutzkeller ersetzen, in die die Bewohner bisher geflohen waren. Auf einer Gesamtnutzfläche von 888,47 qm sollten 519 Schutzplätze geschaffen werden. Pro Person standen gerade 1,71 qm zur Verfügung. Die Bauarbeiten kamen nur sehr schleppend voran, was wiederholt Anlaß zur Klage gab. Es fehlten Baumaterial und Arbeitskräfte. Mit holländischen Gastarbeitern und Kriegsgefangenen versuchte man, den Mangel zu lindern. Das Problem betraf alle Bunkerbauten, die nicht wie LSB 1 und LSB 2 bereits 1941 fertiggestellt oder wie der Operationsbunker und der Bahnhofsbunker aus den Mitteln des "Führerprogramms" finanziert wurden. Betroffen waren die Bunkerbaustellen in der Bünderstraße (LSB 4), am Löllmannshof (LSB 6), in der Neustädterstraße (LSB 7) und in der Weißenburgstraße (LSB 8 ). Auch als sie noch nicht fertiggestellt waren, wurden sie bei Alarm für etwa 2 900 Schutzsuchende geöffnet.

Die Bunker verfügten über Liege- und Sitzplätze, über sanitäre Anlagen, Wachund Bedienungspersonal und für den Fall von Giftgasangriffen über Luftschleusen.

Eine besondere Ausstattung besaß der 1942 geplante Hochbunker in der Weißenburgstraße (LSB 8 ). Mit 1796,37 Quadratmetern Nutzfläche war er der größte Luftschutzbunker in Bielefeld (siehe Tabelle). Er konnte 1063 Personen Schutz bieten. Nach einer Bauplanänderung im April 1944 zog die Luftschutzleitung im Erdgeschoß ein. Dazu wurden Telefonanlagen für Konferenzschaltung, ein Funkraum, eine Befehlsstelle sowie ein Besprechungsraum eingeplant.

Tabelle 6: Bunker

Datum 1.1.1942 1.1.1943 1.1.1944 1.7.1944
Bunkerzahl 2..........3..........3..........3
Belegungszahl 868..........2043..........2043..........2043

Noch nicht fertig, aber bereits zugelassen waren am 1.7.1944 die Luftschutzbunker 4, 6, 7 und 8.

Tabelle 7: Nutzflächen der Luftschutzbunker 1-8, Stand 8. Juni 1944

LSB 1 - Stadtheiderstr. 713,62 qm
LSB 2 - Rosenhof/Burgstr. 528,24 qm
LSB 3 - Ölmühlenstraße (Operationsbunker) 1427,08 qm
LSB 4 - Bünderstr. 721,25 qm
LSB 5 - Bahnhofsvorplatz 1026 qm
LSB 6 - Löllmannshof 1473,92 qm
LSB 7 - Neustädterstr. 1473,92 qm
LSB 8 - Weißenburgstr. 1796,37 qm

Zusammen: 8574,96 qm

Nach einer Aufstellung des Hochbauamtes fanden bis Mitte 1944 in den vorhandenen Luftschutzbunkern knapp 5 000 Personen Zuflucht vor Bombenexplosionen. Pro Person standen so durchschnittlich 1,72 qm Bunkerplatz zur Verfügung. Die überwiegende Mehrzahl der Bielefelder, 115 000 an der Zahl, konnte sich nur in Kellern und Deckungsgräben vor Trümmem und umherfliegenden Splittern schützen.
Quelle: Ravensberger Blätter / Heft 2 / Oktober 1995

sjwhn
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Bunker Bielefeld

Beitrag von sjwhn » 14.09.2007 20:04

Hallo zusammen,
damit hat sich ja ziemlich viel erklärt und mal wieder gezeigt, dass man keine falsche Scheu vor Stadtarchiv(ar)en haben sollte!

Grüße aus Heilbronn

S.

Hedonism

Beitrag von Hedonism » 16.09.2007 11:44

Übrigens eine gute Gelegenheut sich mal den Hochbunker Neustädter Strasse 17 von innen anzuschaun:
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Hedonism

Beitrag von Hedonism » 19.09.2007 18:30

Interessiert das eigentlich alles Jemanden? ^^

Hier mal wieder ein bissl was Neues...

Abschrift der Terminierung der
Betonierungsarbeiten LSB II (Rosenstrasse /Burgstraße):
Vom 17.11.1940 bis 20.12.1940 Einrichtung der Baustelle, vom 20.12.
1940 bis zum 22. 2.1941 Erdarbeiten mit Kabelverlegung, anschließend bis
1.3.1941 Ausschachtung der Baugrube, vom 22.2.1941 bis 28.2.1941 Her-
richtung der Fundamentschalung, vom 28. 2. 1941 bis 25. 4.1941 Einschalung
und Ausführung der Betonierungsarbeiten.

Beginn der Betonierung am 28. 2. 1941;

Bauabschnitte wie folgt:
Sohle vom 28. 02 1941 bis 15. 3.1941 in 13 Abschnitten

Zwischenwände........)
Mittelwand................)
Außenwände............) 17. 3.1941 - 1. 4.1941 in 6 Abschnitten
(Westhälfte).............)

Decke vom 8. 4.1941 bis 11. 4.1941 in 3 Abschnitten
(Westhälfte)

Außenwände vom 16. 4.1941 bis 17. 4.1941 in 2 Abschnitten
(Osthälfte)

Decke vom 23. 4.1941 bis 25. 4.1941 in 3 Abschnitten
(Osthälfte)

Nachträgliche Verstärkung Vorbau Burgstraße 17.12.1941 in 1 Abschn.
und Änderung der Entlüftungsschächte (Wände) 05. 5.1942 “ 1 Abschn.
..............“...........“...................“...............(Decken) 1. 6.1942 “ 1 Abschn.

Zur Verwendung gelangte Gitterraumbewehrung mit Holzschalung.
Die Abschalung der Tagesabschnitte erfolgte in Holz. Es war zunächst eine,
vom 27. 3.1941 ab eine zweite Mischmaschine von je 500 Liter Leistung,
Fabrikat "Kaiser“ und “Jäger“ eingesetzt. Die Beförderung des Mischgu-
tes erfolgte mittels Schüsselwagen, die Einfüllung des Mischgutes mittels
Gießrohren und Stochern. Verwendet wurden die Zementmarken: Milke, Elsa,
Anneliese - Werk Ennigerloh, Wittekind, Dieckerhoff, Mark, Phönix und
Hannibal. Zuschlagstoff waren Kies und Kiessand, an der Bergseite auch
Traß. Die Fugen der Tagesabschnitte wurden mit Verzahnung ausgebildet.
Grundwasserisolierurig war nicht erforderlich.
Solong...
Hedonism

Hedonism

Beitrag von Hedonism » 24.10.2007 20:36

Geht vermutlich um das Kiekstatt-Rondell und die gefundene sowie inzwischene freigelegte Wendeltreppe aus dem ~16. Jahrhundert auf der Sparrenburg, jedenfalls stand darüber heute etwas in der "Neuen Westfälischen".

Ich habe bereits selber Bilder gemacht, werde morgen gegen 17 Uhr nochmal hoch und neue Bilder machen gehen, dann einen neuen Thread eröffnen.
Wer Zeit und Lust hat, 17 Uhr halt am Kassenhäusschen vom Burgturm bitte...

Lieben Dank an
- Martin, für die Erinnerung.
- derlub für den Tipp mit dem "hochladen".
und an Leif Urheberrechtsproblematik, ist mir bekannt...

Solong...
Hedo

P.S. Morgen brauchen wir dann wohl mal einen Mod zum Thread trennen und aufräumen hier. *g*

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