Reichs-Kartoffellagerhallen
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Reichs-Kartoffellagerhallen
Moin!
Nicht lachen - die gab es wirklich.
Durch Zufall habe ich den Hintergrund einer unscheinbaren Lagerhalle ganz bei mir in der Nähe erfahren. Die Halle hatten wir übrigens HIERschon mal als Thema.
Es handelt sich bei dem Bau um eine Reichs-Kartoffellagerhalle, einen Typbau, von dem ab 1943 200 Stück gebaut werden sollten. In einer ersten Bauwelle waren bereits im Sommer 1942 Hallen eines anderen Typs gebaut worden. Wieviele der geplanten 200 Hallen tatsächlich gebaut wurden und vor allem, wieviele davon heute noch erhalten sind, ist unbekannt.
Die Hallen sind auf den ersten Blick sehr unscheinbar, haben bei genauerem Hinsehen aber doch einige markante Kennzeichen. Sie waren zur Versorgung der städtischen Bevölkerung gedacht. Die Anlieferung sollte mit der Bahn erfolgen, die Verteilung mit Straßenfahrzeugen. Die Gebäude stehen demnach in oder in der Nähe größerer Städte und haben oder hatten zwingend einen Gleisanschluß (Einfahrtstore für die Güterwagen in den Giebelwänden). Auffällig sind auch die Lüfter auf dem Dach.
Interessant ist die Konstruktion der Hallen, die schon sehr stark von der Kriegs- und Mangelwirtschaft geprägt ist. So besteht das Dach aus einer reinen Holzkonstruktion, auf Metall, selbst auf Nägel oder Schrauben, wurde vollständig verzichtet.
Auch wegen dieser eher provisorischen Bauweise sind vermutlich nicht mehr sehr viele dieser Hallen erhalten. Standorte würde mich natürlich sehr interessieren.
Wer kennt noch Orte, an denen solche Hallen stehen?
Viele Grüße
Michael
Nicht lachen - die gab es wirklich.
Durch Zufall habe ich den Hintergrund einer unscheinbaren Lagerhalle ganz bei mir in der Nähe erfahren. Die Halle hatten wir übrigens HIERschon mal als Thema.
Es handelt sich bei dem Bau um eine Reichs-Kartoffellagerhalle, einen Typbau, von dem ab 1943 200 Stück gebaut werden sollten. In einer ersten Bauwelle waren bereits im Sommer 1942 Hallen eines anderen Typs gebaut worden. Wieviele der geplanten 200 Hallen tatsächlich gebaut wurden und vor allem, wieviele davon heute noch erhalten sind, ist unbekannt.
Die Hallen sind auf den ersten Blick sehr unscheinbar, haben bei genauerem Hinsehen aber doch einige markante Kennzeichen. Sie waren zur Versorgung der städtischen Bevölkerung gedacht. Die Anlieferung sollte mit der Bahn erfolgen, die Verteilung mit Straßenfahrzeugen. Die Gebäude stehen demnach in oder in der Nähe größerer Städte und haben oder hatten zwingend einen Gleisanschluß (Einfahrtstore für die Güterwagen in den Giebelwänden). Auffällig sind auch die Lüfter auf dem Dach.
Interessant ist die Konstruktion der Hallen, die schon sehr stark von der Kriegs- und Mangelwirtschaft geprägt ist. So besteht das Dach aus einer reinen Holzkonstruktion, auf Metall, selbst auf Nägel oder Schrauben, wurde vollständig verzichtet.
Auch wegen dieser eher provisorischen Bauweise sind vermutlich nicht mehr sehr viele dieser Hallen erhalten. Standorte würde mich natürlich sehr interessieren.
Wer kennt noch Orte, an denen solche Hallen stehen?
Viele Grüße
Michael
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Das Leben ist kurz, behauptet man.
Ansichtssache, sage ich. Die einen sind kurz, die anderen sind lang, und manche sind mittel.
Außerdem hatte ich noch dreizehneinhalb andere davon.
(Walter Moers, Die 13 ½ Leben des Käpt´n Blaubär)
Ansichtssache, sage ich. Die einen sind kurz, die anderen sind lang, und manche sind mittel.
Außerdem hatte ich noch dreizehneinhalb andere davon.
(Walter Moers, Die 13 ½ Leben des Käpt´n Blaubär)
Hallo, Michael!
Klasse, danke. Vor allem die Zeichnungen aus der Bauzeitschrift sind interessant.
Ich hatte das am Rande mal hier erwähnt, auf. S. 16 des Thread.
Vor allem würde mich mal die Bedeutung der vier (!) Türen interessieren. Oder hast du zufällig auch mal einen Grundriss, der das erläutert?
Gruß
Christian
Klasse, danke. Vor allem die Zeichnungen aus der Bauzeitschrift sind interessant.
Ich hatte das am Rande mal hier erwähnt, auf. S. 16 des Thread.
Vor allem würde mich mal die Bedeutung der vier (!) Türen interessieren. Oder hast du zufällig auch mal einen Grundriss, der das erläutert?
Gruß
Christian
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Moin!
Hab´ ich.
An den Stirnseiten sind Nebenräume (Büro, Aufenthaltsräume usw.) angeordnet sowie gemauerte (Metall sparen!)
Öfen für die Beheizung der Halle und der Eingangsbereiche. Aus der Tiefe der Nebenräume ergibt sich ein Windfang hinter den Zufahrtstoren mit weiteren inneren Toren. Die dadurch entstehende Schleuse kann von den Öfen aus direkt mir Warmluft geheizt werden. Damit sollte im Winter das Eindringen kalter Luft bei geöffneten Toren verhindert werden.
Gruß
Michael
Hab´ ich.
An den Stirnseiten sind Nebenräume (Büro, Aufenthaltsräume usw.) angeordnet sowie gemauerte (Metall sparen!)
Öfen für die Beheizung der Halle und der Eingangsbereiche. Aus der Tiefe der Nebenräume ergibt sich ein Windfang hinter den Zufahrtstoren mit weiteren inneren Toren. Die dadurch entstehende Schleuse kann von den Öfen aus direkt mir Warmluft geheizt werden. Damit sollte im Winter das Eindringen kalter Luft bei geöffneten Toren verhindert werden.
Gruß
Michael
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Das Leben ist kurz, behauptet man.
Ansichtssache, sage ich. Die einen sind kurz, die anderen sind lang, und manche sind mittel.
Außerdem hatte ich noch dreizehneinhalb andere davon.
(Walter Moers, Die 13 ½ Leben des Käpt´n Blaubär)
Ansichtssache, sage ich. Die einen sind kurz, die anderen sind lang, und manche sind mittel.
Außerdem hatte ich noch dreizehneinhalb andere davon.
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Re: Reichs-Kartoffellagerhallen
Das muß nicht unbedingt was mit Mangel zu tun haben. Holzkonstruktionen sind in Hinblick auf den Brandschutz nur sicher, wenn sie ohne jeglichen Metallverbindungen erstellt werden. Im Brandfall trägt das Metall nämlich die Hitze tief ins Holz was zu dessen kompletter Entzündung führt. Was dann passiert, sieht man immer bei fackelnden Discounter-Märkte. Die Dachkonstruktionen versagen innerhalb von wenigen Minuten - daher werden diese Bauwerke von Feuerwehren in der Regel nicht mehr gelöscht sondern kontrolliert abgebrannt.Käpt´n Blaubär hat geschrieben:... Interessant ist die Konstruktion der Hallen, die schon sehr stark von der Kriegs- und Mangelwirtschaft geprägt ist. So besteht das Dach aus einer reinen Holzkonstruktion, auf Metall, selbst auf Nägel oder Schrauben, wurde vollständig verzichtet ...
Re: Reichs-Kartoffellagerhallen
Ja.. aber in diesem Fall hat Michael recht. Ich habe inzwischen den kompletten Artikel aus der "Bauwelt" dankenswerterweise hier vorliegen.schneemann hat geschrieben:Das muß nicht unbedingt was mit Mangel zu tun haben. Holzkonstruktionen sind in Hinblick auf den Brandschutz nur sicher, wenn sie ohne jeglichen Metallverbindungen erstellt werden. Im Brandfall trägt das Metall nämlich die Hitze tief ins Holz was zu dessen kompletter Entzündung führt. Was dann passiert, sieht man immer bei fackelnden Discounter-Märkte. Die Dachkonstruktionen versagen innerhalb von wenigen Minuten - daher werden diese Bauwerke von Feuerwehren in der Regel nicht mehr gelöscht sondern kontrolliert abgebrannt.Käpt´n Blaubär hat geschrieben:... Interessant ist die Konstruktion der Hallen, die schon sehr stark von der Kriegs- und Mangelwirtschaft geprägt ist. So besteht das Dach aus einer reinen Holzkonstruktion, auf Metall, selbst auf Nägel oder Schrauben, wurde vollständig verzichtet ...
Zum einen wurden die Belüftungsroste zwischen den Kartoffelhaufen aus Rundhölzern gebaut, die die Kartoffeln schonen ( bei Kälte!) sollten und " ferner auf ungelernte Arbeiter und [Kriegs-?] Gefangene zurückgegriffen werden musste."
Zum anderen ist die Eisenbewirtschaftung auch deutlich erwähnt, z.B. bei den Öfen, zitat: " Der Reichsinnungsverband für Ofensetzer, Technische Zentrale, hat für den vorliegenden Zweck einen gemauerten Ofen entwickelt, der allen Ansprüchen genügt und den Vorteil hat, nur wenig Eisen zu gebrauchen."
Also, kurz und gut: Not macht erfinderisch. Und nach meiner Einschätzung war die Ideenumsetzung gar nicht mal so übel. Der Brandschutz war hier sicherlich ein nachrangiges Thema, die "Mangelbekämpfung" hatte Vorrang.
freundlich grüßend
Christian
Hallo zusammen,
ich bin begeistert! Wirklich klasse Arbeit und Recherche. Hut ab von meiner Seite
Da fährt man wirklich Jahrelang an dieser Halle vorbei und fragt sich, was das denn nun sein könnte. Das hier nun doch etwas wirklich Geschichtliches bei raus kommt, hätte ich nicht erwartet.
Also an dieser Stelle, danke noch mal
Ich werde auch mal schauen, ob man irgendwo noch weitere dieser Bauten findet. Eine DigiCam im Handy hat man ja immer dabei
Gruß
Marc
ich bin begeistert! Wirklich klasse Arbeit und Recherche. Hut ab von meiner Seite
Da fährt man wirklich Jahrelang an dieser Halle vorbei und fragt sich, was das denn nun sein könnte. Das hier nun doch etwas wirklich Geschichtliches bei raus kommt, hätte ich nicht erwartet.
Also an dieser Stelle, danke noch mal
Ich werde auch mal schauen, ob man irgendwo noch weitere dieser Bauten findet. Eine DigiCam im Handy hat man ja immer dabei
Gruß
Marc
Moin Marc,Volkiwolf hat geschrieben:Hallo zusammen,
ich bin begeistert! Wirklich klasse Arbeit und Recherche. Hut ab von meiner Seite
Da fährt man wirklich Jahrelang an dieser Halle vorbei und fragt sich, was das denn nun sein könnte. Das hier nun doch etwas wirklich Geschichtliches bei raus kommt, hätte ich nicht erwartet.
Also an dieser Stelle, danke noch mal
Ich werde auch mal schauen, ob man irgendwo noch weitere dieser Bauten findet. Eine DigiCam im Handy hat man ja immer dabei
Gruß
Marc
Also, weitere Bauten dieser Art zu finden ist sicher nicht ganz einfach. Zum einen ist der "Zahn der Zeit" drangegangen, zum anderen sind im gesamten (Groß-)Reich diese Hallen erst ab 1942/43 gebaut worden, zu anderen, gemäß der von mir zitierten Quelle über RNSt: ".. 88 Kartoffellagerhallen, von denen auf das Altreich [...] 42 Kartoffellagerhallen entfielen" gebaut wurden.
Damit aucht die Antwort auf deine Frage, Michael. Das hatte ich noch gar nicht getan.Käpt'n Blaubär hat geschrieben: Wieviele der geplanten 200 Hallen tatsächlich gebaut wurden und vor allem, wieviele davon heute noch erhalten sind, ist unbekannt.
Schönes WE.
Re: Reichs-Kartoffellagerhallen
Käpt´n Blaubär hat geschrieben:Moin!
Die Hallen sind auf den ersten Blick sehr unscheinbar, haben bei genauerem Hinsehen aber doch einige markante Kennzeichen. Sie waren zur Versorgung der städtischen Bevölkerung gedacht. Die Anlieferung sollte mit der Bahn erfolgen, die Verteilung mit Straßenfahrzeugen. Die Gebäude stehen demnach in oder in der Nähe größerer Städte und haben oder hatten zwingend einen Gleisanschluß (Einfahrtstore für die Güterwagen in den Giebelwänden). Auffällig sind auch die Lüfter auf dem Dach.
Wer kennt noch Orte, an denen solche Hallen stehen?
Viele Grüße
Michael
könnte es auch sein, dass sie auf militärischen geländen errichtet oder gibt es hinweise darauf - sehr interessant
bis dann gruß deproe
- Käptn Blaubär
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Re: Reichs-Kartoffellagerhallen
Moin!
Viele Grüße
Michael
Das könnte schon sein. Die Wandsbeker Halle steht in unmittelbarer Nähe des ehem. Heeresverpflegungsamtes.deproe hat geschrieben:könnte es auch sein, dass sie auf militärischen geländen errichtet oder gibt es hinweise darauf - sehr interessant
Viele Grüße
Michael
Das Leben ist kurz, behauptet man.
Ansichtssache, sage ich. Die einen sind kurz, die anderen sind lang, und manche sind mittel.
Außerdem hatte ich noch dreizehneinhalb andere davon.
(Walter Moers, Die 13 ½ Leben des Käpt´n Blaubär)
Ansichtssache, sage ich. Die einen sind kurz, die anderen sind lang, und manche sind mittel.
Außerdem hatte ich noch dreizehneinhalb andere davon.
(Walter Moers, Die 13 ½ Leben des Käpt´n Blaubär)
Moin zusammen,
ich hab mir das mal bei GE angeschaut und es sieht für mich so aus, als ob von der Heeresverpflegungsanstalt einst Gleise zu der Kartoffellagerhalle geführt haben. Jedenfalls enden die wohl noch vorhandenen Gleise im Rasen auf dem Gelände der Verpflegungsanstalt, oder täusche ich mich da?!
Wäre ja auch Sinnvoll eine Verbindung zwischen den Gebäuden mit einer Gleisanbindung um die Mengen vernünftig und schnell zu transportieren.
Grüße
Marc
ich hab mir das mal bei GE angeschaut und es sieht für mich so aus, als ob von der Heeresverpflegungsanstalt einst Gleise zu der Kartoffellagerhalle geführt haben. Jedenfalls enden die wohl noch vorhandenen Gleise im Rasen auf dem Gelände der Verpflegungsanstalt, oder täusche ich mich da?!
Wäre ja auch Sinnvoll eine Verbindung zwischen den Gebäuden mit einer Gleisanbindung um die Mengen vernünftig und schnell zu transportieren.
Grüße
Marc