Hannover: Tankstelle unter Denkmalschutz abgerissen ?
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Hannover: Tankstelle unter Denkmalschutz abgerissen ?
Hallo Forum,
weiß jemand etwas über eine unter Denkmalschutz stehende 50er-Jahre-Tankstelle in Hannover am Friedrichswall - Ecke Willy-Brandt-Allee ?
Sie hatte so ein schönes geschwungenes pilzförmiges Dach, war in den 80ern auch Thema in der lokalen Zeitung HAZ.
Der Betrieb selbst war eingestellt, das Dach mit Glaswänden versehen und als Ausstellung für Keramik genutzt,
durfte aber nicht geheizt werden, aus Denkmalschutzgründen, der alte filigrane Beton hätte es nicht vertragen.
Tja, und seit dem Neubau der Nord/LB zur Jahrtausendwende ist sie verschwunden! Zufall ?
Habe gegoorgelt, aber nichts gefunden. Hat jemand Informationen?
Gruß Fm
weiß jemand etwas über eine unter Denkmalschutz stehende 50er-Jahre-Tankstelle in Hannover am Friedrichswall - Ecke Willy-Brandt-Allee ?
Sie hatte so ein schönes geschwungenes pilzförmiges Dach, war in den 80ern auch Thema in der lokalen Zeitung HAZ.
Der Betrieb selbst war eingestellt, das Dach mit Glaswänden versehen und als Ausstellung für Keramik genutzt,
durfte aber nicht geheizt werden, aus Denkmalschutzgründen, der alte filigrane Beton hätte es nicht vertragen.
Tja, und seit dem Neubau der Nord/LB zur Jahrtausendwende ist sie verschwunden! Zufall ?
Habe gegoorgelt, aber nichts gefunden. Hat jemand Informationen?
Gruß Fm
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Habe heute Nachricht von der City-Redaktion der haz erhalten, demnach ist Denkmalsschutz nicht mehr so wichtig,
aber die Tanke ist einvernehmlich abgerissen worden.Wie beruhigend.
"Text HAZ von 1996:
Was wird aus Böwigs Keramik-Galerie, wenn die Nord/LB am Aegi baut?
HANNOVER. Wenn Galerist Wolf Böwig am Sonnabend seine 100. Sonderausstellung eröffnet, könnte dies ein reines Freudenfest sein. Er hat in dem Ungarn Sándor Kecskeméti einen Künstler gefunden, der all das verkörpert, wofür Böwig seit Jahrzehnten erfolgreich kämpft. Nämlich: der Keramik-Bildnerei einen vollwertigen Platz unter den Künsten zu verschaffen, sie wegzuholen vom Ruf des schrulligen Töpfertums und einzubinden in die Spielarten moderner Kreativität.
Das hat Böwig mit seiner Keramik-Galerie am Friedrichswall geschafft, und sein ungarischer Gast wird“s in persona beweisen. Er ist nämlich alles in einem: Keramiker, Bildhauer, Zeichner, Maler ein Rundum-Künstler, für den Keramik nur ein Material, nur eine Variante der Kunst unter vielen ist.
Ein Freudenfest könnte also anstehen, wenn da nicht ein gigantischer Schatten auf diese 100. Sonderausstellung fiele. Der Gigant ist fünfstöckig, etwa 14 000 Quadratmeter groß und rund 300 Millionen Mark teuer: der Neubau, den die Norddeutsche Landesbank noch in diesem Jahrzehnt zwischen das Aegi-Theater und den vorderen Maschpark setzen wird. Nicht nur Kunstfreunde befürchten, daß die denkmalgeschützte Tankstelle, in der Böwig seine Galerie betreibt, dabei unter die Räder kommen könnte. Denn sooo wichtig ist Denkmalschutz nun auch wieder nicht.
Die kleeblattförmige Benzinburg, die Böwig vor elf Jahren zur edlen Kunststätte umbaute, steht nämlich auf dem Baugelände. Und unter den Arbeiten zum Architektenwettbewerb, die in der städtischen Bauverwaltung ausgestellt sind, gibt es nur einen, der von dem kleinen Kleeblatt Notiz nimmt. Auch im preisgekrönten Entwurf des Stuttgarter Stararchitekten Gunter Behnisch kommt die Kunsttankstelle nicht mehr vor.
Damit ist eine vertrackte Situation geschaffen: Denn auch die Betreiber des Großprojekts erkennen ja durchaus, was hier vor die Hunde gehen könnte. “Ein Kleinod³ hat Manfred Bodin, Vorstandsvorsitzender der Nord/LB, das Keramik-Kleeblatt genannt. Wenn das kein Kompliment ist.
Das Stadtplanungsamt hat dem Galeristen bereits alternative Standorte am Georgsplatz (einen neu zu bauenden Pavillon, eine ehemalige Buchhandlung) vorgeschlagen, die allerdings nicht lange standhielten. Es zeigt sich, daß Böwig nicht nur eine Kunst-Institution geschaffen hat, die unter Keramik-Kennern als eine der ersten Adressen Europas gilt. Es ist auch ein Stück urbaner Qualität entstanden; ein exklusiver Blickpunkt in Hannovers Stadtlandschaft. Sowas kann man nicht einfach in eine Ladenzelle umtopfen, ohne daß diese Charakteristika verlorengingen.
Das Kunststück, aus einer Gewerberuine ein Juwel zu machen, wird Böwig sicher nicht nochmal vollbringen; aber eine vergleichbar originelle Lösung sollte es schon sein. Der Nord/LB scheint das Problem bewußt zu sein. Ihr Sprecher Dr. Arndt Fritzemeyer betont, daß der Bank an einer “einvernehmlichen Lösung³ sehr gelegen sei. Gespräche mit Böwig und anderen Mietern, die vom Neubau betroffen sind, sollen demnächst “intensiv angegangen³ werden.
Dem Galeristen brennt indessen die Zeit unter den Nägeln: “Ich kann mit keinem Künstler Ausstellungen planen, solange ich nicht weiß, ob es diese Galerie im nächsten Jahr, hier oder woanders, noch geben wird.³
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Habe aber immer noch kein Foto.
Gruß Fm
aber die Tanke ist einvernehmlich abgerissen worden.Wie beruhigend.
"Text HAZ von 1996:
Was wird aus Böwigs Keramik-Galerie, wenn die Nord/LB am Aegi baut?
HANNOVER. Wenn Galerist Wolf Böwig am Sonnabend seine 100. Sonderausstellung eröffnet, könnte dies ein reines Freudenfest sein. Er hat in dem Ungarn Sándor Kecskeméti einen Künstler gefunden, der all das verkörpert, wofür Böwig seit Jahrzehnten erfolgreich kämpft. Nämlich: der Keramik-Bildnerei einen vollwertigen Platz unter den Künsten zu verschaffen, sie wegzuholen vom Ruf des schrulligen Töpfertums und einzubinden in die Spielarten moderner Kreativität.
Das hat Böwig mit seiner Keramik-Galerie am Friedrichswall geschafft, und sein ungarischer Gast wird“s in persona beweisen. Er ist nämlich alles in einem: Keramiker, Bildhauer, Zeichner, Maler ein Rundum-Künstler, für den Keramik nur ein Material, nur eine Variante der Kunst unter vielen ist.
Ein Freudenfest könnte also anstehen, wenn da nicht ein gigantischer Schatten auf diese 100. Sonderausstellung fiele. Der Gigant ist fünfstöckig, etwa 14 000 Quadratmeter groß und rund 300 Millionen Mark teuer: der Neubau, den die Norddeutsche Landesbank noch in diesem Jahrzehnt zwischen das Aegi-Theater und den vorderen Maschpark setzen wird. Nicht nur Kunstfreunde befürchten, daß die denkmalgeschützte Tankstelle, in der Böwig seine Galerie betreibt, dabei unter die Räder kommen könnte. Denn sooo wichtig ist Denkmalschutz nun auch wieder nicht.
Die kleeblattförmige Benzinburg, die Böwig vor elf Jahren zur edlen Kunststätte umbaute, steht nämlich auf dem Baugelände. Und unter den Arbeiten zum Architektenwettbewerb, die in der städtischen Bauverwaltung ausgestellt sind, gibt es nur einen, der von dem kleinen Kleeblatt Notiz nimmt. Auch im preisgekrönten Entwurf des Stuttgarter Stararchitekten Gunter Behnisch kommt die Kunsttankstelle nicht mehr vor.
Damit ist eine vertrackte Situation geschaffen: Denn auch die Betreiber des Großprojekts erkennen ja durchaus, was hier vor die Hunde gehen könnte. “Ein Kleinod³ hat Manfred Bodin, Vorstandsvorsitzender der Nord/LB, das Keramik-Kleeblatt genannt. Wenn das kein Kompliment ist.
Das Stadtplanungsamt hat dem Galeristen bereits alternative Standorte am Georgsplatz (einen neu zu bauenden Pavillon, eine ehemalige Buchhandlung) vorgeschlagen, die allerdings nicht lange standhielten. Es zeigt sich, daß Böwig nicht nur eine Kunst-Institution geschaffen hat, die unter Keramik-Kennern als eine der ersten Adressen Europas gilt. Es ist auch ein Stück urbaner Qualität entstanden; ein exklusiver Blickpunkt in Hannovers Stadtlandschaft. Sowas kann man nicht einfach in eine Ladenzelle umtopfen, ohne daß diese Charakteristika verlorengingen.
Das Kunststück, aus einer Gewerberuine ein Juwel zu machen, wird Böwig sicher nicht nochmal vollbringen; aber eine vergleichbar originelle Lösung sollte es schon sein. Der Nord/LB scheint das Problem bewußt zu sein. Ihr Sprecher Dr. Arndt Fritzemeyer betont, daß der Bank an einer “einvernehmlichen Lösung³ sehr gelegen sei. Gespräche mit Böwig und anderen Mietern, die vom Neubau betroffen sind, sollen demnächst “intensiv angegangen³ werden.
Dem Galeristen brennt indessen die Zeit unter den Nägeln: “Ich kann mit keinem Künstler Ausstellungen planen, solange ich nicht weiß, ob es diese Galerie im nächsten Jahr, hier oder woanders, noch geben wird.³
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Habe aber immer noch kein Foto.
Gruß Fm
Von der aus dem Jahr 1952 stammenden "Kleeblatt-Tankstelle" am Friedrichswall habe ich leider auch kein gutes Foto, dafür aber wenigstens ein altes Luftbild finden können. Wenn es auch sehr klein ist, kann man doch die Kleeblattform recht gut erkennen.Fieldmouse hat geschrieben:Habe aber immer noch kein Foto.
Tja, und auf dem anderen Bild ist sie wohl gerade abgerissen worden.
Gruß Patrick
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@petzolde: Du meinst diese hier: http://209.85.135.104/search?q=cache:6g ... cd=1&gl=de
Ähnlich, aber anders, trotzdem auch eine interessante Geschichte, und, sie steht noch
Der lp-link von S.1 petroliana scheint nicht mehr zu funzen.
Gruß Fm
Ähnlich, aber anders, trotzdem auch eine interessante Geschichte, und, sie steht noch
Der lp-link von S.1 petroliana scheint nicht mehr zu funzen.
Gruß Fm
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Die Perspektive von oben kannte ich noch nicht; sieht anders aus als im Vorbeifahren. Abers es dürfte wohl in dieselbe Richtung passen.
Der Fürstenwalde-Baustil galt wohl im drittenreich als undeutsch. Statt dessen gabs die klotzigen Vordächer im Stil von Rhynern und Michendorf. Habe mich schon des öfteren gefragt, ob unter diesen Dächern Lagerraum o.ä. war - oder war es nur dort nur hohl??
gruß EP
Der Fürstenwalde-Baustil galt wohl im drittenreich als undeutsch. Statt dessen gabs die klotzigen Vordächer im Stil von Rhynern und Michendorf. Habe mich schon des öfteren gefragt, ob unter diesen Dächern Lagerraum o.ä. war - oder war es nur dort nur hohl??
gruß EP
Kleeblatt-Tanke Hannover
Hallo,
die Kleeblatt-Tanke am Aegi hat nichts mit der Tankstelle in Fürstenwalde zu tun, die Tankstelle wurde in den fünfziger Jahren von der deutschen "Gasolin-Nitag AG" mit Sitz in Hannover erbaut und bezog sich in der Architektur auf das Stadtwappen der Stadt Hannover, die als Firmensitz in den Genuß dieser einmaligen Tankstelle kam.
Leider wurde diese (zu recht) unter Denkmalschutz stehende Tankstelle aus dem Register gestrichen unter dem Vorwand, der Galerist hätte durch den Einbau der Fenster rund um diese Tankstelle die eigentliche schützenswerte Architektur so entfremdet, dass ein Denkmalschutz nicht mehr möglich sei.
Was für ein Zufall, dass dies aber nicht bei Umbau der Tankstelle zum Galerieraum auffiel, sondern erst etliche Jahre später, als die NordLB Ihren Bauantrag eingereicht hatte.
"Honi soît, qui mal y pense!" (Ein Schuft wer böses dabei denkt!)
die Kleeblatt-Tanke am Aegi hat nichts mit der Tankstelle in Fürstenwalde zu tun, die Tankstelle wurde in den fünfziger Jahren von der deutschen "Gasolin-Nitag AG" mit Sitz in Hannover erbaut und bezog sich in der Architektur auf das Stadtwappen der Stadt Hannover, die als Firmensitz in den Genuß dieser einmaligen Tankstelle kam.
Leider wurde diese (zu recht) unter Denkmalschutz stehende Tankstelle aus dem Register gestrichen unter dem Vorwand, der Galerist hätte durch den Einbau der Fenster rund um diese Tankstelle die eigentliche schützenswerte Architektur so entfremdet, dass ein Denkmalschutz nicht mehr möglich sei.
Was für ein Zufall, dass dies aber nicht bei Umbau der Tankstelle zum Galerieraum auffiel, sondern erst etliche Jahre später, als die NordLB Ihren Bauantrag eingereicht hatte.
"Honi soît, qui mal y pense!" (Ein Schuft wer böses dabei denkt!)