Truppenübungsplatz Hainberg

Zivile und sonstige Bauten mit geschichtlichem Hintergrund und deutlichem Bezug zu den Fachthemen, die jedoch nicht eindeutig zuzuordnen sind
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Oliver
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Truppenübungsplatz Hainberg

Beitrag von Oliver » 12.09.2006 19:22

Hi zusammen,

hatte am letzten Sonntag die Gelegenheit eine Führung über den ehemaligen Standort-Übungsplatz Hainberg zu machen. Die Führung wurde durch das Garnisonmuseum Nürnberg veranstaltet. Anbei ein paar Daten die ich mir während der Führung zusammengeschrieben habe, sowie ein paar Bilder. Da der Übungsplatz fast 100 Jahre Militärareal war, pack ichs mal unter "Allgemein"
Truppen Übungsplatz Hainberg (1898 1994)


Das Areal besteht überwiegend aus sandigen Boden, der seinen Ursprung in der letzten Eiszeit hat. Die Konsequenz war, dass dort bis in die Jüngere Vergangenheit neben der militärischen Nutzung auch eine zivile Nutzng in Form von Sandabbau stattgefunden hat.

Die erste militärische Nutzung fand bereits zu Zeiten des 30jährigen Krieges statt. Damals war das Areal Bestandteil des Feldlagers von Wallenstein.
Nach dem Abzug Wallensteins erfolgte in Teilen eine Rekultivierung des Areals in Form von Forstwirtschaft.

Da Nürnberg zu Beginn der 1800-Jahre Großgarnisons-Stadt wurde, bestand Bedarf an einem geeigneten Übungsgelände. Da der hainberg in unmittelbarer Nähe der ehemaligen Kasernenbauten liegt, kam man relativ schnell auf dieses Gelände. Allerings mussten teilweise Flächen zugekauft und enteignet werden um ein entsprechend großes Areal zu bekommen. Dazu zählten auch Baumaßnahmen bezüglich der Verkehrsanbindung sowie Bau einer Brücke, damit Fahrzeuge das Areal entsprechend erreichen konnten. Hauptsächlich fanden zur damligen Zeit Infanterie-Übungen bzw Gelände-Übungen statt durch die köngl.-bay. Truppen statt.

In der späteren Zeit übernahm dann die Reichswehr, das Areal für ihre Übungen und trainierte dort. Zuvor fand aber bereits während des WK I u.a. die "Ersatztruppen" eine Möglichkeit ihre Übungen dort abzuhalten. Teilweise ist auch die Existenz eines Feldflugplatzes zur Pilotenausbildung bzw. zum Einfliegen der Maschinen überliefert. Es soll sich hierbei um Flugzeuge von Siemens-Halske gehandelt haben.
Nach dem Ende des WK I erfolgte die Demontage bzw. der Abtransport der wenigen Einrichtungen vor Ort, so dass von dem "Flugplatz" heute keine Spuren mehr zu finden sind.

Bis 1935 ist nur eine geringe Nutzung des Plazes überliefert, erst ab 35 finden wieder verstärkt Übungen statt. Unter anderen soll auf dem Hainberg auch die Ausbildung der LN-Truppen aus Buchenbühl erfolgt sein, ebenso weitere Truppenteile aus der Regin u.a. Schwabach.
In den späteren Jahren nutze die Wehrmacht das Areal dann als Gelände-Fahrschule u.a. für den Panther-Panzer der bei MAN in Nürnberg gebaut wurde. Im Zuge dieser Nutzung wurden auch ein paar Verpflegungsgebäude sowie Latrinen errichtet, von denen heute nur noch ein paar Mauern zeugen.
Aus dem Jahre 1940 ist weiterhin eine Art vergelichstest zwischen dem "Panther" und einem franz. Beutepanzer überliefert, leider ohne konkreten Ausgang.
Im Februar 1945 erfolgt dann die letztmalige Nutzung des Areals durch die Wehrmacht. Angblich soll es zu dieser zeit noch vereinzelte "Übungen" des Volkssturms gegeben haben.
Eine weitere Nutzung während des III. Reichs erfolgte in Form des NS-Kraftfahrer Korps, sowie einer Segelflug-Schule.

Am 18.04.1945 erfolgte dann die in Beschlagnahme des Platzes durch die amerikanischen Truppen. In den Anfangsjahren des Wiederaufbaus gab es Überlegungen das Areal den angrenzenden Gemeinden Nürnberg, Fürth, Oberasbach zur Verfügung zu stellen um dort Wohnungen zu bauen, letztendlich führte aber der beginnede Kalte Krieg dazu das Areal abermals als Übungsplatz zu nutzen (sowohl für die Amerikanischen Streitkräfe, als auch ab 1956 durch die BW.

Bis Mitte der 70er-Jahre fanden am Hainberg Übungen mit Panzern (amerik. Streikräfte) statt, wobei aber stets nur Übungs-Munition verwendet wurde. Dies deshalb, da der Platz sehr dicht an der zivilen Bebauung liegt und eine verwendung von scharfer Munition nicht möglich war. Ab ca. Mitte der 80er Jahre übten die Amerikaner dort auch Luftlande-Operationen inkl. Absetzen vo Truppenteilen inkl. Material mittels Chinook - Helikoptern.
Desweiteren Infanterie und Gelände-Übungen (inkl. Biwakieren) von BW und Amerikanern, auch hatte das Transportbatallion Nürnberg dort seine Übungsgelegenheit.

Mit dem Ende der militärischen Nutzung im Jahre 1994 erfolgte dann die Räumung der Kampfmittel und die schrittweise Umwandlung in ein Naturschutzgebiet.
Gruß
Oliver
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Beitrag von Oliver » 12.09.2006 19:24

noch eine kleine Nachbemerkung:

Wie bereits erwähnt ist das Areal in Teilen ein Landschaftsschutzgebiet, sprich das Verlassen der Wege ist verboten. Wir hatten fü diesen einen Tag eine Sondergenehmigung um uns von den Wegen ein Stück zu entfernen.
Bitte beachtet dies bei evtl. Begehungen.

Gruß
Oliver

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Beitrag von Handlampe » 01.08.2007 17:29

Hallo Oliver,

ist schon länger her: Aber gab’s auf der Führung auch Hinweise auf die Nutzung als Flugplatz nach dem WK I?

Im Buch „Fliegerhorste und Einsatzhäfen der Luftwaffe“ ist verzeichnet:
Hainburg/Bay.; 5km SW Nürnberg-Schweinau; ,1927 Notlandeplatz auf ehemaligem Exerzierplatz Zirndorf, Feldflugplatz mit Grasnarbe. (49 25 25 N - 10 59 30 O)

In der Stadtchronik von Paul Rieß (Juni 1914):
Größere Übung der 3 Garnisonen von Fürth, Nürnberg und Erlangen bei Vach und Eltersdorf (15.-22.6.). - Seltenes Schauspiel: 3 Aeroplane kreisen über Fürth, eines davon kreist im Tiefflug, nur etwa 100 Meter hoch, und über der Geleitsgasse, wo das Elternhaus des Piloten steht: Führer des Flugzeuges ist der Fürther Hans Eyselein. Sie landen später am Flugplatz Hainberg.

Gruß
Uli

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Beitrag von Oliver » 01.08.2007 18:55

Hi Uli,

direkt nein lediglich dass was ich oben ja geschrieben habe:
Teilweise ist auch die Existenz eines Feldflugplatzes zur Pilotenausbildung bzw. zum Einfliegen der Maschinen überliefert. Es soll sich hierbei um Flugzeuge von Siemens-Halske gehandelt haben.
Kann allerdings mal am 11.08. im Garnisonmuseum nachfragen.

Gruß
Oliver

petzolde
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Beitrag von petzolde » 01.08.2007 19:06

Handlampe spricht von Hainburg: Tippfehler? Oder tatsächlich ein anderer Ort als Hainberg?
gruß EP

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argus
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Hainberg

Beitrag von argus » 02.08.2007 16:07

Hallo!

Auch der LSHD (Luftschutzhilfsdienst), das THW und andere KatS - Einheiten benutzten bis in die 80`er Jahre das Gelände für Übungen und zum Geländefahren.

An der Rednitzbrücke an der Rothenburger Str., hing / hängt? über viele Jahre am Geländer an der Südseite ein Blumenstrauß. Dort ereignete sich damals ein tötlicher Unfall, als ein PKW von hinten in eine Kolonne marschierender BW - Soldaten fuhr, welche auf dem Rückweg zur Infanteriekaserne in Nürnberg waren.

Obwohl der Hainberg inzwischen unter strengem Naturschutz steht, wurde die BW vor ein paar Jahren gebeten ein paar Panzer von einer BW - Wanderausstellung abzuziehen, damit sie im Hainberg den unerwünschten Bewuchs über dem Sand aufreißen.

Man versucht dort verzweifelt die "Sandachse Franken" offenzuhalten. Die Natur hat aber scheinbar etwas anderes mit dem Areal vor.


Gruß!

argus

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Beitrag von Handlampe » 02.08.2007 20:33

petzolde hat geschrieben:Handlampe spricht von Hainburg: Tippfehler?
gruß EP
Ja: Kaufe ein "e".

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