turmartiges Gebäude

Funkmess-, Funkpeil-, Funkleit- und Funkstörtechnik des 2. Weltkriegs
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Cremer
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turmartiges Gebäude

Beitrag von Cremer » 12.12.2016 14:48

Hier ein Link zu einer Postkarte von 1940 mit dem Salinental in Bad Kreuznach.
Erkennt jemand das turmartige Gebäude auf dem Photo oben links, rechts neben den Gebäuden? Die Sicht ist heute nicht mehr so möglich, da der Baumbewuchs höher ist. Um das Gebäude handelt es sich höchstwahrscheinlich um das Hogfgut Rheingrafenstein.
Hier stand während des ersten WK Januar 1917, als sich die Oberste Heeresleitung in Bad Kreuznach befand, ein hölzener Mast von 70m Höhe, um Funkverbindung bis nach Mesopotamien zu halten. Er war durch Telefunken errichtet worden, stürzte aber nach kurzer Zeit im März 1917 ein.
Im WK II war die Wehrmacht dort oben. Das AOK 1 war 1939/40 mit Führungsstab im Kurhaus in Bad Kreuznach zur Zeit des Frankreichfeldzuges (Praun: ein Soldatenleben). Nach Kriegsende waren die Amerikaner dort oben und heute steht dort ebenso ein Antennenträger für RiFu-strecken des Mobilfunks.
http://i.ebayimg.com/images/g/dQ0AAOSw5 ... -l1600.jpg
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Erich Fellgiebel 1935:Nachrichtentruppen sind kostbare, schwer zu ersetzende Mittel der Führung.

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Beitrag von redsea » 12.12.2016 18:40

Hallo Cremer,

meinst Du den Turm der auf dieser Karte deutlicher zu erkennen ist, wenn es denn überhaupt ein Turm ist?

Viele Grüße

Kai

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Beitrag von Cremer » 12.12.2016 21:24

Hallo Kai, genau den meine ich. Was könnte das gewesen sein? Die Aufnahme von Dir scheint mir allerdings jüngeren Datums zu sein.
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Beitrag von Gemueselaster » 13.12.2016 21:39

Hallo,

ich habe hier noch ne Ansichtskarte von 1940 gefunden. http://www.ansichtskarten-sammler.de/bilder5/2128.jpg

Dort ist der Punkt auch noch zu sehen. Also kann es sich nicht um den 1917 eingestürzten Funkturm handeln.

Kann es nicht auch was Profanes wie n Baum sein? Würde ja zum Rheingrafenstein passen und wäre auch von der Silhouette her passen.

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Beitrag von pigasus » 13.12.2016 22:43

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Beitrag von Cremer » 13.12.2016 23:23

Hallo Gemüselaster,
der von Telefunken errichtete Mast im Januar 1917, betriebsbereit am 16. Februar 1917, stürzte bald darauf ein. Der genauer Standort im Bereich des Rheingrafensteins war nicht bekannt; der höchste Punkt befindet sich allerdings links der Häusergruppe des Hofgutes Rheingrafenstein.

Der Mast auf den diversen Bildern scheint mir allerdings nicht sehr hoch zu sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er noch bis in 40ziger Jahre stand.

Mir bekannt ist, dass es da seit den 50zigerJahren ein eisener Mast mit einem Drehlicht gab. Dieser Mast wird für den Mobilfunk genutzt.
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Beitrag von zulufox » 14.12.2016 10:44

Hallo,

recht interessante Bilder, die hier aufgetaucht sind.

Die Standorte der Fotografen variieren zwar leicht, bewegen sich aber vom Aschoff-Blick Richtung Süden.

Auf dem von Kai verlinkten Bild ist ein echtes lost place zu sehen: Das Gebäude links über copy protection war das Standortlazarett Bad Kreuznach. Im Kalten Krieg diente es als US-Army-Hospital und wurde nach den Abzug der US-Army zugunsten des Neubaugebietes "Rheingrafenblick" abgerissen.

Aus allen Bildern geht im Prinzip hervor, dass das gesuchte Gebilde sich südsüdwestlich der Gebäude Hof Rheingrafenstein befand. Dort beim Hof befindet sich mit 294,5 m die größte Höhe in diesem Bereich. Der Einschnitt des "Schindgrund", der zwischen Hof und Schloss Rheingrafenstein nach Norden hin verläuft, ist auf den Bildern deutlich zu erkennen.

Da der "Turm" langfristig stand, gehe ich eher davon aus, dass es sich um ein "Naturdenkmal" handelt und nicht um einen militärischen "Sonderbau", der z.B. für die Belange AOK 1 errichtet wurde.

MfG
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Beitrag von Cremer » 14.12.2016 11:53

Hallo Zulufox,

Lazarett das eine, war von der Wehrmacht glaube ich errichtet worden..

Turm das andere:
Es war dort vermutlich im WK I der besagte Antennenträger für Funkverbindungen (Tastfunk) des Grossen Hauptquartiers. Mir fehlen bis heute noch Angaben über die Leitungsverbindungen zwischen der Sendezentrale im Kurhaus bzw. Oranienhof und dem aktiven Sender (Endstufe) an dem Mast.

Ich glaube allerdings nicht, dass die Reste des hölzernen Antennenträgers so lange bis in den WK II standen.
Gemäss des Messtischblattes vor dem Hofgut unterhalb an der Bezeichnung der Höhe 279,4m steht heute der Antennenträger für Datenfunk.
Die freie Fläche rechts in Richtung Schloss ist ein Wiesengelände welches heute noch gerne im Winter zum Rodeln genommen wird.
Ein Naturdenkmal gibt es dort oben definitiv nicht.
Es könnte natürlich auch ein sehr grosser Baum sein.
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Beitrag von Cremer » 14.12.2016 23:09

Hier Zitat aus dem Buch von Hans-Georg Kampe: Nachrichtentruppe des Heees und Deutsche Reichspost" Seite 203:

"Die funktechnische Endlösung brachte dann das Frühjahr 1917, nachdem Telefunken-Ingenieure in einer Bauzeit von nur 6 Wochen in Bad Kreuznach eine stationäre Funkstation mit einer Senderleistung von 20 KW errichtet und in Betrieb genommen hatten. Obwohl anfangs nur eine 70 Meter hohe Behelfsantenne zur Verfügung stand, konnte die Oberste Heeresleitung von nun an alle mit Funkmitteln ausgestatteten höheren Stäbe und Kommandobehörden auf allen Kriegsschauplätzen -selbst die in Palästina und Mesopotamien am weitesten entfernten Feld-Funkstationen - im Direktverkehr erreichen."
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Beitrag von Cremer » 08.01.2017 14:21

Ich komme zu dem Schluss, das es doch auf der Aufnahme von 1917 der hölzener Antennenträger ist. Allerdings stellt sich die Frage wie lange dieser stand bzw. wie lange die Überreste existierten. Nach WKII jedenfalls haben die Amerikaner dort ein Drehlicht auf einem Gittermast installiert, welches bis in die 70ziger Jahre existierte. Zulufox meint, es könnte sich um das Drehlicht für die US Army airfield im Industriegebiet von Bad Kreuznach handeln. Jetzt üsste man mal eingrenzen wie lange die Überreste des hölzernen Antennenträgers noch stand und wann die US Army den Gittermast mit dem Drehlicht errichteten..
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