Marinefliegergeschwader 4

Militärische Objekte und Anlagen ab 1945
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Rick (†)

Marinefliegergeschwader 4

Beitrag von Rick (†) » 21.04.2007 14:59

Die Bundesmarine beabsichtigte in den sechziger Jahren die Aufstellung eines Hubschraubergeschwaders oder, wie man später vielleicht gesagt hätte: Kampfhubschraubergeschwaders. Hier http://www.bw-flyer.de/neu/geschwader/marine/mfg4.html ist zusammengefasst, was wir bisher wussten, dass nämlich von 1963 bis 1968 unter dem MFG 4 in Kiel-Holtenau eine Staffel SEA BAT wenig erfolgreich Uboot-Bekämfung und Minenabwehr übte.

Doch zuvor gab es weit umfangreichere Planungen. Anfang der 60er Jahre war ein der NATO zu unterstellendes Marine-Hubschraubergeschwader mit Stab, einer Hubschrauberstaffel und Instandsetzungs- sowie Versorgungseinheiten in Klein-Charlottengroden bei Carolinensiel geplant (zu diesem vom Bund erworbenen Gelände siehe auch hier viewtopic.php?t=6653&highlight=charlottengroden). Es sollte weitere Hubschrauberstaffeln auf dem ehemaligen Seefliegerhorst Borkum und, nachdem Cuxhaven nicht in Frage kam, in Sahlenburg, ost-/südostwärts der Standortschießanlage, unterstellt bekommen. In Borkum wurde dafür die anfängliche Absicht, dort die Marineoperationsschule unterzubringen, fallen gelassen und die MOS in Bremerhaven stationiert. Die Entscheidung zur Einstellung aller Bauarbeiten für die MOS in Borkum datiert vom 21.03.60. Für Borkum wurden aber neben dem Marinefliegerhorst folgende Pläne weiter verfolgt:
- Schutzhafen Borkum,
- Zwischenstandort des Seebataillons von der Verlegung aus Wilhelmshaven-Sengwarden bis zur Fertigstellung der nötigen Unterkünfte in Hörnum,
- 8. Küstenminensuchgeschwader nach Verlegung aus Cuxhaven,
- Betriebsstofflager in den Südstranddünen,
- Munitionsausgabelager im Ostteil der Insel,
- Marinesignalstelle in den Westdünen.

Aus der Akte wird nicht ganz deutlich, ob man eine Zeit lang auch den Stab des Hubschraubergeschwaders in Borkum zu stationieren gedachte. Jedenfalls schien das Gelände mit rund 14 ha für eine 500 m lange Startbahn sowie Werft- und andere Gebäude zu knapp bemessen, weshalb man 1961 eine Landaufspülung in Erwägung zog, um eine Fläche von 35-40 ha zu erhalten. Man wollte in jedem Fall ab etwa 1963 die besagte Staffel in einer Stärke von 18 Hubschraubern und drei Reserve-Maschinen hier einsetzen können. Erst im August 1962 ergab eine Inspektionsreise durch AFNORTH, dass das vorhandene Gelände auch ohne Aufspülung für die Stationierung der 1. "Kampfhubschrauberstaffel" ausreiche. Immer noch ungeklärt blieb aber, nach welchen Kriterien der Fliegerhorst zu bauen sei, denn die NATO hatte sich bis dahin auf nichts festgelegt. Außerdem erhob Großbritannien Einspruch gegen eine NATO-Assignierung des deutschen Marinehubschraubergeschwaders. Man kann spekulieren, ob die Briten sich - wie üblich - daran störten, dass die Deutschen ihre Verbände nicht weit genug vorne aufstellten, oder ob sie befürchteten, dass das deutsche Geschwader einen Teil der NATO-Aufgaben am Ausgang des Kanals übernehmen könnte, worauf hin vielleicht britische Staffel-Standorte nicht mehr von der NATO finanziert worden wären.

In dem oben angeführten Link zum späteren MFG 4 ist vom Einsatz von drei SEA BAT in der 1. Staffel die Rede. Es standen den Marinefliegern jedoch sechs UH-34G (plus eine Ersatzmaschine nach einem Absturz 1964) für die Minenräumung sowie fünf SH-34J für die Uboot-Bekämpfung zur Verfügung. Diese waren vom MFG 5 ausgeliehen worden und wurden nach ihrer Rückgabe an das MFG 5 in HH-34G und HH-34J für den Rettungsdienst (SAR) umgebaut.

(Quelle: BA-MA, BW1/104942, Borkum, Hubschrauberhorst, Bd. 1, 1960-1962.)

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