Gaswerk Barmbek

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Woodz
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Gaswerk Barmbek

Beitrag von Woodz » 11.11.2005 11:37

Moin moin,
als "Verlängerung" des Threads zu "beleuchtete Wiese" im Verkehrsforum hier ein paar Bilder von einer kleinen Suche nach Überbleibseln des Gaswerks Barmbek.

Zu Geschichte kann ich bei Bedarf auch ein wenig nachliefern, in einem der nächsten Beiträge folgt die Abschrift einer "Gedenktafel" der Geschichtswerkstatt Barmbek dazu.

Gruss
Michael
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Beitrag von Woodz » 11.11.2005 11:55

weiter gehts:
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Beitrag von Woodz » 11.11.2005 11:58

und noch 3:
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Beitrag von Woodz » 11.11.2005 12:00

noch 2:
bin aber mit Rundgang noch nicht fertig, muss nur Zeit finden...
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Beitrag von Woodz » 11.11.2005 13:01

Hier das Transcript vom Aufsteller der Geschichtswerkstatt Barmbek:

Vom Gaswerk zur Alstercity
-
Anfangs war geplant Hamburgs zweites Gaswerk in Eppendorf zu bauen. Nach heftigen Protesten der Eppendorfer - 1873? appellierten sie mit der Druckschrift "Ein Nothschrei aus Eppendorf" an die Öffentlichkeit. - entschied der Senat das Gaswerk an der Osterbek in Barmbek bauen zu lassen. Gegen diesen Standort waren weniger Proteste zu erwarten, da die Gegend noch kaum besiedelt war. Wie entlegen sie für das Empfinden mancher Hamburger war, läßt der Name eines Hamburger Wirtshauses vermuten, das an der Osterbekstraße stand "Zum Nordpol". - Wenige Jahrzehnte später war das Gaswerk von dichtbevölkerten Wohnvierteln umgeben.
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Was sollen die Reste einer alten Mauer zu Füßen eines modernen Bürohauskomplexes? Sie sind stehen gelassen worden, um an das Gaswerk zu erinnern, das bis in die Nachkriegszeit diese ganze Partie an der Osterbekstraße beherrschte. Mit der Errichtung des Gaswerkes 1874-76 war die zweite Etappe des Kanalbaus verbunden.
Zuvor war die Osterbek auch hier noch ein kleiner Bach.
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Als Stoker an Retorten
(leider auf dem Bild nicht lesbar, muss ich nochmal vorbeilaufen)
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Gaswerkarbeit
Bis Anfang des Jahrhunderts wurde das Gas in Retorten produziert, die von Hand bedient wurden. Die Tätigkeit der Ofenarbeiter, der Stoker, war beschwerlich und ungesund. Nach jeweils vierzig Minuten waren die Ofernarbeiter so erschöpft, daß sie eine Ruhepause von sechzig Minuten einlegen mussten, um wieder zu Kräften zu kommen. Anstrengend und schlecht bezahlt war auch die Arbeit der Kohlen und Koksschieber, die mit der Schaufeln den Kohlehalden zu Leibe gingen und sie mühsam hin- und herkarrten.
Besonders in der Frühzeit, als das Gaswerk noch als Pirvatunternehmen betrieben wurde und sich zu einer Goldgrube für die Betreiber entwickelte, kam es bei den Gasarbeitern immer wieder zu Protesten und Streiks. Nach dem großen Streik der Gasarbeiter 1890? übernahm die Stadt die Gaswerke.
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Ende und Hinterlassenschaft
Bei den Bombenangriffen auf Hamburg 1943/44 wurde auch das Gaswerk Barmbek schwer getroffen, doch unmittelbar nach Kriegsende wieder aufgebaut und in Betrieb genommen. Als 1960? Die zweite Großkokerei Katwiek? errichtet wurde und die Umstellung auf Erdgas bevorstandt verlor das Gaswerk Barmbek seine Bedeutung und wurde stillgelegt. Barmbek hatte damit einen weiteren Betrieb mit Arbeitsplätzen vor der Haustür verloren. Viele Barmbeker in der Umgebung waren indes froh, dass die ?Ruß- und Rauch? endlich vorbei war. Die Hinterlassenschaft des Gaswerkes sollte der Stadt noch lange zu schaffen machen. Das Gelände lag zunächst jahrelang brach. 1972 erwarb es Volksfürsorge. Nun stellte sich heraus, daß der Boden erheblich verseucht war, namentlich mit Cyaniden, Phenolen, Arsen.
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Kohlentransport mit Schuten
Da das Gaswerk keinen Anschluß an die Bahn hatte, mußte die für die Gasgewinnung benötigte Kohle auf der Elbe aus Seeschiffen in Schuten umgeschlagen werden, die über die Alster Richtung Winterhude geschleppt und den Osterbekkanal entlang gestakt wurden. Erst als 19?7 am Güterbahnhof Barmbek eine Schüttvorrichtung zum Umladen in Schuten installiert worden war, wurde auch mit der Bahn transportierte Kohle verwendet. Über Stich- und Osterbekkanal wurde sie zum Gaswerk geschafft.
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Der Streit um die Neubebauung
Die Volksfürsorge leitete mit ihrer Bauabsicht eine nicht enden wollende Kette leidenschaftlicher, teils auch vor den Gerichten ausgetragener, Auseinandersetzungen ein. Anwohner ebenso wie Kommunalpolitiker aus dem ganzen Bezirk Nord wehrten sich von Anfang an aufs hartnäckigste gegen den Bebauungsplan und seine Verwirklichung. Letztlich trotz zeitweilig aufkommender Hoffnung vergebens. 21 Geschosse sollte sich der Bürohauskomplex auftürmen.
Die Volksfürsorge verschleppte den Baubeginn jahrelang, wohl weil sie zweifelte, ob sie überhaupt Bedarf an soviel Büroraum hatte. Zudem erwies sich, daß das Problem der Bodenvergiftung viel schwerwiegender war als zunächst gedacht. Zwischen 1980 und 1983 gab die Stadt rund 8.5 Millionen DM für die teilweise Abtragung des Bodens aus. Weitere Kosten der Sanierung sollte die Volksfürsorge tragen. Unklar war aber nicht nur deren Höhe, sondern auch, an welchem Ort das vergiftete Erdreich gelagert werden sollte. 1987 resignierte die Volksfürsorge, nachdem sie sich das Vorhaben 20 Millionen DM hatte kosten lassen.
1988 kauften Dr. Helmut und Hannelore Greve das Gelände, um darauf das "Büro- Kommunikations- und Dienstleistungszentrum Alster-City" errichten zu lassen. Osterbek-City wäre wirklichkeitsnäher, wenn auch weniger klangvoll. Die Greves fanden eine - so war zu hören - "elegante" nämlich kostensparende Lösung der Sanierungsaufgabe. Der vergiftete Boden wurde nicht abgetragen, sondern versiegelt, die Gebäude auf Pfähle gesetzt. 1992 war der Komplex fertiggestellt. Einzige Verbesserung gegenüber den 70er Jahren: statt 21 war er nur 14 Stockwerke hoch. - Die Folgen für den Stadtteil bleiben abzuwarten (von 1994 aus gesehen)
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Kohlen holen vom Gaswerk
Wenn ich mit meinem Vater Kohlen und Briketts vom Gaswerk Barmbek holen musste, wurde zuerst eine Schottsche?-Karre in der Stülckenstrasse? Gemietet. Vater spannte sich dann wie ein Pferd vor die beladene Karre, und ich schon hinten nach. Zu Hause stülpte sich Vater einen Sack über den Kopf und schleifte die sechs oder acht Zentner fünf Stockwerke hoch über die steilen Treppen zum Boden. Wir hatten keinen Keller und mussten die Kohlen und den Koks unter die Dachschräge schütten. Das staubte natürlich ganz gehörig, und weil diese Handlung immer in den Hochsommer fiel, kam der Schweiß dazu. Mutter meinte dann nachher Kumpels vor sich zu sehen, die soeben aus dem Kohlebergwerk kamen. Zum Durst-Löschen mußte ich dann für meinen Vater einen "Abgebrochenen" drüben aus der Kneipe holen. (Name unleserlich)
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Als in der Wohnung noch Gaslicht brannte.
(Text unleserlich auf Foto - wird nachgeliefert)
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Beitrag von skyper » 12.11.2005 00:44

Cool,

ich bin immer wieder erstaunt, was mein Stadtteil geschichtlich so zu bieten hat...

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Beitrag von Woodz » 16.11.2005 13:51

Moin moin,
noch n paar links, wenns interessiert:

Bilder neu/alt:
http://www.bildarchiv-hamburg.de/hambur ... rkbarmbek/ (habe witzigerweise fast identische Bilder gerade geschossen, inklusive Kampnagelkran und Frontansich Alster City)

Bericht vom "Kohlenklau"
http://www.kollektives-gedaechtnis.de/t ... efert.html

kurze Geschichte Barmbek:
http://www.hallo-barmbek.de/hb_geschichte.html
http://www.roteswinterhude.de/broschuer ... enwart.pdf

Gruss
Michael

Pettersson
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Gaswerk Barmbek

Beitrag von Pettersson » 17.11.2005 17:34

Hi zusammen,

das von dir fotografierte Klinkergebäude ist das Bürogebäude des Kraftwerkes Barmbek. Ein ähnliches Gebäude findest du neben der Messe Hamburg (ehemaliges Kraftwerk Karoline) und in Hammerbrook (Kraftwerk Bille).

Wenn du am Umspannwerk weitergehst siehst du am Ende des folgenden Bürogebäudes noch eine Aussenwand eines Kohlenbunkers des Kraftwerkes.
Zusätzlich erkennt man auf der anderen Seite an einer Seites des Parkplatzes noch Reste der alten Kaimauer des Stichkanals über den die Kohle zum Kraftwerk transportiert worden ist.

Bei Interesse könnte ich noch ein paar zusätzliche Daten zum Kraftwerk hervorzaubern.

Gruß,
Torsten

P.S.
Das Gaswerk in Bergedorf ist übrigens sehr gut erhalten. Allerdings war der Eigentümer des alten Kesselhauses sehr unfreundlich und bepöbelte mich als ich über den Zaun fotografierte.

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