Flugverkehr Berlin vor der Wende

Verkehrsgeschichte - Bauwerke der zivilen Luftfahrt
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Gast

Re: interessante Epoche

Beitrag von Gast » 13.01.2007 20:33

alexwitte hat geschrieben:Zwischen Wolkenlücken sah man immer wieder viele große Militärflugplätze.
viel ist relativ. Im Zeitraum Deines Fluges nenneswerte in den Korridoren waren aus meiner Sicht Brandis, Köthen, Zerbst (Süd/SC) davon ein wenig außerhalb Stendal; Mahlwinkel, Brandenburg (Mitte/CC); Oranienburg (BCZ).
Im Nordkorridor (NC) gab es gar nichts was mir erwähnenswert erschiene.

Volker

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Helmholtz
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Beitrag von Helmholtz » 14.01.2007 00:34

Brandis dürfte leider etwas zu weit rechter Hand des Südkorridors gelegen haben.

Interessant waren wohl noch Eisenach (Kindl) und der Russenplatz bei Allstedt. :thumbup:
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Beitrag von Helmholtz » 14.01.2007 01:30

So, und jetzt nochmals zu Punkt 1.

Meine Meinung dazu:

Ich denke nicht, dass es eine direkte Kommunikationsmöglichkeit zwischen Schönefeld und den 3 westlichen Flugplätzen gab.
Diese war weder nötig noch sinvoll da die Klärung einer Problematik im Luftverkehr in den Berlinkorridoren immer über die Alliierte Luftsicherheitszentrale am Kleistpark lief.

Wozu hätten die sich denn auch anrufen sollen?
(Der Tower dort ist die vorletzte Station eines ankommenden Fluges vor den Bodenlotsen bzw. nach dem Start gar nicht mehr zuständig da gleich Radar übernimmt.)
Wenn ein Flug sich nicht an die Freigaben gehalten hätte oder hat, wozu sollte dann Tower oder Radar Ost im Westen anrufen?
Da rufen die doch sicher erst andere "Staatsorgane" oder die Russen an.

Radar West sieht sowieso was los ist.

Weder der eine noch der andere wird sicher vorhersagen können was dieser Flieger tun wird oder kann ihn mit anderen Mitteln als Gewalt beeinflussen.

Bei der Alliierten Luftsicherheitszentrale wurden den Russen Infos über jeden die Korridore befliegenden Flug mitgeteilt, also Daten wie geplante Ein- Ausflugszeit nach Berlin oder in den jeweiligen Westsektor und geplate Flughöhe.

Denke die "Probleme" die sich spontan ergeben hätten wären kaum von Ostlotse zu Westlotse direkt und kurzfristig klärbar gewesen.

Das diplomatische Parkett dürfte dort auch nicht gewesen sein.
Am ehesten noch da wo alle 4 Alliierten zusammen sitzen können, am Kleistpark.

Die Entscheidung über eventuelle militärische Maßnahmen trifft auch nicht der Lotse der DDR sondern die Luftwaffe der UDSSR un diese ist nicht in Schönefeld.

Sollte jemand hier anderslautende Fakten oder Meinungen kennen ich brenne vor Neugier!


Zu Punkt 2.

Warum sollte ein Flugzeug eines Ostblocklandes das Schönefeld anfliegt Karten von Tegel oder Tempelhof mitführen?
Es soll doch dort keinesfalls hin, auch nicht die Passagiere!
Es ist auch nicht nötig dorthin zu fliegen, (außer man entführt es) da es genügend andere Ausweichflughäfen im Osten gibt.

Und wenn es entführt wird wird es auch bei nicht allzu miesem Wetter dort landen können.
Ohne Karten, ohne Funk wenns denn sein soll.

Man sieht den Flughafen und landet einfach, natürlich guckt man vorher ob was im Weg steht oder fliegt, logisch! ;)

Bei der Rückführung kann man sich die neue linientreue Crew wenn nötig Karten besorgen oder man kriegt Radarführung wenns denn sein muß.

(Die Amis hätten sicher welche kopiert... :))
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Wolf
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Beitrag von Wolf » 14.01.2007 01:38

Hallo zusammen,

ich muß schon sagen, das ist ein sehr effizienter Thread: 20 Antworten in zwei Tagen, bei fast 500 Aufrufen - Respekt !
Das Thema an sich beinhaltet aber schon eine gewisse Eigenspannung. Allerdings empfinde ich die Fragestellung von "STAR-Liner", als Autor des Threads, schon etwas provokant.
Für mich als "nur" Fliegereiinteressierter war dieses Thema immer schon sehr interessant, wie der Flugverkehr damals wohl abgelaufen war. Nun gehe ich mal davon aus, hier genug Fachleute zu finden, die fundierte Antworten geben können
Soweit, so gut. Was ist denn nun mit den "kompetenten Fachleuten"?
Ich glaube, die werden wir hier, in diesem Rahmen, nicht finden.
Aber, bevor man sich wieder gegenseitig Vorhaltungen macht , sollte man lieber erst mal überlegen, was ist, mehr oder weniger, als gesichertes Wissen vorhanden. Welches gesicherte Wissen zu den Luftstraßen gibt es überhaupt?
Den Status, die Notwendigkeit etc. zu den drei "zeitweiligen Luftfahrtswegen nach Berlin", kann der geneigte Interessent gerne bei "Wikipedia" nachlesen (die entsprechenden Links dazu wurden ja schon genannt).

Noch eine kurze Anmerkung zu dem Gezänk um Phrasen aus der Zeit des Kalten Krieges: Nach meinem Verständnis, war vieles dummes Geschwätz. Die "innerdeutsche Grenze" und die auch so beliebte "Zone" - abgeleitet von der ehemaligen "Sowjetischen Besatzungszone" - kein Thema. Aber, eigentlich wären doch die Bewohner der ehemaligen West-Berliner Stadtbezirke, viel eher Bewohner einer "Zone" - britisch, französisch oder amerikanisch ?
Wie gesagt, das ist für mich alles dummes Geschwätz!

Zurück zum Kern des Themas.
Ich kann das Thema nur aus der Richtung Ost-West aufnehmen. Nun stellt sich die Frage, was kann ich zu dem Thema sagen.
Vielleicht noch mal zur Reihenfolge der Fragen von "STAR-Liner", so wie ich sie beantworten würde (es sind keine fundierten Fakten - mit nichts belegt - vielmehr meine eigene Ansicht):

1. ich denke nein - würde aber die Variante mit dem "roten Telefon" nicht ausschließen
2. die Frage kann ich so nicht nachvollziehen. Flüge nach Schönefeld, gingen auch nach Schönefeld (aber mit Sicherheit nicht durch die Korridore (außer LOT natürlich) - oder bestätigten Ausnahmen die Regel?) Die Frage nach den mitgeführten Karten und wer die Lufthoheit in der ehemaligen DDR hatte, erledigt sich von selbst. Das offizielle Luftfahrthandbuch DDR hatte die drei Korridore nach Berlin erst gar nicht verzeichnet (siehe Grafik!)
3. Warum sollte ein russisches Flugzeug für Auslandsflüge umgebaut werden? Zur Zeit des Kalten Krieges gab es fast an jedem Platz im Westen ein NDB, mit dem jedes Flugzeug der USSR hätte landen können (es geht (ging) auch ohne ILS!)
4. NEIN! Ich denke, einen zivilen Dienst der Alliierten (Frankreich, Großbritannien und USA) gab es nicht! Die drei Luftstraßen gehörten und unterstanden dem Militär - und wurden auch von ihm betrieben. Sollte mal eine zivile Maschine diese Korridore benutzt haben, so war es ein "Nebenprodukt"
5. "offizielle Flüge" zwischen Berlin-West und Schönefeld. Wozu? Bei der geringen Entfernung wäre man doch mit einem Bus schneller!!

Soweit zu den primären Fragen.
Wie schon gesagt, betrachte ich die Angelegenheit aus der Richtung Ost nach West.
Übrigens im AIP von Deutschland-West 1991, sind die genauen Parameter dieser Luftstraßen verzeichnet (Koordinaten/Waypunkte/Höhenstaffelung etc) Wer Interesse an diesen Daten hat, bitte Mail an mich - aus Copyright-Gründen kann ich hier nichts veröffentlichen (die DFS ist der rechtliche Nachfolger des BFS und duldet das nicht!)

Ich denke mal, zu dem Thema ist noch jede Menge zu sagen. Wer gute Drähte zu den entsprechenden Archiven nachweisen kann, wird mit Sicherheit im Vorteil sein und auch Quellen posten können...

Gruß Wolf
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Gruß Wolf

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Beitrag von Ollie » 14.01.2007 11:45

Hallo,

für alle, denen es möglich ist, etwas ältere Literatur einzusehen, ein paar Buchtipps:

Treibel, Geschichte der deutschen Verkehrsflughäfen ISBN 3-7637-6100-2

Müller, Faszination Freiheit, ISBN 3-86153-216-6

Kuhlmann, Schönefeld bei Berlin, ISBN 3892180385


Sehr hilfreich!

Telefonverbindung? Die Vorwahl nach "Westberlin" von Schönefeld (Berliner Ortsnetz, obwohl nicht in Berlin gelegen) war die 849, im Anschluss wählte man die gewünschte Nummer (die waren auch im Osten bekannt) und konnte so jeden Teilnehmer im Westteil der Stadt erreichen, auch die Tower in Tegel, Gatow und Tempelhof, denn die hatten alle Telefon. Ob man diese Verbindung nutzte, stand auf einem ganz anderen Blatt, prinzipiell war es möglich.

Grüße aus BÄRlin (ECHO1)

Ollie
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Zuletzt geändert von Ollie am 14.01.2007 12:12, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: interessante Epoche

Beitrag von ppl-a-lex » 14.01.2007 12:07

volker hat geschrieben:
alexwitte hat geschrieben:Zwischen Wolkenlücken sah man immer wieder viele große Militärflugplätze.
viel ist relativ. Im Zeitraum Deines Fluges nenneswerte in den Korridoren waren aus meiner Sicht Brandis, Köthen, Zerbst (Süd/SC) davon ein wenig außerhalb Stendal; Mahlwinkel, Brandenburg (Mitte/CC); Oranienburg (BCZ).
Im Nordkorridor (NC) gab es gar nichts was mir erwähnenswert erschiene.

Volker
-war auf dem Weg von Frankfurt nach Berlin. Ist mit halt nur aufgefallen damals..

Auf jeden Fall ist es sehr gut, das jemand mal das Thema angerissen hat, da es mich persönlich sehr interessiert!

viele Grüße
Alex

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Beitrag von Helmholtz » 14.01.2007 19:48

@ Ollie

So war die Frage wohl kaum gemeint ob man überhaupt Telefon hatte um irgend einen anzurufen... wenn man nur die Nummer hat!

Hatte man die?!

Worüber hätte man sich da unterhalten sollen?
Durfte man das?

In welchem Zusammenhang steht das Bild im Post?

:mrgreen:

Meinen "Senf" zu den anderen Punkten laß ich mal ab wenn ich mehr Zeit habe... :)
Obacht Nebenkeule!

Gast

Re: interessante Epoche

Beitrag von Gast » 14.01.2007 20:34

alexwitte hat geschrieben: -war auf dem Weg von Frankfurt nach Berlin. Ist mit halt nur aufgefallen damals..
das war dann bestimmt über den Südkorridor. Da gab es noch realtiv viele Plätze. Neben den schon genannten noch Eisenach, Schlotheim, Groß-Rosenburg (Grasnarbe), Dessau (eher ungenutzt aber bestimmt erkennbar), Belzig (Grasnarbe). Rosenburg und Belzig waren Ausweichplätze.

Volker

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Re: interessante Epoche

Beitrag von ppl-a-lex » 14.01.2007 20:48

volker hat geschrieben:
alexwitte hat geschrieben: -war auf dem Weg von Frankfurt nach Berlin. Ist mit halt nur aufgefallen damals..
das war dann bestimmt über den Südkorridor. Da gab es noch realtiv viele Plätze. Neben den schon genannten noch Eisenach, Schlotheim, Groß-Rosenburg (Grasnarbe), Dessau (eher ungenutzt aber bestimmt erkennbar), Belzig (Grasnarbe). Rosenburg und Belzig waren Ausweichplätze.

Volker
hallo Volker!

danke für die Antwort! :thumbup:

entspricht Belzig dem heutigen Segelfluggelände Lüsse?!?

Danke für Deine Antwort.

viele Grüße
Alex

Gast

Beitrag von Gast » 14.01.2007 20:52

läßt sich mit ja beantworten.

Volker

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