Depotsiedlung

Depots, Tanklager, Munitionsniederlagen, Versorgungs- und Nachschub-Infrastruktur des Militärs
Björn
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Depotsiedlung

Beitrag von Björn » 14.12.2009 16:14

Hallo zusammen,

vielleicht gehört dieser Thread auch eher in die Rubrik "Zweiter Weltkrieg"....?!
(@Admins: ggf. bitte verschieben).

Nordwestlich von Koblenz gibt es die recht große "Depotsiedlung" (jetzt Gewerbepark Mülheim-Kärlich). Alleine der Name klingt ja schon sehr verdächtig nach ehemaliger Militärliegenschaft.

Leider konnte ich über die Geschichte und die Entstehung der Depotsiedlung im Grunde nichts in Erfahrung bringen. Aber ich bin mir sicher, irgendeiner hier im Forum hat die passenden Informationen schon parat :-)

Danke schon mal für die Antworten.
Björn

Baum
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Beitrag von Baum » 14.12.2009 17:07

hallo

aus einem alten Beitrag über Heilbronn (ehenalige Standortmunitionsniederlage der Wehrmachtskasernen in Heilbronn bei der (neuen) Standortschießanlage):

"Auch hierzu gibt es etwas zur "Nachnutzung" zu berichten. Aus diesem Lager entstand nach dem Krieg die sog. "Schweinsbergsiedlung". Ausgebombte, Flüchtlinge und Vertriebene bauten die vorhandenen Mun-Bunker (in alten Zeitungsberichten werden sie als Munitionshäuschen bezeichnet) zu Wohnraum aus. Die Bedingungen müssen nicht sehr hygienisch gewesen sein (zumindest in den ersten Jahren) denn es fehlte das Wasser. Das Mun-Lager lag gegenüber vom Schießstand, so dass in der Anfangszeit von dort Wasser geholt werden konnte (es muß damals dort eine Wirtschaft gegeben haben).
Auf dem Stadtplan von 1954 ist die Mun-Lager-Struktur gut zu erkennen. Heute ist alles platt gemacht.
Die Siedlung hat aber bis Mitte der 70er Jahre bestanden. Sicher eine recht seltene Um-/Weiternutzung eines Mun-Lagers.

Baum

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Beitrag von zulufox » 14.12.2009 18:21

Baum hat geschrieben:hallo

aus einem alten Beitrag über Heilbronn (ehenalige Standortmunitionsniederlage der Wehrmachtskasernen in Heilbronn bei der (neuen) Standortschießanlage):

"Auch hierzu gibt es etwas zur "Nachnutzung" zu berichten. Aus diesem Lager entstand nach dem Krieg die sog. "Schweinsbergsiedlung". Ausgebombte, Flüchtlinge und Vertriebene bauten die vorhandenen Mun-Bunker (in alten Zeitungsberichten werden sie als Munitionshäuschen bezeichnet) zu Wohnraum aus. Die Bedingungen müssen nicht sehr hygienisch gewesen sein (zumindest in den ersten Jahren) denn es fehlte das Wasser. Das Mun-Lager lag gegenüber vom Schießstand, so dass in der Anfangszeit von dort Wasser geholt werden konnte (es muß damals dort eine Wirtschaft gegeben haben).
Auf dem Stadtplan von 1954 ist die Mun-Lager-Struktur gut zu erkennen. Heute ist alles platt gemacht.
Die Siedlung hat aber bis Mitte der 70er Jahre bestanden. Sicher eine recht seltene Um-/Weiternutzung eines Mun-Lagers.

Baum
Hallo Baum,

so selten nun auch nicht:

http://de.wikipedia.org/wiki/Neugablonz hier findest zu die Angaben zu fünf dieser Umnutzungen

Die Augustana-Hochschule Neuendettelsau entstand unter Verwendung der Gebäude der Luftmunitionsanstalt 2/XIII

Noch so ein paar Stichworte: Hambühren, ehemals Luftwaffenhauptmunitionsanstalt 1/XI
http://de.wikipedia.org/wiki/Stadtallendorf


Es gibt da noch einige mehr.

MfG
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Beitrag von Wetback » 14.12.2009 18:27

Moin,
bei dem Gewerbegebiet, könnte es sich, um das alte Munitionslager des 8. Armeekorps das 1904 angelegt wurde handeln.
Gruß
Stefan

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Beitrag von Björn » 21.12.2009 13:12

Hallo,

ist hier wirklich niemand, der etwas Konkretes zur Geschichte der Depotsiedlung weiß?

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Beitrag von Baum » 21.12.2009 14:14

@ zulufox

leider habe ich deine Antwort erst heute gelesen - warum auch immer.
Ich denke aber dass es sich hier um zweierlei Sachen handelt. Neu-Gablonz wurde zu einem Stadtteil von Kaufbeuren.
Die "Schweinsbergsiedlung" hatte jedoch wohl eher den Charakter eines "Behelfsheims" (ich kenne die Siedlung leider nicht aus eigener Anschauung sondern nur vom Hörensagen und jetzt ist wie gesagt alles platt). Es hat sich also kein neuer Stadtteil gebildet (wäre auch etwaseit abseits gewesen).
D.h. die Leute haben in den Mun"bunkern" gewohnt, wie mir auch meine Mutter bestätigte. Und wer mal Mun-Lager-Wache hatte weiß wie die Verhältnisse gewesen sein müssen (Strom, Wasser etc.).
Aus urheberrechtlichen Gründen will/kann ich leider keinen Scan des Satdtplans einstellen, aber er zeigt das typische Muster eines Mun-Lagers (Ringstraße mit Mun-"Bunkern")

Baum

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Beitrag von zulufox » 21.12.2009 15:03

Hallo Baum,

ich hab' doch garnichts gegen deine Geschichte der Nachnutzung geschrieben. Es ging nur um die Aussage: Recht seltene Um-/Weiternutzung ...
und ich habe aufgezeigt, dass die so selten garnicht war und dazu einige Beispiele genannt.

Versuch mal, dich gedanklich in die Zeit Mai 1945 bis Sommer 1946 zurückzuversetzen. Die Städte und Ortschaften bis auf ganz wenige Ausnahmen mehr oder weniger zerstört. (Schau dir mal Bilder von Heilbronn zu dieser Zeit an). Dar waren die Leute froh, wenn sie ein Dach, und noch dazu ein dichtes, über dem Kopf hatten und vier Wände drumrum. Wasser: Gab es auch in vielen Wohnungen nicht, die Rohrleitungen waren durch die Bombenangriffe zerstört und noch hatte keiner Zeit gefunden, sie zu flicken.

MfG
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P.S.: Anbei ein ziemlich aktuelles (nur fünf Jahre alt :-) ) Bild der Nachnutzung eines solchen Munitionslagerhauses
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
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Beitrag von zulufox » 21.12.2009 15:25

Björn hat geschrieben:Hallo,

ist hier wirklich niemand, der etwas Konkretes zur Geschichte der Depotsiedlung weiß?
Hallo Björn,

nein, auch eine Nachfrage in Koblenz bei einem Bekannten, der Amateurhistoriker ist, brachte keine Informationen.

Einfach mal bei der Stadtverwaltung Mühlheim-Kärlich http://www.muelheim-kaerlich.de/index.php?id=30 nachfragen.

Es gibt da ja an der Fraunhofer-Straße die Siedlung Depot.

Wer nicht fragt, kriegt keine Antworten, wer höflich fragt, vielleicht sogar per Telefon, kriegt oft Antworten.

MfG
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jammi123

Siedlung Depot

Beitrag von jammi123 » 31.08.2010 21:47

Hallo Björn,
ich habe deine Anfrage zufällig gefunden. Ich selbst bin am / im Depot aufgewachsen.
Hier ein kurzer Infoschub : ab 1904 wurde auf ca. 120 Morgen ein riesiges Munitionslager errichtet. In bis zu 87 Gebäuden waren diverse Munitionssorten untergebracht. Ca. 1926 wurde das Munitionsdepot schrittweise abgebaut und übrig blieb nur ein Wasserturm, der später zerfallen ist und ca. 1976 komplett abgetragen wurde.
Mehr steht in der Stadtchronik von Mülheim-Kärlich ab S. 318. Ich hoffe, ich konnte helfen.

MfG Jammi123

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Beitrag von Baum » 31.08.2010 22:30

Hallo,

nachdem dieses Thema mal wieder hochgekommen ist, hab ich mal kurz goggle befragt und bin auf den Beitrag in wikipedia zur Schweinsbergsiedlung - Geschichte und Lebensbedingungen - in Heilbronn gekommen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Schweinsbergsiedlung

Baum

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