Kreuz Bad Oeynhausen (A 2 / A 30)

Verkehrsgeschichte - Straßen, Autobahnen und sonstige Straßenverkehrs-Bauwerke
Deekay
Forenuser
Beiträge: 88
Registriert: 28.08.2004 12:44
Ort/Region: Augustdorf

Kreuz Bad Oeynhausen (A 2 / A 30)

Beitrag von Deekay » 28.06.2008 11:14

Immer wenn ich auf der A2 am Kreuz Oeynhausen langfahre frage ich mich, wie alt wo die Strassen "im Kreuz" sind. Die Richtungsfahrbahnen sind dort recht weit auseinander und es gibt auch Gebäude zwischen den Fahrspuren.

Und auch Strassen, besser gesagt Wege. Die zum einen zu diesen gebäuden führen - zum anderen aber auch (im westlichen Bereich des Kreuzes) wieder auf die A2.

Handelt es sich hierbei um alte Strassenreste die aus der Zeit wo die Weserquerung noch nicht ausgebaut war?

Benutzeravatar
kuhlmac
Forenuser
Beiträge: 2298
Registriert: 18.06.2005 12:42
Ort/Region: Hamm / Iserlohn

Re: Kreuz Bad Oeynhausen (A 2 / A 30)

Beitrag von kuhlmac » 28.06.2008 18:28

Deekay hat geschrieben:Immer wenn ich auf der A2 am Kreuz Oeynhausen langfahre frage ich mich, wie alt wo die Strassen "im Kreuz" sind. Die Richtungsfahrbahnen sind dort recht weit auseinander und es gibt auch Gebäude zwischen den Fahrspuren.

Und auch Strassen, besser gesagt Wege. Die zum einen zu diesen gebäuden führen - zum anderen aber auch (im westlichen Bereich des Kreuzes) wieder auf die A2.

Handelt es sich hierbei um alte Strassenreste die aus der Zeit wo die Weserquerung noch nicht ausgebaut war?
Gute Frage. Die Strecke war 1938 bzw. dieses Teilstück 1940 eröffnet worden. Auch damals sind die Weserbrücken als Vorflutbrücken ausgeführt worden.

Nachdem kurz vor Kriegsende im Frühjahr 1945 die Weserbrücken gesprengt wurden, mussten die neu aufgebaut werden. Ob das vor dem Krieg schon getrennte Fahrbahnen waren, muss ich mal nachsehen, schaffe ich morgen oder so.

Benutzeravatar
kuhlmac
Forenuser
Beiträge: 2298
Registriert: 18.06.2005 12:42
Ort/Region: Hamm / Iserlohn

Beitrag von kuhlmac » 28.06.2008 20:04

Kann ich jetzt schon erledigen, da mein Vater gerade am Telefon war, er ist gebürtiger Oeynhauser!!

Also, tatsächlich war die RAB dort von Anfang an auch schon über zwei Brücken geplant worden. Bis zum Kriegsbeginn 1939 ist aber nur eine, die nördliche, fertig geworden. Die andere war nur als Schalgerüst vorhanden.
Der (wenige) Verkehr ist einspurig über die vorhandene Brücke geleitet worden, es gab jeweils nördlich und südlich Überleitungen auf der Bahn.
Die auf dem Luftbild bei GE usw. sichtbare Spedition "zwischen den Autobahnen" an der Vlothoer Straße mit allen Gebäuden ist erst in den 50er Jahren dort gebaut worden. Die Trasse war da schon auf Grund der Vorflutbrücken höher gelegt worden, außerdem musste die Vlothoer Straße überquert werden. Deswegen war "Freiraum" entstanden. Vorhandene Feldwege wurden natürlich belassen, so sie noch eine Funktion hatten; außerdem musste ja das Material (hier Unmengen Steine und Beton) an die Baustelle.
Die (fertige) Brücke und die Bahnbrücke sind Anfang April 45 von der abziehenden SS gesprengt worden (sagt Vater).

Gesichert war diese Brücke übrigens indirekt durch die Eisenbahnbrücke weserabwärts. Im Krieg waren auf der Oberbecksener Seite (südlich der Brücke) für den Schutz der Bahnstrecke viel Flak aufgezogen, die im letzten Kriegsjahr regelmäßig nach Fertigstellung der Stellungen von Amis zerbombt worden ist.
Zu der Zeit für kleine Jungs natürlich ein "aufregender Spielplatz"....... :?

Konnte ich weiterhelfen?
Beste Grüße!

Christian

Benutzeravatar
Fieldmouse
Forenuser
Beiträge: 1035
Registriert: 06.08.2004 08:19
Ort/Region: Teutoburger Wald

Re: Kreuz Bad Oeynhausen (A 2 / A 30)

Beitrag von Fieldmouse » 28.06.2008 21:02

Hi,
und die im kmz markierten ostwärts und westlich liegenden einspurigen Fahrbahnen,
welche Deekay wahrscheinlich meinte, sind Reste von Baustellenumleitungen o.ä. ?
(Warum sind die so gut erhalten ?)
@ kuhlmac : Ist schon Klasse, wenn man Informationen aus erster Hand bekommt !
Gruß Fm
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.

Benutzeravatar
kuhlmac
Forenuser
Beiträge: 2298
Registriert: 18.06.2005 12:42
Ort/Region: Hamm / Iserlohn

Re: Kreuz Bad Oeynhausen (A 2 / A 30)

Beitrag von kuhlmac » 29.06.2008 15:55

Fieldmouse hat geschrieben: und die im kmz markierten ostwärts und westlich liegenden einspurigen Fahrbahnen,
welche Deekay wahrscheinlich meinte, sind Reste von Baustellenumleitungen o.ä. ?
(Warum sind die so gut erhalten ?)
@ kuhlmac : Ist schon Klasse, wenn man Informationen aus erster Hand bekommt !

Holá!
Die östliche Fahrspur deute ich tatsächlich als Fahrspur zum Wechsel der Fahrbahnen. Die westlichere kann einer der Feldwege für die ehem. Äcker da sein, wie mir berichtet wurde...

Vielleicht aber auch erst anläßlich des Ausbaus des AK angelegt, was ja erst in den 70er-Jahren nach wechselvoller Planungsgeschichte (bis heute) durchgeführt wurde ( klick )
Und das die gut erhalten sind... naja, ich könnte jetzt mit der guten Qualität des Betons anfangen... aber das wäre vielleicht falsch, weil ich nicht weiss, woraus die Spur da ist - wenn du aber mal beim den Fotos der Ausfahrt der Strecke 77 an die A2 guckst, der Beton der Fahrspur ist garantiert 69 Jahre alt. Und als ich darauf rumgetrampelt bin, sah der, von Unkraut und Staub mal ab, noch ganz gut aus.

Ja, die Informationen von Vater und seinem "kleinen" Bruder (auch schon Ü70), die können was erzählen.. Oeynhausen hatte aber auch zu der Zeit eine wechselvolle Geschichte: Weserhütte (Halbkettenfahrzeuge, Flak), zwei wichtige Bahnhöfe + Löhne, Weserübergänge, Autobahn, nach dem Krieg Ausquartierung (Vertreibung), Abriegelung der Innenstadt, britische Hauptstadt... da kommt was zusammen. Ich versuche das alles gerade auf die Reihe zu bekommen, das aufzuschreiben, die werden nicht jünger... - aber gesprächiger ;) :lol:

Greets
ck

petzolde
Forenuser
Beiträge: 2103
Registriert: 05.09.2004 14:03
Ort/Region: Münster

Beitrag von petzolde » 01.07.2008 00:52

Die beiden Überleitungen zwischen den weit voneinander liegenden Richtungsfahrbahnen der A2 waren auch um 1970 schon vorhanden, als das Autobahnkreuz Bad Oeynhausen noch garnicht geplant und gebaut war.
Überleitungen zwischen den Richtungsfahrbahnen gehörten bei den Reichsautobahnen zur Standardausrüstung. Das macht auch Sinn, denn das "mal eben neu bauen und wieder abreißen" für eine Fahrbahnerneuerung, so wie es heute praktiziert wird, ist teuer und kostet Zeit.

Solche Überleitungsflächen zwischen den Richtungsfahrbahnen gab es auf den DDR-Autobahnen bis in die 70er Jahre. Es gab keine Leitplanken, und die Überleitungsflächen waren im Normalfall auch nicht irgendwie abgesperrt. Nur bei Überleitungen wurden Baken etc. aufgestellt. Und der Betriebsdienst wendete schon mal über diese Überleitungsflächen. Damit der Normalbürger so etwas nicht tut (weil es ja doch etwas gefährlich ist), gab es dann in Ost und West in der Straßenverkehrsordnung des Passus: "Wenden auf der Autobahn ist verboten".
Ein heute völlig überflüssiger Paragraph, denn im Normalbetrieb gibt es überall Leitplanken auf dem Mittelstreifen. Wie soll man denn wenden?

Zurück zur A2:
Wenn im WK2 nur 1 Weserbrücke vorhanden war, brauchte man natürlich auch nur eine Überleitungsfahrbahn. Die andere Richtung war dann wohl auf Vorrat gebaut worden. Möglicherweise mit der Überlegung, daß die andere Brücke auch bald fertig wird. Und wenn dann eine der beiden Brücken von feindlichen Fliegern zerbombt wurde, gibts immer noch die andere Brücke, mit der zugehörigen Überleitung.

Unbeantwortete Frage:
Warum wurden die beiden A2-Fahrbahnen so weit auseinandergezogen? Standard-Erklärung: Wegen der besonderen Schönheit der Landschaft.
Andere Erklärung: Damit bei Feindbeschuß nicht die "gemeinsame Brücke" in die Fluten fällt !
Da fällt mir Königsberg ein: Die eine RAB-Pregelbrücke ist immer noch gesprengt, die andere immer noch benutzbar. Weitschauende Planung für mindestens 60 Jahre...
gruß EP

Benutzeravatar
cih
Forenuser
Beiträge: 214
Registriert: 16.01.2003 14:09
Ort/Region: Hannover-Nordstadt
Kontaktdaten:

Beitrag von cih » 01.07.2008 06:52

"Wenden auf der Autobahn ist verboten".
Ein heute völlig überflüssiger Paragraph, denn im Normalbetrieb gibt es überall Leitplanken auf dem Mittelstreifen. Wie soll man denn wenden?
Na ganz einfach. Rechts ran, wenden und z.B. auf dem Seitenstreifen zurück, weil man die Abfahrt verpasst hat :holy:

hollihh
Forenuser
Beiträge: 1443
Registriert: 12.09.2005 20:53
Ort/Region: Hamburg

Beitrag von hollihh » 01.07.2008 08:29

Moin,
...man muß gar nicht über den Mittelstreifen wenden....es gibt Zeitgenossen, die schaffen das auch auf zwei Richtungsfahrbahnen :megawut:


Gruß

Holli

Benutzeravatar
kuhlmac
Forenuser
Beiträge: 2298
Registriert: 18.06.2005 12:42
Ort/Region: Hamm / Iserlohn

Beitrag von kuhlmac » 01.07.2008 09:39

cih hat geschrieben:
"Wenden auf der Autobahn ist verboten".
Ein heute völlig überflüssiger Paragraph, denn im Normalbetrieb gibt es überall Leitplanken auf dem Mittelstreifen. Wie soll man denn wenden?
Na ganz einfach. Rechts ran, wenden und z.B. auf dem Seitenstreifen zurück, weil man die Abfahrt verpasst hat
Stimmt leider... kommt immer wieder vor, habe ich dienstlich in meinem letzten Job auch schon mal öfter als mir lieb ist, von gelesen. Sogar ein ausgewachsener Sattelzug aus Kasachstan hat das mal (mitten in der Nacht) gemacht....
*grusel*

BTT:
Ich denke auch, dass die Brücken in B-O die "Schönheit der Landschaft" prägen sollten und man nur sehr nachrangig an die "Reservefunktion" dachte. Immerhin war und ist das ja die Autobahn von bzw. zur Porta Westfalica und in Richtung Bückeberg (und Berlin); man dachte damals ja sehr "germanisch".

Benutzeravatar
Henning
Forenuser
Beiträge: 237
Registriert: 10.11.2004 22:45
Ort/Region: Dortmund

Beitrag von Henning » 02.07.2008 22:21

Mahlzeit!
petzolde hat geschrieben:Die beiden Überleitungen zwischen den weit voneinander liegenden Richtungsfahrbahnen der A2 waren auch um 1970 schon vorhanden, als das Autobahnkreuz Bad Oeynhausen noch garnicht geplant und gebaut war.
Überleitungen zwischen den Richtungsfahrbahnen gehörten bei den Reichsautobahnen zur Standardausrüstung. Das macht auch Sinn, denn das "mal eben neu bauen und wieder abreißen" für eine Fahrbahnerneuerung, so wie es heute praktiziert wird, ist teuer und kostet Zeit.
Auf den ersten Blick dachte ich das auch, auf den zweiten Blick erscheint es mir aber arg unlogisch:

Warum für teuer Geld solche zusätzlichen Fahrbahnen über hunderte Meter in den Grünstreifen bauen, wenn unmittelbar davor (!) am Beginn der Verzweigung eine viel einfachere Stelle dafür vorhanden ist?

Gruß,
Henning

Antworten