Verbleib der Armeefahrzeuge nach Kriegsende

Militärische Objekte und Anlagen des 2. Weltkriegs (und 1933-1945)
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Red Baron
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Beitrag von Red Baron » 26.04.2006 07:35

Weitere Infos:

Erbeutete Panther wurden nach 1945 vorwiegend von den französischen Steitkräften weiter verwendet. So war noch 1947 ein Bataillon des Panzerregimentes 503 in Mourmelon mit 50 Panthern ausgerüstet, wahrend weitere Panther in Satory und Bourges stationiert waren, darunter auch Jagdpanther.

Französische Erfahrungen mit dem Panther fanden ihren Niederschlag in dem Bericht »Le Panther 1947«, herausgegeben vom Ministere de la Guerre, Section Technique de L'Armee, Groupement Auto-Char. Daraus einige Auszüge:

- Das Turmschwenkwerk ist nicht stark genug, um den Turm zu drehen -oder festzuhalten, sobald der Panzer sich auf einer Steigung von mehr als 20 Grad befindet. Daher kann der Panther beim Fahren im Gelände nicht schießen.
- Das Höhenrichten ist normalerweise einfach, wird jedoch schwierig, wenn der mit komprimiertem Stickstoff arbeitende Stabilisator Druck verloren hat.
- Die Kommandantenkuppel mit ihren 7 Winkelspiegeln ermöglicht eine fast perfekte Rundumsicht. Durch Beschuß beschädigte Winkelspiegel können schnell ersetzt werden.
- Ein Scherenfernrohr mit starker Vergrößerung war an einer schwenkbaren Halterung in der Kommandantenkuppel angebracht.
- Der Richtschütze besitzt, außer seinem Zielfernrohr, welches ausgezeichnet ist, kein weiteres Beobachtungsgerät. Er ist also praktisch blind, mit einer der größten Mangel am Panther.
- Das Zielfernrohr mit zwei Vergrößerungsstufen ist bemerkenswert klar und sein Sichtfeld im Zentrum frei.
- Das Zielfernrohr ermöglicht die Beobachtung des Zieles und der Schüsse bis über 3000 m.
- Für den Panther ist keine Hohlladungsmunition vorgesehen.
- Die Sprenggranate kann mit 0,15sek Verzögerung verschossen werden.
- Die Munitionsart pzGr 40 hat bis 1500 m eine bessere Durchschlagskraft als die pzGr 39, verliert aber dann schnell an Rasanz.
- Bei schneller Schußfolge kommt es nicht selten vor, daß das Schießen unterbrochen werden muß, da der Rücklauf der Kanone die zulässige Grenze (Feuerpause) erreicht.
- Eine Schußfolge von 20 Schuß/min darf nur in Ausnahmefallen, wenn es die Umstände erfordern, erreicht werden.
- Beim Abfeuern des Schusses zeigt das Fahrgestell keine nachteilige Reaktion, ganz gleich in welcher Stellung sich der Turm befindet
- Hat der Kommandant ein Ziel erfaßt, dauert es durchschnittlich 20 bis 30 Sekunden, bis der Richtschutze das Feuer eröffnen kann. Dieser Wert, der deutlich über dem des Sherman liegt, ist durch den fehlenden Richtschützen-Winkelspiegel bedingt.
- Die Lebensdauer der mechanischen Teile war für 5000 km ausgelegt. Der Verschleiß ist bei vielen Teilen größer als erwartet. Gleisketten und Laufwerk haben eine Lebensdauer von 2000 bis 3000 km. Die Gleisketten brechen sehr selten, selbst in steinigem Gelände. Jedoch können sich die Laufrollen bei harter Fahrweise verformen.
- Die Teile der Kraftübertragung (Ausnahme Seitenvorgelege) erreichen die vorgesehene Lebensdauer. Der Austausch eines Getriebes beansprucht weniger als einen Tag.
- Der Motor hingegen war nicht länger als 1500 km betriebsfähig. Die mittlere Motorlebensdauer betragt 1000 km. Motoraustausch durchgeführt von einem Unteroffizier (Beruf Schlosser) und 8 Mann mit Hilfe eines Dreibaumes oder eines Bergepanther in 8 Stunden. Austausch der Waffenanlage mit gleichen Mitteln in einigen Stunden. Die deutschen Instandsetzungs-Einheiten haben bemerkenswert gut gearbeitet.
- Der Panther ist folglich in keiner Weise ein strategischer Panzer. Die Deutschen zögerten nicht, mit der Motor-Lebensdauer sparsam umzugehen und den Panzer auf der Eisenbahn zu verladen und dies selbst für sehr kurze Strecken (25 km).
- Der wirklich schwache Punkt des Panther ist das Seitenvorgelege, das zu schwach ausgelegt ist und eine durchschnittliche Lebensdauer von nur 150 km haben soll.
- Die Hälfte der verlassenen, in der Normandie 1944 gefundenen Panther wiesen Brüche am Seitenvorgelege auf.
- Um diese Brüche zu vermeiden wird empfohlen, folgende Punkte besonders zu beachten: Beim Abwärts- und Ruckwärtsfahren sowie in unebenen Gelände, wenn man in einen der unteren Gange schalten will, besonders vorsichtig zu sein. Außerdem soll man nie einen Panther abschleppen, ohne vorher die Seitenvorgelege abgekuppelt zu haben. Schließlich sollte man niemals - ganz gleich was geschieht -beide Lenkhebel gleichzeitig betätigen.
- Das Hohlladungsgeschoß - gleich welcher Art - durchschlägt Blechdicken seines eigenen Kalibers. Man braucht also eine 105-mm-Munition oder mindestens 88-mm-Munition, um das Bugblech des Panther zu durchschlagen (Münsingen, 1946).
- Eine Nebelkerze, auf das Heck oder die Luftzuführungen des Motors geworfen, lost einen Brand aus.
- Das Laufwerk ist empfindlich gegen Sprenggranaten. Kaliber ab 105 mm können das Fahrzeug bewegungsunfähig machen (Rammersmatt, 8.12.1944).
- Geschoßsplitter oder 75-mm-Granaten, welche dieselbe Stelle des Bugbleches treffen, können diese durchschlagen oder Schweißnähte aufbrechen (Münsingen, 1946).
- Keine Stelle des Panther ist so gepanzert, daß sie „Panzerfaust“ oder „Panzerschreck“ stand hält.
- Dagegen soll die große Reichweite der Kanone auf alle Fälle genutzt werden. Das Feuer kann auf eine Entfernung von 2000 m mit großer Trefferwahrscheinlichkeit eröffnet werden. Die meisten Treffer wurden auf eine Entfernung von 1400 bis 2000 m erzielt. Der Munitionsverbrauch war verhältnismäßig gering, durchschnittlich traf der 4. bis 5. Schuß, auch bei Sprenggranaten.

So weit der Bericht. Syrien hat seine Panzer IV noch 1967 im Kampf um die Golan-Höhen eingesetzt. Dort scheinen heute noch welche in Gegend vor sich hin zu rosten.

Gruss

Andreas
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FM

Nicht zu vergessen...

Beitrag von FM » 30.04.2006 23:26

Hallo,

nicht zu vergessen deutsche "Acht-Acht" ( 8,8 cm Flak), welche vom ehem. Jugoslavien zur Küstenverteidigung eingesetzt wurde.

Da die ehem. Tschecheslovakei (man, alles "ehem." Länder - wie die Zeit vergeht!) die SdKfz 251/1 als "OT-was weis´ ich welche Nr." weiter produzierten und nutzten, dürften auch einige Original-WH-Fz. dort verwendet worden sein.

Bitte bedenkt das zahlreiches Gerät der Wehrmacht in tschecheslovakischen Firmen produziert wurde (z.B. bei Skoda!), welche vor und nach dem Krieg wieder für die eigene, nationale Wirtschaft weiterproduzierten. So wurde der PzKpf 38 (t) ursprünglich für die tschechische, dann für die deutsche Armee produziert, während der aus ihm abgeleitete PzJg 38 (t) "Hetzer" nach dem Krieg weiterproduziert und in die Schweiz exportiert wurde. Dort war er dann - fast unverändert - bis in die 70-er Jahre im Einsatz.

Übrigends setzte auch die - wiederum ehem. - Sowjetunion während der letzten Kriegsjahre deutsche Panzerfahrzeuge als Beutefahrzeuge ein. Aber nicht Stückweise, sondern in geschlossenen Einheiten (übrigends ebenso wie umgekehrt die Deutschen).

Gruss

Frank

D. Küster

SdKFZ 251 - OT 810

Beitrag von D. Küster » 01.05.2006 17:41

Das SdKFZ 251 wurde nach dem Krieg bei Skoda als OT 810 leicht abgeändert gefertigt. Mehr Infos unter Garnisonsmuseum Jüterbog - auf der lostplaces Linkseite unter Verschiedenes.

usedom31
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Beitrag von usedom31 » 06.05.2006 09:39

...zum Thema habe ich in meinen Unterlagen eine alte Schätzungsurkunde gefunden.

Ausgestellt am 19.06.45 in Halle belegt sie, daß die sowjetische Siegermacht sich schon so relativ frühzeitig nach Kriegsende um die Verwertung „übriggebliebener“ deutscher Militärfahrzeuge kümmerte. Der ebenfalls vorliegende Fahrbrief besagt, daß der Wagen, ein offenbar gut erhaltener Wanderer W 24 allerdings erst am 26.09.45 für den neuen Eigentümer zum Straßenverkehr zugelassen wurde.

Zur Begrenzung der Datenmenge habe ich nur einen Ausschnitt gescannt und den Rand weggelassen.

Viele Grüße
usedom31
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FM

Und im Westen?

Beitrag von FM » 06.05.2006 09:49

Hallo,

wer weis´denn wie das theoretisch im Westen war?

In der Theorie standen doch die Fahrzeuge relativ offen herum, sodass sich jeder einen Lkw, Pkw oder ein Krad hätte "nehmen können". Wie wurden die Eigentumsverhältnisse, etc. damals geregelt???

Gruss

Frank

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Godeke
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Beitrag von Godeke » 06.05.2006 12:52

Hallo :) ,

der Vater meines Nachbarn war Zeit seines Lebens Bierkutscher bei der ehemaligen 'Kronen'-Brauerei in Lüneburg. Er hat mir -als er noch lebte- erzählt, daß er nach dem Krieg nach nur einigen Monaten Gefangenschaft wieder bei der Brauerei als Auslieferer angefangen hat. Das britische Besatzungskommando in Lüneburg hatte dazu zwei Wehrmachtsblitze mit 3 to Zuladung herausgegeben. Schließlich handelte es sich ja um einen 'lebenswichtigen' Betrieb (flüssiges Brot). Sein Freund und er holten die Fahrzeuge aus der Luftwaffenkaserne (heute: Theodor-Körner-Kaserne) ab, die mit britischen Verbänden belegt war. Dort habe sich ein großer Haufen von deutschen LKWs befunden, von denen sie sich 2 aussuchen konnten.
...und jetzt noch mal schnell zu www.thw-lueneburg.de , der aktuellen Seite mit News aus der wunderbaren Welt des Helfens!

bfh

Re: Und im Westen?

Beitrag von bfh » 06.05.2006 22:27

FM hat geschrieben:Hallo,

wer weis´denn wie das theoretisch im Westen war?

In der Theorie standen doch die Fahrzeuge relativ offen herum, sodass sich jeder einen Lkw, Pkw oder ein Krad hätte "nehmen können". Wie wurden die Eigentumsverhältnisse, etc. damals geregelt???

Gruss

Frank

Wie schon oben schon geschrieben, war in der U.S. Zone ein von den Berge- bzw. Berechtigungsschein für eine Bergung nötig.

Wenn man ein verlassenes Fahrzeug einfach so mitgenommen hätte, hätte es spätestens bei der Zulassung oder einer Straßenkontrolle Probleme gegeben. Außerdem war der Bezug von Kraftstoff rationiert.

Die einzige Möglichkeit wäre gewesen, ein Fahrzeug zu bergen und anschließend einige Jahre zu verstecken. Dies ist zumindest bei Motorädern vereinzelt auch passiert. Bei Fahrzeugen, inbesondere Lkws wäre dies undenkar gewesen, da jedes Fahrzeug für den Wiederaufbau benötigt wurde.

Allgemein üblich war es, verlassene Wehrmachtsfahrzeuge auszuschlachten und die Teile als Ersatzteile für eigene Fahrzeuge oder für Schwarzmarktgeschäfte zu verwenden.

Mein Opa ist auf diese Weise zu einem Aufbau eines Kfz. 305 gekommen und ihn in ein Bienenhaus verwandelt.


Viele Grüße
Günter

Kongo Otto

Re: Nicht zu vergessen...

Beitrag von Kongo Otto » 08.05.2006 11:53

FM hat geschrieben:Hallo,

nicht zu vergessen deutsche "Acht-Acht" ( 8,8 cm Flak), welche vom ehem. Jugoslavien zur Küstenverteidigung eingesetzt wurde.
......
Übrigends setzte auch die - wiederum ehem. - Sowjetunion während der letzten Kriegsjahre deutsche Panzerfahrzeuge als Beutefahrzeuge ein. Aber nicht Stückweise, sondern in geschlossenen Einheiten (übrigends ebenso wie umgekehrt die Deutschen).

Gruss

Frank
Stimmt die Serben hatten bei der Belagerung von Sarajevo mehrere
8,8cm Flak 36 und auch 2cm Flakvierling 38,aber auch alte US
M-36 Panzerjäger und den ollen T-34/85 hab ich da auch gesehen.

Zum Thema deutsche Beutepanzer in der Roten Armee guggst du hier:http://www.battlefield.ru/index.php?opt ... 50&lang=en
und hier
http://www.battlefield.ru/index.php?opt ... 50&lang=en
Sehr interessante Seite.

ralf w aus k am r
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(un)klarheiten über den verbleib

Beitrag von ralf w aus k am r » 08.05.2006 12:26

huhu,

in meiner familie gab es vor dem krieg eine harley (habe sogar noch ein photo z.h. auf dem rechner), die zu kriegsbeginn von der wehrmacht "eingezogen" wurde :schimpf:
und sogar den krieg fast unebschaedigt ueberlebte und nach kriegsende in die "heimatstadt" aachen zurückkehrte

dann jedoch einen neuen besitzer fand (urspr. eigentümer lange zeit verschollen) - muß dazu nochmal zeitzeugen intensiv befragen, die behaupten es sei ein und dasselber motorrad gewesen...

grüße - ralf

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Pingo
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Beitrag von Pingo » 08.05.2006 14:33

Hallo,

zu dem Thema ansich kann ich leider nichts beisteuer, aber wen es interessiert, was mit dem heutigen Material aus Beständen der Bundeswehr passiert, sollte sich folgenden Link mal anschauen :

http://www.vebeg.de/web/de/verkauf/browse.htm

Gruß
Pingo

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