Moin,
am Wochenende war ich in Venlo, um mir nur kurz ein ehemaliges Fabrikgebäude anzusehen.
Ab der ersten Hälfte der 1920er Jahre produzierte die Carl Zeiss Jena in den benachbarten Niederlanden über ihre 1921 neugegründete Tochterfirma Nedinsco auf dem Gelände einer ehemaligen Schokoladenfabrik kriegswichtige Materialien wie z.B. optische Abstandsmesser, Periskope oder Signallampen.
Die Gründung der Nedinsco in Venlo wurde vom Mutterunternehmen in Jena durchgeführt, um nach dem ersten Weltkrieg unterd den Beschränkungen des Versailler Vertrages die Produktion im Bereich der Rüstungsindustrie weiterhin aufrechterhalten zu können. Der Unternehmensname wurde bewußt möglichst neutral gewählt, um den Zweck des Unternehmens so weit wie möglich zu verschleiern und zu verheimlichen. Nedinsco ist die Abkürzung für Nederlandse Instrumenten Compagnie. Nedinsco entwickelt sich in den Jahren nach der Gründung peu á peu zu einem weltbekannten Unternehmen mit weitergehenden Impulsen für die regionale Wirtschaft und einem wichtigen Arbeitgeber für die Stadt an der Maas.
Etwa ab 1935 wurde das Unternehmen von Seiten der Nazis zur Militärspionage genutzt. Zu diesem Aspekt habe ich leider noch keine weitergehenden Informationen aufspüren können.
Die ab 1923 errichteten Gebäude des Unternehmens wurden von dem Jenaer Architekten Hans Schlag im Bauhausstil entworfen, und zu weiten Teilen bei einem schweren Luftangriff 1944 verwüstet.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die zerstörte Fabriek zunächst vom niederländischen Staat übernommen und einige Jahre später privatisiert und wieder neu aufgebaut. Am Standort an der Molensingel südlich der Altstadt prodzierte die Nedinsco bis zu ihrem Umzug in ein Gewerbegebiet auf der linken Maasseite.
Die Gebäude wurden 2003 als Denkmale eingetragen, und in den zurückliegenden Jahren umfassend und sensibel restauriert. Ab diesem Frühjahr werden die Gebäude ihrer neuen Bestimmung (Wohnen und Arbeiten) übergeben.
Einige historische Bilder hat das Gemeindearchiv Venlo auf seiner facebook-Seite veröffentlicht: https://www.facebook.com/media/set/?set ... 403&type=1
Viele Grüße, Eric
Nedinsco
Hallo Eric,
es gibt ein Buch, welches die Geschichte der Nederlandsche Instrumenten Compagnie (Nedinsco) beschreibt: Harry Schlemmer "Vom Turmsehrohr zum Optronikmast" Geschichte der U-Bootsehrohre bei Carl Zeiss.
Auf Seite 71 bis 74 erfolgt die Darstellung des Tochterunternehmens. Zur Spionage stand dort nichts.
Schön, dass der markante Sehrohrturm (periscooptoren)erhalten werden konnte. Eine Anmerkung zum Architekten Hans Schlag: Die Erweiterung soll von 1928 - 1930 erfolgt sein (Sehrohrturm und Maschinenhalle) und große Ähnlichkeit zu dem von Schlag geplanten Jenaer Firmengebäuden gehabt haben.
Viele Grüße,
Leif
es gibt ein Buch, welches die Geschichte der Nederlandsche Instrumenten Compagnie (Nedinsco) beschreibt: Harry Schlemmer "Vom Turmsehrohr zum Optronikmast" Geschichte der U-Bootsehrohre bei Carl Zeiss.
Auf Seite 71 bis 74 erfolgt die Darstellung des Tochterunternehmens. Zur Spionage stand dort nichts.
Schön, dass der markante Sehrohrturm (periscooptoren)erhalten werden konnte. Eine Anmerkung zum Architekten Hans Schlag: Die Erweiterung soll von 1928 - 1930 erfolgt sein (Sehrohrturm und Maschinenhalle) und große Ähnlichkeit zu dem von Schlag geplanten Jenaer Firmengebäuden gehabt haben.
Viele Grüße,
Leif