Schwebefähren

Verkehrsgeschichte - Wasserwege, Häfen und zugehörige Bauwerke
Benutzeravatar
katschützer
Forenuser
Beiträge: 1363
Registriert: 28.03.2004 16:35
Ort/Region: Bundesweit

Beitrag von katschützer » 02.09.2006 18:50

Paradriver hat geschrieben:Ja klar. Ich interessiere mich für die Rendsburger Version.
Wie versprochen an dieser Stelle ein kurzer Bericht über die Schwebefähre in Rendsburg, damit logischerweise auch über die Rendsburger Hochbrücke und den Nord-Ostsee-Kanal (int.: Kiel-Canal).


Ausgangslage

Nach der Reichsgründung erlebte Deutschland einen wirtschaftlichen wie auch militärischen Aufschwung. Ein Problem war allerdings, die deutsche Flotte zügig von Nord- in Ostsee zu verlegen. Der schon existierende "Eidercanal" von 1784 war nicht für die, immer Größer werdenden, Einheiten der Flotte ausgelegt, man mußte also jedes Mal die gesamte jütländische Halbinsel umschiffen, was ein schnelles Eingreifen der Verbände unmöglich machte.

Der Kanal

O.a. Problem mag der Hauptauschlagpunkt gewesen sein, um am 16.03.1886 per Gesetz den Bau des (bis 1948 sog.) "Kaiser-Wilhelm-Kanals" zu verfügen, zu welchem Wilhelm I. am 03.06.1887 den Grundstein legte.
Vom 19. - 22.06.1895 fand die Eröffnung des Kanals, mit großen Feierlichkeiten, durch Wilhelm II. statt. Aus aller Welt waren Gäste angereist.
Der Eisenbahnverkehr bei Rendsburg wurde zunächst über zwei Drehbrücken geleitet. Diese wurden nur bei Durchfahrt eines Zuges geschlossen, doch durch den steigenden Bahnverkehr und die einzuhaltenden zeitlichen Sicherheitsabstände (10min vor Durchfahrt waren die Brücken zu schließen) ergaben sich ständige Behinderungen der Schiffahrt - eine also wenig zweckmäßige Lösung der Verkehrsführung.
Eine höhere, ständig passierbare Brücke musste her!
Bei strenger Pflicht
Getreu und schlicht

Benutzeravatar
katschützer
Forenuser
Beiträge: 1363
Registriert: 28.03.2004 16:35
Ort/Region: Bundesweit

Beitrag von katschützer » 02.09.2006 19:37

Die Brücke

Hoch sollte sie sein. Die Marine forderte eine Durchfahrtshöhe von mindestens 42m. Allerdings brauchten die Lokomotiven der Bahn, um einen Meter Höhenunterschied zu bewältigen eine Strecke von ca 150m, dies konnte auf der Südseite des Kanals (freie Pläne) einfach durch das Aufschütten einer entsprechend langen Rampe aus Erdstoff realisiert werden, die mit stählernen Zufahrtsbrücken an die eigentliche Kanalbrücke angeschlossen wurde. Auf der Nordseite allerdings war man räumlich auf die schmale Eiderinsel beschränkt auf der Rendsburg lag, denn der Rendsburger Bahnhof sollte nicht verlegt werden müssen, so die Forderung der Reichsbahn.
Man beschloss deshalb, die immerhin 4,2km lange Auffahrrampe einfach, einem Gewindegang ähnlich, "aufzuwickeln". Es entstand so die "Schleife", nach der heute noch der in ihr liegende Stadtteil Rendsburgs benannt ist. http://www.stadtplandienst.de/ ;)

Der Bau

Man schrieb 1911 als der Ingenieur Dr h.c. Friedrich Voß mit dem Bau der Brücke begann, mit ihm eine Arbeiterschaft von etwa 350 Mann, die insgesamt 17.740t Stahl mit etwa 3,2Mio. Nieten zu einer Meisterleistung deutscher Ingenieurskunst zusammenfügten. Hinzu kamen die umfangreichen Erdarbeiten an den Rampen und auch der Anstrich der Bauwerkes soll Erwähnung finden, verschlingt er doch immerhin etwa 100t Farbe. Es wurde in Schichten gearbeitet, fast ununterbrochen liefen die pneumatischen Niethämmer (sehr zum Leidwesen der Rendsburger :x ), bis das Werk am 27.09.1913 vollendet war und, nach baupolizeilicher Abnahme, am 01.10. d.J. für den Betrieb freigegeben wurde.
Doch nicht nur die Bahn profitierte. Bei Bedarf konnte eines der Gleise durch Einsetzen vorgehaltener Bodenplatten zur Fahrbahn für Militärtransporte umgewandelt werden. Für den Alltagsverkehr über den Kanal wurde am 02.12.1913 die an der Unterseite der Brücke angehängte SCHWEBEFÄHRE in Betrieb genommen.

Bei aller Begeisterung sei allerdings angemerkt, daß beim Bau der Hochbrücke 7 Arbeiter wegen teils fehlender Sicherheitsvorkehrungen den Tod fanden.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Bei strenger Pflicht
Getreu und schlicht

Benutzeravatar
katschützer
Forenuser
Beiträge: 1363
Registriert: 28.03.2004 16:35
Ort/Region: Bundesweit

Beitrag von katschützer » 02.09.2006 20:26

Nun aber "Butter beie Fische":

Die Schwebefähre

Endlich war es wieder möglich, ohne große Umstände den Kanal zu queren und das sogar zügig, fährt die Schwebefähre doch mit etwa 5km/h und benötigt so für ihre Fahrstrecke von 135m nur an die 1,5min. Dies erreichen 4 Elektromotore mit je 21PS, getrieben von 400V Wechselstrom, welche 4 der 8 Laufräder des Fahrwagens antreiben, der auf separaten Schienen auf der Brücke läuft. Für eine einfache Fahrt sind 1,5 kw/h erforderlich. Die eigentliche, 45t schwere, Fährgondel hängt an vier 38mm starken Tragseilen, unterstützt von 8 Versatzseilen (diagonal, zur Stabilisierung) und "schwebt" so mit bis zu 7,5t Ladung (davon 4Kfz) etwa 3m über den Kanal. Die Grundfläche der Gondel beträgt 15 x 6m.
Täglich rechnet man mit durchschnittlich 520Kfz und 1700 Personen, meist Berufspendlern, die auf diese Art den NOK 1/4-stündlich überqueren.

Folgende Quellen könnten hilfreich sein:

> http://www.rendsburg.de/touristik/nok_b ... unnel.html
> http://de.wikipedia.org/wiki/Rendsburge ... r%C3%BCcke
> http://www.brueckenterrassen.de/schwebefaehre.html

Man lese dazu:

> K. Müller, "Rendsburg", Verlag H. Möller & Söhne, RD, 1961
(leider keine ISBN)
> Edgar Hoop, "Geschichte der Stadt Rendsburg"
(DAS Standardwerk :thumbup: , Daten auf Anfrage)

Und wer schonmal an der Schwebefähre steht, is gut beraten, sich die kleine "Ausstellung" im nördlichen Wartehäuschen anzuschauen, aus der einige der folgenden Bilder stammen. Diese sind allesamt von mir gemacht und hiermit zur allgemeinen Verwendung freigegeben.

Spezielle Detailaufnahmen könnte ich nach Absprache mit dem Fährmann machen und nachreichen. Einfach fragen...

So, dann mal viel Spaß beim Betrachten der leider teils unscharfen Bilder.

MfG und noch einen schönen Sedanstag :mrgreen:
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Zuletzt geändert von katschützer am 02.09.2006 20:37, insgesamt 1-mal geändert.
Bei strenger Pflicht
Getreu und schlicht

Benutzeravatar
katschützer
Forenuser
Beiträge: 1363
Registriert: 28.03.2004 16:35
Ort/Region: Bundesweit

Beitrag von katschützer » 02.09.2006 20:33

Und noch die Bilder aus der Ausstellung... Beinahe vergessen :oops:
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Bei strenger Pflicht
Getreu und schlicht

Benutzeravatar
katschützer
Forenuser
Beiträge: 1363
Registriert: 28.03.2004 16:35
Ort/Region: Bundesweit

Beitrag von katschützer » 02.09.2006 20:35

Eins noch!
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Bei strenger Pflicht
Getreu und schlicht

Benutzeravatar
katschützer
Forenuser
Beiträge: 1363
Registriert: 28.03.2004 16:35
Ort/Region: Bundesweit

Beitrag von katschützer » 15.09.2006 22:24

Paradriver,

ist der Beitrag jetzt verschütt gegangen?

MfG
Bei strenger Pflicht
Getreu und schlicht

chinaman
Forenuser
Beiträge: 91
Registriert: 13.07.2005 21:34
Ort/Region: Dinslaken

Beitrag von chinaman » 18.09.2006 14:03

Beverungen ist in NRW, in der Nähe von Paderborn ;)

Benutzeravatar
katschützer
Forenuser
Beiträge: 1363
Registriert: 28.03.2004 16:35
Ort/Region: Bundesweit

Beitrag von katschützer » 20.09.2006 21:54

Achso, der Vorort von Lauenförde :mrgreen:
Bei strenger Pflicht
Getreu und schlicht

petzolde
Forenuser
Beiträge: 2103
Registriert: 05.09.2004 14:03
Ort/Region: Münster

Beitrag von petzolde » 04.12.2006 07:52

Zum Bild "Nicht realisierter Entwurf":
Sieht etwas eigenartig aus, denn der Bogen scheint rund zu sein, aber die Fahrbahn hängt in der Mitte durch. Technisch zwar machbar, aber architektonisch kaum dem Zeitgeist entsprechend. Außerdem würde das die Durchfahrthöhe mittig unnötig einschränken.
Oder hat sich da nur das im Wartehaus ausgehängte Foto in der Feuchtigkeit gewölbt?
gruß EP

Benutzeravatar
katschützer
Forenuser
Beiträge: 1363
Registriert: 28.03.2004 16:35
Ort/Region: Bundesweit

Beitrag von katschützer » 05.12.2006 21:30

Moin,

du hast recht. Die aufgehangenen Zeichnungen sind recht großformatig und teilweise (in Ermangelung an Heftzwecken :lol: ) nicht wirklich plan. Gut zu sehen bei dem Bild "Anlegestelle der Fähre von oben". Die Reflexionen des Glases sind auch nicht gerade förderlich für die Bildqualität.

MfG
Bei strenger Pflicht
Getreu und schlicht

Antworten