Höfen bei Monschau

Elektronische Aufklärung ab 1945 (ELOKA / SIGINT / COMINT / ELINT / EW)
Luftdragoner
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Beitrag von Luftdragoner » 07.12.2009 19:06

Die Versorgungsaußenstelle gehörte zu den Zentralen Militärischen Dienststellen der Bundeswehr und hatte ihren Sitz in Neubiberg bei München. Der Versorgungsaußenstelle nachgeordnet waren

Versorgungsstaffel Nord in Monschau-Brath
Versorgungsstaffel Mitte in Nalbach
Versorgungsstaffel Süd in Renchen

Dabei handelte es sich um Tarneinrichtungen zur logistischen Unterstützung nachrichtendienstlicher Operationen.

Bei der Materialerfassungsgruppe Nord der Bundeswehr und ihrem Gegenstück, der Materialerfassungsgruppe Süd in Gablingen bei Augsburg, handelte es sich ebenfalls um Tarneinrichtungen, allerdings zur Fernmeldeaufklärung.

wolf_kiel

Dritte Anlage in Monschau-Höfen?

Beitrag von wolf_kiel » 06.03.2011 14:45

Hallo Zusammen,
die Anlage in Höfen , Brath 1, war recht geheimißvoll. Ich wohnte in Aachen und besuchte regelmßig meine Eltern in der Eifel. Mein Weg ging immer an der Anlage vorbei auf der B258. So recht konnte ich die Anlage nicht zuordnen. Bis ich eines Tages im Winter mal mit dem Motorrad genau vor dem Eingang zur Anlage eine Panne hatte und versuchte, den Fehler zu beseitigen. Es dauerte keine zwei Minuten, da standen zwei Wachen mit Hunden neben mir und baten mich doch freundlich, sie zu begleiten. In der Wachbaracke wurde ich dann intensiv befragt und auch das Motorrad untersucht, ob dann wirklich ein technisches Problem vorlag. So nach einer halben Stunde etwa durfte ich dann wieder in die Freiheit, nachdem man mir eine neue Zündkerze spendiert hatte. Man wollte wohl, daß ich möglichst schnell wieder verschwinde.
Aber nun zur Frage : Wenn man von Rohren / Widdau kommend hinter Höfen wieder auf die B258 trifft, lag kurz vor der Abzweigung auf der linken Seite etwa 100m von der Strasse entfernt mitten im freien Feld noch ein misteriöses Objekt, allerdings recht klein, so etwa die Abmessungen einer Garage. Auf dem Dach gab es Antennen, die ich als Peilantennen für den VHF-/UHF-Bereich deuten würde. Die Anlage war offensichtlich unbemannt, aber mit Bandstacheldraht umgeben und als militärischer Sicherheitsbereich gekennzeichnet. Wenn ich mit Google Earth schaue, ist die Anlage wohl abgebaut, aber den Zufahrtsweg gibt es noch und auch die Hecke rund um die ehemalige Anlage. Hat jemand nähere Informationen dazu? Bestand ein Zusammenhang mit den beiden anderen Anlagen des Bundesamtes für Fernmeldestatistik ?

HW (†)
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Beitrag von HW (†) » 07.03.2011 14:08

Ist diese kleine Liegenschaft gemeint?
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.

HW (†)
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Beitrag von HW (†) » 07.03.2011 15:13

Möglich ist es.
Es heißt aber nicht Bundesamt für ... sondern Bundesstelle für Fernmeldestatistik (Die Bundesstelle für Fernmeldestatistik ist eine Bundesbehörde mit Sitz in der Gemeinde Gauting, Landkreis Starnberg, Bayern, die sich mit fernmelde- und informationstechnischen Fragestellungen beschäftigt. Der Bundesstelle für Fernmeldestatistik sind verschiedene Außenstellen zugeordnet...... - Aussage der Landesregierung Schleswig-Holstein, Minister für Wirtschaft, Technologie und Verkehr, auf Grund einer kleinen Anfrage eines Abgeordneten - Drucksache 15/311.)

Die große Liegenschaft in Monschau-Heidgen ist ja allgemein bekannt, über die Liegenschaft Monschau-Brath gibt es, wenn man den Unterlagen aus dem Bundesarchiv und vom MGFA glauben kann die Information, dass hier nicht nur eine Versorgungsaußenstelle der Versorgungsstaffel NORD war, sondern auch die Materialerfassungsgruppen NORD 1 bis 5 (ab 1957 Materialerfassungsgruppe NORD bis 30.11.2001 - wobei die Versorgungsaußenstelle kurz nach der Wiedervereinigung Deutschland Anfang der 90er Jahre geschlossen wurde).
Die Materialerfassungssgruppe NORD soll sich mit fernmeldetechnischen Geräten und Anlagen befasst haben. In der Liegenschaft in Monschau-Brath soll es auch Relikte in Richtung "Fernmelde" geben (z. B. Fundamente für Fernmeldetürme bzw. Antennensockel).

wolf_kiel

3. Liegenschaft bei Höfen?

Beitrag von wolf_kiel » 07.03.2011 15:40

Sorry, das "Bundesamt" war nur ein Schreibfehler meinerseits. Natürlich ist die "Bundesstelle ... " gemeint. Ja, ich meine diese Liegenschaft. Früher war da, wie geschrieben, so etwas wie ein VHF-/UHF-Funkpeiler(?). Und in der Anlage Brath gab es wirklich Antennen. Ich war ja mal zwangsweise in der Anlage, ist aber natürlich schon etwas her. Hinter der ersten Gebäudereihe war eine Antenne für Kurzwelle in niedriger Höhe gespannt. Ich würde es aus der Erinnerung als eine "Top-Loaded Marconi" Antenne einordnen, es kann aber auch eine auf der Seite liegende breitbandige T2FD gewesen sein, Höhe über Grund ca. 8m. Abgespannt war sie an zwei Gittermasten. Das erklärt auch die Fundamente.
Die Länge der Antenne würde ich aus der Erinnerung aus mit ca. 20m angeben. Bei der geringen Aufbauhöhe ist anzunehmen, daß die Antenne entweder nur zum Empfang diente oder aber beim Senden vorwiegend Steilstrahlung produzierte. Das würde darauf hindeuten, daß man im NVIS-Modus arbeitete, also über kürzere Verbindungegswege (bis ca 800 km) eine gleichmäßige Feldstärkeverteilung ohne die bei Kurzwellenverbindungen sonst übliche "tote Zone" erreichen wollte. Was ja auch sinnvoll wäre, wenn man nicht nur mit festen Sendestellen zusammenarbeitet, wo man Richtantennen einsetzen würde. Es schien sich also um eine Antenne für Rundempfang und/oder Sendung zu handeln. Den Isolatoren nach zu urteilen kann man nicht viel Sendeleistung gehabt haben. Denkbar wären die üblichen "militärischen" 400W oder weniger
In einer offenen Halle standen noch ein paar Unimog, aber die gaben keinen Hinweis auf eine Funkverwendung. Beim größten der Gebäude waren die Fenster mit dunkler (blauer) Folie abgeklebt, so daß man nicht hineingucken konnte. Mal weiterüberlegen, was mir noch so einfällt. Ich werde es dann wieder posten.

HW (†)
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Beitrag von HW (†) » 04.12.2015 16:02

Hallo,
zu der kleinen Liegenschaft (siehe Luftbild) war ja noch nicht die Frage geklärt, Was war es?
Nun wie mir vor einiger Zeit von einem "Zuständigen" bestätigt wurde, hatte diese kleine rechteckige Liegenschaft mit der Peilantenne nichts mit der BFST in Monschau-Heidgen und auch nichts mit der Liegenschaft in Monschau-Brath (welche übrigens zu dem Bereich Logistik zählte, der für den Spannungs- und Verteidigungsfall aufgebaut wurde und nach der Wiedervereinigung Deutschland aufgegeben wurde - im Gegensatz zur Liegenschaft in Monschau-Heidgen, die bis vor einigen Jahren noch aktiv war), sondern diese kleine Peilantenne gehörte zu Bundeswehr und dort zur Luftwaffe. Sie war eine Station des SAR-Funk- und Peilnetzes. In der Nähe von Mayen in der Eifel gab es auch so eine Station (Saabberg), diese ist ebenfalls wie die Station in Monschau aufgegeben worden.
Das SAR-Funk- und Peilnetz gibt es aber heute auch noch, nur mit reduzierten Stationen.

Gruß
HW

Eifeler
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Monschau-Höfen

Beitrag von Eifeler » 21.09.2018 13:06

Das Thema ist zwar schon älter, aber ich kann noch einige Informationen beisteuern.
Die Anlage in Höfen-Brath diente der Pullacher Dienstelle, unterstand aber offiziell der Bundeswehr. Die genauen Unterstellungsverhältnisse wurden ja schon in einem früheren Beitrag richtig genannt. Die Tätigkeit fur Pullach erklärt auch die hohe Ansiedlung in der Bw-Befehlsstruktur.
Zwar wurde das Objekt "Talsperre" in Monschau-Heidgen auch von dem Pullacher Dienst betrieben, aber diente anderen Aufgaben. Die offizielle Bezeichnung "Bundesstelle für Fernmeldestatistik" ist dabei schon ein Hinweis auf die Tätigkeit, ohne jedoch das Kind beim Namen zu nennen.
Zur Zeit des Kalten Krieges war Bonn noch die westdeutsche Hauptstadt und naturgemäß waren auch dort die meisten ausländischen diplomatischen Vertretungen angesiedelt. Das galt auch für die diplomatischen Vertretungen der Warschauer-Pakt-Staaten. Alle diese Vertretungen betrieben zur Kommunikation Weitverkehrsfunkverbindungen mit ihren jeweiligen vorgesetzten Dienststellen in den Heimatländern. Auf bundesdeutscher Seite lag es natürlich nahe, diesen Funkverkehr auszuwerten. Als Standort für eine Abhöranlage bot sich Monschau-Höfen an, da es in der geografischen Verlängerung der Funkverbindungen von Osten nach Bonn lag. Die logarithmisch-periodischen Richtantennen in Monschau-Höfen taten ein Übriges. Der gesamte Weitbereichsfunkverkehr in Richtung Bonn konnte mit dieser Anlage erfasst und (auch) statistisch ausgewertet werden. Daher die unverfängliche Bezeichnung der Dienststelle.

Die Anlage in Höfen-Brath hatte eine andere Aufgabe, folgte aber der gleichen Logik hinsichtlich der Nomenklatur, auf die ich zuerst eingehe.
In Höfen-Brath waren zwei Dienststellen angesiedelt – eine Außenstelle der Materialerfassungsgruppe Nord und eine Außenstelle der Versorgungsstaffel Nord.
Das „erfasste Material“ waren Funkmeldungen eigener und von Mitarbeitern befreundeter Staaten, vulgo „Agenten“, die in Höfen-Brath empfangen wurden. Für diesen Zweck diente die in einem früheren Beitrag von einem Forumsmitglied beschriebene Antenne. Es konnten aber von hier auch bei Bedarf Meldungen an die Agenten gesendet werden. Dies war aber nicht die Regel, da die Anlage in Höfen-Brath dadurch nicht kompromittiert werden sollte. Es kamen Kurzwellenverbindungen zum Einsatz.

Die „Versorgung“ war die Aufgabe der zweiten hier ansässigen Dienststelle. Die „Mitarbeiter im Aussendienst“ konnten von hier mit allem versorgt werden, was diese für ihre Arbeit benötigten. Es handelte sich also um eine Logistik-Einrichtung des Pullacher Dienstes, die über die Logistik hinaus aber weitergehende Unterstützung bot.

Nun könnte man sich fragen, warum dieser Support gerade an dieser geografisch eher abgelegenen Stelle aufgebaut wurde. Aber das hat natürlich konkrete Gründe.

Das in Grenznähe zu Belgien gelegene dünn besiedelte Gebiet der Eifel war aus vielen Gründen und jeher ein viel genutzter Raum für Agententätigkeiten. Besonders im Gebiet zwischen Monschau im Norden und Prüm im Süden kam es während der Zeit des Kalten Krieges zu intensiver nachrichtendienstlicher Tätigkeit, die die dortige Topographie als auch Infrastruktur nutze. Das galt übrigens für „beide Seiten“, wobei es im Laufe der Zeit auch zu Austausch von Agenten und Treffen mit der „anderen Seite“ sowie eigenen Mitarbeitern an der grünen Grenze zu Belgien und auch den grenznahen Gebieten in Belgien kam. Besonders beliebt war das Gebiet des Oleftales. Dabei waren auch andere deutsche Dienststellen, falls unbedingt erforderlich, involviert.

Die Täler und weitgehend menschenleere Waldgebiete in Grenznähe boten zwar Schutz, aber hatten auch den Nachteil, dass Aktivitäten und Personen die Aufmerksamkeit des Zolls auf sich zogen, der neben den festen Grenzübergangsstellen auch mit mobilen Gruppen die Grenze auch an und in den Waldgebieten überwachte. Da musste es früher oder später zu Aufgriffen von Personen kommen, die alles andere als Interesse daran hatten, entdeckt zu werden.
Wenn es sich um „eigene“ Mitarbeiter handelte, konnte immer sehr schnell mit einem einzigen Telefonanruf die konspirative Person die Mitarbeiter des Zolls davon überzeugen, sie direkt wieder auf freien Fuß zu setzen und keine weiteren Fragen zu stellen. Aber auf diese Weise gelangten an sich unbeteiligte Personenkreise doch zu Erkenntnissen, die nicht für sie bestimmt waren. Aber ab und zu gingen bei solchen „Unfällen“ auch Mitarbeiter östlicher Dienste ins Netz. Meist handelte es sich dabei aber um Personen mit Diplomatenstatus, die Immunität besaßen und ihrer Arbeit bald ungestört weiter nachgehen konnten.

Die deutschen Dienste waren in dieser geografischen Gegend im Vorteil, da sie die Einrichtungen anderer Dienste nutzen konnten, ohne dabei besonders in Erscheinung zu treten. Beliebt war z.B. eine Ferieneinrichtung der Bundesfinanzverwaltung, die regelmäßig von bestimmten Pullacher Mitarbeiten für „Erholungsurlaube“ genutzt wurde. Als Wanderer fiel man in den Waldgebieten nicht weiter auf und konnte auch die grüne Grenze unauffällig überschreiten. Waren größere Aktionen geplant, wurden die oberen Zollbehörden vorab informiert. Der zuständige Oberzollrat im Hauptzollamt Aachen wies dann das Zollkommissariat in Monschau an, in dem fragliche Gebiet für eine bestimmte Zeit keine Kontrollen durchzuführen. Wurde die Ferieneinrichtung der Bundesfinanzverwaltung genutzt, wurde in besonderen Fällen auch der dortige Verwalter , ein Zollhauptsekretär, angewiesen, wegzuschauen.
Für längerer andauernde oder regelmäßige Grenzübertritte war das Verfahren allerdings nicht geeignet, da zu viele Personen daran beteiligt waren. Hier konnte man auf ein andere Hilfestellung zurückgreifen.

Unweit von Höfen-Brath lag in südlicher Richtung der Grenzübergang Wahlerscheid. Neben der Nähe bot er den Vorteil, nur wenig Durchgangsverkehr zu haben und unmittelbar im Wald zu liegen. Das Gebiete war schlecht einsehbar und – was der größte Vorteil war – nachts nicht besetzt. Stattdessen wurden in seinem Gebiet mobile Kontrollgruppen eingesetzt, die die Grenze mehr oder weniger überwachten.

Sollte der Grenzübergang regelmäßig nachts genutzt werden, konnte der Pullacher Dienst über das Grenzschutzamt West in Aachen für seine Mitarbeiter einen Dauerpassierschein beantragen, mit dem der Grenzübergang auch nachts genutzt werden konnte. Bei eventuellen Kontrollen durch die mobilen Kontrollgruppen des Zolls wurde der Passierschein vorgelegt, was freie Weiterfahrt garantierte. Da auch Ortsansässige der Nachbargemeinen prinzipiell beim Vorliegender entsprechender Gründe diesen Passierschein beim Zollkommissariat Monschau beantragen konnten, fiel der nächtliche Grenzverkehr, auch bei zufälligen Zollkontrollen, nicht weiter auf und der kontrollierende Zollbeamte blieb ahnungslos.

Aber auch der damals noch bestehende Bundsgrenzschutz wurde zuweilen für Amtshilfe bemüht. So wurde im Winter 1974 vom Pullacher Dienst ein russischer Überläufer direkt vor den Augen der Mitarbeiter der russischen Militärmission per Hubschrauber vom Bundesgrenzschutz in unmittelbarer Grenznähe evakuiert. Allerdings ging dies Aktion nicht ganz reibungslos vonstatten, da es sowohl Augenzeugenberichte als auch Fotos von der Aktion gab.


Die Bereitstellung von Unterstützung für solche und ähnliche Aktivitäten im Gebiet der Nordeifel lagen im Aufgabenbereich der Außenstelle der Versorgungsstaffel Nord in Höfen-Brath.

Aber so ganz unbekannt war die Anlage wohl auch bei der Gegensite nicht. So wurde einmal versucht, die in der Anlage frei herumlaufenden Wachhunde mit über den Zaun geworfenen Fleischstücken zu vergiften, was aber nicht erfolgreich war. Der gestellte Täter gab an, die hungrigen Tiere nur füttern zu wollen. Diplomatische Immunität verhinderte auch hier eine Festnahme.

Ich hoffe, diese Informationen bringen etwas Licht ins Dunkel der Vergangenheit.

lars.nieveler
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Re: Monschau-Höfen

Beitrag von lars.nieveler » 27.10.2018 15:08

Sehr interessant, danke für die Schilderungen!

Beste Grüße!

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