Vorbereitete Sperren an Gleisanlagen?

Vorbereitete Sperren, Sperranlagen und zugehörige Infrastruktur
Gast

Vorbereitete Sperren an Gleisanlagen?

Beitrag von Gast » 16.01.2003 19:39

Gab es eigentlich auch vorbereitete Sperren an Gleisanlagen? Oder hatte die Bahn im Kalten Krieg keinen Stellenwert mehr in der "Kriegsplanung"?

Benutzeravatar
Eisenbahnfreund
Forenuser
Beiträge: 514
Registriert: 10.06.2002 07:32
Ort/Region: Hamburg

Beitrag von Eisenbahnfreund » 16.01.2003 21:11

Moin,
von der Schiefen Ebene (Neuenmarkt - Marktschorgast) kenne ich eine Sperre. Bei km 80 stehen links und rechts der Gleise zwei Betontürme je ca 10m hoch. im unteren Teil sind die Türme etwas eingezogen, vermutlich um eine Sprengladung unterzulegen.
Allerdings war ich das letzte Mal Ende der 80er dort unten, so daß ich den aktuellen Zustand nicht kenne.

Nachtrag: Es gibt jetzt einen Lehrpfad an der Schiefen Ebene. Unter Punkt 08 wird der Einschnitt mit dem Sperrwerk angedeutet. Leider habe ich im Netz keine Bilder gefunden. Ich muß mal sehen ob mein Archiv was enthält.
http://www.dampflokmuseum.de/schiefe%20 ... hrpfad.htm

Von der Frankenwaldbahn kenne ich nur eine Strassensperre von der parallel zur Bahn verlaufenden Strasse nördlich von Ludwigsstadt (mehrere Schächte in der Strasse, sowie Stahlschotten an den Hängen). Allerdings waren keine Sperren am Gleis zu sehen. Mein letzter Besuch hier war ebenfalls Ende der 80er.
MfG
der Eisenbahnfreund

Benutzeravatar
Bart
Moderator
Beiträge: 708
Registriert: 02.08.2002 11:32
Ort/Region: Wedel

Beitrag von Bart » 17.01.2003 10:03

Moin zusammen,

waren vorbereitete Sperren an Gleisanlgen den überhaupt notwendig?

Es hätte doch auch gereicht einfach die Schienen mit einer entsprechend grossen Ladung zu Sprengen, dass bekommt auch jeder Pio hin.

Wenn's denn etwas grüdlicher sein soll wäre es auch bestimmt möglich den Schienenwolf wieder zu reaktivieren.

Gruß
Jens

berndbiege

Beitrag von berndbiege » 17.01.2003 11:06

@ Bart (und alle):

Das "bekommt jeder Pio hin" haette ja auch fuer die meisten Strassenbruecken gestimmt, fuer den Elbtunnel und anderes - mit der entsprechenden Sprengladung schafft man alles (... OK, fast alles ... siehe einige U-Boot-Bunker).

Aber: Koennte es sein, dass die meisten Bahnbruecken wesentlich filigraner konstruiert waren als Strassenbruecken - Metallgitterkonstruktion gegen Betonklotz - und daher mit kleineren Sprengladungen an den richtigen Stellen relativ leicht aus der Balance zu bringen waeren? (Etwas abschweifend: Erinnert Euch mal daran, wie leicht Atomkraftgegner frueher Strommasten umlegten ... so um Brokdorf herum sind die jetzt mit massiven Betonmaenteln geschuetzt!)

Meine Bemerkungen gelten nur fuer "taktische Ziele" wie Bruecken, Tunnelbauwerke (die muessten dann ja eigentlich wieder "vorbereitet sein") und besondere Strecken (z.B. Geislinger Steige, was sagt der Eisenbahnfreund?) - sonst "Schienenwolf", wie Bart richtig sagt.

Ansonsten duerfte es generell so sein, dass die Bahn wohl immer weniger in die Planung der Militaers einbezogen wurde ... die Briten schlossen ihre "Longmoor Military Railway" in 1969 (eine "Ausbildungsstaette fuer Miltaerbahnpersonal"). Aber - in der Werbung des Royal Logistics Corps ( http://www.army.mod.uk/careers/logistic ... oller.html ) heisst es ja immer noch: "You'll work in around active runways, quays and railway yards in close proximity to cargo handling equipment, road and rail traffic. You will often be outside in all weather, or in confined spaces, and are exposed to the dangers of explosives and hazardous stores. However, the work is varied and interesting with the accent on 'meeting people' and travel." (Der letzte Satz koennte fast satirisch sein ...)

Benutzeravatar
Bart
Moderator
Beiträge: 708
Registriert: 02.08.2002 11:32
Ort/Region: Wedel

Beitrag von Bart » 17.01.2003 12:46

@ berndbiege

mit "das bekommt jeder Pio hin" meinte ich eigentlich das man mit relativ wenig Sprengstoff und ohne grossen Aufwand zu treiben die Gleise unpassierbar machen kann.

Gleich die Brücken zu sprengen wäre ja übertrieben man will ja später vielleicht mal in die entgegengesetzte Richtung vorrücken.

Jens

Benutzeravatar
MikeG
Administrator
Beiträge: 8757
Registriert: 07.05.2002 14:38
Ort/Region: Bispingen
Kontaktdaten:

Beitrag von MikeG » 17.01.2003 13:30

Moin!

Ich denke, es ginge in so einem Fall weniger um die Gleise, von einigen Ausnahmen mal abgesehen. Generell wäre die Sprengung der Brücken wohl priorisiert gewesen, da diese mit minimalem Aufwand auch für Rad- und möglicherweise Kettenfahrzeuge passierbar gemacht werden könnten.

Mike

berndbiege

Beitrag von berndbiege » 17.01.2003 14:01

@ Mike & Bart:

Gleise punktuell zu sprengen macht "null Sinn", da man dass dann sehr schnell reparieren kann. Das ist eher Partisanensache, wenn ein voller Truppentransport naht ...

Man hatte ja auch m.W. nicht vorgesehen, Autobahnen an sich zu sprengen, sondern die beruehmten "Engpaesse" ... naemlich Bruecken, Tunnel, Einschnitte, eben alles, wo auch zu Friedenszeiten ein umgestuerzter LKW schon das Chaos und Staus von Dutzenden Kilometern ausloesen kann. (Alter Otto-Witz: "In den Nachrichten sagten sie, die Rote Armee waere bei einem Angriff binnen einer Stunde an der Nordsee ... die haben wohl noch nie vom Stau am Horner Kreisel gehoert!" ... oder so aehnlich jedenfalls.)

Ich denke, Mike trifft den Nagel auf den Sprengkopf, wenn er an eine "nicht-schienengebundene Verwendung" denkt, die im Ernstfall logisch waere.

Gast

Planung

Beitrag von Gast » 17.01.2003 18:39

Gab es denn Anhaltpunkte, die vermuten liesen, dass die Rote Armee die Bahn in eine Angriffsplaung einbezogen hätte?

Benutzeravatar
MikeG
Administrator
Beiträge: 8757
Registriert: 07.05.2002 14:38
Ort/Region: Bispingen
Kontaktdaten:

Beitrag von MikeG » 17.01.2003 18:57

Nein - es gibt Anlaß zu der Annahme, daß fast jede Brücke recht ist, wenn alle anderen gesprengt wurden bzw. unpassierbar sind. Dazu braucht man keinen Plan oder eine Vorschrift, das ist ganz einfach so - nicht nur im Krieg, sondern im ganzen Leben.

Einzige Voraussetzung: Jemand möchte auf die andere Seite bzw. ans andere Ufer.

Mike

Benutzeravatar
Eisenbahnfreund
Forenuser
Beiträge: 514
Registriert: 10.06.2002 07:32
Ort/Region: Hamburg

Beitrag von Eisenbahnfreund » 19.01.2003 19:05

Moin,

etwas verspätet gibt es noch eine Antwort von mir.

Natürlich kann man Verkehrswege durch Sprengen unpassierbar machen, aber der Wiederaufbau zur eigenen Nutzung dauert erheblich länger als ein paar Betonteile wegzuräumen. Allerdings habe ich eine Sperre dieser Art nur an der Schiefen Ebene bemerkt, die Geislinger Steige liegt wohl doch zu weit von der damaligen Grenze entfernt, aber auch die Schiefe Ebene ließ sich umfahren.

Die NATO hat schon die Eisenbahn in ihre Verteidigungsplanungen mit einbezogen. Obwohl die DB schon lange keinen Verkehr mehr auf der Sauschwänzlebahn im Wutachtal durchführte, wurde die Strecke auf Kosten der NATO bis in die siebziger Jahre instand gehalten. Heute befindet sich auf dem Streckenabschnitt eine interessante Museumbahn.
http://www.ig-wtb.de/Hauptstartseite/ha ... tseite.htm

Auch die Sowjetunion hat auf die Eisenbahn gesetzt. Schließlich standen (stehen) in Ostpreussen Dampflokomotiven der deutschen Baureihe 52 betriebsfähig und konserviert abgestellt. Die Rauchkammern zeigten gen Westen.

Gruß
Jürgen

Antworten