Bald Lost? "Geisterbrücke" in Hamburg Bergedorf

Verkehrsgeschichte - Straßen, Autobahnen und sonstige Straßenverkehrs-Bauwerke
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Gast

Beitrag von Gast » 07.06.2006 20:59

Hallo RW1, vielen Dank für die Recherche. :) :)

Eines will mir aber nicht in den Kopf: Ich erinnere mich sehr gut an die Zeit, bevor die Strecke nach Berlin ausgebaut wurde. Stand man bis etwa 1994 an der Alten Holstenstraße und wartete auf den Bus, konnte man über sich eine Eisenbahnbrücke sehen (war glaube ich aus blauem Stahl). Direkt daneben (in Richtung Sachsentor) war ein komplett fertiges Fudament mit zahlreichen Vorbereitungen für eine zweite, identische Brücke. Ich hatte immer vermutet, dass dort in früheren Zeiten bereits eine Brücke mit zugehörigen Schienen vorhanden war. Das hätte auch zu der Bebauung auf der Rückseite vom Reetwerder gepasst. Erinnert sich jemand daran?

Weiß jemand, ob es diese Brücke einmal gegeben hat, oder ob bereits ~1937 beim Bau des Bahnhofs Vorbereitungen für weitere Gleise Richtung Berlin getroffen wurden? 1994 würden diese fertigen Anlagen jedenfalls nicht genutzt, weil sie meines Wissens nicht breit genug für die Anforderungen der neuen Strecke waren (deshalb jetzt zwei komplett neue Brücken).

(Und nochmal betr. Spielzeug Burgdorf: Als ich 1980 nach Bergedorf gezogen bin, bestand es nur noch aus zwei Läden, das Eiscafé war im dritten - wie heute noch. Irgendwann Ende der 80er hat sich Burgdorf dann weiter verkleinert und einen der beiden Läden an die Boutique abgegeben. Kurz darauf war dann Schluss mit dem Spielwarenladen. :( :( :( Schade. Die endlosen Schaufenster waren echt legendär! Und was die für Ramsch hatten! Aber immer nett: Kannten die Burgdorfs einen, gab es immer was geschenkt - und fehlten ein paar Groschen, war das nie ein Problem. Das sollte man mal bei "Toys are us" versuchen ;) )

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RW1
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Beitrag von RW1 » 07.06.2006 21:40

Hallo,

Also in der verkehrshistorischen Reihe Nr.23 des VVM http://www.vvm-museumsbahn.de ist auf einer Abbildung der Lageplan des Bahnhofs von 1937 enthalten. Darauf kann man erkennen, daß ein oder zwei Gleise der BGE kurz vor der Alten Holstenstraße enden. Auf der Zeichnung ist allerdings auch eine Brücke eingezeichnet, die scheinbar ohne Gleise ist.
Ob die wirklich gebaut wurde, wage ich zu bezweifeln.
Auf der Internetseite http://www.maxwall-bus.de ist in der Rubrik "VHH AG/Fahrzeugbilder/67er KOM/6712" ein Foto von der Eisenbahnbrücke. Wenn ich mir die gemauerte Kante auf dem Foto links ansehe, sieht mir das auch nicht wie ein Brückenwiderlager aus.

Es ist schon komisch. Da ist man täglich auf der Ecke unterwegs und wenn man dann mal genauer darüber nachdenkt, tun sich lauter Fragezeichen auf. Ich kenne aber einige Leute, die sich mit der Eisenbahn in Bergedorf recht gut auskennen und die werde ich bei nächster Gelegenheit mal fragen.

Bis dahin grüßt Euch

Rolf

Gast

Beitrag von Gast » 07.06.2006 21:51

Danke für den Link - klasse Foto!

Hhhmm, jetzt kommen auch bei mir die Fragezeichen. Die gemauerte Kante habe ich nicht in Erinnerung - oder war das Widerlager nur auf der anderen Seite vorhanden? Ich hoffe nicht, dass mir mein Gedächtnis einen Streich spielt, aber ich bin sicher, dass da Vorbereitungen für eine Brücke waren.

Ärgerlich: Mein Vater hat jahrelang auf dem Stellwerk (seit 1996 ein Lostplace) zwischen Bahnhof und Eisenbahnbrücke gearbeitet - aber er hatte nie eine Kamera in der Aktentasche :x Ich werd ihn die Tage mal fragen, vielleicht erinnert er sich ja wenigstens an die Brücke...

Grüße
Kai

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Beitrag von Maddin » 08.06.2006 08:47

Moin, moin,

danke RW1 für die Links und die Recherche!

@KaiHH
Ich hatte das selbe Phänomen mit dem Brückenwiderlager. Ich war auch der Meinung, dass dort eines vorhanden war. Ich bin in Lohbrügge 1967 geboren und dort aufgewachsen. Man müsste meinen das einem so etwas gut in Erinnerung bleibt.

Ich gehe davon aus, dass in den Planungen davon ausgegangen wurde, dass der Bahnverkehr nach Berlin noch zunimmt und somit schon etwas breiter angelegt wurde!

Gab es eigentlich Anschlussgleise an das Areal des Bergedorfer Eisenwerkes ?

Gruß Maddin

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Beitrag von FishBowl » 08.06.2006 22:31

Ich meine auch zu erinnern, dass auf der Bahnhof-abgewandten Seite der Brücke über die Alte Holstenstraße ein zusätzliches Widerlager vorhanden war.
Ich könnte mir vorstellen, dass im Rahmen des Ausbaus als Schnellstrecke (Schienenzeppelin usw.) auch in Richtung Berlin eine Ausgliederung des Nah- und / oder Güterverkehrs vorgesehen war.
Sicherlich wurden solche Pläne im oder bald nach dem Krieg aufgegeben.
Mussten die Schneisen durch die Berge Richtung Hundebaumviertel und dahinter eigentlich für den jüngsten Streckenausbau entsprechend verbreitert werden?

Betreffend des Eisenwerks meine ich zu erinnern, dass dort 'mal ebenerdige Gleise waren, direkt in der Strasse. Weiss aber nicht zu entsinnen, wo die an's Netz angebunden waren.

Gast

Beitrag von Gast » 08.06.2006 23:01

Hab mir heute den ganzen Tag den Kopf zerbrochen und bin mir mittlerweile 100% sicher, dass es dieses Widerlager gab. Bin schon wie wild am Suchen nach Fotos - fürchte aber, dass ich den alten Schandfleck Eisenbahnbrücke nie geknipst habe. Allerdings habe ich dort 1994 mal einen Videofilm gedreht. Vielleicht finde ich den ja wieder...

@FishBowl: Die Schneise am Hundebaum wurde nicht verbreitert, denn dann wäre wohl unter anderem der Fußgängerweg an der Sanderstraße entfernt worden - und der ist unverändert vorhanden.

Allerdings wurden die Schienen näher an den Hang verlegt und dieser wurde teilweise durch eine Spundwand abgestützt. Deshalb ist auch die alte Blockstelle oben an der ehemaligen Schranke Möörkenweg/Chrysanderstraße abgerissen worden. Erhalten ist nur das ehemalige Wohnhaus für den Schrankenwärter.

In Sachen Eisenwerk hab ich auf alten Fotos und Karten nichts entdecken können - ich vermute mal fast, wenn es eine Ausfädelung gegeben haben sollte, lag die dort, wo heute die Abstellgleise für die S-Bahn sind (also Vis-a-vis Billebad).

Grüße
Kai

Gast

Beitrag von Gast » 09.06.2006 10:09

Moin!!

Ich muss mich in einem Punkt korrigieren: Die Brücke über der Alten Holstenstraße Richtung Lohbrügge ist immer noch die alte. Hab heute morgen auf dem Weg zur Arbeit geguckt - und es ist immer noch die blaue Stahlkonstruktion. Unglaublich. Da fährt man ein paar Mal pro Woche drunter durch und krieg doch nichts mit :(

Um wieder zum ursprünglichen Areal zurück zu kommen: Laut Bergedorfer Zeitung von heute tut sich sehr bald was auf dem Gebiet des ehemaligen Güterbahnhofs neben der "Geisterbrücke".

Auf dem Gebiet soll ein komplett neues Wohnquartier mit 350 Wohneinheiten entstehen. Die komplette Fläche soll mit Einzelhäusern, Wohnblöcken, einem Café, Gewerbeeinheiten, aber leider auch einigen 6-stöckigen Wohntürmen bebaut werden.

Positivum am Rande: Der alte Güterbahnhof und das angrenzende Zollhaus sollen komplett saniert, erhalten und in das Konzept integriert werden. Ende Juni wird das Projekt in einer öffentlichen Diskussion vorgestellt. Mal sehen.

Grüße
Kai

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Beitrag von FishBowl » 09.06.2006 22:29

KaiHH hat geschrieben:@FishBowl: Die Schneise am Hundebaum wurde nicht verbreitert, denn dann wäre wohl unter anderem der Fußgängerweg an der Sanderstraße entfernt worden - und der ist unverändert vorhanden.

Allerdings wurden die Schienen näher an den Hang verlegt und dieser wurde teilweise durch eine Spundwand abgestützt. ...
Das lässt einen von Anfang an vorgesehenen Ausbau auf drei oder vier Gleise annehmen.
Brauchen heutige ICE-Strecken eigentlich etwas mehr Trassenbreite?

Zum Thema:
Wenn dort Wohnbebauung schon vor langer Zeit erdacht wurde, hätte die Vorbereitung einer Fussgängerbrücke logisch erscheinen können, meinetwegen um erneute Erdarbeiten zu vermeiden oder eine besonders kompakte Bauart teils gemeinsamer Komponenten zu ermöglichen. .
Zur Vermeidung von Instandhaltungskosten und Alterung hätten allerdings auch hier Fundamente / Widerlager sicher genügt, bis echter Bedarf absehbar würde. Ein Brückenelement hätte man dann bestimmt relativ einfach hinzufügen können.
Ob da wohl wie so oft ein Etat-Posten unbedingt ausgeschöpft werden sollte?

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Beitrag von Maddin » 16.09.2006 14:41

Moin, moin,

ich hol das hier noch mal nach oben, weil ich gerade ein tolles Buch gekauft habe.
Ich weis nicht ob das vielleicht schon an anderer Stelle erwähnt wurde, aber in dem Buch wird die etwas weiter oben genannte Verbindungskurve am Güterbahnhof Bergedorf gezeigt.
Ein Luftbild zeigt auch das die Eisenwerke vor der Hochlegung der Gleise einen Gleisanschluss hatten. Vielleicht findet sich im Text mehr dazu!
Allerdings habe ich es bis jetzt nur kurz überflogen. Es scheint aber umfassend zu sein. Mal sehen!

Titel: „100 Jahre Eisenbahn zwischen Bergedorf und Geesthacht“ (-Von der BGE zur AKN-Güterbahn -)
Verlag „LOK Rundschau“
ISBN 3-931647-21-8 oder 978-3-931647-21-6
Preis 24,80

Gruß Maddin

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Beitrag von manni » 16.09.2006 23:49

Jawoll, nach dem VHH-Festtag auch gekauft. Gutes Buch, und für Anwohner und Vorbeikommer einfach zu erhalten beim VHH-Shop am Bergedorfer ZOB.

gruss
manni

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