Industriebahn Lichtenberg

Verkehrsgeschichte - Bauwerke der Bahn, U-Bahn, S-Bahn etc.
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Gast

Beitrag von Gast » 18.10.2006 08:22

Danke skinny 65. Für Deine Beschreibung und den Kartenlink.
Auffallenderweise ist Röder erst in der Karte 1978 eingezeichnet. Gehörte das vorher nicht zur RBD?
Das die Loks ganz schön zu schnaufen hatten um die Steigung zu überwinden, kann ich mir gut vorstellen. Es geht in Lichtenberg, wenn man aus dem Tal auf den Barnim hoch fährt ganz schön steil nach oben. Kraftfahrer merken das, wenn sie die Siegfriedstraße oder die Atzpodienstraße hoch fahren.
Das ihr an der Rampe hinter der Herzbergstraße Lebensmittel abgeladen habt ist nachvollziehbar, befand sich doch dort in der Herzbergstraße 82 bid 86 das Kombinat Großhandel WtB* Großhandelslager Nahrungsmittel. Mal sehen ob ich heute dazu komme ein Foto zur Illustration zu machen.

Wie lief das eigentlich ab, bist Du da von Betrieb zu Betrieb gefahren, oder hast Du in Röder nur übergeben? Wie ich Deiner Beschreibung entnehme, bist Du ja zumindest an die WtB Rampe und an die Wasserwerke herangefahren.

Volker

*WtB = Waren täglicher Bedarf

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Ollie
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Beitrag von Ollie » 18.10.2006 09:49

Hallo,

Skinny65 schrieb:
Kurz hinter der Herzbergstrasse (Gleis 3)gab es noch eine Rampe die bedient wurde.Wir nannten es einfach nur "Konsum" weil dort Lebensmittel geliefert wurden
...wurden als Rangierfahrt ausgeführt und zwar immer über den Anschluss am Friedhof vorbei...
Schlagt mich, wenn ich falsch liege, aber ich meine, an der Bahn gab es zwei Lebensmittellager, einmal das des Großhandels (nähe Lenin- (Landsberger) Allee, ungefähr dort, wo sich heute Selgros befindet. Zum Anderen existierte ein Lager des VEB OGS (Obst, Gemüse, Speisekartoffeln) an der Herzbergstraße, wobei der Firmenname hier in die Irre führt, denn gelagert wurden vorwiegend Waren für die Delikatläden und für die gehobene Gastronomie, z.B. allerhand Obstkonserven mit Obstsorten, die man nur dem Namen nach kannte, Kaffee, Fleischkonserven der höherpreisigen Art usw....

Das Lager von OGS konnte ich einmal kurz betreten, da sah ich Sachen, die ich nur aus der Werbung des "Westfernsehens" kannte, das war so um 1980/82

Grüße aus BÄRlin
Ollie

P.S.: Auf der RBD-Karte von 1978 aus dem weiter oben bei skinny65 genannten Link ist übrigens zu erkennen, dass damals die Bedienung über den Anschluss Magerviehhof (das ist der an der heutigen Rhinstrassenbrücke) erfolgte, der Anschluss am Friedhof ist bereits nicht mehr eingezeichnet, dürfte also ´78 schon nicht mehr genutzt worden sein. Auf der Karte von 1966 ist er noch als "Anschlußstelle Berlin - Industrieumschlagbahnhof" eingezeichnet, sogar das Signal des Straßenübergangs am Friedhof ist erwähnt (FR F), mit dem Zusatz ö.B (örtlich bedient), d.h. der Rangierer lief vor und schaltete mit einem Schlüsselschalter das Signal bevor der Zug oder die Rangierabteilung den Übergang befuhr.
"Traditionspflege bedeutet nicht, in der Asche herumzustochern, sondern die Flamme weiterzugeben
(Ricarda Huch)

Gast

Re.

Beitrag von Gast » 18.10.2006 10:40

Die Überführung der Güterwagen für den Güterbahnhof Weißensee erfolgte vom Güterbahnhof Pankow nach Blankenburg ,
dann über Malchower Weg - Blankenburger Str. - Güterbahnof Heinersdorf mit Tiefbaukombinat , Schwellenlager - dan kamm eine Kleine Chemie Firma - Rennbahnstraße mit Milchhof - Rennbahnstraße , Gustav Adolf Straße mit VEB Taxi , Methallhandel - Güterbahnhof Weißensee mit Baustoff und Versorgungs Kombinat , Stuck und Natur Stein - Berliner Allee - Liebermannstraße mit Schwermaschienenkombinat 7.Oktober,Druckguß,Minol - Feldmannstraße-Suermandtstraße-Konrad Wolf Straße-Große-Leege Straße-Güterbahnhof Hohenschönhausen mit Metall Leichtbau Kombinat , Stasi Knast - Ausziegleis in Richtung Lichtenberg bzw. Berlin Nordost war zu meiner Zeit gerade im Bau . Nach Dienstbeginn 06.00 Uhr , 14.00 Uhr bzw. 22.00 Uhr wurden die Gesammelten Wagen von Weißensee nach Pankow Überführt . und von Pankow der Neue Zug Zurückgebracht . Im Frühdienst wurde cia. um 7.00 Uhr nach Hohenschönhausen gefahren . Im Nachdienst glaube Dienstags von Pankow nach Abstellung des Zuges Fuhren wir ins BW Heinersdorf zum Tanken .

Gruß

Dirk

Gast

Beitrag von Gast » 18.10.2006 11:46

an eine möglicherweise noch sichtbare Rampe bin ich nicht herangekommen. Die weiterführenden Gleise sind ziemlich dicht mit Birken bewachsen. Ich habe aber noch einmal die Stelle an welcher es von Röder über die Herzbergstraße abgelichtet. Dabei auch mal Reste von Signalanlage mit aufgenommen.

Volker
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Beitrag von Ollie » 18.10.2006 12:45

Hallo,

der "Schaltkasten" ist ein Schrank, in welchem sich ein Telefon befand, mit dem der Rangierer/Lokführer Kontakt mit dem zuständigen Stellwerk/Weichenwärter aufnehmen konnte. Zugfunk oder in diesem Fall Rangierfunk war noch nicht überall verbreitet. Die Glocke an der Aussenseite des Schrankes rief den Rangierer heran, wenn der Stellwerker was von ihm wollte. An der Tür des Schrankes müsste sich ein Schild mit den Buchstaben Fo (für Fernsprecher mit Ortsbatterie) befinden oder befunden haben, vielleicht auch nur mit einem "F", das wäre ein Anschluß zum nächsten Fahrdienstleiter.

Guck mal rein, zum Öffnen braucht man einen Vierkantschlüssel. Oben das Telefon, im unteren Teil die Batterie, an der Türinnenseite ein Verzeichnis der angeschlossenen Sprechstellen mit ihren Rufzeichen. Aussen ist die Kurzbezeichnung Einf. IUB für "Einfahrt Industrieumschlagbahnhof" (gemeint ist das entsprechende Stellwerk) sowie das Rufzeichen (Strich, Punkt, Punkt, Punkt) zu sehen. Das lässt mich vermuten, dass es entweder in diesem Fall nur möglich war, nach dorthin zu telefonieren oder dass dies das Rufzeichen und die Benennung des auf dem Foto sichtbaren Appartes war.

"Strich" = 3 Kurbelumdrehungen = langer Klingelton
"Punkt" = 1 Kurbelumdrehung = kurzer Klingelton

Die "Reste eines Signals" sehen aus wie der Mast eines Andreaskreuzes, welches den übrigen Verkehr vor dem in Pfeilrichtung liegenden Bahnübergang warnte, die Glocke konnte mit einem Schlüsselschalter oder einem, bei Anschlussbahnen seltenen, Schienenkontakt zum Bimmeln gebracht werden und vor der Annäherung eines Schienenfahrzeuges akustisch warnen.

Grüße aus BÄRlin
Ollie
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Gast

Beitrag von Gast » 18.10.2006 14:35

Vierkant ist nicht erforderlich. Der Schrank steht selbstverständlich offen. Und ist eigentlich leer. Innen steht Röder und ".-."
Außen war offensichtlich mal ein Schild angebracht.

Volker
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Beitrag von Ollie » 18.10.2006 15:18

Ja, das ist ein Telefonschrank.
Das Blech auf dem mittleren Foto war klappbar und ist, wenn der Schrank geschlossen war, nach unten geklappt gewesen. Wenn nun der Telefonierende sich Notizen machen wollte, konnte er unter das beim Öffnen der Tür durch Federkraft hochklappende Blech ein senkrechtes Blech drehen, welches das erste arretierte, und hatte sofort ein Schreibpult zur Verfügung.
Nach Benutzung wurde alles wieder heruntergeklappt, erst dann konnte die Tür verschlossen werden. Diese Mechanik wurde an Stellen mit viel Publikumsverkehr noch mit einem Kontakt versehen, so dass vom Stellwerk aus feststellbar war, wenn die Tür geöffnet wurde (Vandalismus gab´s auch in der DDR) bzw. wenn vergessen wurde, sie nach dem Telefonat zu schließen. (Das gab Ärger für den Vergesslichen)

Etwas noch zur Industriebahn Weissensee: Bis vor einigen Jahren konnte man auf der ehemaligen Trasse entlang wandern. Das geht jetzt nicht mehr oder nur noch in kurzen Abschnitten, da sich einiges an Gewerbe angesiedelt hat, aber im Großen und Ganzen ist die Strecke noch gut zu erkennen.

Grüße aus BÄRlin
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skinny65

Beitrag von skinny65 » 19.10.2006 00:26

volker hat geschrieben:Danke skinny 65. Für Deine Beschreibung und den Kartenlink.
Auffallenderweise ist Röder erst in der Karte 1978 eingezeichnet. Gehörte das vorher nicht zur RBD?
Das die Loks ganz schön zu schnaufen hatten um die Steigung zu überwinden, kann ich mir gut vorstellen. Es geht in Lichtenberg, wenn man aus dem Tal auf den Barnim hoch fährt ganz schön steil nach oben. Kraftfahrer merken das, wenn sie die Siegfriedstraße oder die Atzpodienstraße hoch fahren.
Das ihr an der Rampe hinter der Herzbergstraße Lebensmittel abgeladen habt ist nachvollziehbar, befand sich doch dort in der Herzbergstraße 82 bid 86 das Kombinat Großhandel WtB* Großhandelslager Nahrungsmittel. Mal sehen ob ich heute dazu komme ein Foto zur Illustration zu machen.

Wie lief das eigentlich ab, bist Du da von Betrieb zu Betrieb gefahren, oder hast Du in Röder nur übergeben? Wie ich Deiner Beschreibung entnehme, bist Du ja zumindest an die WtB Rampe und an die Wasserwerke herangefahren.

Volker

*WtB = Waren täglicher Bedarf
Stimmt jetzt wo Du es sagst ...WTB!!So hieß der Anschluss.
Da wurden die höherwertigen Sachen abgeladen und die eine oder andere Trink Fix Büchse würde übergeben :mrgreen:
Ich kann mich noch an einen Anschluß "Venitcia" oder so ähnlich erinnern da gabs dann Marmelade.Bei den Betrieben gabs immer was ab zu stauben.Man mußte nur mit dem Rangierleiter gut können und der mit den Btriebsangestellten.Dann gabs den ein oder anderen Bonus für`s abstellen der Wagen nach Wunsch. :mrgreen:
Ich habe in Rödern "nur" rangiert.Die Übergaben haben die Pankower oder Schöneweider Personale gefahren.Der
Zug kam hoch und wurde über die Herzberstraße hinaus gezogen und dann meist nach Gleis 13 hineingedrückt...halbiert und der nächste Teil nach zwölf.Könnt Euch also vorstellen wie lang das Dingen war.Natürlich hat die Trommel auch wieder was mit zurück genommen.Die Lok fuhr auf das Gleis Ri Lichtenberg und wir haben die Übergabe aus zwei Teilen wieder an dei Zuglok gestellt.
Dann wurde erstmal die Übergabe ausrangiert.Sprich erster Zugteil an den Haken und ausgestoßen.Dadurch das nur die Lok gebremst wurde war das immer eine heikle Sache.Zumal die Schienen dort sehr abgefahren waren.Sand zum bremsen war lebensnotwendig bei der Sache.Wenn es regnete war es besonders schlimm.sprich glatt.Die Wagen wurden dann für die einzelnen Ringe sortiert.Ich glaube esgab den Südring,Nordring und Konsum(Gleis3 nach deiner Karte)Dann wurden die einzelnen Ringe abgefahren und erst die Leerwagen und dann die vollen wieder in die einzelnen Betrieb gestellt.Meistens alles ohne Bremse sprich es wurde nur mit der Lok gebremst.Bei EKL war es besonders schwierig da die ganze Gegend mit Grafitt (schreibt man das so) belegt war.Also Schmierseife pur.Aber eine super Kantine gabs da. :mrgreen:

skinny65

Beitrag von skinny65 » 19.10.2006 00:40

Ollie hat geschrieben:Hallo,

Skinny65 schrieb:
Kurz hinter der Herzbergstrasse (Gleis 3)gab es noch eine Rampe die bedient wurde.Wir nannten es einfach nur "Konsum" weil dort Lebensmittel geliefert wurden
...wurden als Rangierfahrt ausgeführt und zwar immer über den Anschluss am Friedhof vorbei...

P.S.: Auf der RBD-Karte von 1978 aus dem weiter oben bei skinny65 genannten Link ist übrigens zu erkennen, dass damals die Bedienung über den Anschluss Magerviehhof (das ist der an der heutigen Rhinstrassenbrücke) erfolgte, der Anschluss am Friedhof ist bereits nicht mehr eingezeichnet, dürfte also ´78 schon nicht mehr genutzt worden sein.
Du kannst mir glauben,auch wenn es nicht eingezeichnet ist,die Bedienung erfolgte bis 85 über die Friedhofseinfahrt.Den Anschluss über Magerviehhof habe ich in der ganzen Zeit nicht befahren.Erst Ende der neunziger habe ich den Anschluss Magerviehhof aus Ri BNO bedient (HKW).Der übrigens heute noch bedient wird.
Was allerdings vor 82 passiert ist kann ich nicht sagen da muß ich erstmal ein paar alte Kollegen befragen.Auf der Karte von 78 sieht es so aus als gebe es das Gleis nicht mehr.Das stimmt.Aber 66 war auch Röder nicht eingezeichnet.Papier ist geduldig :mrgreen:

skinny65

Beitrag von skinny65 » 19.10.2006 00:43

volker hat geschrieben:an eine möglicherweise noch sichtbare Rampe bin ich nicht herangekommen. Die weiterführenden Gleise sind ziemlich dicht mit Birken bewachsen. Ich habe aber noch einmal die Stelle an welcher es von Röder über die Herzbergstraße abgelichtet. Dabei auch mal Reste von Signalanlage mit aufgenommen.

Volker
Der Betrieb war gleich hinter der Herzbergstraße,wenn mich meine Erinnerung nicht trübt :holy:

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