Senfgas vs. Erdgas?

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EricZ
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Senfgas vs. Erdgas?

Beitrag von EricZ » 10.12.2005 11:38

Moin,

haben sicherlich alle mitbekommen, den Spatenstich gestern östlich Königsberg, Schröder möglicherweise in einer neuen wichtigen Position.

Interessant finde ich, daß trotz eingehender Untersuchung des Streckenverlaufs in der Ostsee, von verschiedenen Stellen auf das Risiko der nach dem Krieg in riesigen Mengen in die Ostsee "verklappten" Kampfmittel hingewiesen wird.

Nördlich von Bornholm und westlich Lettlands?


Ist das wirklich so richtig, daß gerade nördlich des dänischen Ferienparadieses Unmengen deutschen Gefahrgutes im Meer in einer Art "Wachkoma" liegen...?

Grüße, Eric
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MikeG
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Beitrag von MikeG » 10.12.2005 12:57

Moin!

Das ist richtig. Ich zitiere hierzu mal aus der Landtagsdrucksache MVP 2/1036:
lNach Ende des Zweiten Wehkrieges wurden in der Ostsee zwischen 42.000 t und 65.000 t chemische Munition versenkt. Es ist davon auszugehen, daß der Kampfstoffgehalt durchschnittlich 15 96 des Munitionsgewichtes beträgt.

Im Bornbolmbecken (östlich von Bornholm) wurden rund 35.000 t Bomben und Granaten gefüllt mit S-Lost, Zahlost und arsenhaltigen Kampfstoffen (Clark 1, It, Adamsit), möglicherweise auch mit N-Lost, Phosgen, Tabun, Chlorcetophenenon und Zyklon-B durch die sowjetische Militäradministration in den Jahren 1947 bis 1948 versenkt. Außerdem wurden laut Zeugenberichtenauch auf den Zufahrtswegen vom Ostseehafen Wolgast in das Versenkungsgebiet östlich von Bornholm Munition versenkt. Mengen und Positionen sind nicht bekannt. Ebenfalls östlich von Bornholm sollen nach weniger gesicherten Aussagen rund 8.000 t Munition auf Veranlassung der britischen Militäradministration 1946 versenkt worden sein.
Ich hänge diese und eine Bundestagsdrucksache an.

Mike
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aga300
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Seekarten

Beitrag von aga300 » 27.12.2005 11:55

Das ganze kann man auch recht gut in allen Seekarten nachlesen, in denen Gebiete für das fischen mit Grundnetzen gesperrt sind. (Oft steht da auch die Bemerkung unreine Munition dabei)

TP

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Bart
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Beitrag von Bart » 28.12.2005 12:04

Moin!

Die Munitionshalden in der Ostsee sind bei weitem nicht das gefährlichste. Vor der Küste von Usedom liegen noch massen Alierter Brandbomben, von den Angriffen auf Peenemünde, im Meer. Und es wird hin und wieder mal etwas Phosphor an den Strand gespült. Das fatale dabei ist das das Phophor durch Meerwasser und Alter inzwischen Bernstein sehr ähnlich sieht und ab und zu mal von Bernsteinsammlern eingesammelt wird. Dadurch kommt es immerwieder zu schweren Verbrennungen wenn es sich dann in der Hosentasche selbst entzündet. Für die Seebäder ein echtes Problem und inzwischen wurden auch schon Warnschilder aufgestellt.

Gruß
Jens

maro

Re: Seekarten

Beitrag von maro » 30.12.2005 19:19

aga300 hat geschrieben:(Oft steht da auch die Bemerkung unreine Munition dabei)

TP
Sicher, dass das nicht "unrein, Munition" heisst? Oder gibt's auch reine Munition?

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aga300
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Re: Seekarten

Beitrag von aga300 » 30.12.2005 20:40

maro hat geschrieben:
aga300 hat geschrieben:(Oft steht da auch die Bemerkung unreine Munition dabei)

TP
Sicher, dass das nicht "unrein, Munition" heisst? Oder gibt's auch reine Munition?
Klar, könnte das sein, ich hatte mich nur damals als ich es zum ersten mal gelesen habe über den Begriff gewundert und ihn mir daher so gemerkt.
Irren ist ab menschlich. :) Kann also auch falsch sein, was ich mir da gemerkt habe. Auf dem Kartenausschnitt der Ostsee, den ich als Tischdecke auf dem Wohnzimmertisch liegen habe ist leider nur allgemein ein Sperrgebiet eingezeichnet, jedoch keine Mun.-Halde.

TP

petzolde
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Beitrag von petzolde » 30.12.2005 23:08

Auf Seekarten gibt es den Vermerk "unreiner Grund", üblicherweise als steinig und schlecht ankerhaltend interpretiert. Wenn irgendwo in großen Mengen alte Munition liegt, würde das ankertechnisch genauso wirken.
Ich habe eher die Vermutung, daß die Seekartenmacher sich für die Munitionsproblematik - spez. chemische Stoffe - weniger interessieren, und mehr Ankern und Tiefgang bewerten.
gruß EP

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aga300
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Unrein

Beitrag von aga300 » 31.12.2005 17:51

Klar, mist ist nur, wenn beim Schleppnetzfischen wie im vergangenen Sommer passiert eine Seemiene oder ähnlichen im Netz hängen bleibt und dann den Kutter versenkt oder die Leute umbringt, wenn sie an Bord genommen wird. Daher denke ich hat es schon eine Berechtigung in den Seekarten, das Munitions ausgewiesen wird.


TP

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Leif
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Beitrag von Leif » 31.12.2005 19:03

Moin.
Die Int1 / Karte 1 gibt die Antwort. Dies ist die Grundlage für alle internationalen bzw. deutschen Seekarten. Die Abkürzungen können auch ausgeschrieben sein.

Viele Grüße,
Leif
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hollihh
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Munversenkung in Hamburg ?

Beitrag von hollihh » 01.01.2006 11:09

Interessant finde ich den Unterschied zwischen Munitionsversenkungsgebiet und ehemaliges Munversenkungsgebiet (...bei chemischer Munition könnte man lost Lost dazu sagen :mrgreen: )


Heutzutge wird zwar nichts mehr versenkt, aber gehoben wurde meines Wissens doch auch nie was (...naja, eher unfreiwillig durch Fischer !). Weiß jemand den Unterschied zwischen den Gebieteneinstufungen ?

Hier in Hamburg soll es auch eine Art Munitionsversenkungsgebiet geben - nein, keiner der unzähligen Tümpel, in die man nach dem Krieg das Zeug reingekippt hat.

In Billwerder gibt es wohl einen zugespülten Elbarm bzw. Fleet, in dem nach dem 1. WK Schuten u.a. mit Kampfstoffmunition versenkt worden sein sollen. Ich finde die Quelle leider nicht mehr...

MfG

Holli

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