Reichsnährstandssilos

Nichtmilitärische Zweck- und Repräsentationsbauten und -Projekte des Nationalsozialismus 1933-1945
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redsea
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Re: Bonn

Beitrag von redsea » 15.12.2007 00:35

dkrizic hat geschrieben:Hallo, in Bonn im Hafen, in der Karl-Legien-Straße steht auch so ein Silo. Heute gehört das Gelände der Deutsche Bank (...)

Hallo Darko,

ein Speicher der von der Deutschen Bank übernommen wurde ... also irgend wie erinnert mich das an Dagobert Duck ... Du solltest da künftig mal öfter vorbei schauen :mrgreen:

Gruß redsea
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kuhlmac
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Beitrag von kuhlmac » 25.12.2007 19:26

kuhlmac hat geschrieben:
Talpa hat geschrieben:


Als Quellenverweis ist hier angegeben: F. Tornow, Chronik der Agrarpolitik und Agrarwirtschaft des deutschen Reiches
von 1933- 1945.
Leider habe ich zu diesem Buch noch nichts finden können.
Das Buch gibt es, und es wird mir gerade aus der UB Münster besorgt...
Leider ist es weder in der UB noch StB OS vorhanden.

Ansonsten in allen möglichen UB-en usw. vorhanden.
Wenn du mal im KVK suchst...

http://www.ubka.uni-karlsruhe.de/kvk.html

Wenn ich es habe, schaue ich mal rein und werde es verifizieren....
buch liegt jetzt vor, und ist hoch interessant:

Erstmal das wichtigste zitiert: aus S. 136 / 137
3. Förderung der Vorratswirtschaft
Die Förderung der Vorratshaltung wurde während des Reichsbauerntages in Goslar im November 1936 (aus: Reichsbauerntage in Goslar, Tagungsberichte 1934/1938, Reichsnährstandverlag) ebenfalls als eine besondere Aufgabe des Vierjahresplans proklamiert, um bei der ,,Auslandsabhängigkeit in der Selbstversorgung Deutschlands mit Nahrungsmitteln" (aus: aus: Decken: H. Von der: Deutschlands Versorgung mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen, Sonderheft, 138/1938, S.138) in Höhe von ca. 20% (1938) die Sicherung der Ernährung in wirtschaftlichen Notzeiten in erhöhtem Maße aus der Eigenproduktion durchführen zu können.
Mit der Vorratshaltung der öffentlichen Hand waren bereits die ,,Reichsstellen" im Rahmen ihrer außenwirtschaftlichen Lenkungsmaßnahmen beauftragt worden. Da aber nicht genügend ,,Lagerraum für die geplanten Vorratsreserven des Reichs" zur Verfügung stand, wurde die Vorratshaltung zu einer Aufgabe erklärt, die das gesamte deutsche Volk, insbesondere auch die private Wirtschaft, angehen sollte. Sie umfaßte hauptsächlich die Lagerung von Überschußprodukten sowie von schnell verderblichen Nahrungsmitteln, insbesondere Obst, Gemüse und Fisch.

10. 8. 1938
Anordnung des Beauftragten für den Vierjahresplan zur Sicherung des Lagerraums für Zwecke der Getreidelagerung, Quelle: Reichsanzeiger vom 12. August 1938

Die Anordnung ermächtigte die ,,Reichsstelle für Getreide, Futtermittel und andere landwirtschaftliche Erzeugnisse", zur Sicherung der Rekordernte 1938 gegen Verderb und Verluste durch unzureichende Unterbringung und Lagerung alle zur Lagerung von Getreide geeigneten Räume in Anspruch zu nehmen und zu diesem Zweck mit den Inhabern der Lager einen ,,Lagervertrag" abzuschließen sowie im Weigerungsfall die Einlagerung auf Kosten des Lagerhalters vornehmen zu lassen.

17. 10. 1938, RGB1. I, S. 1442
Verordnung über die Bevorschussung von Getreide

Die Knappheit an Lagerraum machte es erforderlich, ebenfalls die ,,Inhaber der landwirtschaftlichen Betriebe" in die Lagerhaltung des Reichs einzuschalten.
Die Verordnung ermächtigte sie, mit ihren Käufern, insbesondere den Mühlen, Händlern und ländlichen Genossenschaften, einen ,,Brotgetreide-Lieferungsvertrag" abzuschließen, der ihnen als Ausgleich für die Einlagerung des Getreides eine Vorschußzahlung in Höhe von mindestens 70% auf die künftige Lieferung der vereinbarten Getreidemenge zusicherte. Mit dieser Regelung sollte die Wirtschaftsführung des Betrie­bes anstelle der sonst durch den früheren Ausdrusch und den Verkauf des Getreides erzielten Betriebseinnahmen sichergestellt werden.
Die Verordnung verpflichtete die Betriebsinhaber, bis zur Abdeckung des Vorschusses auch sein übriges Getreide nur an den Vorschußgeber zu liefern. Eine anderweitige Veräußerung war nur mit der Zustimmung des Vorschußgebers oder des Kreisbauernführers zulässig.
Im Fall von ,,Pfändungen" stand dem Vorschußgeber ein Anspruch auf 70% und dem Drittgläubiger, insbesondere dem Realkreditgläubiger, nur in Höhe von 30% des Verwertungserlöses zu.

Der für die Aufnahme der Rekordernte 1938 von ca. 29,9 Mill, t Getreide (aus: Vierjahresplan 1936-1939, Zeitschrift für nationalsoz. Wirtschaftspolitik, 1938, S. 660) erforderliche Lagerraum von seinerzeit 5,2 Mill, t konnte trotz der Maßnahmen des Beauftragten für den Vierjahresplan, durch die zusätzlich ein Notlagerraum für 1,8 Mill, t Getreide beschlagnahmt wurde, nicht zur Verfügung gestellt werden.
Staatssekretär Backe wurde deshalb vom Beauftragten für den Vierjahresplan ermächtigt, ein ,,Programm für den beschleunigten Bau von Getreidelagerräumen“ (aus: Vierjahresplan 1936-1939, Zeitschrift für nationalsoz. Wirtschaftspolitik, 1938, S. 763) durchzuführen, das auch bei Baumaßnahmen der privaten Wirtschaft durch ,,Reichszuschüsse" gefördert werden sollte. Um das Bauprogramm nach reichseinheitlichen Richtlinien durchführen zu können, wurden bestimmte Bautypen für Getreidespeicher mit einer Kapazität von 300, 500 und 1000 t je Baueinheit sowie für Getreidesilos mit einer Kapazität von 5 000 t und 10 000 t geschaffen.
Die ,,reichseigenen Getreidelagerhallen" wurden während des zweiten Weltkrieges zu der ,,Gesellschaft für reichseigene Lagereibetriebe" mit dem Sitz in Berlin zusammengeschlossen.
Für die Vorratshaltung schnell verderblicher Nahrungsmittel setzte eine neue Entwicklung der Frischhaltung durch abgestufte Gefrierverfahren der Reichsanstalt für Lebensmittelfrischhaltung in Karlsruhe ein, die besonders auch langfristige Vorratslagerungen von Obst, Gemüse, Eiern und Fisch unter Verwendung von Zusatzverfahren, z. B. Bestrahlungen umfaßten.

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Talpa
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Beitrag von Talpa » 26.12.2007 00:37

Hallo!

Das höhrt sich doch schon einmal sehr gut an.
Werde mir dieses Buch auch besorgen müssen.
Damit dürfte ja jetzt schon einmal eine Menge Licht in den organisatorischen Ablauf kommen.

Interressant ist, das es fünf Bautypen gegeben hat.
Das erklährt doch so manches, was bislang eher für Verwirrung gesorgt hatte.
Zu klähren bleibt natürlich noch wie die Technischen Anforderungen gewesen sind.
Vom Buchtietel hört sich das zu den Anforderungen aber eher nicht so toll an.
Oder was sagst Du dazu Christian?
Aber schon einmal vielen Dank für Deine Bemühungen.

Frohe Weihnachten
Talpa





PS: Ich dachte immer Lebensmittelbestrahlung wäre ein Thema Anfang- Mitte der 1990er Jahre gewesen!

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Beitrag von kuhlmac » 27.12.2007 18:18

Talpa hat geschrieben:Hallo!

Das höhrt sich doch schon einmal sehr gut an.
Werde mir dieses Buch auch besorgen müssen.
Damit dürfte ja jetzt schon einmal eine Menge Licht in den organisatorischen Ablauf kommen.

Interressant ist, das es fünf Bautypen gegeben hat.
Das erklährt doch so manches, was bislang eher für Verwirrung gesorgt hatte.
Zu klähren bleibt natürlich noch wie die Technischen Anforderungen gewesen sind.
Vom Buchtietel hört sich das zu den Anforderungen aber eher nicht so toll an.
Oder was sagst Du dazu Christian?
Aber schon einmal vielen Dank für Deine Bemühungen.

Frohe Weihnachten
Talpa





PS: Ich dachte immer Lebensmittelbestrahlung wäre ein Thema Anfang- Mitte der 1990er Jahre gewesen!
Hallo, Talpa
Tja, das mit der Lebensmittelbestrahlung.. ich weiss nicht, mit was bestrahlt wurde, aber - ohne das jetzt bitte werten zu wollen - in den 30er/40er Jahren war technisch einiges "in der Pipeline".

So, zum Buch: Ob du das besorgen solltest, weiss ich nicht so wirklich, aber für manche Hintergründe im allgemein Organisatorisch-Agrarischen ist es schon ganz hilfreich. Zu den Silos als solches steht im Grunde nur das o.g. drin. Das mit den Typen usw. habe ich in der Deutlichkeit nur bisher hier gefunden.
.
Im Grunde ist es eine (allerdings interessante) Aneinanderreihung von Gesetzesstellen, die erläutert und beschrieben sind; dazu ein Vor- und Nachwort. Herausgeber war das Bundeslandwirtschaftsministerium 1972.

Aber das reizt auch dazu an, mal etwas "tiefer" zu tauchen. Ich werde noch die kleine weitere Stelle bzgl. Lagerung einscannen und dann hier posten.
Interessanterweise gibt es eigentlich nach meinem kurzen Blick nur eine Publikation bezgl. des RNSt, und zwar:
http://opac.dbf.ddb.de:30080/IMPLAND=Y/ ... SHW?FRST=6
ansonsten noch eine wohl tendenziöse Diss aus Ost_Berlin, die man nicht ausleihen kann. Aber das erstegenannte Werk scheint in vielen Bibs verfügbar zu sein.

Was man nicht so alles findet: Broschüre des RNSt von 1940: "Wie spreche ich mit meinen französischen Landarbeitern?" von Voigt, Fr. - Man dachte an alles.

Interessant auch, das der Verlag des RNSt wohl den Krieg überstanden hat... (??)
http://cbsopac.rz.uni-frankfurt.de/DB=2 ... 236.212,FY

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Beitrag von redsea » 27.12.2007 19:53

Hallo kuhlmac,

schließe mich Talpa an, da hast Du doch wieder einige interessante Infos zusammen getragen. Insbesondere der letzte Absatz Deines Zitats von S. 137 ist sehr interessant. Wäre jetzt natürlich toll, wenn man mehr zu den, wie Talpa schon schrieb, techn. Anforderungen dieser verschiedenen "Einheitsbautypen" herausfinden könnte, schließlich muß es dazu ja auch entsprechende Anweisungen, Vorschriften, Baupläne etc. gegeben haben.

Gruß redsea

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Beitrag von redsea » 27.12.2007 20:22

Im BundesTelefonbuch sind übrigens auch noch ein paar Adressen von ehem. Reichsnährstandssilos zu finden. ;)

Gruß redsea

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Beitrag von kuhlmac » 28.12.2007 17:44

So, jetzt erst mal noch eine weitere Stelle, wie angekündigt:

6. Ausbau der staatlichen Vorratshaltung
Die durch den Vierjahresplan eingeleiteten Maßnahmen zum Ausbau der staatlichen und privaten Vorratshaltung hatten durch den Ausbruch des Krieges eine starke Einschränkung erfahren, da mit einer nennenswerten Initiative der privaten Hand nicht mehr zu rechnen war.
Infolge der Einberufung der wehrpflichtigen Bauern, Landwirte und Landarbeiter konnte die Getreideernte im ersten Kriegsjahr zum Teil nur in ungedroschenem Zustand in behelfsmäßigen Lagerstätten eingelagert werden. Polizeiverordnungen schufen deshalb Übergangslösungen zum Schutz der landwirtschaftlichen Vorräte gegen Brandgefahren.
18. 5. 1940, RGB1. I, S. 792
Polizeiverordnung über das offene Lagern von Getreide und anderen Ernteerzeugnissen
Sie ordnete die Lagerung von ungedroschenem Getreide, Stroh und Heu unter bestimmten feuerpolizeilichen Sicherheitsvorschriften in baupolizeilich genehmigten Feldscheunen an, die sich in einer bestimmten Entfernung von Wohn- und Wirtschaftsgebäuden befinden mußten.
Die fehlende Privatinitiative mußte deshalb in verstärktem Maße durch die staatliche Initiative ersetzt werden.

19. 2. 1943
Errichtung der Gesellschaft für reichseigene Lagereibetriebe in Berlin (Handakten des BMfLandw)
Die Gesellschaft für reichseigene Lagereibetriebe wurde auf Initiative des Reichsernährungsministeriums durch den Gesellschaftsvertrag der Reichsstelle für Getreide, Futtermittel und sonstige landwirtschaftliche Erzeugnisse und der Geschäftsabteilung der Hauptvereinigung der deutschen Kartoffelwirtschaft vom 19. Februar 1943 mit einem Stammkapital von 1 Mill. RM gegründet. Die beiden Gesellschafter waren an dem Stammkapital mit je 500.000 RM beteiligt.
Die Aufgaben der Gesellschaft umfaßten die Verwaltung und den Betrieb reichseigener Lagerhallen.
Zu diesem Zweck verpachtete das Reich der Gesellschaft durch die Pachtverträge vom 1. April 1943 und 18. Mai 1943 die erforderlichen Grundstücke.
Am Ende des Krieges verfügte die Gesellschaft über insgesamt 311 Getreidelagerhallen, 18 Getreidesilos und 88 Kartoffellagerhallen, von denen auf das Altreich 140 Getreidelagerhallen, 7 Getreidesilos und 42 Kartoffellagerhallen entfielen.

18. 3. 1943, RGBl. I, S. 145
Verordnung über die Landbeschaffung für den Bau reichseigener Lagerhallen
Auf Grund der sinngemäßen Anwendung der Bestimmungen des Gesetzes über die Landbeschaffung für Zwecke der Wehrmacht vom 29. März 1935, RGBl. I. S. 467, wurden die Voraussetzungen für die Durchführung von Bauvorhaben des Reichs zur ,,Errichtung von Kartoffellagerhallen und anderem Lagerraum", gegebenenfalls im Wege der Enteignung, geschaffen.
Danach kam dann aus wohl nachvollziehbaren Gründen nix mehr.

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Beitrag von Buddelflink » 18.05.2008 23:16

Hallo.
Ich habe keine Ahnung ob dieses Gebäude in diese Kategorie fällt- aber es sieht von der Bauart irgendwie ein bißchen so aus. :?:
Es steht jedenfalls in der Lutherstadt Wittenberg an der Elbe am Abzweig zum Hafen.

Grüße
Andreas
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Beitrag von Rainerle » 19.05.2008 14:32

Moin Buddel!
Ich würde sagen, dass der Silo nach Reichsnährstand-Muster gebaut wurde. Dachneigung und Bauform sehen zumindest für mich so aus.
Der Silo hat evtl. sogar einen Schornstein.
Danke für die Fotos!
Rainerle

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Beitrag von redsea » 13.10.2008 23:17

redsea hat geschrieben:Hallo zusammen, habe mir heute das Reichsnährstandssilo in Lübbecke am Mittellandkanal angeschaut, (...) Da es schon fast dunkel war, sind die Aufnahmen leider nicht so gelungen.

Hallo zusammen,

hier noch ein paar Fotos von der Kanalseite aus. Zwar auch schon bei einsetzender Dämmerung aufgenommen, aber doch noch ein wenig ansehnlicher als meine ersten. :?

Grüße redsea
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