Reichsnährstandssilos

Nichtmilitärische Zweck- und Repräsentationsbauten und -Projekte des Nationalsozialismus 1933-1945
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Shadow
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Beitrag von Shadow » 06.11.2007 22:25

Bei modernen Schaltkästen im Silo unterm Dach hätte ich wohl auch zuerst an Funktechnik/Mobilfunk gedacht, aber es ist wohl eher modere Betriebstechnik des Silos:
http://www.sket.cimbria.com/
Shadow.

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Oliver
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Beitrag von Oliver » 06.11.2007 22:51

Hi,

das was du als "komische Tür" bezeichnest ist die Tür zu einen Schutzraum. Zumindest werden dort diese Türen verwendet. Warum da nun auf einer Tür ein Totenkopf drauf ist - keine Ahnung.
Hat vermutlich eher was mit der Nachnutzung zu tun.

Gruß
Oliver
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Djensi
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Beitrag von Djensi » 06.11.2007 23:09

Moin,
Schutzraumtüren werden in diesem Bereich sicher verwendet, weil es ja auch mal zu kleineren Staubexplosionen des Schüttgutes kommen kann.
Tja, und der Giftraum wird sicher der Verwahrbereich für die Vielzahl an Schädlingsbekämpfungsmitteln sein, die auch bei einem Betrieb mit Getreide-Schüttgut erforderlich sind.

Danke für die umfassende Fotorecherche!!
Bist Du denn nun auch schon die Leiter nach ganz oben geklettert?

Gruß
Djensi

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Oliver
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Beitrag von Oliver » 06.11.2007 23:16

Hi,

bin jetzt nicht der Fachmann für Staubexplosionen, aber soweit ich weiß kündigen die sich nicht so an, sondern passieren einfach, sprich dafür gibt es keine Schutzräume. Ich denke hier hilft nur fragen beim Personal vor Ort.

Gruß
Oliver
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Talpa
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Beitrag von Talpa » 07.11.2007 13:17

Hallo!

Mun jetzt mal schnell geantwortet, Pause ist gleich vorbei!

Erst einmal vielen herzlichen Dank für die tollen Aufnahmen, werde sie nochmals in Ruhe anschauen.

Die Türen:
So auf die schnelle gesagt sind es Gasschutztüren, beide gezeigten liegen warscheinlich in der örtlichkeit nicht zusammen, sprich es ist keine Gasschleuse.
1. der Einbau von LSR war vorgesehen, warscheinlich ist es die Tür zum
"Silomeisterkeller".
2. Begasungsräume zur Entwesung zB. der Sackstapel sind auch vorgesehen.
Warscheinlich ist es die Tür mit dem Giftsymbol, wobei mir dieses eher sehr provisorisch aussieht.

Kurzgefasst: Eine Tür ist dazu da kein Gas ( bei Angriffen) reinzulassen, die andere um kein Gas bei Gebrauch rauszulassen.

Gruß
Talpa

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Rainerle
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Beitrag von Rainerle » 07.11.2007 14:35

@Shadow
Danke! Ich dachte, das so Funkrelais oder so...
@Oliver
Dass diese Türen nicht gegen eine Staubexplosion schützen sollten, glaube ich auch.
Ich nehme an, es sind Gasschutztüren. Denn man darf nicht vergessen, dass Krieg herrschte und mit Bombenangriffen gerechnet wurde, sonst hätte man die Silos nicht wie Bunker gebaut.
@Djensi
Wie Oliver schon sagte, Explosionen kündigen sich nicht an, daher sollten diese Türen garantiert nicht davor schützen.
Ich muss ja noch mal nach ganz oben den Raum fotografieren, da kann ich auch mal in die Räume hineinsehen (und natürlich fotografieren).
@Talpa
Es sind Gasschutztüren.
Eine Nachfrage wird nichts bringen, weil die im Silo arbeitenden Leute absolut keine Ahnung haben.
Ich werde mal versuchen, die Türen näher zu fotografieren.
Das Giftsymbol ist provisorisch, denn es ist mit Kreide aufgemalt.
Heutzutage undenkbar.
Ich nehme an, dort wurde kein Gift zur Begasung gelagert (wofür man, nehme ich an, Blausäure verwendet hätte), weil das viel zu gefährlich gewesen wäre. Allein nach der Begasung das Zeug wieder loszuwerden ist wohl nichts für einfache Siloarbeiter.
Ich vermute, dort wurde Gift gegen Ratten, Mäuse und Tauben gelagert.

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Beitrag von Talpa » 07.11.2007 17:53

Rainerle hat geschrieben:.....
Das Giftsymbol ist provisorisch, denn es ist mit Kreide aufgemalt.
Heutzutage undenkbar.
Ich nehme an, dort wurde kein Gift zur Begasung gelagert (wofür man, nehme ich an, Blausäure verwendet hätte), weil das viel zu gefährlich gewesen wäre. Allein nach der Begasung das Zeug wieder loszuwerden ist wohl nichts für einfache Siloarbeiter.
Ich vermute, dort wurde Gift gegen Ratten, Mäuse und Tauben gelagert.
Hallo Rainerle,
Da stimme ich Dir voll zu das dort kein Gift gelagert wurde, es wurde dort angewendet!
In den Grundrisszeichnungen der Silos sind diese Räume mit einer gewissen Regelmäßigkeit verzeichnet.
Nicht der einfache Lagerarbeiter hatte sein Betätigungsfeld hier, sondern der speziell ausgebildete.
Ratten und Mäuse sind dann miterledigt, Tauben sind erst durch den Krieg zum Problem geworden.
Das die Kennzeichnung keinen offiziellen Karakter hat, ist klar.
Ich denke das diese eher aus der Nachnutzung als ein solches wie von Dir beschriebenes Lager stammt.
Offiziel war die Kennzeichnung schon damals anders.


Gruß
Talpa

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Beitrag von Djensi » 08.11.2007 11:12

Oliver hat geschrieben:Hi,

bin jetzt nicht der Fachmann für Staubexplosionen, aber soweit ich weiß kündigen die sich nicht so an, sondern passieren einfach, sprich dafür gibt es keine Schutzräume. Ich denke hier hilft nur fragen beim Personal vor Ort.

Gruß
Oliver
Hallöle,
das ist mir natürlich auch klar, wenn aber durch eine Explosion oder Verpuffung in einem Teil des Silos stattfindet, verhindern Türen dieser Bauart, dass sich dieses "Ereignis" auf andere Siloteile überträgt, ähnlich dem Prinzip einer Feuerschutztür. Eine Übersicht, in welchen Bereichen sich diese Türen befinden und ob sie dann tatsächlich Siloabteilungen voneinander abschotten wäre da natürlich hilfreich.

Grussie
Djensi

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Beitrag von Talpa » 08.11.2007 13:54

Hallo!
Diese Theorie mit der Staubexplosion ist zwar gut gemeint, passt aber nicht.
Ich bin zwar auch kein Explosionsexperte,weiß aber das Staubexplosionen es in sich haben ( Roland-Mühle Bremen).
Schwarzpulver hat nicht soviel "wums" wie Staub.
Und was macht man wenn Druckwellen durch Explosionen oder auch nur Verpuffungen drohen?
Alles außer verdämmen, also der Druckausbreitung möglichst freie Bahn geben

Gruß
Talpa

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Ich war nochmal drinnen!

Beitrag von Rainerle » 11.11.2007 00:39

Moin!
Also, ich war nochmal drinnen in dem linken Silo.
Um es klar zu stellen: Der linke Silo hat ein spitzes Dach, der rechte, ältere hat ein Trapezdach.
Ich bin also als erstes ganz nach oben gefahren und habe versucht, über die Leiter (die ich ja beim ersten Mal nicht benutzen durfte), siehe Bild 1, in das "Beobachtungshäuschen" zu kommen.
Zu meiner Enttäuschung kam ich dort aber gar nicht rein, weil der "Beobachtungsstand" keiner war und weil das "Häuschen" dazu diente, den Silo zu entlüften. Zugang war tatsächlich nur von außen durch ein Dachfenster und eine Leiter möglich.
Wenn von dort aus überhaupt anfliegende Bomber beobachtet wurden, dann vom Dachfenster aus.
Man muss sich vorstellen, dass die Silospitze nicht wirklich spitz ist, sondern abgerundet, siehe Bild 2. Auf die abgerundete Spitze wurde ganz einfach ein spitzes Dach gesetzt und mit Schindeln belegt, wie man auf Bild 3 sehen kann. Dieser Raum ist etwa 2 Meter hoch und total zugemüllt mit Brettern usw.
Keine Chance, dort oben herumzugehen.
Ich konnte aber auf der Leiter stehend sehen, dass jemand einen kleinen Raum aus Presspappe und eine Tür gebaut hat.
Erklärlich wäre der Raum damit, dass es, wenn dort tatsächlich jemand bei geöffnetem Dachfenster mit dem Fernglas nach Bombern Ausschau gehalten hat, fürchterlich gezogen hätte, wenn man keinen Raum mit Tür hätte.
Als ich oben fertig war, ging ich nochmal in den Keller, um die Türen und Räume zu fotografieren, die hier das Interesse (meines natürlich auch) geweckt haben.
Laut Silomeister diente ein Raum tatsächlich der Begasung. Es sind also Gasschutztüren.
Die Silos wurden in einer sogenannten "Rundbegasung" in 3 Zellen begast.
Man setzte also 3 Zellen unter Gas und beförderte das Getreide durch diese Zellen. War die Begasung beendet, wurden kurzerhand sämtliche Türen und Fenster geöffnet und der Silo innerhalb von 48 Stunden "entgast".
Die Begasung erfolgt heute auch noch, verwendet wird ein Phosphor-Soundso-Gas. Die Begasung erfolgt heute wie früher durch besonders geschultes Personal. Logisch.
Begast wird nicht wegen der Mäuse und Ratten, sondern wegen der Käfer, die sich im Getreide aufhalten.
Diese Käfer erzeugen durch ihre Bewegungen Wärme, die zusammen mit der Feuchtigkeit das Getreide schimmeln lässt.
Der Silo hat 2 Räume, die durch Gasschutztüren gesichert sind. Ein Raum hat jeweils 2 Türen hintereinander, also eine Schleuse.
Bild 11 (Entschuldigt bitte, dass ich die Nummern der Bilder durcheinander nenne) zeigt die äußere Tür zur Schleuse von außen, Bild 9 zeigt sie von der Schleuse aus (hätte nie gedacht, dass ich durch den Spalt komme! Die Tür lässt sich nicht mehr bewegen).
Bild 4 zeigt die Tür zum eigentlichen Raum von der Schleuse aus.
Bild 5 zeigt den Raum, näheres dazu später.
Die Bilder 6,7,8,10,16 zeigen Details der äußeren Tür.
Ineressant dürfte das Typenschild sein. Weiß jemand mehr?
Bild 16 zeigt ein Guckloch, das mit einem Sieb von außen geschützt ist.
Dieser Raum diente dazu, den sehr feinen Staub in Säcken aufzufangen.
Die Säcke hängen noch.
Warum dieser Raum mit einer Gasschutzschleuse versehen wurde, ist mir ein Rätsel.
Es sieht danach aus, dass der Raum tatsächlich als Schutzraum gedacht war, denn die Verschlüsse der Türen sind innen. Es sieht auch aus, als wären die Staubabsaugrohre nachträglich eingebaut worden. Sie sind nämlch verzinkt. Das Loch könnte als Notausstieg gedacht sein.
Die Bilder 13,14,15 zeigen den Raum, der zur Begasung benutzt wurde.
Bild 13 zeigt die Tür von außen (keine Schleuse, Verschlüsse außen), Bild 14 zeigt das Hauptventil, Bild 15 zeigt den Lüfter, der das Gas zu den Zellen pumpte, Bild 12 zeigt den Verteiler, der das Gas, aus dem Keller kommend, auf die 3 Zellen verteilte.

Sollten noch spezielle Fragen offen sein, sollte ich irgendwo Fehler gemacht haben, oder möchte jemand die Silos besichtigen, möge er mir dies per PN mitteilen.

So, das war mein Beitrag zum Thema Reichsnähstandsilos.
Es hat sehr viel Spaß gemacht, zu diesem tollen Forum ein kleines Stückchen beigetragen zu haben.
Zwar mußte ich meine Klamotten 2x komplett waschen, Kumpel Gunter und ich haben geschätzt eine Tüte Mehl aus den Nasen gepopelt (jeder bei sich selbst natürlich), aber das war es mir Wert.
So long!
Rainerle
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