Die krassesten Pläne der 50er/60er Jahre bezüglich Kernenerg

Gerüchte, Geschichten, Utopien
Harald

Die krassesten Pläne der 50er/60er Jahre bezüglich Kernenerg

Beitrag von Harald » 12.08.2005 13:36

In den 50er und 60er Jahren gab es zahlreiche krasse Vorschläge für die Anwendung der Kernenergie und radioaktiver Substanzen. So gab es seinerzeit Konzepte für viele hochgefährliche Reaktortypen wie Plasmareaktoren, Reaktoren mit Flüssigplutonium und viele Planungen für den Einsatz des Atomantriebs (auch in Flugzeugen. Ist je ein atomar betriebenes Flugzeug geflogen?).
Auch wollte man seinerzeit Verbindungen des radioaktiven Metalls Technetium als Rostschutzmittel in Fernwärmesystemen verwenden.
Welche weiteren krassen Pläne bezüglich der Anwendung der Kernenergie und radioaktiver Substanzen gab es seinerzeit noch?

ladykracher
Forenuser
Beiträge: 173
Registriert: 28.05.2004 13:33
Ort/Region: Köln

Beitrag von ladykracher » 12.08.2005 17:05

Hallo!

Lockheed bekam um 1958 zumindest mal einen Forschungsauftrag über 13 Mrd. $ zur Erforschung des Atomflugzeugs. Dies war jedoch in Bezug auf Unfälle sehr riskant, so daß man sich zunächst auf Atom - Flugboote konzentrierte.

Eine Quelle mit Aufrißzeichnungen: http://www.castor.de/technik/atomkraft/08_1958/72.html

Der Artikel der Seite ist dem Werk "hobby Das Magazin der Technik Nr. 8 August 1958" entnommen.

Gruß
Philipp

Bereits 1956 flog eine Convair NB-36 H mit Reaktor an Bord. Dieser war jedoch nicht zum Antrieb. Es sollten lediglich Studien über ihn in einem Luftfahrzeug durchgeführt werden.

Lasse
Forenuser
Beiträge: 427
Registriert: 29.06.2002 17:33
Ort/Region: Kiel

Beitrag von Lasse » 14.08.2005 12:46

Allein die AKW Planungen sind schon recht heftig. Deutschland wäre mit den Dingern fast zugepflastert worden.
"Siehst Du einen Atompilz: Schau gut hin, Du bekommst so etwas nie wieder zu sehen."

Benutzeravatar
FishBowl
Forenuser
Beiträge: 523
Registriert: 22.02.2005 17:27
Ort/Region: Gemeinde Gransee, Brandenburg

Beitrag von FishBowl » 14.08.2005 19:48

Vergessen wir bitte nicht, dass auf beiden Seiten des "Eisernen Vorhangs" die "Dienste" versucht haben, Menschen radioaktiv zu "markieren", um sie auch über eine gewisse Entfernung verfolgen zu können.
Der Umgang mit Radioktivität war m.e. zu allen Zeiten viel zu leichtsinnig, obwohl schon die allerersten Opfer unter der frühen "Atom-Forschern" die grundsätzlichen Gefahren sehr deutlich aufgezeigt haben.
Heutzutage ist bekannt, dass sogar die "natürliche" Umgebungsradioaktivität nicht harmlos ist. Das lässt sich aus Sterblichkeits-Statistiken ohne Weiteres herauslesen, z.B. durch Vergleich von Gegenden mit natürlichen Vorkommen radioaktiver Elemente mit anderen, auch Unterschiede durch die höhere Belastung von Beton-Wohnbauten gegenüber Ziegel- oder Holz-Bauten sind durchaus erkennbar.

Jede zusätzliche Belastung erhöht die Risiken, wodurch meist eine eindeutige Ursache für individuelle Schäden nicht beweisbar ist.

Deshalb ist auch jede für sich genommen angeblich harmlose Exposition gefährlich, wie z.B. durch die erwähnten Leuchtziffern, therapeutische Bestrahlungen, Anreicherung in Waldpilzen usw.
Auch toxische Belastungen können zu einer einer Verstärkung von an sich geringfügiger Strahleneinwirkung führen, kurzum alles, was die Selbstreparaturmechanismen der Zellen zu beeinträchtigen imstande ist.

Ein natürliches Grundrisiko ist sicher vorhanden, aber jede Erhöhung durch Menschenwerk ist definitiv schädlich, auch wenn sie allein vielleicht nicht relevant erscheint.

Trotzdem interessiert mich Geschwafel über Handy-, Erd- oder sonstige Esotherik-bezogene Strahlen, sogenannten Elektro-Smog oder ähnlichen Firlefanz absolut nicht, mit derlei Blödsinn wird nur von realen Gefahren abgelenkt.

Real ist, dass sich die Umgebungsradioaktivität allein durch die Atomversuche nach dem Krieg auf circa das Dreifache erhöht hat, durch Tschernobyl abermals etwa verdoppelt. Und selbst unser heutiger Stahl-Kreislauf ist so mit verstrahlten Komponenten verseucht, dass zur Herstellung von präzisen Messgeräten für radioaktive Belastungen auf Alt-Stähle aus der Zeit vor '45 zurückgegriffen werden muss, z.B. aus versunkenen Schiffen. Immerhin ist jede Belastung im Stahl sogar schädlich für die (mechanische und chemische) Langzeit-Stabilität von Legierungen.
Der menschliche Körper aber ist so komplex, dass eine Bewertung von Strahlen-Gefahren im Einzelfall wohl niemals wirklich möglich sein wird.

Fazit:
Jedes Bischen weniger ist ein unverzichtbarer Fortschritt.
Statistiken mögen zwar Volkswirtschaftlern genügen, dem Individuum aber definitiv nicht.

Gast

Beitrag von Gast » 26.08.2005 12:43

Die Bundesbahn plante seinerzeit in Kooperation mit Krauss-Maffei eine atomgetriebene Lokomotive mit insgesamt 8 Achsen. Der Reaktor wäre mit Helium betrieben worden und hätte ähnlich wie bei den Flugzeugentwürfen Turbinen antreiben sollen, die über Getriebe dann die Achsen angetrieben hätten...

Ich habe mal eine kleine selbsterstellte Zeichnung der Lok angehängt.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.

Benutzeravatar
FishBowl
Forenuser
Beiträge: 523
Registriert: 22.02.2005 17:27
Ort/Region: Gemeinde Gransee, Brandenburg

Beitrag von FishBowl » 26.08.2005 21:02

Mit Helium?
Wenn man aus Helium atomare Energie beziehen will, geht das nur über Fusion, das ist selbst heute noch Zukunftsmusik.
Und welches Medium soll dann Turbinen antreiben, Wasserdampf etwa? Also eine atomar geheizte Dampflok? Und immer schön Wasser tanken...

Das ist sicher hier richtig, Utopia, aber ich erinnere mich, dass es zu dem Thema ein Kinderbuch von Andre Franquin gab. Ich erntsinne den Titel nicht mehr, aber es ging um Spirou, Fantasio und natürlich Gaston Lagaffe, sowie um einen Zwischenfall mit einem atomgetriebenen Zug.
Kein Comic übrigens, sondern tatsächlich ein Kinderbuch, erschienen auf deutsch wohl Ende der 70er Jahre.
-------------------
Die hier abgebildete Lokomotiven-Anordnung stark an verbreitete Dieselloks aus der 60ern...

Benutzeravatar
Mungo
Forenuser
Beiträge: 88
Registriert: 27.04.2004 19:49
Ort/Region: Hamburg

Beitrag von Mungo » 27.08.2005 21:28

Nicht gerade zum Thema Kernenergie, aber zum Thema Radioaktivität nochmal Folgendes:

Bei der Bundeswehr wurde jahrzehntelang mit selbstleuchtender Farbe gearbeitet. Mit der Farbe sollen ca. 50 000 Soldaten und Angestellte in Kontakt gekommen sein (bis 1989!!!! :shocked: )
http://www.n-tv.de/329186.html

Auch gab es Uhren mit selbstleuchtenden Zeigern und/oder Ziffern, die z.T. heute noch verwendet werden.
http://www.sbg.ac.at/bio/people/daschil/wec/wec.html

Lasse
Forenuser
Beiträge: 427
Registriert: 29.06.2002 17:33
Ort/Region: Kiel

Beitrag von Lasse » 27.08.2005 22:44

Mungo hat geschrieben:Bei der Bundeswehr wurde jahrzehntelang mit selbstleuchtender Farbe gearbeitet. Mit der Farbe sollen ca. 50 000 Soldaten und Angestellte in Kontakt gekommen sein (bis 1989!!!! :shocked: )
http://www.n-tv.de/329186.html
Wie sieht es mit der Leuchtfarbe in Bunkern aus?
"Siehst Du einen Atompilz: Schau gut hin, Du bekommst so etwas nie wieder zu sehen."

Benutzeravatar
FishBowl
Forenuser
Beiträge: 523
Registriert: 22.02.2005 17:27
Ort/Region: Gemeinde Gransee, Brandenburg

Beitrag von FishBowl » 29.08.2005 04:07

Sicher genauso :shocked:

Als das von mir als erstem Jahrgang besuchte Gymnasium im Westen Lohbrügges errichtet wurde, baute man eine ABC-Schutz-Anlage mit ein, unter einem Nebengebäude. Die Wände waren, wie man uns ganz stolz mitteilte, mit Streifen dauerhaft selbstleuchtender Farbe markiert.
Eine Besichtigung durch die ganze Schule gab's damals auch, bis auf Vorräte war die ganze Anlage beteriebsfertig.
Auf meine Nachfrage wurde die Markierung damals als "völlig harmlos" dargestellt, was vermutlich im Ernstfalle - verglichen mit Fallout und Nachwirkungen dessen nach der geplanten etwa 6-wöchigen Verweilzeit - wohl auch anzunehmen war :megawut:
Die Lebenden hätten wohl die Toten beneidet...

Andere - zivile - Nutzung war damals nicht geplant.

petzolde
Forenuser
Beiträge: 2103
Registriert: 05.09.2004 14:03
Ort/Region: Münster

Beitrag von petzolde » 29.08.2005 15:01

Kurz nach dem Tschernobyl-Unfall gab es Panik wegen angeblich radioaktiv belasteten Gemüses und Sandkasten-Spielsandes. Meine Messungen dort ergaben keine Hinweise. Wohl aber bei Camping-Gaslampen - die Glühstrümpfe waren stark Thorium-haltig. Daran hat sich lange Zeit auch nichts geändert.
gruß EP

Antworten