Vor 30 Jahren: Kampf gegen ein Flammenmeer

Zivile und sonstige Bauten mit geschichtlichem Hintergrund und deutlichem Bezug zu den Fachthemen, die jedoch nicht eindeutig zuzuordnen sind
grisu1702 (†)

Beitrag von grisu1702 (†) » 03.08.2005 11:22

Sorry, da schreibt man über eine Tragödie vor 30 Jahren und nimmt an, jeder weiss was gemeint ist.

Natürlich handelt es sich um die Waldbrandkatastrophe 1975 in der Lüneburger Heide.

Hatte ich doch vergessen dieses zu erwähnen :schimpf:

Gruß
Andreas

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Godeke
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Beitrag von Godeke » 03.08.2005 16:55

Hallo :) ,

...oder sich vielleicht doch mal die Mühe machen, dan GANZEN (noch nicht allzu langen) Thread durchzulesen. Der von mir genannte Fachaufsatz nennt die Gebiete der 5 Großbrände genau.
...und jetzt noch mal schnell zu www.thw-lueneburg.de , der aktuellen Seite mit News aus der wunderbaren Welt des Helfens!

Munamann
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Beitrag von Munamann » 04.08.2005 14:07

Interessant sind die Gerüchte zu den Ursachen der Brände im Kreis Celle: Zum Einen ist die Rede von Selbstentzündung von Weltkriegsmunition. Angesichts der früheren Nutzung von Teilen der Brandgebiete sehr naheliegend. Zum Anderen war der Bereich Queloh ein Alternativstandort für ein Endlager für radioaktive Abfälle. Dagegen regte sich sofort vielfältiger Widerstand. Angeblich sollten dann die benötigten Flächen durch Brandeinwirkung entwertet werden, um den Eigentümern nachher ein generöses Kaufangebot zu unterbreiten.
In Auswertung der Erkenntnisse hat man dann eine Vielzahl von Löschwasserbrunnen gebohrt sowie ober- und unterirdische Reservoirs angelegt. Bei einem Brand im August 1991 im gleichen Gebiet funktionierte dann die Koordination der Brandbekämpfungsmaßnahmen wesentlich besser, obwohl auch hier viele Hektar Kiefernwald vernichtet wurden. Ziemlich schnell waren die Hueys aus Faßberg in der Luft. Innerhalb von Stunden war der Brand unter Kontrolle. Diesmal gab es auch keinen OKD der meinte: "Wir löschen unserer Brände alleine" (überlieferter O- Ton).
Weiß jemand zu den Gerüchten Näheres?
Gruß
Munamann
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HG
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Beitrag von HG » 06.08.2005 22:31

Hallo,

nicht zu vergessen der Waldbrand, der am 12. 08. 1975 bei Gorleben (am heutigen Erkundungsberkwerk) begann.

Mein Vater berichtete mir, dass zwei Löschfahrzeuge der Lüchower Wehr aus dem LK Gifhorn zurück geholt werden mussten, um das Feuer zu bekämpfen.

Viel ist mir nicht in Erinnerung geblieben, da ich zu dem Zeitpunkt auch gerade fünf Jahre alt war. Ich weiß aber, dass mein Vater mit in der "Nachtschicht" das Feuer bekämpfte und sich morgens völlig fertig, davon erhohlte.

Spekulationen darüber, dass gerade hier das Feuer ausbrach, gab und gibt es weiterhin zu genüge.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.

Morddeich Mole

Beitrag von Morddeich Mole » 10.08.2005 12:08

Komisch. Ich hab doch vor 2 Jahren einen Thread zu diesem Thema eröffnet... Über die Suche finde ich den aber nicht. :?:

Was mach ich falsch? :oops:

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TimoL
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Beitrag von TimoL » 30.08.2017 23:36

Durch einen Zufall, wobei es Zufälle ja nicht so wirklich gibt, bin ich vor einigen Tagen im Rahmen einer Recherche zu einem anderen Thema auf diese beiden doch recht interessanten Film- und Zeitdokumente über den "Brand in der Lüneburger Heide" gestoßen.

Aus unserer heutigen Sicht wirken die Aufnahmen ziemlich grotesk und irgendwie auch etwas satirisch:

- Die schon damals im Jahre 1975 veraltete Ausrüstung.
- Feuerwehrleute bei Löscharbeiten mit nacktem Oberkörper und Fluppe im Mund.
- Alkoholkonsum (Bier) während der Löscharbeiten.
- Größere Sorge um den Bier- und Zigarettennachschub als um die Löschwasserversorgung.
- Die freizügige und fahrlässige Mitnahme der Fernseh- und Filmteams.

Leider fehlen zwei sehr interessante Szenen; nämlich einmal wie der damalige Oberkreisdirektor (Landrat) Bruhn und der General des Bundesgrenzschutzes (ich glaube der hieß Brühn oder so) [vor laufender Kamera] im Streit entlassen wurden.

https://www.youtube.com/watch?v=30-i8gUdzdw

https://www.youtube.com/watch?v=V3IESCUxF4E
"Die einen kennen mich, die anderen können mich!"
- Konrad Adenauer (1876-1967), erster Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland 1949-1963 -

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Beitrag von TimoL » 30.08.2017 23:45

Munamann hat geschrieben:Interessant sind die Gerüchte zu den Ursachen der Brände im Kreis Celle: Zum Einen ist die Rede von Selbstentzündung von Weltkriegsmunition. Angesichts der früheren Nutzung von Teilen der Brandgebiete sehr naheliegend. Zum Anderen war der Bereich Queloh ein Alternativstandort für ein Endlager für radioaktive Abfälle. Dagegen regte sich sofort vielfältiger Widerstand. Angeblich sollten dann die benötigten Flächen durch Brandeinwirkung entwertet werden, um den Eigentümern nachher ein generöses Kaufangebot zu unterbreiten.
(...)
Weiß jemand zu den Gerüchten Näheres?
Gruß
Munamann
In den Tagen nach den Bränden wurden zwei Männer verhaftet.

Was daraus geworden ist weiß ich aber leider auch nicht.
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Wilhelm94 (†)
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Beitrag von Wilhelm94 (†) » 31.08.2017 10:32

Hallo,

Zitat könntevon der B... stammen.
TimoL hat geschrieben: - Die schon damals im Jahre 1975 veraltete Ausrüstung.
- Feuerwehrleute bei Löscharbeiten mit nacktem Oberkörper und Fluppe im Mund.
- Alkoholkonsum (Bier) während der Löscharbeiten.
- Größere Sorge um den Bier- und Zigarettennachschub als um die Löschwasserversorgung.
- Die freizügige und fahrlässige Mitnahme der Fernseh- und Filmteams.
Damals gab es halt noch keine Handys. Sonst wäre die Berichterstattung anders gelaufen.
Wenn ich heute sehe das Rettungskräfte nicht durchgelassen werden weil man gerate ein gutes Bild machen will.
Und das mit dem Bierkonsum ist auch nur so ein Gerücht, oder wars du bei den Einsätzen dabei?
Bestimmt nicht. Ich war auch 40 Jahre hauptberuflich bei dem Verein, sowas hat es doch damals nicht so gegeben wie hier geschrieben wurde.

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Beitrag von TimoL » 31.08.2017 11:32

@Wilhelm94:

Zuerst einmal: Ich will hier keinen Streit vom Zaun brechen oder so.

Nein, ich war damals nicht mit dabei. Konnte ich auch gar nicht weil ich 1975 noch nicht geboren war.

Daher ist, bzw. kann meine Wahrnehmung auch nur subjektiv sein.

Hast Du Dir den ersten Film denn auch ganz genau angeschaut?

Da sieht man nämlich bereits schon ziemlich zum Anfang in einer ganz kurzen Szene u.a. einen Feuerwehrmann mit freiem Oberkörber und Zigarette im Mund.

Auch den Alkohlkonsum sieht man in dem ersten Film; u.a. in der Szene wo das TLF 8/8 [wieder] befüllt wird.

Ich habe nur das wieder gegeben was man auch in dem Film [bei genauem und mehrfachen Hinschauen] sieht.

Und das es im Jahre 1975 noch keine Handys und Smartphones gab so wie wir sie heute kennen weiß ich.

1975 gab es aber schon Mobilfunktelefone; Stichwort B-Netz ;)

Eine Folge dieser Waldbrände war ja auch die die Führungseinheiten mit u.a. diesen B-Netzgeräten ausgestattet wurden.

Aber das ist eine andere Geschichte... ;)

Apropos Handys (Mobilfunktelefone) und Berichterstattung: Die erlangten zum ersten Mal ziemlich genau 13 Jahre später bei der "Geiselname von Gladbeck" Bedeutung.
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Beitrag von Godeke » 31.08.2017 15:54

Hallo :-) ,

der damalige Oberkreisdirektor des LK Celle hieß Bruns und wurde durch den niedersächsischen Innenminister Groß von seiner Funktion als verantwortlicher Hauptverwaltungsbeamter zur Bekämpfung des Grossfeuers entbunden.
Der BGS-Mann war Brigadegeneral Kühne. Er wurde nicht seiner Funktion enthoben (wäre aufgrund der rechtlichen Konstruktion durch einen Landesinnenminister kaum möglich gewesen). Verantwortlicher Einsatzleiter war zum Zeitpunkt des Gesprächs außerdem der OTL i. BGS Mally, nicht Kühne. Allerdings hat der Innenminister den BGS im entscheidenden Gespräch um eine "sehr enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den zivilen Behörden nach den Maßgaben des NKatsG gebeten".
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