Bahnzentrale Nuernberg

Verkehrsgeschichte - Bauwerke der Bahn, U-Bahn, S-Bahn etc.
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managarmr
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Bahnzentrale Nuernberg

Beitrag von managarmr » 30.04.2005 20:51

Von der Seite "Lok-Report", evtl. interessant fuer einige "Suedlichter" :-)

Geheime Bahnleitzentrale in Nürnberg am 7. und 8. Mai geöffnet
Zur "Blauen Nacht" am Samstag, den 7. Mai, von 20 Uhr bis 1.30 Uhr, und zum Internationalen Museumstag, am Sonntag, den 8. Mai, von 10 Uhr bis 16.30 Uhr, ist die ehemalige Befehlsstelle der Bundesbahndirektion Nürnberg, der sogenannte Bunker unter dem Verkehrsmuseum, erstmalig für Besichtigungen geöffnet. Von der Befehlsstelle sollten in der Ära des Kalten Krieges im Verteidigungsfall die Transportleistungen der Bahn aufrechterhalten, geleitet und überwacht werden, wenn die beiden Supermächte aneinander geraten wären
Bereits 1938 wurde die Anlage eingerichtet. Nach dem Krieg erfolgten mehrere Um- und Ausbauten, der gegenwärtige Zustand stammt aus dem Jahr 1975. Die 28 Räume unter dem Hof des Verkehrsmuseums gliedern sich in Arbeits-, Aufenthalts und Ruheräume. In der ehemaligen Befehlsstelle gibt es 99 Schutzplätze, davon 65 Arbeitsplätze mit Schreibtisch und Telefon. Vorgesehen war ein Zweischichtbetrieb. Eingerichtet wurden beispielsweise Arbeitsplätze für die Betriebsleitung, für die Verkehrskommandantur, zur Zuglaufüberwachung und Disposition, für Fahrplanbearbeiter, für Mitarbeiter der Instandhaltung signal- und fernmeldetechnischer Anlagen, für den Brücken- und Oberbau sowie für medizinisches Personal und Zivilschutzkräfte. Hinzu kommen technische Räume zur Energieversorgung, Trinkwasserbevorratung, Sozialräume, wie Küche und zur medizinischen Betreuung. So sollte im Krisenfall ein Aufenthalt von 14 Tagen ermöglicht werden.
Genutzt wurde der Bunker zum Glück nur zu Übungszwecken. Eine letzte Übung fand 1989 statt. Nach dem Fall der Mauer hat die Anlage an Bedeutung verloren. Zur Zeit dienen die Räumlichkeiten dem Zivilschutz und werden regelmäßig gewartet.
Nur zu besonderen Anlässen, wie der "Blauen Nacht" oder dem Internationalen Museumstag 2005 öffnet das DB Museum für interessierte Besucher die Räumlichkeiten für einen Rundgang. Die Eintrittskarte für die "Blaue Nacht" kostet im Vorverkauf 10 Euro, an der Abendkasse 13 Euro. Karten sind im DB Museum erhältlich. Der Eintritt am Internationalen Museumstag beträgt 3 Euro für einen Erwachsenen (Pressemeldung Deutsche Bahn, 30.04.05).

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Oliver
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Beitrag von Oliver » 08.05.2005 20:18

Hi zusammen,

leider war es auf Grund von Auflagen nicht möglich in der Anlage zu fotografieren, trotzdem ein paar Zeilen zu der Anlage.

Wie man bereits der Pressemitteilung entnehmen kann befindet sich der Bunker unterhalb des Verkehrsmuseums. Es handelt sich um eine einstöckge Anlage die auch bei einen nicht-konventionellen Krieg hätte Schutz bieten sollen. Geplant war dass von diesen Befehlsstand die Züge im Großraum Nordbayyern hätten dirgiert werden sollen. Über den Sinn einer solchen Aktion bei weitreichenden Zerstörungen kann man hier nur spekulieren.
Im Bunker befinden/befanden sich neben den üblichen Technik-/Versorgungs-/Aufenhaltsräumen etliche Büroräume von denen bestimmte Bereiche aus hätten koordiniert werden können. So gibt/gab es z.B. eine Lageraum von dem man aus in Kontakt mit den Warnämtern stand. Auch ein Koordinationsraum für Militärtranporte bzw zu den Truppenübungsplätzen ist/war vorhanden. Die gesamte Einreichtung ist auf den Stand der 70iger Jahre eine letzte Übung fand laut Aussagen des DB-Museums in '89 statt.
Der Bunker wird auch "nur" noch als normaler Schutzraum vorgehalten nicht mehr jedoch als Leitstand (daher auch die Vergangeheitsform in meinen Zeilen).
Auffällig war jedenfalls das teilweise die Filter/Lüftung recht einfach dimensioniert erschienen, interesant auch die Abluftschächte direkt an der Wand eines Innenhofs des DB-Museums.

So damit habt Ihr zumindest einen kleinen Eindruck, evtl. schreibt Markus ja auch noch ein paar Zeilen.

Gruß
Oliver

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Beitrag von Gravedigger » 08.05.2005 21:12

Oliver hat eigentlich schon alles dazu gesagt. Die Anlage selbst ist recht unspektakulär: Jede Menge Büroräume im Charm der 70er eingerichtet, zwei Schlafräume (ein großer für die Herren und ein kleiner für die Damen). Das die Luftfilter einen Sinn haben bezweifle ich recht stark, da die Lüftung nicht über konventionelle Klappen gesteuert wird sondern über Registerklappen, die nie 100%ig dicht sind. Ansonsten war die Führung recht schnell vorbei, nach ca. 15 Minuten waren wir wieder drausen.
Bei dem großen Interesse an der Anlage hätte man mehr aus der Führung machen können. Das Sehenswerteste waren die drei Mädels, die die Führung gemacht haben ;)

CU Markus
Zivilisation bedeutet, sich gegenseitig zu helfen von Mensch zu Mensch, von Nation zu Nation. (Henry Dunant)

Gast

Beitrag von Gast » 26.06.2005 18:56

Hallo,
dieses Wochenende (24.-26.6.05) war die Bahnleitzentrale anlässlich der Nürnberger Stadt(ver-)führungen auch zugänglich.
Allerdings war das ziemlich kurz (ca. 15 Minuten) und die junge Dame, die die "Führung" gemacht hat, hatte nicht wirklich Ahnung wovon sie redet.
So erzählte sie, dass von Nürnberg aus die Bahnstrecken in Oberbayern überwacht wurden. Aber darauf haben wir sie noch hingewiesen - sie meinte wohl den oberen Teil Bayerns, also Franken.
Weiter ging es mit den Aussagen, dass der Bunker zwar strahlensicher, aber weder gegen konventionelle Bomben noch gegen Atomwaffen geschützt sei. Das ist doch Quatsch, wozu dann ein Bunker? Dann hätte man den Leitstand ja auch in ein normales Wohnhaus bauen können.
Zu den Aufgaben der Leitzentrale wurde gesagt, dass von hier aus die Lichter des Bahnhofs im Angriffsfall gelöscht wurden und "wahrscheinlich" die Züge auf freier Strecke alarmiert wurden, damit sie entweder anhalten könnten und Bombenangriffe abwarten oder halt in den Bahnhof zurückfahren könnten.

Was haltet Ihr davon? Das ist doch ziemlich dünn...

Schöne Grüße
Keeper

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Beitrag von Oliver » 26.06.2005 19:55

Hi,

also die Führung die ich damals mitgemacht habe war auch nicht sehr fundiert. Damals waren es wahrscheinlich Azubis der Bahn die man in weisse Overalls gesteckt hatte ;-)

Zu dem Bunker. Der Bunker selber existiert schon seit dem zweiten Weltkrieg, die damalige Verwendung ist mir allerdings unbekannt.

Zum Verwendungszweck:

Aus dem Bunker sollte im Spannungsfall der Zugverkehr im nördlichen Bayern koordiniert werden sowohl zivil als auch militärisch. Eine Stellung der Weichen oder gar einzelnen Signale solle nicht aus diesem Bunker heraus erfolgen dazu gab/gibt es andere Örtlichkeiten.
Aus dem Bunker sollte meines Wissens und der Eindrücke nach lediglichen eine Koordination der Transportkapzitäten erfolgen. Sei es für den Materialtransport als auch Menschen.
Habe im Bunker an den Bürotüren auch die entsprechenden Schilder geshen, z.B. Koordonierung Mil. Grafenwöhr (bzw. ähnlich) genu habe ich es nicht mehr im Kopf. Kann mich auch an einen "Lageraum" erinnern mit Karte der Warnamtsbezirke, sprich es gab wohl aus diesem Bunker heraus auch Kontakt zum zuständigen Warnamt (Claffheim)

Gruß
Oliver

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Beitrag von derlub » 11.05.2010 10:43

Zwar ein alter Zeitungsbericht aber trotzdem interessant:

Hier einige Auszüge:

"Bahn-Direktion unter Bunkerbeton: DB öffnet geheime Befehlsstelle
(...)
Verborgen unter dem Hof des Nürnberger Deutsche Bahn (DB)-Museums wussten nur wenige Eingeweihte von der unterirdischen Befehlsstelle der Bahn. Im Krisenfall sollte sie als atombombensicheres Pendant der benachbarten Bundesbahn-Direktion Nürnberg dienen.
(...)
Diejenigen, die 1975 den ehemaligen Weltkriegs-Bunker zur Befehlsstelle ausbauten, schienen an alles gedacht zu haben, nur nicht an Komfort. Schmucklos und karg präsentieren sich die Schlaf- und Aufenthaltsräume der 99 DB-Spitzenbeamten und Militärs, die hier im Krisenfall ihren Transportauftrag sicherstellen sollten.
Die letzte Übung in dem Bunker hatte nach Recherchen des Museums noch im Jahr 1989 stattgefunden – kurz vor dem Fall des Eisernen Vorhangs.
(...)
Über die genaue Arbeitsweise der aus 28 Räumen bestehenden DB-Befehlsstelle, die es ähnlich auch anderenorts in Deutschland gebe, vermögen auch die Verantwortlichen im DB-Museum nur zu spekulieren. „Nach allem, was wir wissen, sollte von hier aus der Zugverkehr im Spannungs- und Verteidigungsfall gelenkt werden“, berichtet Museums-Sprecherin Bittner. Telefone sollten dabei als kurzer Draht zu Bahnhöfen und Stellwerken dienen – sofern diese nach dem Atomschlag noch existierten.
Dabei bildeten die Erbauer des Bunkers die Strukturen der DB-Direktion in der Befehlsstelle nach. Neben der Befehlsstelle finden sich Büros für die Zugdisponenten, die Zugleitung, die Fahrplansachbearbeiter sowie für jene Mitarbeiter, die im Krisenfall vom Bunker aus die Reparatur von Signalen, Fernmeldeleitungen, Bahnstrecken und Bahnbrücken organisieren sollten."
(...)


Quelle und vollsändiger Bericht: http://www.lr-online.de/politik/Tagesth ... 065,919350

guenni8a
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Leitstand der Reichsbahn/Bundesbahn unter dem Verkehrsmuseum Nürnberg

Beitrag von guenni8a » 25.11.2015 17:25

Am 15.11.2015 konnte ich im Rahmen einer Führung durch den Verein Nürnberger Felsengänge die unterirdische Bunkeranlage unter dem Verkehrsmuseum Nürnberg besuchen. Der Bunker wurde 1938 erbaut und diente der Reichsbahn als Befehlsstand. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Anlage als ABC-Bunker umgebaut.
Der Zugang erfolgt durch den Keller des Museums über eine Luftschleuse. Die Anlage sollte auch im Falle eines Atombombenangriffs die Zugbewegungen in Nordbayern steuern und koordinieren. Dafür gab es Festnetztelefone und Fernschreiber, mit denen die etwa 100 Bahnbeamten und Soldaten mit der Außenwelt verbunden waren. Treibstoff für die Stromversorgung und die Lüftung war für 14 Tage vorhanden, danach musste der Bunker verlassen werden. Wasser wurde aus einem Tiefbrunnen (ca. 80 m) gefördert.

Hier nun ein paar Bilder:
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