Marinegroßtanklager in Bleckede/Elbe

Rüstungsindustrie, Waffen- und Munitionsproduktion, Munitionsanstalten, Tanklager, Depots, U-Verlagerungen etc.
Harvey

Beitrag von Harvey » 19.03.2005 17:11

Moin,

zu den Häusern: Es sieht wie ein Fertighaus aus. Zahlreiche ähnliche Häuser stehen auch bei uns herum und stammen aus den 50ern. Allerdings ohne die Stütze.

Ist der Haken hier zu finden?
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Grubert

Beitrag von Grubert » 19.03.2005 20:00

Moin,
@leif,
danke für den Tip, wir besorgen uns die Literatur.

@harvey,
jo, da in diesem Klotz sind die Haken drin!


Eine weitere Info:

Am 14.03. wurde in der Nähe des Kindergartens Robert Koch str.
(vormals Frauenstation Krhs. Bleckede; davor Feuerwache Gebäude 56, Ölhof Bleckede) eine englische Handgranate gefunden.

Wir sind hier in Bleckede recht geschockt darüber, daß nach so langer Zeit ein britisches "Überbleibsel" auftaucht.

Gruß Grubert

Harvey

Beitrag von Harvey » 23.03.2005 20:54

Moin,
also das Haus sieht wirklich wie ein Fertighaus aus. Es ist wohl kein Fertighaus in dem Sinne eines Wohnhauses sondern vielmehr als eine standardisierte und industrielle Massenproduktion von Fertigteilen zur Erstellung von Baracken und Wirtschaftsgebäuden zu sehen. Die ersten Fertigbaufirmen wurden in D übrigens bereits in den frühen 50ern gergründet, also spricht auch von daher nichts dagegen, dass das Prinzip Fertighaus schon älter ist. Nur bis dahin nicht privatwirtschaftlich genutzt.
So sehe dann auch die Funktion der Ösen und der Aussteifungen. Es ging darum, diese Gebäude mit ihren standardisierten Maßen schnell und ohne viel Geräte aufstellen (und evtl auch wieder abbauen?) zu können. So werden wohl die Ösen in den vorgefertigten Bodenbalken die Stifte als "Lehre" aufgenommen haben, um zu zeigen, ob alles genau passt. Vielleicht hielten sich zusätzlich während des Aufbauens die Außenwände in den Ösen bis eine Querwand kam, sodass Absteifungen nicht erfordrlich waren.
Was nun die schrägen Stützen genau sollen, weiß ich nicht, auch hier vermute ich, dass es um die Erleichterung des Aufstellherganges ging.

Das sind alles nur Vermutungen, aber manchmal führt ja auch lautes Denken weiter.

In diesem Sinne ...

.. viele Grüße

Heiko

Grubert

Beitrag von Grubert » 25.03.2005 16:42

Wir haben im Ölhof die nachfolgenden Fundamente einer Anlage gefunden. Hat jemand eine Idee dazu? Worum könnte es sich hier handeln?

Die Anlage ist ca. 18m lang und ca. 3m breit.

Auf der linken Seite befinden sich zwei Fundamentplatten in die vier Gewindebolzen eingelassen sind. (Verankerungen). Dann folgen Betonplatten, die nur zwei Gewindebolzen haben. Weiter nach rechts folgen rechteckige Fundamente, die im Abstand von ca. 3m aufgebaut sind. Diese Fundamente haben warscheinlich ein Rohr mit ca. 40cm Durchmesser getragen. (Abdrücke im Beton und teilweise vorhandene Befestigungslaschen)
In der Mitte folgen dann sechs rechteckige Fundamentblöcke aus denen jeweils noch ein Rohrstutzen herausragt. Die Rohre in den äußeren Fundamenten sind nach innen geneigt. Es ergibt sich hieraus eine Stützkonstruktion die in ca. 2m Höhe über Fundamentkante zusammenlief.

In der Nähe befand sich ein Wasseranschluss. Keine weitere Zuwegung nachweisbar (Lubi) Die Anlage selbst ist auf dem betreffenden Lubi nicht sichtbar (dichter Wald!)


Für jede Hilfe dankbar
Grubert
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Zuletzt geändert von Grubert am 25.03.2005 17:26, insgesamt 1-mal geändert.

Grubert

Beitrag von Grubert » 07.05.2005 07:54

Wir tappen bei diesen Fundamenten noch im Dunklel...

Bisherige Ideen waren:

1.) Eine Anlage zum Mischen von Beton - dagegen spricht, daß sich auf den Fundamenten keine "Kleckerspuren" finden lassen. Unklar ist auch, wie gemischter Beton und die Bestandteile transportiert worden sind. Die Fundamente liegen in einer Senke, auf Luftbildern von 1944 und 1945 sind keine Wege, Schienen oder Kiesberge zu erkennen.

2.) Eine Kesselanlage zur Verflüssigung von "Schweröl" - dagegen spricht, daß solche Anlagen an anderer Stelle im Ölhof standen und auch schon beschrieben sind. Die Bauform ist auch eher unwarscheinlich.

Für jede Hilfe dankbar
Grubert

Harvey

Beitrag von Harvey » 30.05.2005 22:44

Nochmals zu dem Bereich der Fertighäuser, bzw. -baracken: Ich habe versucht, Literatur zur Entwicklung des Fertighausbaus zu finden - wirklich kein sehr ergiebiges Gebiet!!!

Ich habe bislang noch keinen Hinweis auf die merkwürdigen Stützen in den Aussenwänden gefunden, kann dafür aber folgendes zusammenfassend wiedergeben:
Grundzüge von steinernen vorgefertigten Häusern finden sich schon in der Antike. So wurden Ende der 90er entsprechende Funde in Schiffwracks vor der Küste Norafrikas gemacht.
In der Neuzeit wurde der Gedanke von fertigen, transportierbaren und auch wieder zerlegbaren Häusern durch die Kolonialisierung und die Industrialisierung wiederbelebt. Das Jahr 1851 gilt als Startschuss des Fertighausbaus mit dem anlässlich der Weltausstellung in London errichteten Cristal Palace. 1861 ließ sich eine Holzhandelsfirma ein System zerlegbarer Häuser patentieren. Überhaupt scheint Holz bis in die 1970er Jahre hier der Baustoff der Wahl gewesen zu sein.

Allerdings gab es 1896 auch die ersten Fertighäuser in Gussbeton. Hier wurden allerdings komplette Häuser (eher Häuschen) erstellt und transportiert.

Auch beim industriellen Hausbau waren wiedermal die Amis Vorreiter. Bis 1948 gab es 280 Fertighaushersteller und jedes vierte neu errichtete Haus war ein Fertighaus. Zu dieser Zeit gab es bereits einheitliche Normen und Richtlinien, um den Käufern Mindestqualitätsstandards zusichern zu können.
(Quellen: Architekturzentrum Wien: Standardhäuser; Okal: Firmengesichte)
Grubert, ich habe Dir sicherlich nicht viel helfen können. Aber wir bleiben da am Ball.

Grüße

Harvey
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Grubert

Beitrag von Grubert » 09.03.2006 20:57

Moin,
wieder ein kleines Puzzelteilchen:

Die Baracke 27 des Vereins Dokumentations- und Gedenkstätte
Geschichtslehrpfad Lagerstraße/U-Boot-Bunker Valentin e.V.
ist baugleich mit dem Gebäude Nr. 70 im Ölhof in Bleckede.

http://www.geschichtslehrpfad.de

Wir bleiben da am Ball.

Gruß Grubert
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Grubert

Beitrag von Grubert » 02.07.2006 10:53

Moin,
ein blindes Huhn trinkt auch mal einen Korn...

Es war echt ein gutes Stück Arbeit.

Wir haben eine Scheinanlage zum Ölhof in Bleckede gefunden. Der Standort war bei Neetze ca. 8 Km entfernt von Bleckede. Hier war auf einer Heidefläche (heute ein Waldstück) eine Gleisanlage aus Holz nachgebaut. Zwei Gleisstränge von ca. 100m bis 150 m Länge sollten einen Bahnhof darstellen. Auf den Gleisen befanden sich eine Lokomotive und mehrere Tankwagen die aus Sperrholz und Zeltplane gebaut waren. Wagen und Lok waren beweglich auf den Schienen.
Neben den Gleisen waren Tanks mit Hilfe von Zeltplanen dargestellt. Die Anlage wurde elektrisch beleuchtet. die Leitung wurde von einem ca. 200m entfernten Bauernhaus herangeführt.

Für die Ortsbeschreibung habe ich den Google-Earth-Link angefügt.

Quellen:
Zeugenaussagen von Zeitzeugen

Dazu die Geschichte:
Ein Junge hat 1943 mit seinen Freunden dort gespielt und die große Holzlokomotive (Nachbau im Maßstab1:2?) auf dem Holzgleis hin und her geschoben. Mit richtig Tempo sprang das Ding am Ende aus dem Gleis und fuhr gegen einen Baum.
Der Zeitzeuge berichtet, daß er sich noch heute lebhaft an den "Ärger" erinnern kann den er dafür bekommen hatte.

Gruß
Grubert
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Grubert

Beitrag von Grubert » 11.06.2007 10:37

Moin,
der Kopf qualmt noch und die fFnger schmerzen. Die gesamte Internet-Präsenz von http://www.oelhof.de wurde überarbeitet und mit neuem outfit ins Netz gebracht.

Viel Spass beim stöbern

Grubert

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cebulon66
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Spurensuche im Ölhof

Beitrag von cebulon66 » 16.02.2013 17:16

Heute fand die zweite geführte Wanderung auf dem Gelände des ehemaligen Ölhofes in Bleckede wie hier angekündigt statt 16-02-2013-spuren-des-marinenachschubla ... ht=%F6lhof

Da die Anlage schon ab 1946 demontiert wurde, ist natürlich nur noch sehr wenig zu sehen bzw. anhand der Reste lässt sich einiges nur noch erahnen.

Herr Bendler von http://www.oelhof.de sowie Herr Lohmann führten die ca. 100-minütige Tour. Start war nach einer geschichtlichen Einführung mit Erläuterungen an einer großen Luftbildaufnahme aus 1945 am heute noch existierenden Lagerschuppen I (Gebäude 49), dann einmal rund um das Gelände der Tanklager-Gruppe II mit einem Abstecher zum Bereich der ehemaligen Tanklager-Gruppe III.
An den Stops wurden reichlich Informationen zur Anlage in angenehmer und interessanter Erzählweise durch beiden Herren geboten.
Die Gruppe umfasste ca. 40 (?) Personen, darunter wohl auch viele Einheimische, die die Anlage von früher bzw. aus ihrer Kindheit kannten.

Es soll nicht die letzte Wanderung/Führung dieser Art gewesen sein, da wohl weiterhin Interesse besteht.

Fotos habe ich kaum gemacht (es gibt sie reichlich auf der genannten Internetseite), man sollte sich selbst vor Ort mal einen Eindruck verschaffen, hänge daher nur ein Foto von einem "Trümmer-Arrangement" an, daß Herr Bendler in seinem Vorgarten stehen hat, er wohnt in einem ehemals zur Anlage gehörendem Haus (Nr.55) http://www.abendblatt.de/region/luenebu ... ckede.html

mein Fazit: eine schöne und empfehlenswerte Tour

Gruss Manfred

EDIT 16:02 Uhr: sollte der Abendblatt-Artikel nicht komplett angezeigt werden, so bitte via google neu versuchen (keine Ahnung warum das so ist ....)
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