220-kV-Leitungen, die auf 380 kV aufgerüstet wurden.

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Aasmann
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220-kV-Leitungen, die auf 380 kV aufgerüstet wurden.

Beitrag von Aasmann » 20.10.2022 20:20

Im Artikel der ersten 380-Kilovolt-Leitung steht gesschrieben, dass während der Planung eines 380-kV-Höchtspannungsnetzes in den 1950ern erwogen wurde, die alten zweikreisigen 220-Kilovolt-Tannenbaummasten umzubauen: die Traversen werden versetzt entfernt, so dass auf den Masten ein einzelnes 380-kV-System montiert werden kann.

https://de.wikipedia.org/wiki/380-kV-Le ... 93Hoheneck

Die Frage ist, ob dies jemals irgendwo gemacht worden ist. In folgendem Link, Bild 11 sieht man mehrere Bilder eines Eisenbahnfreundes, welcher in den 1970er Jahren bei Köln einige Fotos geschossen hat, auf welchem sich im Hintegrund mehrere Strommasten erkennen lassen, darunter eine einkreisige Freileitung, welche auf relativ zierlichen Masten verläuft und wo die Isolatoren offenbar für 380 kV ausgelegt sind. Die Bildqualität ist recht gering, aber für mich sieht das aus wie ein umgebauter Tannenbaummast. Wo verlief diese Leitung damals? Gabes damals wirklich umgebaute 220-kV-Masten im Höchtspannungsnetz?

https://www.drehscheibe-online.de/foren ... 17,3770351

Interessant ist übrigens auch der Sechsebenenmast für 110 kV daneben.

ElexTro
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Re: 220-kV-Leitungen, die auf 380 kV aufgerüstet wurden.

Beitrag von ElexTro » 22.10.2022 03:19

Die Pläne mit der Umstellung der 220-kV-Leitungen auf 380 kV gab es tatsächlich. In der dreibändigen Reihe "Die 380-kV-Versuchsanlage mannheim-Rheinau" der DVG wird dort kurz drauf eingegangen: Ein erster (kostengünstiger) Plan war es tatsächlich, bestehende zweikreisige 220-kV-Leitungen in einkreisige 380-kV-Leitungen umzubauen. Vorteil: Kein neues Genehmigungsverfahren, keine neuen Masten etc. Letztlich entwarf man aber neue Masten für die zu bauenden 380-kV-Leitungen, zuerst beim RWE, ab den 1960ern dann auch bei Preußenelektra und dem Hamburger HEW. Außerdem hat man zum Schluss der Tests in Rheinau einige Masten der alten Nord-Süd-Leitung nachgebaut, um die Möglichkeit des 380-kV-Betriebs zu testen. Ergebnis: Es hat funktioniert, ergo hat man 1964 die Abschnitte Hoheneck-Herbertingen und Herbertingen-Tiengen auf einem Kreis umgestellt.

Im Buch "Die Planung des 380-kV-Netzes in der Deutschen Verbundgesellschaft" findet sich noch was sehr interessantes: Für die bis 1960 gebauten 380-kV-Leitungen des RWE wurden überall Donaumasten gebaut - mit einer Ausnahme: Hoheneck-Wendlingen. Diese Leitung hatte Tannenbaummasten, die wahlweise für zwei 220-kV-Stromkreise oder (nach zueinander versetzter Demontage der jeweils halben Traverse) einen 380-kV-Stromkreis verwendet werden konnten. Die besagte Leitung (hier in der Mitte) wurde anscheinend schon Anfang der 1950er Jahre gebaut, noch vor Rommerskirchen-Hoheneck, und 2017 demontiert.

Die Leitungen auf dem Foto sehen aus wie die früher von Brauweiler nach Osten (Richtung Rhein) führenden. Man erkennt sie auch auf älteren Bildern der UA Brauweiler. Die Trassen gibt es noch, aber mit neuen Masten. Sieht mir links aber dennoch nach 220 kV aus, mit demontierter oder nicht montierter unterer Traverse. Längere Isolatoren hat das RWE im Rheinischen Revier und Ruhrgebiet gerne und oft eingesetzt wegen des zu erwartenden höheren Verschmutzungsgrads (kürzerer Kriechweg führt sonst zu niedrigerer Durchschlagsfestigkeit). Die Doppel-Übereinander-Tannenbaumleitung ist echt interessant, ich kenne nur noch eine an der A42 bei Oberhausen (mit 220 kV in der "unteren Etage").

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Nachtigall79
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Re: 220-kV-Leitungen, die auf 380 kV aufgerüstet wurden.

Beitrag von Nachtigall79 » 02.12.2023 22:43

Hallo zusammen, bin gerade auf der Suche nach Interessanten Reisezielen innerdeutsch und dabei hier herausgekommen :)

Die Masten auf den Fotos des Eisenbahnfreunds aus dem Drehscheibe-Forum kenne ich aus meiner Zeit bei der Bahn auch noch, nur zumeist mit einer einzelnen oder auch zwei Leitungen. Es handelt sich dabei um Speiseleitungen oder auch Bahnstromleitungen der DB AG zur Netzversorgung.

https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnstromleitung

Wer einmal mit der S12 von Köln nach Au(Sieg) fährt findet diese Leitungen meist immer in Verbindung mit Stellwerk und Trafo vor. Auch im Ruhrgebiet waren diese Leitungen ein normaler Anblick, oder sind es noch, war lange nicht mehr dort. Der Wikipedia Artikel sollte dem Eisenbahninteressierten aber alles besser erklären als ich es je könnte.

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