? Kali-Chemie AG - Werk (Köln-) Porz ?

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Martin Kayser
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? Kali-Chemie AG - Werk (Köln-) Porz ?

Beitrag von Martin Kayser » 30.01.2022 12:48

Hallo zusammen,

im Zuge von Recherchen zu Kali-Chemie AG, stieß ich auf das Werk in Porz. Erwähnt wird es im Zusammenhang mit dem Tefi-Phon: https://oldtimeradio.de/firma-166.php:
"1959 wird der Betrieb vergrößert. Von der Firma Kali-Chemie in Porz wird ein weiteres Gelände in der Kölner Str. 8 gekauft und dort ein neues Bürogebäude errichtet."
Auch eine eigene Anschlussbahn muss vorhanden gewesen sein, zumindest eine Werklok war vorhanden:
Henschel 12902-1914, siehe:
https://www.entlang-der-gleise.de/werkb ... schel.html (weiter unten a.d.Seite) und hier:
https://www.dampflokomotivarchiv.de/ind ... n=portrait.
Auf den einschlägigen Seiten z.B. zu Köln, Porz, wisoveg, Bahnen im Rheinland usw fand ich nichts, auch nicht in der Festschrift zum 50 Jubiläum der KC.

Von wann bis wann gab es die Kali-Chemie in Porz, gab es (industrielle) Vorgänger, Nachfolger; was wurde dort hergestellt?

Vielen Dank dür jeglichen Hinweis

Lieben Gruß
Martin

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redsea
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Re: ? Kali-Chemie AG - Werk (Köln-) Porz ?

Beitrag von redsea » 30.01.2022 19:43

Hallo Martin,

im Meßtischblatt 5109 (berichtigt 1938, Ausgabe 1941) ist im Bereich Kölner Straße eine Fabrik mit Gleisanschluß verzeichnet. Hierbei könnte es sich um das ehem. Werk der Kali-Chemie in Porz handeln.

Ein weiteres Indiz für den Standort als Kali-Chemie findet sich auf den Seiten Porzer Leben in Form eines Berichtes über eine ehem. Direktionsvilla. Zu der Villa heißt es dort:
[...] Nach dem Krieg lässt die Eigentümerin Kali Chemie AG 1946 das Haus wieder instandsetzen. In den 50er/60er-Jahren diente die Villa als Männerwohnheim. Mit Baubeginn des Porzer Krankenhauses zog ab August 1963 dessen Bauaufsicht ein.[...]
Das Krankenhaus grenzt nördlich an das im Meßtischblatt verzeichnete (von mir oben genannten) Fabrikgeländes an.

Ansonsten habe ich nur noch im Süden von Porz im Bereich der ehem. Glashütte Germania, heute Saint-Gobain Sekurit Deutschland GmbH, gefunden.

Viele Grüße

Kai
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Martin Kayser
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Re: ? Kali-Chemie AG - Werk (Köln-) Porz ?

Beitrag von Martin Kayser » 31.01.2022 10:27

Guten Morgen Kai,

vielen Dank, das hilft ein Bisschen weiter. Unter der Adresse Kölner Straße 8 befindet sich heute ein Lidl-Markt.
Es ist also alles überbaut, in der Nähe ist das Krankenhaus.
Die Anschlussbahn war vermutlich über den Verschiebebahnhof Gremberg angeschlossen und müsste auch die Strassenbahn gekreuzt haben. Ich habe noch einen Falk-Plan von Köln 35.Auflage, Reaktionsschluss September 1975,
da ist nichts zu finden, aber so genau sind die Falk-Pläne auch nicht.
Das MTB schau ich mir noch genauer an, Porzer Leben, da hab ich auch gesucht, hat da wenig bis nichts.


Ich bitte weitere Ergänzungen der Forumisten......

Lieben Gruß

Martin

Martin Kayser
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Re: ? Kali-Chemie AG - Werk (Köln-) Porz ?

Beitrag von Martin Kayser » 31.01.2022 14:29

Hallo zusammen,

habe mal bei GeoGreif geschaut, mir die Karte 5108 Wahn heruntergeladen und entsprechend bearbeitet.
Es war auf alle Fälle ein Gleisanschluss vorhanden und eine weitere Fabrik über diesen angeschlossen.
Es bleiben die Fragen nach Bildern und nach den dort produzierten Produkten......

Lieben Gruß

Martin
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Re: ? Kali-Chemie AG - Werk (Köln-) Porz ?

Beitrag von g.aders » 31.01.2022 16:43

Guten Tag,
als ehemaliger Leiter der Außenstelle Porz des Hist. Archivs Köln müsste ich dazu eigentlich was sagen können, nur bin ich seit 20 Jahren pensioniert und raus aus dem Geschäft, auch habe ich privat keine Unterlagen mehr über meine früheren Forschungstätigkeiten.
Zuständig für den Bereich Porz ist beim Hist. Archiv Frau Dr. Daniela Wagner. Mal die Dame ansprechen, aber nach meiner Erfahrung braucht man da etwas Geduld.
Viel Glück und beste Grüße
G. Aders

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Re: ? Kali-Chemie AG - Werk (Köln-) Porz ?

Beitrag von redsea » 01.02.2022 19:33

Martin Kayser hat geschrieben: 31.01.2022 14:29[...] Es war auf alle Fälle ein Gleisanschluss vorhanden und eine weitere Fabrik über diesen angeschlossen. [...]
Hallo Martin,

die von Dir mit dem Pfeil markierten Fabrikgebäude sind die, die ich in GE mit einem Polygon überdeckt habe. Die kmz zu meinem oben hochgeladenen Screenshot hänge ich hier mal an.

Viele Grüße

Kai
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Re: ? Kali-Chemie AG - Werk (Köln-) Porz ?

Beitrag von redsea » 01.02.2022 20:37

Martin Kayser hat geschrieben: 31.01.2022 10:27[...] Unter der Adresse Kölner Straße 8 befindet sich heute ein Lidl-Markt. [...]
Hallo Martin,

noch ein kleines Mosaiksteinchen, was uns in Sachen Kali-Chemie allerdings leider nicht weiter bringt.

Auf den Seiten von oldmkg.hindrichs.org - Firmen und Betriebe, die in Porz Zwangsarbeiter beschäftigt haben findet sich ein Kartenausschnitt des betreffenden Bereiches und sogar ein Foto des Lidl-Marktes.

In diesem Bereich befand sich lt. Kartenbeschriftung ein Sägewerk, zu dem der im MTB verzeichnete Gleisanschluß führte sowie ein Barackenlager.

Viele Grüße

Kai

Martin Kayser
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Re: ? Kali-Chemie AG - Werk (Köln-) Porz ?

Beitrag von Martin Kayser » 02.02.2022 09:25

Guten Morgen Kai,

besten Dank! Das hätte ich nie gefunden, leider lässt sich bei mir die kmz - Datei nicht öffnen.


Die Angaben sind anscheinend aber alle aus der Nach - KC-Zeit, das Gelände wurda da vielleicht schon anderweitig genutzt. Es mag sein, dass die KC weiterhin noch Eigentümer war, die Villa wurde ja auch erst nach dem 2.WK. renoviert.

Lieben Gruß

Martin

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Re: ? Kali-Chemie AG - Werk (Köln-) Porz ?

Beitrag von hw.oryx » 26.03.2022 23:10

Hallo Martin
vielen Dank für deine Fragestellung. Aus ihr konnte ich das Jahr ermitteln, wann die Firma Tefi ihr neues Werk in die Kölner Straße 8 in Porz bezogen hat. Das Gebäude was später von Ford übernommen wurde, stand zwischen dem schon anderweitig erwähnten Lidl-Markt und den Service- und Versorgungsgebäuden des heutigen ‚Krankenhaus Porz am Rhein‘.

Ich beschäftige mich seit einigen Jahren mit der Porzer Industriegeschichte zwischen 1850 und 1945 und hatte das Thema ‚Standort Tefi und Rhenania‘ gestern, bevor ich auf das Forum traf, wieder mal vorliegen. Also genau die Firmen, die dich interessieren.
Bei der Firma Kali Chemie AG die du erwähnst, handelt es sich wahrscheinlich um eine reine Verwaltungsgesellschaft für Liegenschaften, denn das besagte Gelände des heutigen Krankenhauses lag seit 1930 bis Anfang der 1960er Jahre brach. Nur einige Wohnhäuser am Rande des Geländes dümpelten in den 1950/60er Jahre noch vor sich hin.

Das Werk was dich interessieren dürfte, ist das 'Rhenania Phosphatwerk Porz‘. Als Düngemittel-hersteller ging es 1899 in Betrieb. Die Produktion wurde aber wegen Unwirtschaftlichkeit 1924 aufgegeben und von der zur Firmengruppe gehörenden `Rheinische Portland-Zementwerke Köln‘ übernommen aber nur noch 2 Jahre weitergeführt. 1926 kam dann das endgültige Aus. Der Rückbau der damals gigantischen Produktionsanlage erfolgte in den Jahren 1929-30. Geblieben ist nur noch die Verladewerft am Rheinufer. Ein anderes Werk in der Umgebung, kommt nicht in Betracht.
Das Rhenania-Werk war mit seinen 8 Schornsteinen seiner Zeit das industrielle Wahrzeichen von Porz und im weiten Umkreis bis nach Köln sichtbar.

Weitere interessante Beiträge und Details dazu findest du mit den o.g. Firmennamen als Stichwort über Google.

Die anderweitig erwähnte Kleinlok dürfte demnach nie im Produktionsbetrieb eingesetzt worden sein. Sie dürfte eher als ‚Secondhand’-Maschine beim Rückbau nützlich gewesen sein. Der Betrieb hatte aus meiner Sicht keinen Gleisanschluss. Das Gleis endeten an der Steinstr. Der Materialtransport der Rohstoffe wie auch der Fertigprodukte erfolgte per Schiff. Die Fabrik lag in Porz am Hochufer ca. 30 m über dem Rheinpegel und hatte eine Schienentrasse unter der Kölner Str. her zum Verladekran der Werft / Pier. Wegen der steilen Rampe konnten, wie bei den benachbarten Betrieben, die Loren nur durch eine Seilwinde angetrieben werden. Eine Dampflok hätte die Steigung nicht schaffen können. Es ist möglich, dass die Nachbarfirma, die Cotton-Ölwerke einen Bahnanschluss hatten. Die waren aber schon 1904 in Konkurs und wurde abgerissen. Vor 1909 wurde die neue Gleistrasse für die Straßenbahn verlegt. Von da an hätte die Reichsbahn eh nicht mehr kreuzen und die Fabrik erreichen können.

Trotzdem ist die Kleinlok für mich sehr interessant, da die Ziegelei des Erstbesitzers in Köln-Porz-Westhoven nur 300 m von meinem Elternhaus entfernt lag und ich die Ziegelei noch gut kenne. Dies ist ein neuer Baustein für die Ortsgeschichte. Da die Sand- und Lehmgrube seit ca.1930 bis 1995 im militärischen Sperrgebiet lag, ist niemandem nach dem 2. WK mehr bekannt, dass es zwischen der Grube und der Ziegelei eine Werksbahn gab. Der Verkaufszeitpunkt passt gut zu dem Zeitgeschehen vor Ort.

Auch konnte ich Dank deiner Recherchen, noch fehlende Daten der Fa. Tefi bei mir ergänzen. Bei der Vorgänger-Firma an dem alten Tefi-Standort in Porz, Steinstr., der Zünderfabrik FEZ, war mein Großvater von 1920-1925 Werksleiter. Insofern habe ich eine besondere Beziehung dazu.

Herzlichen Dank und Grüße aus Porz
Hans-Willi

Martin Kayser
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Re: ? Kali-Chemie AG - Werk (Köln-) Porz ?

Beitrag von Martin Kayser » 28.03.2022 10:38

Guten Morgen Hans-Willi,

vielen Dank für die Antwort. Die Kali-Chemie https://de.wikipedia.org/wiki/Kali_Chemie existiert als Hersteller seit 2011 nicht mehr, siehe auch Wikipedia. Ursprung ist der Zusammenschluss mehrerer Firmen, die sich mit den verschiedensten Produkten befassten. Ich selber habe ich Brunsbüttel im Rhenania-Phosphatwerk (siehe auch Dithmarschen-Wiki) gelernt und auch gearbeitet. Das Rhenania-Phosphat wurde wohl an mehreren Standorten, nach dem 2.WK auch als Auftragsproduktion (Lizenz), wegen großer Nachfrage, hergestellt. Das so hergestellte Phosphat wurde mit natürlichen Salzen zu dem bekannten Sorten des Rhe-Ka-Phos an verschiedenen Standorten abgemischt, u.a. in Sehnde. In Brunsbüttel wurde die Portlandcementfabrik "Saturn" übernommen. So gesehen passt's wieder mit der Zementfabrik und den dort vorhandenen Drehrohröfen, auch mit dem Anschluss an Bahn und einem Fluss.
Liest man sich das Buch zum fünfzigsten Jubiläum der KC von 1949 (stimmt nicht ganz, die KC gibt es offiziell erst seit 1928) durch, so haben die Herrschaften durchaus klug bei Aufkäufen, Übernahmen usw. gehandelt, der Konzern war gut aufgestellt.

Hans-Willi kannst Du Aufnahmen, Fotos o.ä. beisteuern und hier einstellen?

Lieben Gruß

Martin

PS.: Habe gerade den Eintrag im Porzer Leben: https://porzerleben.de/porz-wiki/index. ... ementwerke gelesen; demnach wurde das Glühphosphat nicht, wie in Brunsbüttel, in Drehrohröfen, sonden in Schachtöfen hergestellt, auch waren die Grundsubstanzen andere. In Porz wurde das Rohphosphat mit Phonolith (vermutlich aus Brenk) gebrannt, in Brunsbüttel wurde das Rohphosphat mit Soda und Sand bei 1200°C im Drehrohrofen aufgeschlossen. Gruß MK

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