? Kali-Chemie AG - Werk (Köln-) Porz ?

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hw.oryx
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Re: ? Kali-Chemie AG - Werk (Köln-) Porz ?

Beitrag von hw.oryx » 29.03.2022 00:38

Hallo Martin,

es scheint zwischen den beiden Werken trotz zeitlichem Versatz einige Parallelen zu geben.
Leider kann ich zu den Produktionsabläufen nichts sagen, da ich mich mit der Heimatforschung von Porz befassen. Mein Schwerpunkt ist die optische Rekonstruktion des Ortes vor ca. 100 Jahren mit seinen damaligen Industrieanlagen durch Abbildungen, Fotos, Stadtpläne und Landkarten. Was insofern stellst du mir die Frage nach Abbildungen / Fotos zurecht. Die Antwort ist kurz: Ergebnislos. Das einzige Minibild was ich nach 10 Jahren Suche im Internet gefunden habe, findest du als Vergrößerung in dem von dir erwähnten Bericht in ‚Porzerleben.de.

Dieser Bericht ist neu vom 14.2. 22 und sehr gut recherchiert. Er ist aus vielen kleinen Infos und langen Wirtschaftsreports zusammengestellt und ist die umfassendste Ausarbeitung über das Rhenaniawerk was ich bisher fand. Ich kenne die Quellen, habe diese selber aber nur nach Jahresdaten und Fotos durchforstet.
Nun bin ich auch mit Blick in deine Landkarte der Auffassung, dass beide Werke die ‚Rhenania Phosphatwerke Porz‘ und die ‚Rheinische Portland-Cementwerke Köln‘ nicht nur zu einem Konsortium/Holding gehörten auch zeitgleich auf einem bzw.2 benachbarten Betriebsgelände existierten. Die Übernahme 1924 erfolgte wohl nur juristisch und fiskalisch, aber nicht organisatorisch. Ein Problem sehe ich noch bei der Bahnanbindung, denn die Genehmigung 1909 aus Berlin für die neue Straßenbahntrasse schloss eine Verbindung mit der parallellaufenden Reichsbahnstrecke ausdrücklich aus. Klar ist aber, dass die Gleise nicht bis an den Rhein gingen, wie in dem Bericht geschrieben steht.

Herzliche Grüße Hans-Willi

Auf 2 AK im Anhang siehst du a) vom Strandbad Köln Rodenkirchen im Hintergrund die Silhouette der Rhenania und b) vom Ladegerüst des Nachbarwerkes, der Cotton-Ölmühle, die Kölner Straße davon rechts die Verladewerft am Rhein, links die Straßenunterführung
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Martin Kayser
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Re: ? Kali-Chemie AG - Werk (Köln-) Porz ?

Beitrag von Martin Kayser » 29.03.2022 10:54

Guten Morgen Hans-Willi,

ich nahm mir das Buch "Fünfzig Jahre Kali Chemie Aktiengesellschaft" nochmals vor und fand dieses, Zitat:
....nachdem die von verschiedenen Seiten vorgenommenen Versuche, feinst gemahlenes Phonolith als Kalidüngemittel zu verwenden, ein völlig negatives Ergebnis zeigten, nahm die Rhenania im Jahre 1911 in dem Laboraturium des Stolberger Werkes Versuche auf, durch Glühen von Phonolith mit kohlensaurem Kalk das in dem Phonolith enthaltene Kali in eine für die Pflanzen aufnehmbare Form überzuführen. Als Aufschlussmittel fand zunächst......kohlensaurer Kalk Verwendung. Als man dazu überging, anstelle des Kohlensauren Kalkes belgische Phophatkreiden zu verwenden, stellte sich heraus, dass das ....enthaltene Tricalciumphosphat bei dem Glühprozess aufgeschlossen wurde.....Diese Feststellung veranlasste die Rhenania, sich mit der Frage von Glühphospahten in technischem Maßstabe zu beschäftigen......Anfang 1916 wurde in der stillliegengen Zementfabrik in Obourg / Belgien die Fabrikation ..... mit einer Tagesleistung von 400 t aufgenomen. Das neue Produkt wurde unter dem Namen Rhenania=Phosphat in den Handel gebracht.....Anfang 1918 wurde in Brunsbüttelkoog in Holstein in der ehemaligen Zementfabrik Saturn die Fabrikation des Rhenania=Phosphats aufgenommen. 1919 eine weitere Fabrik in Porz in Betrieb gesetzt......Es zeigte sich bald, dass das Arbeiten mit Phonolith nicht wirtschaftlich war, sodaß man dazu überging das Phonolith durch Soda zu ersetzt. Der starke Absatz hörte mit dem Ende der Inflation plötzlich auf. Aus wirtschaftlichen Gründen sah man sich genötigt, zunächst das Werk Porz endgültig und dann auch das Werk Brunsbüttelkoog vorübergehend stillzulegen.....1925 wurde der Betrieb in Brunsbüttelkoog versuchsweise wieder aufgenommen. Zitat Ende. Soweit ich weiß, war die Situation, wie oben schon geschrieben, dach dem 2.WK eine ähnliche. Das Werk in Brunsbüttel bestand bis Ende der Kampagnne 1982 und wurde dann abgerissen.

Dass das Werk in Porz über einen Gleisanschluss verfügte ist wohl bei den Mengen an Rohstoffen und Produkt natürlich; ebenso ist nicht auszuschließen, dass über den Wasserweg angeliefert oder gar versendet wurde. Auch dass der Gleisanschluss die Straßenbahnkreuzte ist möglich, sogar wahrscheinlich. Da sind alte Karten und Stadtpläne manchmal hilfreich.
Die Postkarten sind sehr interessant, auch was der Herr, rechts im Bild, wohl in seiner Flasche hat. Kölsch kann es nicht sein, das gab es damals so noch nicht ;)

Lieben Gruß

Martin

hw.oryx
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Re: ? Kali-Chemie AG - Werk (Köln-) Porz ?

Beitrag von hw.oryx » 01.04.2022 02:01

Hallo Martin,
mein letzter Beitrag vom 30.3. ist, wie ich jetzt feststellte, irgendwo im Nirwana verschwunden. Deshalb hier nochmal ein neuer Versuch.

Was mich umtreibt ist der Bahnanschluss, den ich bei einer ebenerdigen Kreuzung der Straßenbahntrasse noch nicht nachvollziehen kann. Aber wegen der lokalen Reproduktion der dortigen Situation nachempfinden möchte.
Durch deine Produktionsbeschreibung steht es wohl außer Frage, dass für den intensiven Materialtransport ein Anschluss für die dortigen Werke erforderlich war. Zumal der Güterbahnhof Gremberg Luftlinie nur 3 Steinwürfe entfernt lag. Jedoch waren alle Gleisanschlüsse für Porzer Industrien ausschließlich am Bahnhof Urbach (Porz) angebunden. Ich kann mich noch sehr gut an das ca. 800 m lange Abstellgleis neben dem Deutzer Weg mit Pellbock an der Steinstraße erinnern. Das lag noch in den 1970er Jahren dort.

Straßenbahn- und Eisenbahn-Trasse lagen auf gleicher Straßenhöhe. Wie hätte damals (1909) eine Kreuzung der beiden Gleise aussehen können? Denn die Vorortbahn und die Reichsbahn durften laut Genehmigung von Berlin, die jeweils andere Trasse nicht befahren.

Vielleicht kann ein Eisenbahnexperte da einen Hinweis geben.

Andererseits zeigt auch der Ausschnitt deiner Karte von 1893 eindeutig den Anschluss mit 4 Verzweigungen auf den Werksgeländen. Die Karte ist sehr präzise. Das habe ich an anderer Stelle überprüfen können.

Ich habe seit längerer Zeit zu der lokalen Situation an der Steinstr. ein Bild im Kopf, was ich aber nicht belasten kann, da ich damals (1952-53) erst 5-6 Jahre alt war und die Haltestelle Steinstr. nur von Besuchen auf dem Porzer Friedhof kannte. „Ich sehe im Pflaster der Steinstr. ein ca. 10m langes Stück Restgleis, dass im Spitzenwinkel zur Straßenbahntrasse hinläuft und das andere Ende Richtung der Werkgelände weist.“ Vielleicht ist dies doch kein Trugbild sondern eine frühe Erinnerung.


Das MTB #5108, Wahn von 1893 habe ich nun das erste Mal gesehen. Es hat eine Tagesstempel v. 1908. Weißt du, ob und wo man dieses als Repro beziehen kann? Es interessiert mich wegen den geographischen Eintragungen und den alten Straßen- u. Wegekreuzungen. Eine spätere Version aber mit geologischen Angaben und Schnitten liegt mir vor.

Von dem Bildchen des Porzer Rhenania-Werks aus dem Report von 1922 füge ich
1922 (vor) Porz Rhenaniawerk_Tx_HWH.jpg
eine gepuschte Version bei.
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Martin Kayser
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Re: ? Kali-Chemie AG - Werk (Köln-) Porz ?

Beitrag von Martin Kayser » 05.04.2022 11:25

Hallo Hans Willi,

hatte Dir eine PM gesendet, die anscheinend nicht ankam.

Text ist folgender:
Hallo Hans-Willi,

als datei gibt's das bei der Uni Greifwald:
https://geogreif.uni-greifswald.de/geog ... 7Kopie.jpg

Kannst Du bestimmt auch bestellen.

Lieben Gruß

Martin

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Re: ? Kali-Chemie AG - Werk (Köln-) Porz ?

Beitrag von hw.oryx » 02.05.2022 14:29

Hallo Martin,

hier ein Schmankl für dich. Im Buch 'Porz: Bergisches Tor am Rhein' fand ich nun ein Foto der 8 Schachtöfen von 1929, kurz vor Abriss der Fabrik 'Rhenania Phophatwerk Porz a. Rh.'
1929 Rhenania-Phosphatwerk Porz - S Kopie.jpg
Grüße aus Köln-Porz
Hans-Willi
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Martin Kayser
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Re: ? Kali-Chemie AG - Werk (Köln-) Porz ?

Beitrag von Martin Kayser » 05.05.2022 20:35

Hallo Hans-Willi,

besten Dank für diese Detailansicht!!


Lieben Gruß

Martin

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Re: ? Kali-Chemie AG - Werk (Köln-) Porz ?

Beitrag von Martin Kayser » 09.05.2022 15:26

Hallo Hans Willi,
Du fragtest:
Straßenbahn- und Eisenbahn-Trasse lagen auf gleicher Straßenhöhe. Wie hätte damals (1909) eine Kreuzung der beiden Gleise aussehen können? Denn die Vorortbahn und die Reichsbahn durften laut Genehmigung von Berlin, die jeweils andere Trasse nicht befahren.

Vielleicht kann ein Eisenbahnexperte da einen Hinweis geben.


Ein Eisenbahnexperte bin ich nicht, es gab aber durchaus Niveaugleiche Kreuzungen von Eisenbahn und Straßenbahn.
Eine solche gibt/gab es auf der Aachener Straße in Köln zwischen der KFBE (Köln-Frechen-Benzelrather Eisenbahn), heute HGK, und einer KVB Linie. Nach einem alten Stadtplan war das in Höhe GBf Braunsfeld der KFBE /Vogteistraße.

Lieben Gruß

Martin

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