Fragen zum einstigen Grenzsperrgebiet
Fragen zum einstigen Grenzsperrgebiet
Es heißt allgemein, dass das sogenannte Grenzsperrgebiet 5 Kilometer vor der einstigen innerdeutschen Grenze anfing. War das im gesamten Verlauf der innerdeutschen Grenze so, oder gab es auch Abweichungen, weil wegen der Topografie, existierender Verkehrswege, Siedlungen oder Industrieanlagen es günstiger war, von der 5-Kilometer-Regel abzuweichen? Gab es eigentlich Orte, von denen Teile im Grenzsperrgebiet lagen und andere Teile nicht?
Gibt es Landkarten, auf denen die exakte Lage des einstigen Grenzsperrgebietes verzeichnet ist und wurden während der Geschichte der einstigen DDR die Grenze zum Grenzsperrgebiet verändert? Wenn ja, wo?
Gibt es Landkarten, auf denen die exakte Lage des einstigen Grenzsperrgebietes verzeichnet ist und wurden während der Geschichte der einstigen DDR die Grenze zum Grenzsperrgebiet verändert? Wenn ja, wo?
- karl143
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Re: Fragen zum einstigen Grenzsperrgebiet
Zumindest für einen Abschnitt der gesamten innerdeutschen Grenze kann ich weiterhelfen. Es handelt sich um den Bereich der ehemaligen Bundesgrenzschutzabteilung Braunschweig. Hier sind Infos zum Schutzstreifen und zum Sperrgebiet:
http://www.grenzstreife.de/Grenztruppen ... et_i.html
Wenn man durchblättert kommt man auch noch zu einer Übersichtskarte mit den Bereichen.
http://www.grenzstreife.de/Grenztruppen ... et_i.html
Wenn man durchblättert kommt man auch noch zu einer Übersichtskarte mit den Bereichen.
http://grenzstreife.de - Der Bundesgrenzschutz in Braunschweig
Re: Fragen zum einstigen Grenzsperrgebiet
Moin Toliman,
das eine umfängliche und interessante Fragestellung deinerseits.
Das kann man mE nicht in einem Beitrag und kurz beantworten. Als Anfang dazu vllt zur 5 km Sperrzone – das ist unseres Erachtens eher eine allgemeine Benennung. Sie war meist kürzer, kam aber oft auch auf ~5 km, z.B. in der Gegend um Lauenburg, im Bereich Brocken und Südharz. Sie folgte dabei i.d.R. (ich möchte fast feststellen: immer) pragmatischen Festlegungen, die meist durch die konkrete Geographie vorgegeben waren.
Die in der verlinkten online Karte abgebildete 5 km Sperrzone ist aus verschiedenen speziellen Kartensätzen im Maßstab 1:50 000, unter anderem aus den 70-er Jahren, übernommen worden. Im Verlaufe der Diskussionen dazu wurden (relativ geringfügige) Abweichungen vom letzten bekannten und dokumentierten Verlauf der Staatsgrenze / innerdeutsche Grenze Ende der 80-iger Jahre festgestellt. Als Beispiel soll hierbei das Eichsfeld genannt werden. Uns ist kein Kartenwerk bzgl. des 500 Meter Schutzstreifens und der 5 km Sperrzone ansich bekannt in dem der Verlauf in Gänze enthalten war.
Als Beispiel für die Auswirkungen in konkreten Fällen siehe nachfolgendes Link für das Dorf Diedorf »
http://mgv-srb.de/map/projecteXd.html?P ... 4?pin?icon
Siehe auch die Eintragungen für Devastation im ehem. Sperrgebiet.
mfg Frank
das eine umfängliche und interessante Fragestellung deinerseits.
Das kann man mE nicht in einem Beitrag und kurz beantworten. Als Anfang dazu vllt zur 5 km Sperrzone – das ist unseres Erachtens eher eine allgemeine Benennung. Sie war meist kürzer, kam aber oft auch auf ~5 km, z.B. in der Gegend um Lauenburg, im Bereich Brocken und Südharz. Sie folgte dabei i.d.R. (ich möchte fast feststellen: immer) pragmatischen Festlegungen, die meist durch die konkrete Geographie vorgegeben waren.
Die in der verlinkten online Karte abgebildete 5 km Sperrzone ist aus verschiedenen speziellen Kartensätzen im Maßstab 1:50 000, unter anderem aus den 70-er Jahren, übernommen worden. Im Verlaufe der Diskussionen dazu wurden (relativ geringfügige) Abweichungen vom letzten bekannten und dokumentierten Verlauf der Staatsgrenze / innerdeutsche Grenze Ende der 80-iger Jahre festgestellt. Als Beispiel soll hierbei das Eichsfeld genannt werden. Uns ist kein Kartenwerk bzgl. des 500 Meter Schutzstreifens und der 5 km Sperrzone ansich bekannt in dem der Verlauf in Gänze enthalten war.
Als Beispiel für die Auswirkungen in konkreten Fällen siehe nachfolgendes Link für das Dorf Diedorf »
http://mgv-srb.de/map/projecteXd.html?P ... 4?pin?icon
Siehe auch die Eintragungen für Devastation im ehem. Sperrgebiet.
mfg Frank
Re: Fragen zum einstigen Grenzsperrgebiet
Hallo,
wichtige Betriebe blieben aber erhalten. Wie z. B. die Gerbereien in Hirschberg oder die Papierfabrik Blankenstein. Sie lagen direkt am Ufer der Saale.
Nach Angaben des Museums für Gerberei- und Stadtgeschichte Hirschberg lag die Stadt im 500m Schutzstreifen. Trotzdem wurde aber die Mauer (sonst war es ja Maschendrahtzaun) hinter dem Werk zur Saale hin gebaut.
Hier noch eine Doku über Sparnberg, auch direkt an der Saale gelegen.
https://www.youtube.com/watch?v=6zYPCrODFoU
wichtige Betriebe blieben aber erhalten. Wie z. B. die Gerbereien in Hirschberg oder die Papierfabrik Blankenstein. Sie lagen direkt am Ufer der Saale.
Nach Angaben des Museums für Gerberei- und Stadtgeschichte Hirschberg lag die Stadt im 500m Schutzstreifen. Trotzdem wurde aber die Mauer (sonst war es ja Maschendrahtzaun) hinter dem Werk zur Saale hin gebaut.
Hier noch eine Doku über Sparnberg, auch direkt an der Saale gelegen.
https://www.youtube.com/watch?v=6zYPCrODFoU
Re: Fragen zum einstigen Grenzsperrgebiet
Vielen Dank für die Informationen. Wurden eigentlich alle Bewohner des 500 Meter Grenzstreifens (zwangs)umgesiedelt und war das 5-Kilometer-Sperrgebiet durchgängig zum Hinterland abgezäunt oder konnten DDR-Bürger leicht versehentlich das Sperrgebiet betreten?
Re: Fragen zum einstigen Grenzsperrgebiet
Beides kann ich mit „nein“ beantworten.
Re: Fragen zum einstigen Grenzsperrgebiet
An der 5 km Sperrzone standen (Betretensverbot-)Schilder - ohne Zaun. Der Abstand war so gewählt das man von dem, vor dem man aktuell stand, das Nächste sah. Bis an den 500 m Schutzstreifen bin ich nie gelangt.
Wenn man nicht musste oder wollte hat man sich da nicht einfach 'rangearbeitet' - die Sperrzone als solche war bekannt. Ich war mal in Ilsenburg in Urlaub, dort hat man sich oft quasi naturbedingt am Sperrgebiet bewegt.
mfg Frank
Wenn man nicht musste oder wollte hat man sich da nicht einfach 'rangearbeitet' - die Sperrzone als solche war bekannt. Ich war mal in Ilsenburg in Urlaub, dort hat man sich oft quasi naturbedingt am Sperrgebiet bewegt.
mfg Frank
Re: Fragen zum einstigen Grenzsperrgebiet
Hallo,
kann mich noch an an den Urlaub in Wurzbach erinnern. Auf dem Wegweiser für Lehesten und Grumbach waren gleich Sperrschilder mit drauf.
Die (Straßen-) Zufahrten waren teilweise offen, mal gab es Posten. Am 500m Streifen war Maschendrahtzaun (und drüber Stacheldraht?)
kann mich noch an an den Urlaub in Wurzbach erinnern. Auf dem Wegweiser für Lehesten und Grumbach waren gleich Sperrschilder mit drauf.
Die (Straßen-) Zufahrten waren teilweise offen, mal gab es Posten. Am 500m Streifen war Maschendrahtzaun (und drüber Stacheldraht?)
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Re: Fragen zum einstigen Grenzsperrgebiet
Das ""Grenzgebiet"", unterteilt in eine Sperrzone und den Schutzstreifen (innerdeutsche Grenze), konnte bis 5 km Tief sein.
Polizeiverordnung über die Einführung einer besonderen Ordnung an der Demarkationslinie
vom 26. Mai 1952
§ 1. Die entlang der Demarkationslinie zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und Westdeutschland festgelegte Sperrzone umfaßt einen 10 m breiten Kontrollstreifen unmittelbar an der Demarkationslinie, anschließend einen etwa 500 m breiten Schutzstreifen unmittelbar an der Demarkationslinie und dann eine etwa 5 km breite Sperrzone.
http://www.verfassungen.de/ddr/index.htm
Verordnung zum Schutze der Staatsgrenze der Deutschen Demokratischen Republik
vom 19. März 1964
§ 2. (1) Der Verlauf und die Tiefe der einzelnen Grenzgebiete werden durch die zuständigen Minister festgelegt.
http://www.verfassungen.de/ddr/index.htm
Die Tiefe des Grenzgebiet /Sperrzone und Schutzstreifen) war letzlich abhängig von den ortlichen Gegebenheiten (Gelände, Städte, Dörfer, etc.) und wurde immer mal angepaßt.
So z.B.: 1972
https://www.bpb.de/geschichte/deutsche- ... /sonneberg
Anordnung über die Ordnung in den Grenzgebieten und den Territorialgewässern der Deutschen Demokratischen Republik
-Grenzordnung-
vom 15. Juni 1972
Z.B.: hatte das Grenzgebiet zw. Günterode und Reinholterode 1989 in einem Abschnitt eine Tiefe vom Grenzverlauf aus von 1,55 km.
Nimmt man den Bereich des Heldburger Land, von der VP - KP bei Linden bis zur Grenze s Schweickershausen kommt man auf ca. 14,7 km.
Der Schutzstreifen im Bereich von Mackenrode, hier zugleich Trasse des GSZ/GSSZ, 1978 in einem Abschnuitt eine Tiefe vom Grenzverlauf aus von ca. 220m.
Im Bereich sw Gerbershausen bis zur Wrra jedoch eine Tiefe von ca. 2,6 km.
Wobei die Trasse des GSZ bzw. ab 1983ff des GSSZ nicht immer zu 100 % mit dem Verlauf des Schutzstreifens übereinstimmte.
Man konnte versehentlich in das Grenzgebiet (Sperrzone als auch Schutzstreifen) gelangen.
Die Online vorhanden Datensätze zum 5 km Grenzgebiet und 500 m Schutzstreifen weisen auch schon mal größere Differenzen auf.
Teilweise liegt der Schutzstreifen feindwärts des GSZ/GSSZ.
Polizeiverordnung über die Einführung einer besonderen Ordnung an der Demarkationslinie
vom 26. Mai 1952
§ 1. Die entlang der Demarkationslinie zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und Westdeutschland festgelegte Sperrzone umfaßt einen 10 m breiten Kontrollstreifen unmittelbar an der Demarkationslinie, anschließend einen etwa 500 m breiten Schutzstreifen unmittelbar an der Demarkationslinie und dann eine etwa 5 km breite Sperrzone.
http://www.verfassungen.de/ddr/index.htm
Verordnung zum Schutze der Staatsgrenze der Deutschen Demokratischen Republik
vom 19. März 1964
§ 2. (1) Der Verlauf und die Tiefe der einzelnen Grenzgebiete werden durch die zuständigen Minister festgelegt.
http://www.verfassungen.de/ddr/index.htm
Die Tiefe des Grenzgebiet /Sperrzone und Schutzstreifen) war letzlich abhängig von den ortlichen Gegebenheiten (Gelände, Städte, Dörfer, etc.) und wurde immer mal angepaßt.
So z.B.: 1972
https://www.bpb.de/geschichte/deutsche- ... /sonneberg
Anordnung über die Ordnung in den Grenzgebieten und den Territorialgewässern der Deutschen Demokratischen Republik
-Grenzordnung-
vom 15. Juni 1972
Z.B.: hatte das Grenzgebiet zw. Günterode und Reinholterode 1989 in einem Abschnitt eine Tiefe vom Grenzverlauf aus von 1,55 km.
Nimmt man den Bereich des Heldburger Land, von der VP - KP bei Linden bis zur Grenze s Schweickershausen kommt man auf ca. 14,7 km.
Der Schutzstreifen im Bereich von Mackenrode, hier zugleich Trasse des GSZ/GSSZ, 1978 in einem Abschnuitt eine Tiefe vom Grenzverlauf aus von ca. 220m.
Im Bereich sw Gerbershausen bis zur Wrra jedoch eine Tiefe von ca. 2,6 km.
Wobei die Trasse des GSZ bzw. ab 1983ff des GSSZ nicht immer zu 100 % mit dem Verlauf des Schutzstreifens übereinstimmte.
Man konnte versehentlich in das Grenzgebiet (Sperrzone als auch Schutzstreifen) gelangen.
Die Online vorhanden Datensätze zum 5 km Grenzgebiet und 500 m Schutzstreifen weisen auch schon mal größere Differenzen auf.
Teilweise liegt der Schutzstreifen feindwärts des GSZ/GSSZ.
MfG. TH
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Re: Fragen zum einstigen Grenzsperrgebiet
Mal Übersichtsfotos der GT vom Schutzstreifenbeginn gesichtet.Frank K. hat geschrieben: ↑09.02.2021 12:36 An der 5 km Sperrzone standen (Betretensverbot-)Schilder - ohne Zaun. Der Abstand war so gewählt das man von dem, vor dem man aktuell stand, das Nächste sah. Bis an den 500 m Schutzstreifen bin ich nie gelangt.
Wenn man nicht musste oder wollte hat man sich da nicht einfach 'rangearbeitet' - die Sperrzone als solche war bekannt. Ich war mal in Ilsenburg in Urlaub, dort hat man sich oft quasi naturbedingt am Sperrgebiet bewegt.
mfg Frank
Da standen die Schilder mit Masse nicht in Sichtweite.
War wohl nicht durchgängige Praxis wie oben dargestellt.
P.S:: Bei den Minensperren standen diese auch nicht unbedingt auf Sichtweite.
MfG. TH