Feldjäger - Koblenz - Standortdatenbank

Militärische Objekte und Anlagen ab 1945
HW (†)
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Feldjäger - Koblenz - Standortdatenbank

Beitrag von HW (†) » 29.05.2020 18:07

Hallo,
Ende letzten Jahres wurde ich von einem guten Bekannten in München gefragt, wie die Feldjäger von Koblenz und hier das FJgBtl 390 mit der Fritsch-Kaserne in Koblenz-Niederberg in Verbindung standen, da er wusste, dass ich fast 10 Jahre in Koblenz wohnhaft war und ihm vor einigen Jahren von den Feldjägern der 390 in der Boelcke-Kaserne berichtet hatte. Er habe die Information von verschiedenen Seiten im Internet.
Also machte ich mich auf der Suche ins Netz. Hier fand ich tatsächlich auf verschiedenen privaten Seiten, dass das FJgBtl 390 in Koblenz in der Fritsch-Kaserne, Niederberger Höhe 1, von 1972 bis 1979 war.
Ich kann aber bestätigen, dass es nicht so war und auf alle Fälle von 1972 bis Dez. 1976 in der Boelcke-Kaserne in Koblenz-Rauental, Hoevelstraße 2 war.

Das Feldjägerbataillon 390 (FJgBtl 390) wurde Mitte 1972 in der Boelcke-Kaserne aufgestellt. Es war ein gekadertes Bataillon, also nicht in voller Stärke. Der Stab war im Gebäude der 2./FJgBtl 390 in der Boelcke Kaserne untergebracht.
Die 2./FJgBtl 390 wurde 1961 als Feldjägerzug 390 aufgestellt und übernahm das Feldjägerwachkommando (FJgWachKdo) Koblenz in der Boelcke-Kaserne, welches vom II. Zug der Feldjägerkompanie 5 (FJgKp 5) ca. um 1960 dort errichtet wurde. Der II./FJgKp 5 verlegte bis 1961 nach Koblenz-Horchheim in die Gneisenau-Kaserne und betrieb hier das FJgWachKdo Koblenz-Horcheim. 1967 verlegte der II./FJgKp 5 von Koblenz-Horcheim nach Koblenz-Pfaffendorf in die Augusta-Kaserne und betrieb hier das Feldjägerdienstkommando (FJgDstKdo) Koblenz-Pfaffendorf bis Mitte 1972.
Im Jahr 1966 wurde bei allen Feldjägern in der Bundesrepublik die Bezeichnung FJgWachKdo in FJgDstKdo geändert.
Zurück zum FJgBtl 390, der Bataillonsstab und die 2. Kompanie blieben in der Boelcke-Kaserne, ebenso das FJgDstKdo.
Ein FJgDstKdo bzw. vormals ein FJgWachKdo kann in etwa mit einem Polizeirevier verglichen werden.
Der ii./FJgKp 5 in Koblenz-Pfaffendorf in der Augusta-Kaserne wurde 1972 dann zur 3./FJgBtl 390. Die Unterkunft blieb in der Augusta-Kaserne, da das DstKdo Koblenz-Pfaffendorf 1972 aufgelöst wurde mussten diese Feldjäger zum Dienst auf dem FJgDstKdo Koblenz in die Boelcke-kaserne fahren.
In Marburg wurde aus dem III./FJgKp 2 die 4./FJgBtl 390.

Ergänzend noch hierzu: In Lahnstein im Stadtteil Niederlahnstein in der Deines-Bruchmüller-Kaserne gab es noch das FJgDstKdo Niederlahnstein. Es war der I. Zug der 3.FJgBtl 740 aus Mainz. Dieses FJgDstKdo, welches vermutlich auch schon 1960 bestand, wurde auch 1972 aufgelöst und die Feldjäger verlegten nach Wetzlar und übernahmen vom III./FJgKp 5 das FJgDstKdo Wetzlar.

So, jetzt aber zur Fritsch-Kaserne, wenn hier auf mehreren verschiedenen Seiten im Netz fälschlicherweise die Heimat des FJgBtl 390 mit Fritsch-Kaserne angegeben wird, muss es doch einen Ursprung/Verursacher geben. Und ich wurde fündig auf der Standortdatenbank des MGFA. Vermutlich haben alle Verfasser die Angaben von hier übernommen.

HW (†)
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Re: Feldjäger - Koblenz - Standortdatenbank

Beitrag von HW (†) » 29.05.2020 18:55

Da ich die Zeit von 1977 bis zur Auflösung 1979 nicht persönlich bestätigen kann, habe ich in den letzten Wochen und Monaten fleißig telefoniert (ehem. Kompaniefeldwebel der 2./FJgBtl 390, ehem. Feldjäger der 2./FJgBtl 390, ehem. Feldjäger der 3./FJgBtl 390, ehem. Feldjäger der 4./FJgBtl 390, ehem. Feldjäger der FJgKp 5, mit einem Kompanie-Chef und einem Kompaniefeldwebel der Nachfolge Kompanie, 6./FJgBtl 740).
Ich kann jetzt auch sagen, dass das FJgBTL 390, der Stab FJgBtl 390 und die 2./FJgBtl 390 von der Aufstellung im Jahr 1972 bis zur Auflösung 1979 immer in der Boelcke-Kaserne in Koblenz-Rauental, Hovelstraße 2 waren und hier auch das FJgDstKdo Koblenz war.
Ausnahme: Ein ehem. Feldjäger sagte mir, er sei Ende 1978 zur 3./FJgBtl 390 gekommen und da war die 3. Kompanie in der Fritsch-Kaserne. Diese Aussage prüfe ich zur Zeit, ein anderer ehem. Feldjäger sagte mir hierzu, er verwechselt wahrscheinlich die Augusta-Kaserne mit der Fritsch-Kaserne.

1980 wurde im Heeresmodell/Heeresstruktur 4 in Koblenz in der Boelcke-Kaserne die 6./FJgBtl 740 aufgestellt, diesmal eine voll aufgestellte Kompanie. Irgendwann in den 80er Jahren verlegte die 6./FJgBtl 740 für kurze Zeit in die Fritsch-Kaserne, da in dem Gebäudeteil wo der Stab FJgBtl 390 untergebracht war, ein gehärtetes (beschusshemmendes Glas an den Fenstern, Stahltüren, Kameraüberwachung) FJgDstKdo eingerichtet wurde und auch die anderen Räume saniert wurden, sowie die Stuben zu 2 Mann-Stuben umgebaut wurden. Das FJgDstKdo Koblenz befand sich vorher im Wachgebäude der Boelcke-Kaserne.

Zur Personalstärke etwas: Bis 1972 war die Zugstärke 25 Feldjäger. Mit dem FJgDstKdo Koblenz (FJgZg 390 bzw. 2./FJgBtl 390), FJgDstKdo Koblenz-Pfaffendorf bzw. Koblenz-Horchheim (II./FJgKp 5) und dem FJgDstKdo Lahnstein (I./3.FJgBtl 740 bzw. vormals I./FJgKp IV) standen 75 Feldjäger zur Verfügung die im Schichtdienst tätig waren.
1972 wurde die Zugstärke geändert, es gab jetzt 42 Feldjäger pro Zug. Die 2./FJgBtl 390 und die 3./FJgBtl 390 die gemeinsam das FJgDstKdo betrieben brachten es somit auf 84 Feldjäger, was schon einer Kompaniestärke entsprach. Das FJgDstKdo Niederlahnstein existierte ab 1972 ja nicht mehr.

Grüße
HW

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Re: Feldjäger - Koblenz - Standortdatenbank

Beitrag von HW (†) » 29.05.2020 19:02

Hier noch der Eintrag in der Standortdatenbank, ich frage mich allerdings, woher die falsche Angabe stammt:

http://www.mgfa.de/html/standorte_index ... y&record=2

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Re: Feldjäger - Koblenz - Standortdatenbank

Beitrag von turul » 29.05.2020 20:22

Ich hatte vor einiger Zeit Kontakt mit der Bearbeiterin der Standortdatenbank. Die Datenbank basiert auf Stationierungsübersichten der Bundeswehr aus den Jahren 1985 und 1986, eine Ergänzung erfolgt vor allem durch Auswerten der greifbaren Literatur. Hier werden vor allem die bekannten Standortbroschüren des Münch-Verlages herangezogen, die in der Mehrzahl aller Fälle von sehr mäßiger Qualität sind und nicht einmal minimalsten Anforderungen historisch sauberer Arbeit entsprechen. Ähnliches gilt von Bataillonschroniken usw., die auch verwendet werden. Die Angaben in dieser Standortdatenbank sind daher mit Vorsicht zu gebrauchen. Für die 1980er Jahre stimmt es einigermassen, je weiter man zurückgeht, desto mehr Fehler treten auf.
Die Dame, die das ganze bearbeitet, ist sehr nett und freundlich und ist für jede Unterstützung dankbar. Sie war vorher beim Kreiswehrersatzamt beschäftigt, kam nach dessen Auflösung zum damaligen MGFA und hatte noch nie Berührung mit der Organisationsgeschichte der Bundeswehr. Ich habe ihr damals meine Ausarbeitungen zur Stationierung der Bundeswehr in Bayern zur Verfügung gestellt.
Der Bearbeiter dieser Standortdatenbank müsste über fundierte Kenntnisse der Organisationsgeschichte der Bundeswehr verfügen, da sich eben die Verhältnisse der Heeresstrukturen 1 - 3 nicht mit denen der Heeresstruktur 4 vergleichen lässt. So kann es z.B. vorkommen, das für Landshut in der Datenbank das "Feldjägerdienstkommando Neuburg" mit Aufstellung 1968 und Verbleib von mindestens 1972 bis ? erwähnt ist.
Richtig für Landshut ist aber:
von 1957 bis ca. 1965 lag dort ein Zug der (Divisions-) FJgKp 4, da in diesem Zeitraum Teile des Artillerieregiments 4 in Landshut stationiert waren.
Ab 1965/1966 wurde Landshut Standort der Gebirgsdivision, vor allem der Brigade 24, war zunächst ohne Feldjäger und wurde sporadisch von abgesetzten Feldjägerkommandos aus Regensburg betreut.
Mit der Aufstellung der Korpsfeldjäger und der Kaderung der Divisions-Feldjägerkompanien in der Heeresstruktur 3 wurde der ehemalige III. Zug der Divisons-Feldjägerkompanie 10 aus Neuburg an der Donau 1972 nach Landshut verlegt und bildete dort die ebenfalls gekaderte 3./FJgBtl 290 des Korpsfeldjägerbataillons 290. Daraus hat dann die Standortdatenbank das Feldjägerdienstkommando Neuburg in Landshut gemacht.
1980 wurde das Feldjägerdienstkommando Landshut und damit die 3./290 aufgelöst, der Einsatzraum wurde zwischen den Feldjägerdienstkommandos München (3./FJgBtl 760) und Regensburg (4./FJgBtl 760 - ehem. FJgKp 4) aufgeteilt.

So lobenswert dieses Angebot der Standortdatenbank ist, ist es doch andererseits ein Armutszeugnis für eine Institution wie das MGFA mit einem eigentlich hohen wissenschaftlichen Anspruch, der bei den Veröffentlichungen auch immer wieder bewiesen wird. Auf die Idee, für diese Standortdatenbank die in Freiburg beim BA-MA vorhandenen Stationierungsübersichten oder gleich die grundlegenden Befehle zur Aufstellung und Verlegung von Einheiten auszuwerten, kam anscheinend noch niemand. Mag natürlich auch an der unglückseligen Verlegung des MGFA nach Potsdam und damit in der Trennung von "seinem" Archiv liegen - nach meiner Meinung eine eklatante Fehlentscheidung.
P.S.: Ich verwende weiter aus Gewohnheit die alte Bezeichnung "MGFA", weil "Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw)" ist mir zu zungenbrecherisch.

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Re: Feldjäger - Koblenz - Standortdatenbank

Beitrag von HW (†) » 30.05.2020 16:43

Aha, jetzt weiß ich auch, wie das Neuburg bei Landshut in einer Aufstellung bei Wikipedia zustande gekommen ist. Ich sage erst einmal Danke.
Dazu noch ein kurzes Abschweifen von Koblenz nach Bayern. Auf einer älteren Karte mit (ehem.) FJgWachKdo/FJgDstKdo habe ich vor ca. 20 Jahren im Archiv in Sonthofen die Garnisonstadt Passau gelesen. Ich habe bis heute keine konkreten Hinweise dazu. Ganz weit hinten in meinem Gedächtnis habe ich FJgAusb gespeichert, aber ob das zutrifft ??
In einem Beitrag im aktuellen DER FELDJÄGER hat Ulli S. eine Übersicht mit Karte der Feldjäger in Bayern erstellt. Passau ist hier nicht mehr aufgeführt, aber auch Donauwörth ist vergessen worden. Hannover hat aber von mir schon Post bekommen.

Nun aber noch etwas zu Koblenz und Lahnstein.
Koblenz galt mit Lahnstein einmal als größte Garnisonstadt der Bundeswehr. In so manchen Chroniken waren von Einheiten/Bataillone 20.000 bis 25.000 Dienstposten in Koblenz angegeben worden. Es gab hier immerhin 8 große Kasernen, viele, viele Gebäude von der Bundeswehr die nicht in einer Kaserne waren (z. B. III. Korps, Schule Innere Führung der Bundeswehr, MAD-Stelle, Verkehrskommandantur, PiKdo III. Korps, Standortverwaltung usw.), viele Lager und Liegenschaften (z. B. 4 Standortmunitionsniederlagen, 2 Standortschießanlagen, 2 Standortübungsplätze, 1 Korpsdepot Betriebsstoff usw.) und nicht zu vergessen das Bundeswehrzentrlkrankenhaus das damals schon in den 70er Jahren einen Rettungshubschrauber (Bell UH 1D) und einen Notarztwagen hatte. Im Beiheft von DIE BUNDESWEHR 1989 von O.W. Dragoner ist auf den Seiten374 bis 382 eine sehr gute Aufstellung die das Jahr 1989 betrifft. Vieles war zu diesem Zeitpunkt schon aufgelöst worden.

Man kann jetzt sicher auch verstehen, warum hier bis 1972 drei FJgDstKdo`s waren. Auch deren Einsatzräume spiegeln die große Garnisonstadt wieder. Das FJgDstKdo Koblenz in der Boelcke-Kaserne hatte bis 1972 nur die Stadt Koblenz und hier nur das Stadtgebiet, welches auf der linken Rheinseite war. Das FJgDstKdo Koblenz-Horchheim bzw. dann Koblenz-Pfaffendorf betreute bis 1972 die rechte Rheinseite vom Stadtgebiet Koblenz und zusätzlich den Landkreis Neuwied (in Neuwied eine Kaserne mit Hafen der Flusspioniere), sowie den Landkreis Altenkirchen. Das FJgDstKdo Niederlahnstein hatte als Einsatzraum bis 1972 die Stadt Lahnstein und den Rhein-Hunsrück-Kreis.
1972 änderte sich etwas im Bezug auf die Einsatzräume. Da die FJgDstKdo`s Niederlahnstein und Koblenz-Pfaffendorf aufgelöst worde übernahm das FJgDst Koblenz dessen Einstzräume. Nachbardienstkommandos waren das FJgDstKdo Mayen (2./FJgBtl 740) und das FJgDstKdo Diez (FJgKp 5). Es gab hier auch gegenseitige Unterstützungen z. B. bei schweren Verkehrsunfällen auf der Autobahn.
Die Dienstzeiten beim FJgDstKdo Koblenz waren damals 07:00 Uhr bis 19:00 Uhr und 19:00 bis 07:00 Uhr. Am Tage Mo bis FR waren 12 Feldjäger und in der Nacht und am Wochenende 6 Feldjäger im Dienst auf dem FJgDstKdo. Es gab eine Nachforschungsgruppe für eigenmächtig abwesende oder fahnenflüchtige Soldaten.

Grüße
HW

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Re: Feldjäger - Koblenz - Standortdatenbank

Beitrag von turul » 30.05.2020 17:27

In Passau gab es nie ein Feldjägerdienstkommando, sondern nur die
Feldjäger-Ausbildungs-Kompanie 8/II

Aufgestellt 1968 angeblich in Wildlflecken, 1969 kurz in Hemau und dann von 1969 bis 1974 in Passau. Zur Aufstellung der Kompanie wurden auch Teile der damals bereits in Passau stationierten und 1969 aufgelösten Pionier-Ausbildungskompanie 14/4 herangezogen.
Auftrag war die Ausbildung von Feldjägerpersonal für das II. Korps.
1974 wurde die Kompanie aufgelöst und das Stammpersonal zur Aufstellung der 4./PiBtl 240 verwendet, soweit diese nicht zu Feldjägereinheiten versetzt wurden.
Truppendienstlich war die Kompanie in Passau damals dem ebenfalls in Passau-Kohlbrück liegenden leichten Pionier-Btl 18 des Heimatschutzkommandos bzw. dem dann daraus entstandenen Pionier-Btl 240 unterstellt.
Quelle: Bachmann, Bernd: Pioniere der Bundeswehr 1955-1985. Chronik einer Truppengattung. Friedberg 1985, S. 76-77.

1977, als ich meinen Dienst beim Feldjägerdienstkommando Amberg (damals II. Zug 2./FJgBtl 760, vor 1972 Teil der FJgKp 4) antrat, gab es dort noch einige Dienstgrade, die ihre Ausbildung in der FJgAusbKp 8/II begonnen hatten.
Bei den anderen beiden Korps gab es anscheinend keine ähnlich benannte Ausbildungskompanie des Korps für die Feldjäger (also 8/I oder 8/III). Die FJgAusbKp der damaligen Territorialen Verteidigung (750, 760 usw.) scheinen erst ab Mitte der 1970er Jahre auch für das Feldheer ausgebildet zu haben.

In den 1960er Jahren gab es bei den Korps Feldjägerausbildungskompanien mit 400er Nummern:

FJgAusbKp 441
Aufstellung Nov. 1961, (teilweise wird 1959 als Aufstellungsjahr genannt), bildete FJg für das I. Korps und für die 1., 3., 6., 7. und 11. Division aus. 1972 Kompanie aufgelöst, Teile gehen in FJgAusbKp 720 (Celle) auf.
Stationierung 1961 – 1963 Hannover, 1963 - 1972 Braunschweig
Unterstellung (U): I. Korps

FJgAusbKp 442
Aufstellung Nov. 1961, aufgelöst 1965.
Sonthofen
U: II. Korps ?

FJgAusbKp 443
Aufgestellt 1961 in Sigmaringen, verlegte Ende 1962 nach Mainz-Hechtsheim und wurde 1965 FJgAusbKp 740
U: III. Korps ?

FJgAusbKp 444
Aufgestellt 1962, Wunsdorf, aufgelöst 1965?
U: I. Korps ?

FJgAusbKp 445
Aufgestellt November 1962 in Stadt Allendorf, bildete FJg für das III. Korps und für die 2., 5. und 12. Division aus. Auflösung angeblich erst Dezember 1972?
Stadtallendorf, ab 1966 Mayen.
U: III. Korps / Ausbildungsbataillon 300

FJgAusbKp 446
Aufstellung geplant für II. Korps, anscheinend nicht durchgeführt. Stattdessen wurde die FJgAusbKp 8/II aufgestellt.

Quellen: Dienststellennummernverzeichnisse und Unterkunftsübersichten, verschiedene Jahrgänge. Das Problem in diesen Unterlagen ist, das nicht immer klar erkennbar ist, ob es sich um tatsächlich aufgestellte oder erst geplante Einheiten handelt. Deswegen oben auch einige Fragezeichen.

HW (†)
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Re: Feldjäger - Koblenz - Standortdatenbank

Beitrag von HW (†) » 04.06.2020 17:07

Hallo,
zur 445 in Mayen habe ich gestern mit dem ehem. KpFw telefoniert, der zuletzt in der FJgAusbKp 445 als KpFw diente. Er bestätigte die Angaben der Auflösung zum Jahresende 1972. Das Stammpersonal wurde nach Montabaur in die Westerwald-Kaserne versetzt, um dort die AusbKp 3/III aufzustellen. Eine AusbKp für das Raketenartilleriebataillon 350.

Zur Jahreszahl der Umbenennung Feldjägerwachkommando in Feldjägerdienstkommando habe ich noch eine andere Jahreszahl, ich habe das Jahr 1966 angeführt, die aus einer Chronik der FJgKp 5 entnommen wurde. Im Buch "Feldjägertruppe der Bundeswehr" und in der "Festschrift 250 Jahre Feldjägertruppe - 35 Jahre Feldjägertruppe der Bundeswehr" wird die Jahreszahl 1963 angegeben.
Es müsste über die Umbenennung ja auch einen Erlass bzw. eine Verordnung geben wie z. B. die Verfügung des Staatssekretär im BMVtg vom 30.01.1956, dass die Bezeichnung Militärpolizei aufgehoben wird und durch Feldjäger ersetzt wird. Gründe dafür waren u. a. angeblich auch Einsprüche der Bundesländer.

Auf Wikipedia ist eine Aufstellung der Feldjägerdienstkommandos die lücken- und auch fehlerhaft ist. Ich werde Zug um Zug eine Aufstellung der Feldjägerwachkommandos und der Feldjägerdienstkommandos hier im Forum einstellen, aber vorerst nur die Orte nicht die Einheiten, da es hier noch Unstimmigkeiten gibt. Als Beispiel das FJgDstKdo Füssen: Bis 1972 der III. Zug der FJgKp 8, ab 1972 die 4./FJgBtl 290.

Grüße
HW

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Re: Feldjäger - Koblenz - Standortdatenbank

Beitrag von turul » 05.06.2020 08:38

Als Beispiel das FJgDstKdo Füssen: Bis 1972 der III. Zug der FJgKp 8, ab 1972 die 4./FJgBtl 290.
In Füssen gab es seit Ende der 1950er Jahre (wahrscheinlich seit 1958) den III. Zug der GebFJgKp 8 als Wachkommando / Feldjägerdienstkommando Füssen.

Mit der Kaderung der Divisionsfeldjägerkompanien 1972 behielten diese Kompanien nur noch die gekürzte Kompanieführung und einen Feldjägerzug am Sitz der Division. Die anderen Züge / Feldjägerdienstkommandos wurden in vielen Fällen entweder zum TerrH überführt oder zur Aufstellung der ebenfalls gekaderten Korpsfeldjägerbataillone 190, 290 und 390 verwendet.

Die GebFJgKp 8 hatte bis 1972 die Kompanieführung, die Versorgungsteile, den Fernmeldezug und den I. Zug in Mittenwald, den II. Zug in Bad Reichenhall und den III. Zug in Füssen. Die anderen beiden, in den frühen StAN der Divisionsfeldjägerkompanien vorgesehenen Züge (IV. und V.) waren nicht aufgestellt worden.

Bei der Umgliederung zur Einnahme der HStr. 3 blieb die jetzt gekaderte Kompanie mit einem Zug in Mittenwald, das Feldjägerdienstkommando Bad Reichenhall wurde ersatzlos gestrichen, aus dem III. Zug in Füssen wurde die 4./FJgBtl 290.

Mit der Heeresstruktur 4 im Jahre 1980 wurde die GebFJgKp 8 aufgelöst, daraus entstand die 5./FJgBtl 760, die nach Murnau verlegt wurde. Diese Kompanie blieb allerdings der 1. (8.) Gebirgsdivision (Garmisch-Partenkirchen) als Divisionsfeldjägerkompanie ab einer bestimmten Alarmmaßnahme (meist nach Abschluss Aufmarsch zugeordnet.

Das Dienstkommando Füssen wurde 1980 aufgelöst, ebenso die Korpsfeldjägerbataillone, damit auch die 4./290. Den Einsatzabschnitt übernahm die 7./FJgBtl 760 in Landsberg am Lech. Das Personal aus Füssen ging zum Teil an die Schule nach Sonthofen.

Die drei Korpsfeldjägerbataillone waren zwar seit 1960 geplant, die Aufstellung zog sich aber noch länger hin, als die der WBK-Bataillone und kam über gekaderte Verbände nie hinaus.
Anfang der 1960er Jahre gab es zunächst pro Korps einen Feldjägerzug (190, 290, 390), daraus wurde Mitte die 2. Kompanie des geplanten Korpsfeldjägerbataillons (2./290 usw.). 1972 wurden durch Übernahme von Teilen der Divisionsfeldjägerkompanien und Bildung von Stäben und Stabszügen der Bataillone dann die Korpsfeldjägerbataillone 190 – 390 aufgestellt. Auch Stab und Stabszug dieser Bataillone waren stark gekadert, die Kompanien hatten neben einer minimalen Kompanieführungsgruppe nur einen Feldjägerzug.

Das lässt sich am Beispiel des Feldjägerdienstkommandos Ulm gut nachvollziehen. Dort waren stationiert:
Von 1961 – 1967 der FJgZug 290, daraus wurde 1967 die 2./FJgBtl 290, die 1980 zur 4./FJgBtl 750 wurde. 1972 erfolgte die Aufstellung von Stab u. Stabszug FJgBtl 290, der 1980 ersatzlos gestrichen wurde.

Pro Korps war noch ein zweites Feldjägerbataillon vorgesehen, das allerdings nur als Geräteeinheit exitierte (191, 291, 391). Die Vorbereitung der Aufstellung dieser Einheiten war bis zur Auflösung der Korpsfeldjägerbataillone 1980 noch nicht abgeschlossen. Die Mobilmachungsstützpunkte und das vorhandene Geräte bzw. die eingeplanten Reservisten wurden ebenfalls vom TerrH übernommen und dort zur Aufstellung der dort vorgesehenen Geräteeinheiten verwendet. So wurde aus dem Feldjägerbataillon 291 in Nersingen/Strass das Feldjägerbataillon 762. Die Verbindung zum II. Korps blieb hier bestehen, weil im V-Fall 762 für das II. Korps vorgesehen war – allerdings nach kräftiger Durchmischung mit Einheiten der FJgBtl 760 und 750, da die für die Divisionen des II. Korps vorgesehenen aktiven Feldjägerkompanien dann auch unter das Kommando des Btl 750 getreten wären.

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Re: Feldjäger - Koblenz - Standortdatenbank

Beitrag von HW (†) » 18.06.2020 18:54

Hallo,
turul sei zur Standortdatenbank beim MGFA gesagt, dass ich noch Hoffnung habe für eine korrekte Standortdatenbank, ich will auch nicht von fallibel sprechen, also dazu neigend Fehler zu machen, es gibt auch viele korrekte Eintragungen.

Vor einigen Jahren habe ich in der Standortdatenbank den MAD aufgerufen. Dort wurde die MAD-Stelle 82 in Rostock "ab 1985" angegeben. Ich habe dann eine E-Mail verfasst und etwas spitzfindig die Frage gestellt (so wie der sprichwörtliche Wink mit dem Zaunpfahl), ob das Ministerium für Staatssicherheit der DDR wohl 1985 gewusst hat, dass der MAD der Bundeswehr in Rostock eine MAD-Stelle unterhält.
Ich habe auch eine Antwort bekommen wo der Tenor etwa so war: Der MAD arbeitet im geheimen und die Tätigkeiten sind nicht jedem bekannt.
Meine 2. E-Mail war dann mit "Aufklärung", dass 1985 der MAD gar keine offizielle MAD-Stelle in Rostock gehabt haben kann, weil es da ja noch die DDR gab.
Na, vielleicht ist doch etwas dran an dem Witz: Ostberlin, Normannenstraße, ein Büro beim MfS, Telefon klingelt, ein Staatssicherheitsbeamter hebt ab, lauscht eine Weile und sagt dann zu seinem Zimmernachbar: Du Genosse, die MAD-Gruppe S aus Bonn ist dran, bei der Bundeswehr wurden wichtige Geheimdokumente verschlammpt, ob wir mit Kopien aushelfen Können?

Vor einigen Wochen habe ich wieder die Standortdatenbank zum MAD aufgerufen und siehe da, jetzt ist aufgeführt: MAD-Stelle 82 in Rostock mind. von 1990 bis heute. Ist zwar auch nicht ganz korrekt, denn die MAD-Stelle 82 gibt es seit einigen Jahren nicht mehr.

Es fehlen aber in der Standortdatenbank die MAD-Stellen Leipzig, Erfuhrt und Schwielowsee, die auch unter Potsdam-Geltow geführt wurde. Erfuhrt und Leipzig gibt es als Stelle nicht mehr, Leipzig hat soweit mir bekannt, noch eine abgesetzte Ermittlungseinheit von der MAD-Stelle 7 in Schwielowsee.
Es hat, so meine ich, auch ein Nummernspiel gegeben (wie auch manchmal in anderen Bundesländern im Westen), Leipzig war, so meine ich die Stelle 74, wurde dann 71, weil Schwielowsee 71 war und 81 wurde und jetzt 7 ist. Ich meine auch, es hat für eine sehr kurze Zeit eine MAD-Gruppe VII gegeben (Gruppe VII = neue Bundesländer).

Übrigens hat der MAD, seit 2017 Bundesamt für den Militärischen Abschirmdienst der Bundeswehr, einen MAD-Report 2019, es ist der 1. Jahresbericht vom MAD, erstellt. Er kann als PDF-Dokument auf der MAD-Seite im Netzt abgerufen werden.

HW (†)
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Re: Feldjäger - Koblenz - Standortdatenbank

Beitrag von HW (†) » 20.06.2020 19:42

Zu der MAD-Stelle Potsdam, Geltow, Potsdam-Geltow und Schwielowsee: Trotz unterschiedlicher Benennung war es immer die selbe MAD-Stelle auch in der selben Örtlichkeit. Die verschiedenen Standortbezeichnungen war kein Verwirrspiel vom MAD, er ist hier völlig unschuldig, sondern entstanden durch die Gebietsreformen. Geltow, südlich von Potsdam war eine Gemeinde im Landkreis Potsdam, Landkreis Potsdam-Land, dann Potsdam-Mittelmark. Im Jahr 2002 wurde Geltow in die neu im Jahr 2002 gegründete Gemeinde Schwielowsee eingemeindet. Deswegen die verschiedenen Ortsbezeichnungen der MAD-Stelle.

Zur ehem. MAD-Stelle 82 Rostock noch etwas: In Rostock wurde nach Auflösung der MAD-Stelle 82 eine abgesetzte Ermittlungseinheit eingesetzt, die aber nicht von der MAD-Stelle 7 in Schwielowsee war, sondern von der MAD-Stelle 1 in Kiel.

Im MAD-Report 2019 ist aufgeführt, dass das Bundesamt für den Militärischen Abschirmdienst wieder personell aufwächst. Ab 1994 war ja der große "Kahlschlag". Man spricht von einem Aufwuchs von 400 Dienstposten, die Zielstruktur soll bei 1800 Dienstposten liegen. Das ist schon fast die Stärke, die vor 1994 war.
Ein erhöhter Arbeitsaufwand ist ja auch die seit 2017 eingeführte Sicherheitsüberprüfung der Bewerber für die Bundeswehr. Auch hierzu gibt es Zahlen im MAD-Report 2019.

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