PSP 25 in Böblingen

Militärische Objekte und Anlagen ab 1945
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Shortie
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PSP 25 in Böblingen

Beitrag von Shortie » 25.03.2019 23:41

PSP 25 in Böblingen wird noch genutzt als Basic Load Storage Area für die nahe gelegene Panzerkaserne und ist nicht zugänglich. In unmittelbarer Nähe liegen aber noch 3 oder 4 Lagerhäuser / Stollen die zwar auf dem US Übungsgeländes liegen aber zugänglich sind. Diese waren mal mit einem eigenen Zaun eingefasst, der nur noch in Fragmenten vorhanden ist. Möglicherweise war diese Einrichtung auch von der Bundeswehr genutzt, die ebenfalls bis 1993 in Böblingen war und "dort oben" ein Lager gehabt haben soll. Dazu hab ich aber keine genaueren Erkenntnisse.

Grüße Shortie


[edit: Beitrag abgetrennt vom Thema Frage: Prestock Points - mit und ohne J • redsea]

thomasbreitenbacher
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Re: PSP 25 in Böblingen

Beitrag von thomasbreitenbacher » 27.04.2019 08:24

Hallo Shortie,

das von Dir erwähnte Lager war definitiv eine gewisse Zeit von der Bundeswehr benutzt worden. Siehe hierzu die beiden Bilder
Böblingen 1.jpg
Böblingen 2.jpg
aus dem Jahr 2008 mit einer damals noch vorzufindende Beschilderung an einem der in diesem Lager befindlichen Schuppen.

Das erwähnte VersBtl 256 war das am 01.07.1959 in Böblingen aufgestellte Versorgungsbataillon (Fallschirm) 256 (dessen 3. Kompanie am selben Tag aus der bis dahin ebenfalls in Böblingen stationierten leichten Luftlandefeldzeuginstandsetzungskompanie 9 entstanden ist). Das Bataillon wurde im Mai 1965 in Luftlandeversorgungsbataillon 256 umbenannt und wurde 1971 nach Calw verlegt (und kurz darauf im Rahmen der Umsetzung der Heeresstruktur 3 aufgelöst).

Viele Grüße, Thomas.
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Shortie
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Re: PSP 25 in Böblingen

Beitrag von Shortie » 13.04.2020 17:33

Hallo Thomas,

diese Lagerplätze existieren heute noch und auch die von dir gezeigten Schilder sind noch vorhanden. Allerdings meine ich nicht diese (an 4 parallel angelegten Wegen) liegende Lagerplätze sondern die in der Nähe liegenden (im Berg eingelassene Lägerhäuser) an der Zufahrt zu einem vor einigen Jahren neu gebauten Zwingerkomplex.

Grüße Shortie

thomasbreitenbacher
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Re: PSP 25 in Böblingen

Beitrag von thomasbreitenbacher » 25.10.2020 08:46

Hallo Shortie,

falls eine Information zu Deiner Frage noch aktuell ist: ich vermute, Du meinst den ehemals abgezäunten kleinen Lagerbereich zwischen dem Pre-Stock Point 25 und dem später von der Bundeswehr genutzten Lagerbereich ?

Dieser Bereich umfasste zuletzt drei „earth-covered magazines“ (ECM, erdüberdeckte Lagerhäuser).

Auf Luftbilder von 1968 (siehe Orthophotos 1968 auf leo-bw.de) ist deutlich zu erkennen, dass es in diesem Jahr in diesem Lager nur zwei ECM gab. Der dritte (mittlere) muss also später errichtet worden sein. Bereits 1968 war dieser Bereich separat abgezäunt, allerdings ohne erkennbare weitere Infrastruktur wie Wach- oder sonstige Betriebsgebäude. Er verfügte 1968 offensichtlich nur über einen einfachen Zaun und die beiden einfachen Tore an der das Lager querenden Durchfahrtsstraße.

Wenn ich die Angaben aus dem Buch „Zwischen Schild und Schwert. Die US-Streitkräfte in Deutschland 1953 bis 1963 und die Umsetzung der Militärstrategie der USA“ von Thomas Christoph Marx (Marburg/Münster 2004), Seite 266, welche sich auf den Annual Historical Report HQ USAREUR 1957-1958, Seite 204, Tabelle 8, beziehen, zu Rate nehme, waren sowohl im Juni 1958 als auch im Juni 1961 zwei „magazines“ in Böblingen „available“ (verfügbar) als „Advanced Weapons Storage Facilities“, d.h. zur Lagerung entweder von Nuklear-Gefechtsköpfen und/oder den entsprechenden Trägersystemen (Corporal, Nike, Honest John, Redstone, Lacrosse).

Deshalb meine These, dass dieser Lagerbereich zumindest im angegebenen Zeitraum und eventuell bis Anfang der sechziger Jahre diesem Zweck diente (ob nun Gefechtsköpfe und/oder Trägersysteme sei dahingestellt).

Böblingen war gemäß dieses Berichts jedoch insofern eine Besonderheit, als es die mit Abstand kleinste erwähnte „Advanced Weapons Storage Facilitiy“ in dieser Zeit war. Die anderen verfügten jeweils über wesentlich mehr entsprechend klassifizierter Magazines. Dies waren laut des genannten Berichts Münster (bei Dieburg), Lorsch, Bruchsal, North Point (Kriegsfeld), Rhine Ordnance Barracks und Rhine Ammunition Depot (Kaiserslautern), Fischbach, Morbach und Vatry-Châlons (Frankreich).

Unter der Kennedy-Administration wurde die Vorschriften für die Lagerung von Nuklear-Gefechtsköpfen drastisch verschärft und die Lagereinrichtungen umfangreich gesichert und zentralisiert, so dass Böblingen ab diesem Zeitpunkt, wenn es denn für diese Lagerung genutzt worden wäre, nicht mehr für eine solche Lagerung in Frage gekommen sein dürfte. Von der Größe her entspräche es tatsächlich einer NATO-Munitionsniederlage Typ J bzw. Special Ammunition Storage Site, aber ihm fehlten außer den beiden ECM’s alle weiteren Merkmale einer solchen Anlage, vor allem die grundlegendsten Sicherungseinrichtungen.

Der Bereich dürfte ab dann der Lagerung anderer Güter gedient haben. Bei Lagerung entsprechender Explosiv-Gefahrenklassen oder von Nicht-Explosivstoffen war dann offensichtlich eine dichtere Belegung möglich, deshalb dann wohl die Errichtung eines dritten ECM nach 1968.

Viele Grüße, Thomas.

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