Bomben ohne Zünder?

Militärische Objekte und Anlagen des 2. Weltkriegs (und 1933-1945)
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g.aders
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Bomben ohne Zünder?

Beitrag von g.aders » 04.08.2017 16:43

Guten Tag in die Runde,

lt. einem Bericht der "Westfälischen Nachrichten" vom 3. Augst wurden im Osten Münsters nahe der Warendorfer Straße 4 250-Pfund-Brandbomben-Blindgänger geborgen, drei davon - so die Zeitung - ohne Zünder.

Sind solche Schlampereien (ich meine, dass zünderlose Bomben in Flugzeuge gehievt wurden) öfters vorgekommen? Ich kenne bislang nur einen Fall von einem Bombenteppich bei Troisdorf, wo alle 250er GPs ohne Zünder eingeschlagen haben.
Beste grüße
Gebhard Aders

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dolphiner
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Beitrag von dolphiner » 04.08.2017 18:29

Dafür kann es mehrere Ursachen geben.
Der Zünder kann abgeschert sein beim Eindringen ins Erdreich.
Die Bombe kann bereits entschärft worden sein damals durch entsprechendes Personal aber man hat den Bombenkörper aufgrund des Chaos und den Kriegswirren nicht abtransportiert sondern in den nächstbesten Bombentrichter entsorgt.

Schutt drüber. Aus den Augen aus dem Sinn.
War sicherer als sie einfach so herumliegen zu lassen.

Dass Bomben in ein Flugzeug geladen wurden ohne Zünder kann ich mir fast nicht vorstellen.
Gerade auf Aliierter Seite war man doch sehr daran interessiert, dass alle Bomben auch wie vorgesehen funktionieren.

Bunkerbob
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Beitrag von Bunkerbob » 09.08.2017 11:04

dolphiner hat geschrieben:Dafür kann es mehrere Ursachen geben.
Der Zünder kann abgeschert sein beim Eindringen ins Erdreich.
Ja, solche Fälle gibt es, aber dann sind wesentliche Teile des Zünders immer noch in der Bombe, insbesondere Detonator und Übertragungsladung, und die muss man dann mühsam "rauspopeln" zur Entschärfung - das ist hier also nicht gemeint.
dolphiner hat geschrieben: Die Bombe kann bereits entschärft worden sein damals durch entsprechendes Personal aber man hat den Bombenkörper aufgrund des Chaos und den Kriegswirren nicht abtransportiert sondern in den nächstbesten Bombentrichter entsorgt.
Das ist tatsächlich häufiger passiert. Bomben ohne Zünder sind recht ungefährlich, nach der Bombardierung war die erste Priorität, die herumliegenden (auch erdeingedrungenen) Blindgänger zu entschärfen, d.h. den Zünder zu entfernen. Manchmal findet man daher die Bombe noch am Einschlagpunkt, die verrotteten Bretter der früheren Baugrubensicherung und stellt fest, dass die Zünder schon ausgeschraubt sind.
Und auch wenn sie damals noch aus dem Einschlagloch herausgeholt wurden: Die Bombe abtransportieren (wiegt ja so einiges) war dann mühsamer, das wurde auf die Tage nach dem Endsieg verschoben. Und was dann einfach so noch herumlag,
wurde spätestens zu Kriegsende "entsorgt", d.h. durchaus auch in vorhandene Löcher verkippt (bei der Vorbereitung zur Landesgartenschau Schwerin haben wir 11 bereits entschäfte Bomben aus dem in den Burgsee verkippten Trümmerschutt geholt).
dolphiner hat geschrieben: Dass Bomben in ein Flugzeug geladen wurden ohne Zünder kann ich mir fast nicht vorstellen.
Gerade auf Aliierter Seite war man doch sehr daran interessiert, dass alle Bomben auch wie vorgesehen funktionieren.
Ich mir auch nicht.
So ein Bombenangriff war schon eine extrem durchorganisiert Aktion, von der (vom Angriffsziel abhängigen) Auswahl der Bombentypen und der Bezünderung über Anlieferung, Beladung bis zur Kontrolle der Beladung durch die Besatzung: spätestens hier hätte der Pilot die Bombencrew zur Sau gemacht, wenn er unbezünderte Bomben durchs feindliche Flakfeuer hätte tragen sollen.
Dass das bei Troisdorf mit einem ganzen Bombenteppich passiert sein soll, entzieht sich meiner Vorstellung.

g.aders
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Beitrag von g.aders » 10.08.2017 20:55

Die Sache mit den zünderlosen Bomben bei Troisdorf wurde mir vor über 40 Jahren von einem
ehemsligen Sprengkommando-Führer berichtrt.
Beste Grüße
Gebhard Aders

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