Seefliegerhorst und Fliegerhorst Bug

Fliegerhorste, Feldflugplätze, Einsatzhäfen und E-Stellen der Luftwaffe und andere, zugehörige Infrastruktur
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Eddy
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Seefliegerhorst und Fliegerhorst Bug

Beitrag von Eddy » 30.10.2015 13:57

Nun werde ich mal mit dem geheimnisvollsten Teil der Geschichte der Halbinsel Bug anfangen. Da wir aber noch eine Menge Unklarheiten haben, wird also nicht alles schlüssig sein, was ich schreibe. Es sind einfach Ergebnisse durch persönliche Dokumente und Fotos von ehemaligen Luftwaffenangehörigen oder ehemaligen Dranskern und Recherchen von unseren Vorgängern. Ich werde also in erster Linie mal das Objekt als solches vorstellen ohne vorerst auf Geschichten zur Geschichte einzugehen.
Nach dem 1. Weltkrieg, Versailler Vertrag, wurde die Seeflugstation Bug demontiert und militärisch genutzte Gebäude abgerissen. Etwa fünf bis sieben Häuser, die als Wohnhäuser oder ähnliches dienten blieben stehen und wurden von 1920 bis 1930 an den Deutschen Beamten- und Wirtschaftsbund verpachtet. Dieser Bund betrieb hier ein Erholungsheim mit allen maritimen Aktivitäten, die zur damaligen Zeit möglich waren.
Nach Ablauf des Pachtvertrages wurde das Militär wieder regsam und begann etwa 1932 mit dem Bau von neuen Gebäuden unter der Tarnbezeichnung "NAUTISCHE VERMESSUNGSABTEILUNG" und war der Deutschen Lufthansa in Swinemünde unterstellt. (Foto 1)
Das Foto entstand vom nördlichen Anleger im Wieker Bodden aus und zeigt ganz rechts eines der alten Gebäude (Wache) von der Seeflugstation, dahinter die spätere Halle 2 und mittig die spätere Halle 1.
Zum Bodden hin waren die Ablaufbahnen für die Schwimmerflugzeuge. (siehe Planausschnitt)
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Beitrag von Eddy » 30.10.2015 14:23

Ich stelle nun mal den Gesamtplan ein, den wir nach besten Wissen und Gewissen beschriftet haben. Es sind nur die wichtigsten Gebäude benannt. Inzwischen haben wir ja dank @zulufox ein total benannten Plan mit Legende. Die Halbinsel Bug von der Spitze bis zur Nordwache hatte ungefähr eine Fläche von 500 ha, ist etwa acht bis neun Kilometer lang, die breiteste Stelle ist damals 800 m gewesen, die schmalste Stelle bei 50 m. Etwa die nördliche Hälfte davon war aktiv genutzter Platz durch Seeflieger und den Landflugplatz, der südlich den aktiven Teil abschloss. Ganz unten im Süden war Übungsgebiet speziell für Bombenabwürfe (das auch zwischen Hiddensee und Bug auf der Wasserfläche) und für Sprengübungen. Dazu wurden auch die Reste des ehemaligen Posthauses als Ziel genutzt. Das Training Bordwaffenschießen erfolgte nördlich von Dranske auf der Ostseeseite. Die seemännische Ausbildung für die Piloten fand an der Seefahrtsschule der Luftwaffe in Lobbe auf Rügen statt.
Details folgen nach.
Eddy
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Beitrag von Eddy » 30.10.2015 16:23

Nun kommt im südlichen Teil eine für uns bisher nicht eindeutige Tatsache. Hier gibt es heute noch ein gesprengtes Gebilde, was ein Einmannbunker gewesen sein muss/kann. Aber warum gerade hier an dieser Stelle, was spielte sich hier ab?
Ich habe im Technikmuseum Sinsheim ein Beispiel für einen Einmannbunker fotografiert. So ähnlich stelle ich mir das Ding auf dem Südbug auch vor, wenn er nicht gesprengt ist. Das der obere Abschluss etwas anders ist, spielt glaube ich keine Rolle.
Ich glaube das Bombenwurftraining spielt hier eine untergeordnete Rolle. Die benutzten Zementbomben hatten ja nur 160 g Sprengstoff im Körper. Sprengübungen sind aber keine Ein-Mann-Sache, also sicher auch nicht. Im HMA hatte ich diese Frage auch schon gestellt aber eine richtige Lösung haben wir auch nicht gefunden. Wie seht Ihr das? Gibt es ähnliche Beispiele? Es ist weit und breit nichts um diesen Bunker herum und er muss während des 2. WK direkt am Strand gestanden haben. Inzwischen ist das Land um ihn herum mehr geworden und er steht etwas weiter im Inneren der Halbinsel.
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Beitrag von Eddy » 30.10.2015 19:17

Zur Klärung des Bunkerproblems bleibt ja noch Zeit.
Um die Veränderung des gesamten Gebietes rund um Dranske zu verstehen, muss man wissen, dass Dranske bis 1934/35 ein kleines verträumtes Fischerdorf war. 13 Höfe und eine Gaststätte sowie ein Schulgebäude. Mit dem Bau des Fliegerhorstes wurde auch gleichzeitig mit der Neugestaltung des Dorfes Dranske begonnen. Auf dem Bug entstanden bis hin zum Landflugplatz eine große Anzahl von Gebäuden unterschiedlicher Nutzung, davon acht Hallen und eine Werft. Dazu Wohngebäude, Wohnheime, Lazarett, Stabsgebäude, Flugleitgebäude und sieben Kasernen. Sport- und Schwimmhalle, Kraftwagengaragen, Waffenmeisterei, Zementbombenbäckerei, Schießplatz, Muni-Lager usw.
Als erstes zwei Luftaufnahmen vom Bug von 1994, einmal aus südlicher Richtung und zum anderen aus nördlicher Richtung.
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Beitrag von Eddy » 30.10.2015 19:21

... nun kommen einige Fotos vom Fliegerhorst selbst
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Beitrag von Eddy » 30.10.2015 19:26

... weiter geht es mit Gebäuden
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Beitrag von Eddy » 30.10.2015 19:36

... nun noch Sport- und Schwimmhalle und Stab
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Beitrag von Eddy » 30.10.2015 19:55

Nun zur gleichzeitigen Entwicklung des Fischerdorfes Dranske zur Militärsiedlung oder wie der Ort noch genannt wurde, Gartenstadt. Denn gebaut wurde in verschiedenen Baustilen, überwiegend Doppelhäuser mit jeweils Grundstück für Garten und Kleinvieh.
Der alte Ort wurde bis auf die Schule von 1868 völlig abgerissen und die Militärsiedlung, wie heute noch der alte Ort zu sehen ist, aufgebaut. Das Ensemble steht übrigens unter Denkmalschutz.
Da wurden sieben "Kommandeurshäuser" mit Vollunterkellerung und Luftschutzkeller gebaut. Wir glauben das in diesen Häusern höhere Offiziere gewohnt haben. Dann entstanden entlang einer Seite der Hauptstraße große eingeschossige Wohnblocks, auf der anderen Seite der Straße Doppelhäuser halb unterkellert und reetgedeckt. Im Torbogen, auch in der Hauptstraße, wurden wieder andere Doppelhäuser gebaut, ebenso in der Schul-, Ring- und Seestraße. Dazu kommen die großen Gebäude der "Hermann-Göring-Schule", 1939 eingeweiht, und das Ledigenwohnheim am Bodden, ebenfalls 1939 eingeweiht. Was darüber hinaus noch für den Ort geplant war folgt extra.
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Beitrag von zulufox » 30.10.2015 22:41

Eddy hat geschrieben:Nun kommt im südlichen Teil eine für uns bisher nicht eindeutige Tatsache. Hier gibt es heute noch ein gesprengtes Gebilde, was ein Einmannbunker gewesen sein muss/kann. Aber warum gerade hier an dieser Stelle, was spielte sich hier ab?
Ich habe im Technikmuseum Sinsheim ein Beispiel für einen Einmannbunker fotografiert. So ähnlich stelle ich mir das Ding auf dem Südbug auch vor, wenn er nicht gesprengt ist. Das der obere Abschluss etwas anders ist, spielt glaube ich keine Rolle.
Ich glaube das Bombenwurftraining spielt hier eine untergeordnete Rolle. Die benutzten Zementbomben hatten ja nur 160 g Sprengstoff im Körper. Sprengübungen sind aber keine Ein-Mann-Sache, also sicher auch nicht. Im HMA hatte ich diese Frage auch schon gestellt aber eine richtige Lösung haben wir auch nicht gefunden. Wie seht Ihr das? Gibt es ähnliche Beispiele? Es ist weit und breit nichts um diesen Bunker herum und er muss während des 2. WK direkt am Strand gestanden haben. Inzwischen ist das Land um ihn herum mehr geworden und er steht etwas weiter im Inneren der Halbinsel.
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Hallo Eddy,

nein, kein Einmannbunker, sondern einer der Beobachtungsbunker des Bombenabwurfplatzes, von dem aus die Trefferlage der Zementbomben festgestellt wurde. Solche Überreste sind in unterschiedlichen Ausprägungen an vielen der Bombenabwurfplätze zu finden.

Geh mal bei der angegebenen Koordinate in Google Earth auf das Panoramio-Foto dort.

MfG
Zf :holy:
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Beitrag von bitti » 01.11.2015 17:32

Sehr informativ Eddy. Danke.

Wenn ich mir den Beitrag so durchlese komme ich zu der Erkenntnis, dass nun sogar zwei Schwimmhallen im Lauf der Geschichte in Dranske bzw. auf dem Bug das zeitlich gesegnet haben.. ;(

Wo befand sich die erste Schwimmhalle?

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